Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 133
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Gesundheitlich geht es mir immer noch recht. Ich leide gottlob gar nicht an der weit verbreite-ten Seuche Erbrechen und Durchfall. Ich habe guten Appetit und esse und trinke vernünftig. Letzteres nur alten Rotwein und nicht das junge, ital. Zeug. Abends nehme ich hie und da etwas Aspirin, das ist dann ganz, gut. - Mit dem Herzog arbeitet sich's sehr leicht. Er ist sehr zuvorkommend und klug und ich hoffe, dass wir in Harmonie auskommen.
Meine Briefe habe ich alle nach Stuttgart adressiert. So wirst Du sie am raschesten wohl be-kommen. Der große, an den König gerichtete Bericht hat Dir wohl fasslich und im Zusam-menhang die Ereignisse geschildert. Sind meine Tagebuchblätter auch schon angekommen und konntest Du alles lesen? - Deine kleinen Hausfrauenvorfreuden in Reichenau haben mich auch gefreut. - Ach. wenn wir nur erst so weit wären und unsern eigenen Haushalt hätten, nicht immer so eigentlich zu Gast sein müssten.
Ich furchte, dass dieser Zustand noch länger anhält, denn ich glaube nicht an Frieden diesen Winter und damit wird's Herbst 1918 wenn es früh aus ist!! Es ist ein Jammer. -Heute schicke ich Dir nun endlich auch die Geldbescheinigungen, sie sind seit einiger Zeit unterschrieben, aber zur Absendung kam ich noch nicht, wie auch noch mein ganzes Geld hier liegt und nicht weggeschickt ist. Ich hoffe, da morgen Zeit dazu zu bekommen. Es ist zwar immer was anderes los! - Die Stadt hier wäre recht nett, wenn sie nicht halb verbrannt und 1/2 zerstört wäre. Doch die Umgebung ist prachtvoll. Die Weinberghänge mit den weißen Schlössern drin. Dahinter die spitzen Gipfel der Julischen Alpen und fern im Dunst, wie am Ende eines Gartens, die Adria. An klaren Tagen soll man von unsern Höhen den Campanile von Venedig sehen. Ob wir da noch hinkommen? Schluss mit liebevollen Grüßen.
30.11.17 Liebe Eltern! Ich bin so froh. Euch in Ulm zu wissen. - Vielen herzlichen Dank für Mutters lieben Brief. Hermann und mir geht's recht gut. Die Tage werden nun etwas ruhi-ger. So hoffe ich. bald Zeit zu einem richtigen Brief zu bekommen. Hier nur herzliche Grüße an Mayers. Schwenningers und Schiebers. Euer Eugen.
Conegliano, 1.12.17. nachmittags Liebe Eltern und Geschwister! Es ist seit einigen Tagen etwas ruhiger in der Arbeit geworden, sodass ich endlich daran gehen kann. Euch etwas aus-führlicher zu schreiben. Auch die letzten Wochen waren noch außerordentlich bewegt. Ich konnte wenigstens an Hedwig noch häutiger Nachricht geben, aber zu großen Erzählungen und Schilderungen, wie sie vielleicht gerade die jüngeren Geschwister etwas erwartet hatten, hatte ich nicht die innere Ruhe und Umgebung dazu. Ich war froh, wenigstens die paar Sa-chen an Hedwig schreiben zu können, die mir am Herzen lagen. Da hat der italienische Feld-zug nur eine untergeordnete Rolle dabei gespielt. Ein paar Lebenszeichen habe ich dann an Euch absenden können. Der große Bericht wird inzwischen auch angekommen sein, ebenso der kleinere gedruckte, den ich vorgestern absandte. Es sind die Berichte, die ich für den Kö-nig ausgearbeitet habe. Ein bissel ein Bild werden sie Euch schon geben, von den Ereignissen, in denen wir standen. Ich bedaure auch hier, wie schon so oft in diesem Krieg, nicht die Er-eignisse vom privaten Standpunkt aus schildern zu können, aber dazu bin ich mit der Weiter-entwicklung und der Gegenwart zu tief verhängt. Ich habe mir vorgenommen, wenn die Tage ruhiger werden und ich in der Stimmung dazu bin. - und das gehört dazu die schönsten Momente noch mal zusammenstellen zu können. Bis dahin müsst Ihr Artikel, die wohl in den nächsten Wochen in der württb. Presse erscheinen werden, auch als stille Grüße von mir auf-fassen. Ich habe Professoren. Pfarrer und Gelehrte, soweit ich ihrer in der Division habhaft werden konnte, zur Berichterstattung angeregt und sie haben ganz nettes Material geliefert, das ich nach einiger Sichtung dem Kr. Min. zur Verfügung stellen konnte. Doch nun zu dem. was mir immer noch. - trotz Pinien und Schlössern am nächsten ist: nach Hedwig. Euch. I. Eltern und Geschwister! Ich bin sehr froh über Mutters und Vaters letzten Brief aus Ulm. Es spricht aus den Zeilen so viel ruhiges Befriedigtsein, dass wir Euch gerne in Ulm wissen. Be-sonders gönne ich es der I. Mutter, dass sie nach den langen, auch schönen Jahren in Domhan
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Bösingen
Location(s)
Story location Bösingen
- ID
- 6555 / 78026
- Contributor
- Sibylle Schreiber
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