Kriegstagebuch von Walther Huth, item 14

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...linke Seite

Kastel, dann nach Beerst, Quartier in einem

Bauernhof. Nachtlager im Stall auf Stroh.

Hundemüde.

27.X.  Ruhetag. Sachen reinigen.

28.X.  Wieder Ruhetag. Um 4 Uhr Aufbruch. Anscheinend

planloser Angriff auf den Feind, der ganz

dicht bei uns stand. Maschinengewehrfeuer von links.

Leutnant Kraus verwundet am Arm. In der Dunkelheit

bei herrlichem Mondschein wieder mal zurück

in die alten Quartiere. "Aufgabe wieder mal glänzend

gelöst !" Einfach lächerlich !

29.X.  Zeitig Abmarsch nach vorn. In Reserve. 44. Reseve-

Division vor uns zum Sturm auf die feindlichen

Stellungen. Die ganze Nacht über hatte unsere

Artillerie gearbeitet. In einem Gehöft Halt. Die

ersten Eiserne Kreuze. Feines Essen aus der Gulaschkanone

Dann weiter vor nach der Kolonnenbrücke,

die über den Kanal führt, der Dixmuden

umschließt. Sehr viel totes Vieh, sonst wie immer

fruchtbare Gegend. Wir bestatteten 6 Tote von 206.

In der Dunkelheit gingen wir in die alten Quartiere

zurück. Feldpost, Zigarren von Trudchen

aus Sömmerda.

30.X.  Sehr zeitig Alarm, wieder in den gestrigen


...rechte Seite

Schützengraben am Kanal. Sehr kalt. Gegen Mittag

rückten wir über den Kanal, auf lehmigen

Wegen im Gänsemarsch dran entlang und gingen

dann über offenes Gelände gegen einem vom

Feinde besetzten Eisenbahndamm vor. Sehr bald

bekamen wir heftiges Feuer. Wieder waren

viel Wassergräben zu überwinden auf schwankenden

Brettern oder auf einer Leiter. In einem

Graben warteten wir die Dunkelheit ab und

traten dann mit aufgepflanztem Seitengewehr

zum Sturm an. Bis auf 150m waren wir

vor dem Feind, als wir so rasendes Maschinengewehrfeuer

bekamen (von 3 Seiten), daß wir

uns an Ort und Stelle eingraben mußten in

demselben schweren Lehmboden wie immer. Meine

beiden Nachbarn wurden verwundet (Ring und

Liebolt). Nach und nach buddelten wir uns gegen

Infanterie leidlich sicher ein. Zum essen gab es

natürlich nichts.

31.X.  Den ganzen Tag über wurden wir heftig

beschossen. Unsere eigene Artillerie deckte uns auch

mal ein, ohne Schaden anzurichten, sie beschoß

den Eisenbahndamm. Wer wird heute Abend den

Sturm überleben ? Eine Handvoll ! Mondhelle Nacht !




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...linke Seite

Kastel, dann nach Beerst, Quartier in einem

Bauernhof. Nachtlager im Stall auf Stroh.

Hundemüde.

27.X.  Ruhetag. Sachen reinigen.

28.X.  Wieder Ruhetag. Um 4 Uhr Aufbruch. Anscheinend

planloser Angriff auf den Feind, der ganz

dicht bei uns stand. Maschinengewehrfeuer von links.

Leutnant Kraus verwundet am Arm. In der Dunkelheit

bei herrlichem Mondschein wieder mal zurück

in die alten Quartiere. "Aufgabe wieder mal glänzend

gelöst !" Einfach lächerlich !

29.X.  Zeitig Abmarsch nach vorn. In Reserve. 44. Reseve-

Division vor uns zum Sturm auf die feindlichen

Stellungen. Die ganze Nacht über hatte unsere

Artillerie gearbeitet. In einem Gehöft Halt. Die

ersten Eiserne Kreuze. Feines Essen aus der Gulaschkanone

Dann weiter vor nach der Kolonnenbrücke,

die über den Kanal führt, der Dixmuden

umschließt. Sehr viel totes Vieh, sonst wie immer

fruchtbare Gegend. Wir bestatteten 6 Tote von 206.

In der Dunkelheit gingen wir in die alten Quartiere

zurück. Feldpost, Zigarren von Trudchen

aus Sömmerda.

30.X.  Sehr zeitig Alarm, wieder in den gestrigen


...rechte Seite

Schützengraben am Kanal. Sehr kalt. Gegen Mittag

rückten wir über den Kanal, auf lehmigen

Wegen im Gänsemarsch dran entlang und gingen

dann über offenes Gelände gegen einem vom

Feinde besetzten Eisenbahndamm vor. Sehr bald

bekamen wir heftiges Feuer. Wieder waren

viel Wassergräben zu überwinden auf schwankenden

Brettern oder auf einer Leiter. In einem

Graben warteten wir die Dunkelheit ab und

traten dann mit aufgepflanztem Seitengewehr

zum Sturm an. Bis auf 150m waren wir

vor dem Feind, als wir so rasendes Maschinengewehrfeuer

bekamen (von 3 Seiten), daß wir

uns an Ort und Stelle eingraben mußten in

demselben schweren Lehmboden wie immer. Meine

beiden Nachbarn wurden verwundet (Ring und

Liebolt). Nach und nach buddelten wir uns gegen

Infanterie leidlich sicher ein. Zum essen gab es

natürlich nichts.

31.X.  Den ganzen Tag über wurden wir heftig

beschossen. Unsere eigene Artillerie deckte uns auch

mal ein, ohne Schaden anzurichten, sie beschoß

den Eisenbahndamm. Wer wird heute Abend den

Sturm überleben ? Eine Handvoll ! Mondhelle Nacht !





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  • February 18, 2017 20:38:22 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    Kastel, dann nach Beerst, Quartier in einem

    Bauernhof. Nachtlager im Stall auf Stroh.

    Hundemüde.

    27.X.  Ruhetag. Sachen reinigen.

    28.X.  Wieder Ruhetag. Um 4 Uhr Aufbruch. Anscheinend

    planloser Angriff auf den Feind, der ganz

    dicht bei uns stand. Maschinengewehrfeuer von links.

    Leutnant Kraus verwundet am Arm. In der Dunkelheit

    bei herrlichem Mondschein wieder mal zurück

    in die alten Quartiere. "Aufgabe wieder mal glänzend

    gelöst !" Einfach lächerlich !

    29.X.  Zeitig Abmarsch nach vorn. In Reserve. 44. Reseve-

    Division vor uns zum Sturm auf die feindlichen

    Stellungen. Die ganze Nacht über hatte unsere

    Artillerie gearbeitet. In einem Gehöft Halt. Die

    ersten Eiserne Kreuze. Feines Essen aus der Gulaschkanone

    Dann weiter vor nach der Kolonnenbrücke,

    die über den Kanal führt, der Dixmuden

    umschließt. Sehr viel totes Vieh, sonst wie immer

    fruchtbare Gegend. Wir bestatteten 6 Tote von 206.

    In der Dunkelheit gingen wir in die alten Quartiere

    zurück. Feldpost, Zigarren von Trudchen

    aus Sömmerda.

    30.X.  Sehr zeitig Alarm, wieder in den gestrigen


    ...rechte Seite

    Schützengraben am Kanal. Sehr kalt. Gegen Mittag

    rückten wir über den Kanal, auf lehmigen

    Wegen im Gänsemarsch dran entlang und gingen

    dann über offenes Gelände gegen einem vom

    Feinde besetzten Eisenbahndamm vor. Sehr bald

    bekamen wir heftiges Feuer. Wieder waren

    viel Wassergräben zu überwinden auf schwankenden

    Brettern oder auf einer Leiter. In einem

    Graben warteten wir die Dunkelheit ab und

    traten dann mit aufgepflanztem Seitengewehr

    zum Sturm an. Bis auf 150m waren wir

    vor dem Feind, als wir so rasendes Maschinengewehrfeuer

    bekamen (von 3 Seiten), daß wir

    uns an Ort und Stelle eingraben mußten in

    demselben schweren Lehmboden wie immer. Meine

    beiden Nachbarn wurden verwundet (Ring und

    Liebolt). Nach und nach buddelten wir uns gegen

    Infanterie leidlich sicher ein. Zum essen gab es

    natürlich nichts.

    31.X.  Den ganzen Tag über wurden wir heftig

    beschossen. Unsere eigene Artillerie deckte uns auch

    mal ein, ohne Schaden anzurichten, sie beschoß

    den Eisenbahndamm. Wer wird heute Abend den

    Sturm überleben ? Eine Handvoll ! Mondhelle Nacht !




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  • 51.01951103528411||2.924204168164124||

    vor Diksmuide

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    Coswig (bei Dresden)

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  • Story location Coswig (bei Dresden)
  • Document location vor Diksmuide
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2655 / 33559
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http://europeana1914-1918.eu/...
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Friedrich-Carl Hoffmann
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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