Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 134
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nun endlich wieder mitten in die Familie zurückkehren kann in ein bissel Ansprache und Verwandtschaft hinein. Und auch Für Vater wird Ulm so viel Anregung bieten, dass es ihm sicher gefallen wird. Und dass auch Fante Colle bei Euch sein kann, ist für beide Teile sehr nett.. Ich freue mich jetzt schon, bis ich mit Hedwig Euch besuchen kann und wir unsansehen dürfen, wo Ihr Euern hoffentlich freundlich sonnigen Lebensabend zubringen wollt.
Nun zu den Geschwistern - Grafenberger! Vielen Dank fur Karls aufmerksame Gedenkkarte an uns Beide. Wie geht’s denn den Kindern? Es war doch ein arg kurzes Wiedersehen bei der Hochzeit. Und wenn ich nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, dass Dieter sich den Apfel-kuchen in heißem Bemühen in anerkennenswerter Folge schmecken ließ, um dann noch den Vorschlag zu machen, den Kaffee aus dem neugeschenkten Brunnen zu pumpen, so könnte ich ihn mir kaum mehr vorstellen. Du hast einen so lieben Brief an Hedwig geschrieben. Ma-ria. Auch dafür vielen Dank. Was machen die Heizschwierigkeiten, ist's besser geworden? Du kennst mich ja von der ..Seite“. Als es bei unserem Vormarsch hinter dem Tagliatelle so arg regnete und fror, habe ich mir einen kleinen Bügelofen ..angeschafft", der geht immer mit. Er wird neben meinem Schreibplatz, -tisch oder breit aufgestellt und das lange Ofenrohr ragt ziemlich vorwurfsvoll durch das Loch der Scheibe in die Natur hinaus, aber warm ist's we-nigstens. Ich hatte zunächst eine Mordswut auf die Italiener, weil sie nirgends Öfen hatten in ihrem meineidigen Land: seit mein Zimmer warm ist. kann ich zu kühler Rache zurückkeh-ren. Geht's den Kindern gut und Suse? Sie wird wohl bald Stütze irgendwo. - Hoffentlich geht's nun mit der Heizerei besser? Ich tat Euch ja gern als Expressgut ein paar Raummeter Pinien schicken, denn wenn man sieht, dass Libanons Zedern aus dem hiesigen Botanischen Garten (!!) zum Brückenbau verwendet und Klavierdeckel bei Laufstegen verwendet werden, so kommt es auf ein bissel mehr auch nimmer an. -
Reichenau - Du Sommers Glanz- und Glückszeit! Euch Schwenningerischen möchte ich auch hier noch mal herzlich danken, dass Ihr meine liebe Hedwig so nett und lieb aufgenommen und beherbergt habt. Es hat mir nur leid getan, dass wir unsre Hochzeitsreise getrennt vollen-den mussten, sie zu der schönen, stillen Insel und ich auf Kaisers Kosten nach Italien. Ich hof-fe. dass das kleine liebe Ruthkind immer wohl ist und werde seinem Vater Italianos in Gestalt von Zigarren schicken, sobald ich welcher habhaft werden kann. Bis jetzt raucht bloß die Etappe Zigarren und bei uns bloß die Kanonen. Aber ich hoffe doch in Mailand noch einige Spezialmarken auftreiben zu können, wenn wir dort sind.
Wiblinger - Ihr habt's am schönsten, weil Ihr die Eltern so nah habt. Euern Beruf besitzt, zu Hause sein könnt und Euer eigenes Heim habt. Es haben's nicht alle so gut. Aber, man muss zufrieden sein, wo man steht. Euch auch viele herzliche Grüße. -
Der I. Tante Collc möchte ich auch noch danken lur das schöne Ref.Gedicht. das mir Vater auch zusandte. Und dann bitte ich Euch, viele Grüße in der Apotheke auszurichten an Onkel Max und die Tanten und Vettern und Basen. - Sehr dankbar sind Hermann und ich der I. Mut-ter Für die ausführliche Schilderung des Weggangs von Dornhan. Unsere Gedanken waren in den Wochen auch dabei, dass Ihr das alte, uns lieb gewordene Haus geräumt habt. Es waren doch schöne Stunden, die wir dort hatten. Wenn ich an die Abende denke, die ich so manches Mal von Aistaig nach Dornhan ging und dann Trudel viel Saft und ..gröschte Kartoffel" «schwäbisch: geröstete Kartoffeln> richten musste- Die Weihnachtsabende und Kindergot-tesdienste und Raitgänge - alles Erinnerungen, die nicht so schnell verblassen werden. Nun konnte die Einrichtung, soweit sie nicht in Ulm gebraucht wurde, anscheinend in der Schwes-tern Häuser verwertet werden. -
Morgen ist schon der I. Advent. Bis ich auf diesen Brief Antwort haben kann, ist schon der halbe Dezember vorbei. Obwohl die Postverbindung eigentlich nicht schlecht. Ich bekam z.B heute am l.XIL. den Merkur vom 26.11.. Die Bahn geht seit gestern bis hierher nach Conegliano und ich sah die erste rauchende Lokomotive als wichtiges Bindemittel zur Kultur und Heimat an. Von Udine nach Wien lahn schon ein Schnellzug, der morgens 6 Uhr in Udi-ne abfahrt und abends in Wien ist. Doch, was hilft das. wenn man nicht drin sitzt. Unsere Ur-
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Bösingen
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Story location Bösingen
- ID
- 6555 / 78027
- Contributor
- Sibylle Schreiber
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