Kriegstagebuch von Walther Huth, item 26

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linke Seite

besser Vormarsch auf Ypern. Kurz nach 8 Uhr

langten wir in einem Gehölz an, wo die

Franzer abzulösen waren. Der Graben war

in der ersten Hälfte sehr schön trocken, wurde

nachher aber recht naß. Glücklicherweise waren

fast durchweg eiserne Schutzschilde. Der Feind

war 70 - 20m von uns entfernt. Ein Doppelposten,

den Brennecke und ich sofort bezogen,

war auf 6 - 7m vom Feinde. Die Gräben

waren auf beiden Seiten gesichert durch Stacheldraht,

der mit den abgeschossenen Kronen und

Ästen des herrlichen Parks ein furchtbares Wirrnis

bildete. Artillerie konnte auf beiden Seiten

wegen der zu nahen Entfernung nicht arbeiten.

Schlafen war in der Nacht ausgeschlossen, es

mußten alle an den Schießscharten stehen, damit

wir nicht überrannt werden konnten. Es

herrschte die Bestimmung, daß das Bataillon

das auch nur einen Teil seines Grabens verliert,

solange nicht abgelöst wird, bis es den Graben

wiedergenommen hat. Für uns war von Dörpfeld

und seinem edlen Adjutanten Leutnant

Otto ein Sturm angesetzt, nur durch den Befehl,

daß das ganze Regiment abgelöst werden sollte,


...rechte Seite

wurde er uns erspart. Da kann man wieder

sehen, auf welcher Grundlage Stürme angesetzt

werden.

23. XII.  Dasselbe Lied.

24. XII.  Früh wurde von der Küche Kaffee geholt.

Abends 8 Uhr löste uns unser 3. Bataillon ab.

Wir hatten 3 Verwundete. Glücklich kamen wir

wieder zurück. Der Weg, der am 22. kaum

gangbar war, war durch einsetzenden Frost

ganz leidlich geworden. Nach 3/4 Std. lang befanden

wir uns in der Geschoßgarbe der Infanterie,

dann sausten nur noch die feindlichen

Granaten auf die Äcker der Umgegend.

Glücklich langten wir vollständig kaputt in

Gheluve an. Zum Unteroffizier befördert.

25. XII.  Verteilung von Liebesgaben. Neues Quartier

mit Tormann zusammen in einem Bett.

26. XII.  Schmerzen am rechten Fuß an der Ferse.

am Nachmittag zum Revier. Vereiterte Blase.

Am Abend rückte das Bataillon nach vorn

und ich konnte nicht mit. Wir wurden in

einem Brauereikeller einquartiert.

27. XII.  Im kalten Keller. Zu Mittag gutes

Essen bei Privatleuten.



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besser Vormarsch auf Ypern. Kurz nach 8 Uhr

langten wir in einem Gehölz an, wo die

Franzer abzulösen waren. Der Graben war

in der ersten Hälfte sehr schön trocken, wurde

nachher aber recht naß. Glücklicherweise waren

fast durchweg eiserne Schutzschilde. Der Feind

war 70 - 20m von uns entfernt. Ein Doppelposten,

den Brennecke und ich sofort bezogen,

war auf 6 - 7m vom Feinde. Die Gräben

waren auf beiden Seiten gesichert durch Stacheldraht,

der mit den abgeschossenen Kronen und

Ästen des herrlichen Parks ein furchtbares Wirrnis

bildete. Artillerie konnte auf beiden Seiten

wegen der zu nahen Entfernung nicht arbeiten.

Schlafen war in der Nacht ausgeschlossen, es

mußten alle an den Schießscharten stehen, damit

wir nicht überrannt werden konnten. Es

herrschte die Bestimmung, daß das Bataillon

das auch nur einen Teil seines Grabens verliert,

solange nicht abgelöst wird, bis es den Graben

wiedergenommen hat. Für uns war von Dörpfeld

und seinem edlen Adjutanten Leutnant

Otto ein Sturm angesetzt, nur durch den Befehl,

daß das ganze Regiment abgelöst werden sollte,


...rechte Seite

wurde er uns erspart. Da kann man wieder

sehen, auf welcher Grundlage Stürme angesetzt

werden.

23. XII.  Dasselbe Lied.

24. XII.  Früh wurde von der Küche Kaffee geholt.

Abends 8 Uhr löste uns unser 3. Bataillon ab.

Wir hatten 3 Verwundete. Glücklich kamen wir

wieder zurück. Der Weg, der am 22. kaum

gangbar war, war durch einsetzenden Frost

ganz leidlich geworden. Nach 3/4 Std. lang befanden

wir uns in der Geschoßgarbe der Infanterie,

dann sausten nur noch die feindlichen

Granaten auf die Äcker der Umgegend.

Glücklich langten wir vollständig kaputt in

Gheluve an. Zum Unteroffizier befördert.

25. XII.  Verteilung von Liebesgaben. Neues Quartier

mit Tormann zusammen in einem Bett.

26. XII.  Schmerzen am rechten Fuß an der Ferse.

am Nachmittag zum Revier. Vereiterte Blase.

Am Abend rückte das Bataillon nach vorn

und ich konnte nicht mit. Wir wurden in

einem Brauereikeller einquartiert.

27. XII.  Im kalten Keller. Zu Mittag gutes

Essen bei Privatleuten.




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  • February 24, 2017 20:56:43 Rolf Kranz

    ...

    linke Seite

    besser Vormarsch auf Ypern. Kurz nach 8 Uhr

    langten wir in einem Gehölz an, wo die

    Franzer abzulösen waren. Der Graben war

    in der ersten Hälfte sehr schön trocken, wurde

    nachher aber recht naß. Glücklicherweise waren

    fast durchweg eiserne Schutzschilde. Der Feind

    war 70 - 20m von uns entfernt. Ein Doppelposten,

    den Brennecke und ich sofort bezogen,

    war auf 6 - 7m vom Feinde. Die Gräben

    waren auf beiden Seiten gesichert durch Stacheldraht,

    der mit den abgeschossenen Kronen und

    Ästen des herrlichen Parks ein furchtbares Wirrnis

    bildete. Artillerie konnte auf beiden Seiten

    wegen der zu nahen Entfernung nicht arbeiten.

    Schlafen war in der Nacht ausgeschlossen, es

    mußten alle an den Schießscharten stehen, damit

    wir nicht überrannt werden konnten. Es

    herrschte die Bestimmung, daß das Bataillon

    das auch nur einen Teil seines Grabens verliert,

    solange nicht abgelöst wird, bis es den Graben

    wiedergenommen hat. Für uns war von Dörpfeld

    und seinem edlen Adjutanten Leutnant

    Otto ein Sturm angesetzt, nur durch den Befehl,

    daß das ganze Regiment abgelöst werden sollte,


    ...rechte Seite

    wurde er uns erspart. Da kann man wieder

    sehen, auf welcher Grundlage Stürme angesetzt

    werden.

    23. XII.  Dasselbe Lied.

    24. XII.  Früh wurde von der Küche Kaffee geholt.

    Abends 8 Uhr löste uns unser 3. Bataillon ab.

    Wir hatten 3 Verwundete. Glücklich kamen wir

    wieder zurück. Der Weg, der am 22. kaum

    gangbar war, war durch einsetzenden Frost

    ganz leidlich geworden. Nach 3/4 Std. lang befanden

    wir uns in der Geschoßgarbe der Infanterie,

    dann sausten nur noch die feindlichen

    Granaten auf die Äcker der Umgegend.

    Glücklich langten wir vollständig kaputt in

    Gheluve an. Zum Unteroffizier befördert.

    25. XII.  Verteilung von Liebesgaben. Neues Quartier

    mit Tormann zusammen in einem Bett.

    26. XII.  Schmerzen am rechten Fuß an der Ferse.

    am Nachmittag zum Revier. Vereiterte Blase.

    Am Abend rückte das Bataillon nach vorn

    und ich konnte nicht mit. Wir wurden in

    einem Brauereikeller einquartiert.

    27. XII.  Im kalten Keller. Zu Mittag gutes

    Essen bei Privatleuten.



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Friedrich-Carl Hoffmann
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