Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 135

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laubsaussichten sind äußerst unsicher. Ich glaube nicht, dass in absehbarer Zeit jemand weg kann. Es ist ja zweifellos an der Piave eine längere Operationspause eingetreten, die beendet wird, sobald wir die Kampfbedingungen so verschoben haben, wie wir es wollen. Die Brenta . und damit Venedig, mag noch das weitere Ziel sein. Ob es errungen wird schon nach einigen Wochen, oder im Zusammenhang mit unseren Frühjahrsangriffsschlachten 1918 im Westen, steht noch dahin. Zunächst steht eins fest: unsre Überlegenheit. Und wenn wir nun nicht mit hervorragendem Menschenmaterial gegen englische Maschinen anrennen, so ist das bloß klug. Aber Hiebe werden die Italiener noch ausreichend beziehen, oder Engländer und Fran-zosen müssen solche Kräfte vom Westen holen, dass dort eine fühlbare Entlastung eintritt. -Zunächst sitzen wir in Conegliano. einem netten Provinzstädtchen, bloß halbzerstört, in einem leidlich erhaltenen Patrizierhaus und lassen es uns wohl sein, so gut es geht. - Gesundheitlich geht es Hermann und mir gut. Ich hatte als «schwäbisch: manchmal> etwas Fieber. Kopfweh. Husten und so Zeug. Das ist nun alles ganz vorbei.

Über meine Arbeit, den neuen Divisionskommandeur und so manches aus Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft bei nächster Gelegenheit mehr.

Zum Schluss noch viele herzliche Grüße Euch allen, besonders den Kleinen und Kleinsten. Euer Eugen.

<Telegramm aus Salzburg> 9.12.17 7Uhr30nachm. Durchfahrt Ulm Montag Nachmit-tag 3 Uhr Hauptmann Hahn

<Telegramm aus München> 10.12.17 10 Uhr 30 vorm.

Ulm Durchfahrt nachmittags 2 Uhr 47 Gruß Eugen.
1918 Nordost-Frankreich

Oberehnheim (Eis.). 11.1.18 Liebe Eltern und Geschwister! Wir sind nun hier in einem schönen Schlösschen eingerichtet, das einem nach Frankreich geflohenen Baron de Hell ge-hört. Ich lege eine kleine Karte bei. die die Einfahrt ins Schlösschen darstcllt. Zu tun ist we-nig Die Division kommt allmählich hier in unserer Gegend an. die Transporte ziehen sich noch mehrere Wochen hinaus. Wir liegen sicher längere Zeit hier zur Ruhe und Ausbildung. Es sind zahlreiche Offz. in Urlaub, so auch gestern Altend Herzog Ulrich. Ich habe nicht sehr viel zu tun. sodass ich auch etwas lesen kann und zum Briefschreiben komme. Meine Ur-laubszeit war ganz wunderschön. Es sind nun doch 4 Wochen geworden. Und das ist für unse-reinen sehr viel. Ich war froh, dass ich nun mal nicht telegrafisch geholt werden musste und in Ruhe mit Hedwig zusammen sein konnte. Schwägerin. Mutter und Frau haben mir es so schön und behaglich wie nur möglich gemacht und ich habe mir es in ihrer Ruhe und ihrem Frieden arg wohl sein lassen. Dabei war es so eine Art Hochzeitsreise gemütlichster Art und zudem alles zu Hause. Am Erscheinungsfest konnte ich noch mal geschwind nach Stuttgart fahren aber seil 7. bin ich nun endgültig hier. Wenn ich auch wohl zunächst nicht mehr ab-kommen kann so liegt doch in der kurzen Reise eine gewisse Beruhigung. Ich habe nach Straßburg eine Bahnstunde und von dort nach Stuttgart drei. Ich bin ja sogar in Telefoniermöglichkeitsnähe, das ist doch viel! Meine Gedanken weilen natürlich auch oft bei Euch in Ulm wo es so arg behaglich war. Ich hoffe sehr, dass es Vater besser geht und dass er im Frühjahr auch was hat von Eurer schönen Wohnung und seinem Ruhestand. Nur eine Sor-ge habe ich noch, das ist die Magdfrage. Ich wäre sehr dafür, dass ein richtiges Schaffmädchen herkommt und dass Mutier um so öfter im Sofa sitzen und es sich auch wohl
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laubsaussichten sind äußerst unsicher. Ich glaube nicht, dass in absehbarer Zeit jemand weg kann. Es ist ja zweifellos an der Piave eine längere Operationspause eingetreten, die beendet wird, sobald wir die Kampfbedingungen so verschoben haben, wie wir es wollen. Die Brenta . und damit Venedig, mag noch das weitere Ziel sein. Ob es errungen wird schon nach einigen Wochen, oder im Zusammenhang mit unseren Frühjahrsangriffsschlachten 1918 im Westen, steht noch dahin. Zunächst steht eins fest: unsre Überlegenheit. Und wenn wir nun nicht mit hervorragendem Menschenmaterial gegen englische Maschinen anrennen, so ist das bloß klug. Aber Hiebe werden die Italiener noch ausreichend beziehen, oder Engländer und Fran-zosen müssen solche Kräfte vom Westen holen, dass dort eine fühlbare Entlastung eintritt. -Zunächst sitzen wir in Conegliano. einem netten Provinzstädtchen, bloß halbzerstört, in einem leidlich erhaltenen Patrizierhaus und lassen es uns wohl sein, so gut es geht. - Gesundheitlich geht es Hermann und mir gut. Ich hatte als «schwäbisch: manchmal> etwas Fieber. Kopfweh. Husten und so Zeug. Das ist nun alles ganz vorbei.

Über meine Arbeit, den neuen Divisionskommandeur und so manches aus Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft bei nächster Gelegenheit mehr.

Zum Schluss noch viele herzliche Grüße Euch allen, besonders den Kleinen und Kleinsten. Euer Eugen.

<Telegramm aus Salzburg> 9.12.17 7Uhr30nachm. Durchfahrt Ulm Montag Nachmit-tag 3 Uhr Hauptmann Hahn

<Telegramm aus München> 10.12.17 10 Uhr 30 vorm.

Ulm Durchfahrt nachmittags 2 Uhr 47 Gruß Eugen.
1918 Nordost-Frankreich

Oberehnheim (Eis.). 11.1.18 Liebe Eltern und Geschwister! Wir sind nun hier in einem schönen Schlösschen eingerichtet, das einem nach Frankreich geflohenen Baron de Hell ge-hört. Ich lege eine kleine Karte bei. die die Einfahrt ins Schlösschen darstcllt. Zu tun ist we-nig Die Division kommt allmählich hier in unserer Gegend an. die Transporte ziehen sich noch mehrere Wochen hinaus. Wir liegen sicher längere Zeit hier zur Ruhe und Ausbildung. Es sind zahlreiche Offz. in Urlaub, so auch gestern Altend Herzog Ulrich. Ich habe nicht sehr viel zu tun. sodass ich auch etwas lesen kann und zum Briefschreiben komme. Meine Ur-laubszeit war ganz wunderschön. Es sind nun doch 4 Wochen geworden. Und das ist für unse-reinen sehr viel. Ich war froh, dass ich nun mal nicht telegrafisch geholt werden musste und in Ruhe mit Hedwig zusammen sein konnte. Schwägerin. Mutter und Frau haben mir es so schön und behaglich wie nur möglich gemacht und ich habe mir es in ihrer Ruhe und ihrem Frieden arg wohl sein lassen. Dabei war es so eine Art Hochzeitsreise gemütlichster Art und zudem alles zu Hause. Am Erscheinungsfest konnte ich noch mal geschwind nach Stuttgart fahren aber seil 7. bin ich nun endgültig hier. Wenn ich auch wohl zunächst nicht mehr ab-kommen kann so liegt doch in der kurzen Reise eine gewisse Beruhigung. Ich habe nach Straßburg eine Bahnstunde und von dort nach Stuttgart drei. Ich bin ja sogar in Telefoniermöglichkeitsnähe, das ist doch viel! Meine Gedanken weilen natürlich auch oft bei Euch in Ulm wo es so arg behaglich war. Ich hoffe sehr, dass es Vater besser geht und dass er im Frühjahr auch was hat von Eurer schönen Wohnung und seinem Ruhestand. Nur eine Sor-ge habe ich noch, das ist die Magdfrage. Ich wäre sehr dafür, dass ein richtiges Schaffmädchen herkommt und dass Mutier um so öfter im Sofa sitzen und es sich auch wohl
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  • November 2, 2018 07:07:48 Zafiro Marti

    laubsaussichten sind äußerst unsicher. Ich glaube nicht, dass in absehbarer Zeit jemand weg kann. Es ist ja zweifellos an der Piave eine längere Operationspause eingetreten, die beendet wird, sobald wir die Kampfbedingungen so verschoben haben, wie wir es wollen. Die Brenta . und damit Venedig, mag noch das weitere Ziel sein. Ob es errungen wird schon nach einigen Wochen, oder im Zusammenhang mit unseren Frühjahrsangriffsschlachten 1918 im Westen, steht noch dahin. Zunächst steht eins fest: unsre Überlegenheit. Und wenn wir nun nicht mit hervorragendem Menschenmaterial gegen englische Maschinen anrennen, so ist das bloß klug. Aber Hiebe werden die Italiener noch ausreichend beziehen, oder Engländer und Fran-zosen müssen solche Kräfte vom Westen holen, dass dort eine fühlbare Entlastung eintritt. -Zunächst sitzen wir in Conegliano. einem netten Provinzstädtchen, bloß halbzerstört, in einem leidlich erhaltenen Patrizierhaus und lassen es uns wohl sein, so gut es geht. - Gesundheitlich geht es Hermann und mir gut. Ich hatte als «schwäbisch: manchmal> etwas Fieber. Kopfweh. Husten und so Zeug. Das ist nun alles ganz vorbei.

    Über meine Arbeit, den neuen Divisionskommandeur und so manches aus Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft bei nächster Gelegenheit mehr.

    Zum Schluss noch viele herzliche Grüße Euch allen, besonders den Kleinen und Kleinsten. Euer Eugen.

    <Telegramm aus Salzburg> 9.12.17 7Uhr30nachm. Durchfahrt Ulm Montag Nachmit-tag 3 Uhr Hauptmann Hahn

    <Telegramm aus München> 10.12.17 10 Uhr 30 vorm.

    Ulm Durchfahrt nachmittags 2 Uhr 47 Gruß Eugen.
    1918 Nordost-Frankreich

    Oberehnheim (Eis.). 11.1.18 Liebe Eltern und Geschwister! Wir sind nun hier in einem schönen Schlösschen eingerichtet, das einem nach Frankreich geflohenen Baron de Hell ge-hört. Ich lege eine kleine Karte bei. die die Einfahrt ins Schlösschen darstcllt. Zu tun ist we-nig Die Division kommt allmählich hier in unserer Gegend an. die Transporte ziehen sich noch mehrere Wochen hinaus. Wir liegen sicher längere Zeit hier zur Ruhe und Ausbildung. Es sind zahlreiche Offz. in Urlaub, so auch gestern Altend Herzog Ulrich. Ich habe nicht sehr viel zu tun. sodass ich auch etwas lesen kann und zum Briefschreiben komme. Meine Ur-laubszeit war ganz wunderschön. Es sind nun doch 4 Wochen geworden. Und das ist für unse-reinen sehr viel. Ich war froh, dass ich nun mal nicht telegrafisch geholt werden musste und in Ruhe mit Hedwig zusammen sein konnte. Schwägerin. Mutter und Frau haben mir es so schön und behaglich wie nur möglich gemacht und ich habe mir es in ihrer Ruhe und ihrem Frieden arg wohl sein lassen. Dabei war es so eine Art Hochzeitsreise gemütlichster Art und zudem alles zu Hause. Am Erscheinungsfest konnte ich noch mal geschwind nach Stuttgart fahren aber seil 7. bin ich nun endgültig hier. Wenn ich auch wohl zunächst nicht mehr ab-kommen kann so liegt doch in der kurzen Reise eine gewisse Beruhigung. Ich habe nach Straßburg eine Bahnstunde und von dort nach Stuttgart drei. Ich bin ja sogar in Telefoniermöglichkeitsnähe, das ist doch viel! Meine Gedanken weilen natürlich auch oft bei Euch in Ulm wo es so arg behaglich war. Ich hoffe sehr, dass es Vater besser geht und dass er im Frühjahr auch was hat von Eurer schönen Wohnung und seinem Ruhestand. Nur eine Sor-ge habe ich noch, das ist die Magdfrage. Ich wäre sehr dafür, dass ein richtiges Schaffmädchen herkommt und dass Mutier um so öfter im Sofa sitzen und es sich auch wohl
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Sibylle Schreiber
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