Mein Tagebuch (Kriegstagebuch), Josef Rust, item 92

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Halt! Ist ja Krieg! - - Ein paar Blind-

gänger prusten einige hundert Meter weit

hinter uns in die lehmige Erde als Beweis

für die unangenehme Wirklichkeit. Also

Kaffee bleibt; Torte, Schlagsahne fällt

weg, Frühkonzert fällt auch weg, eben

so Frühschoppen; 12 Uhr Mittag; nachmittags

4 Uhr Kaffee mit oder ohne Brot, abends

Picknick im Freien - Stillung hungriger

Raubtiere. Wir werden den Tag schon

verbringen. Stimmung ist da. Und

jetzt wird gearbeitet. Kamerad Schulze

kommt schon mit einem dicken Blu-

menstrauß, der prangt bald auf un-

serem Tisch. Eine Decke ist längst und

leicht besorgt. Bänke sind auch da.

Unsere Gruppe hat gerade genug Platz.

In den Vorhof dürfen noch ein paar

Unberufene. Die Inneneinrichtung ge-

fällt uns, nun wird draußen ge-

fegt und gereinigt. Ein Haufen alter

Drahtrollen, Dreck und Papier werden

zur Seite geschafft. Bis zum Abend noch

ein paar Stunden Dienst. Den machen

alle gerne. Post, Pakete und Verpfle"

gung holen. Einer bewacht unsere Laube.

Das macht der Posten mit. Er steht an

dem Eingange wie weiland Gottes

Engel an dem Eingange des Paradie"

ses. Wir sind bald zurück. Brot, Wurst,

Käse, Zigarren, Post, Briefe und Pakete,

das sind unsere Pfingstgaben. "Kinder!

soll das ein Pfingsten werden" meint

unser alter westfälischer Dorfbauer Schulze,

der gerade seine dicken Pfundspakete

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Halt! Ist ja Krieg! - - Ein paar Blind-

gänger prusten einige hundert Meter weit

hinter uns in die lehmige Erde als Beweis

für die unangenehme Wirklichkeit. Also

Kaffee bleibt; Torte, Schlagsahne fällt

weg, Frühkonzert fällt auch weg, eben

so Frühschoppen; 12 Uhr Mittag; nachmittags

4 Uhr Kaffee mit oder ohne Brot, abends

Picknick im Freien - Stillung hungriger

Raubtiere. Wir werden den Tag schon

verbringen. Stimmung ist da. Und

jetzt wird gearbeitet. Kamerad Schulze

kommt schon mit einem dicken Blu-

menstrauß, der prangt bald auf un-

serem Tisch. Eine Decke ist längst und

leicht besorgt. Bänke sind auch da.

Unsere Gruppe hat gerade genug Platz.

In den Vorhof dürfen noch ein paar

Unberufene. Die Inneneinrichtung ge-

fällt uns, nun wird draußen ge-

fegt und gereinigt. Ein Haufen alter

Drahtrollen, Dreck und Papier werden

zur Seite geschafft. Bis zum Abend noch

ein paar Stunden Dienst. Den machen

alle gerne. Post, Pakete und Verpfle"

gung holen. Einer bewacht unsere Laube.

Das macht der Posten mit. Er steht an

dem Eingange wie weiland Gottes

Engel an dem Eingange des Paradie"

ses. Wir sind bald zurück. Brot, Wurst,

Käse, Zigarren, Post, Briefe und Pakete,

das sind unsere Pfingstgaben. "Kinder!

soll das ein Pfingsten werden" meint

unser alter westfälischer Dorfbauer Schulze,

der gerade seine dicken Pfundspakete


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  • March 30, 2017 13:14:39 Eva Anna Welles (AUT)

    Halt! Ist ja Krieg! - - Ein paar Blind-

    gänger prusten einige hundert Meter weit

    hinter uns in die lehmige Erde als Beweis

    für die unangenehme Wirklichkeit. Also

    Kaffee bleibt; Torte, Schlagsahne fällt

    weg, Frühkonzert fällt auch weg, eben

    so Frühschoppen; 12 Uhr Mittag; nachmittags

    4 Uhr Kaffee mit oder ohne Brot, abends

    Picknick im Freien - Stillung hungriger

    Raubtiere. Wir werden den Tag schon

    verbringen. Stimmung ist da. Und

    jetzt wird gearbeitet. Kamerad Schulze

    kommt schon mit einem dicken Blu-

    menstrauß, der prangt bald auf un-

    serem Tisch. Eine Decke ist längst und

    leicht besorgt. Bänke sind auch da.

    Unsere Gruppe hat gerade genug Platz.

    In den Vorhof dürfen noch ein paar

    Unberufene. Die Inneneinrichtung ge-

    fällt uns, nun wird draußen ge-

    fegt und gereinigt. Ein Haufen alter

    Drahtrollen, Dreck und Papier werden

    zur Seite geschafft. Bis zum Abend noch

    ein paar Stunden Dienst. Den machen

    alle gerne. Post, Pakete und Verpfle"

    gung holen. Einer bewacht unsere Laube.

    Das macht der Posten mit. Er steht an

    dem Eingange wie weiland Gottes

    Engel an dem Eingange des Paradie"

    ses. Wir sind bald zurück. Brot, Wurst,

    Käse, Zigarren, Post, Briefe und Pakete,

    das sind unsere Pfingstgaben. "Kinder!

    soll das ein Pfingsten werden" meint

    unser alter westfälischer Dorfbauer Schulze,

    der gerade seine dicken Pfundspakete

  • March 29, 2017 00:08:46 Christian Schmidleithner

    Halt! Ist ja Krieg! - - Ein paar Blind-

    gänger sausten einige hundert Meter weit

    hinter uns in die lehmige Erde als Beweis

    für die unangenehme Wirklichkeit. Also

    Kaffee bleibt; Torte, Schlagsahne fällt

    weg, Frühkonzert fällt auch weg, eben

    so Frühschoppen; 12 Uhr Mittag; nachmittags

    4 Uhr Kaffee mit oder ohne Brot, abends

    Picknick im Freien - Stillung hungriger

    Raubtiere. Wir werden den Tag schon

    verbringen, Stimmung ist da. Und

    jetzt wird gearbeitet. Kamerad Schulze

    kommt schon mit einem diecken Blu-

    menstrauß, der prangt bald auf un-

    seren Tisch. Eine Decke ist längst und

    leicht besorgt. Bänke sind auch da.

    Unsere Truppe hat gerade genug Platz.

    In den Vorhof dürfen noch ein paar

    Unberufene. Die Inneneinrichtung ge-

    fällt uns, nun wird draußen ge-

    fegt und gereinigt. Ein Haufen alter

    Drahtrollen, Dreck und Papier werden

    zur Seite geschafft. Bis zum Abend noch

    ein paar Stunden Dienst. Den machen

    alle gerne. Post, Pakete und Verpfle-

    gung holen. Einer bewacht unsere Laube.

    Das macht der Posten mit. Er steht an

    dem Eingange wie weiland Gottes

    Engel an dem Eingange des Paradie-

    ses. Wir sind bald zurück. Brot, Wurst,

    Käse, Zigarren, Post, Briefe und Pakete,

    das sind unsere Pfingstaben. "Kinder!

    soll das ein Pfingsten werden" meint

    unser alter westfälischer Dorfbauer Schulze,

    der gerade seine dicken Pfundspakete


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2460 / 242850
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http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Josef Rust
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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