Kleiber Manuskript 01 - Vorwort - Pflanzenwelt Turkestans, item 12

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12.                                                                                                    

sieht man schon lange Zeit am Horizont die Pappelwipfel hervorragen;

auch gibt die Pyramidenpappel in Folge ihrer bedeutenden

Menge sowie ihrer hohen, schlanken Gestalt den Oasen das eigenartige

Gepräge, das ich bis jetzt noch in keinem anderen Lande wiedergefunden

habe. Der Baum selbst ist gerade nicht schön  Wortfolge von E.K. umgestellt: "schön gerade nicht" zu nennen, da

er wie ja auch unsere Pappeln einen mehr dürftigen Eindruck macht.

Bewohnt fand ich die Pyramidenpappel nur von einigen Blattwanzen

(Tafel XXX./1.), die übrigens auch teilweise auf der Silberpappel

vorkamen, u. von den Raupen eines Pappelspinners (Heleocus,

Tafel XVII./2.); an warmen Sommerabenden surrten verschiedene

Scarabäiden um die Wipfel. 


Die Dschiddabäume (russ. missing , kirgis. sart. Dschida,

Tafel 6./1a-e.) ragten vereinzelt in oft ziemlich hohen Exemplaren

über den ebenen Tonboden des Hofes empor. Die Baumtype des Loch

entspricht, wie mir von Kennern des Ölbaumes mitgeteilt wurde,

sehr dem Bilde des letzteren. Die langen, schmalen, graugrünen Blätter,

die hängenden Zweige, der abenteuerlich knorrige u. krumme, vielfach

verzweigte Stamm sollen beim Ölbaum ganz ähnlich vorkommen. Die

Blätter des Dschiddas erschienen Anfangs Mai, bald darauf auch die

kleinen, goldgelben Blüten. Diese bedeckten die Zweige in großer Zahl

u. strömten einen starken, sehr angenehmen Duft aus; doch konnte

ich ihn mit keinem der mir bekannten Wohlgerüche vergleichen.

An warmen Maiabenden trug die Abendbrise ganze Duftwolken

über den Hof u. boten die im Scheine des in Turkestan so überaus

klaren Mondlichts wie mit Silber übergossen aussehenden Bäume

einen sehr schönen Anblick. Die Früchte, welche sich im Juni zu entwickeln

begannen, bleiben bis Ende September grünlich; sie haben

einen festen Kern. Später wird das Fruchtfleisch etwas mehlig u. die

Früchte selbst werden gelblich. Ich habe den Baum in Fergana in großer Menge

als Kulturbaum wiedergesehen, doch waren dort die Früchte von

wesentlich anderer Art, so daß die Perowsker Dschiddas wohl der

wilden Stammform, einer Pflanze des turkestanischen Tugai, angehörten. 

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12.                                                                                                    

sieht man schon lange Zeit am Horizont die Pappelwipfel hervorragen;

auch gibt die Pyramidenpappel in Folge ihrer bedeutenden

Menge sowie ihrer hohen, schlanken Gestalt den Oasen das eigenartige

Gepräge, das ich bis jetzt noch in keinem anderen Lande wiedergefunden

habe. Der Baum selbst ist gerade nicht schön  Wortfolge von E.K. umgestellt: "schön gerade nicht" zu nennen, da

er wie ja auch unsere Pappeln einen mehr dürftigen Eindruck macht.

Bewohnt fand ich die Pyramidenpappel nur von einigen Blattwanzen

(Tafel XXX./1.), die übrigens auch teilweise auf der Silberpappel

vorkamen, u. von den Raupen eines Pappelspinners (Heleocus,

Tafel XVII./2.); an warmen Sommerabenden surrten verschiedene

Scarabäiden um die Wipfel. 


Die Dschiddabäume (russ. missing , kirgis. sart. Dschida,

Tafel 6./1a-e.) ragten vereinzelt in oft ziemlich hohen Exemplaren

über den ebenen Tonboden des Hofes empor. Die Baumtype des Loch

entspricht, wie mir von Kennern des Ölbaumes mitgeteilt wurde,

sehr dem Bilde des letzteren. Die langen, schmalen, graugrünen Blätter,

die hängenden Zweige, der abenteuerlich knorrige u. krumme, vielfach

verzweigte Stamm sollen beim Ölbaum ganz ähnlich vorkommen. Die

Blätter des Dschiddas erschienen Anfangs Mai, bald darauf auch die

kleinen, goldgelben Blüten. Diese bedeckten die Zweige in großer Zahl

u. strömten einen starken, sehr angenehmen Duft aus; doch konnte

ich ihn mit keinem der mir bekannten Wohlgerüche vergleichen.

An warmen Maiabenden trug die Abendbrise ganze Duftwolken

über den Hof u. boten die im Scheine des in Turkestan so überaus

klaren Mondlichts wie mit Silber übergossen aussehenden Bäume

einen sehr schönen Anblick. Die Früchte, welche sich im Juni zu entwickeln

begannen, bleiben bis Ende September grünlich; sie haben

einen festen Kern. Später wird das Fruchtfleisch etwas mehlig u. die

Früchte selbst werden gelblich. Ich habe den Baum in Fergana in großer Menge

als Kulturbaum wiedergesehen, doch waren dort die Früchte von

wesentlich anderer Art, so daß die Perowsker Dschiddas wohl der

wilden Stammform, einer Pflanze des turkestanischen Tugai, angehörten. 


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  • November 19, 2018 19:46:33 Eva Anna Welles (AUT)

    12.                                                                                                    

    sieht man schon lange Zeit am Horizont die Pappelwipfel hervorragen;

    auch gibt die Pyramidenpappel in Folge ihrer bedeutenden

    Menge sowie ihrer hohen, schlanken Gestalt den Oasen das eigenartige

    Gepräge, das ich bis jetzt noch in keinem anderen Lande wiedergefunden

    habe. Der Baum selbst ist gerade nicht schön  Wortfolge von E.K. umgestellt: "schön gerade nicht" zu nennen, da

    er wie ja auch unsere Pappeln einen mehr dürftigen Eindruck macht.

    Bewohnt fand ich die Pyramidenpappel nur von einigen Blattwanzen

    (Tafel XXX./1.), die übrigens auch teilweise auf der Silberpappel

    vorkamen, u. von den Raupen eines Pappelspinners (Heleocus,

    Tafel XVII./2.); an warmen Sommerabenden surrten verschiedene

    Scarabäiden um die Wipfel. 


    Die Dschiddabäume (russ. missing , kirgis. sart. Dschida,

    Tafel 6./1a-e.) ragten vereinzelt in oft ziemlich hohen Exemplaren

    über den ebenen Tonboden des Hofes empor. Die Baumtype des Loch

    entspricht, wie mir von Kennern des Ölbaumes mitgeteilt wurde,

    sehr dem Bilde des letzteren. Die langen, schmalen, graugrünen Blätter,

    die hängenden Zweige, der abenteuerlich knorrige u. krumme, vielfach

    verzweigte Stamm sollen beim Ölbaum ganz ähnlich vorkommen. Die

    Blätter des Dschiddas erschienen Anfangs Mai, bald darauf auch die

    kleinen, goldgelben Blüten. Diese bedeckten die Zweige in großer Zahl

    u. strömten einen starken, sehr angenehmen Duft aus; doch konnte

    ich ihn mit keinem der mir bekannten Wohlgerüche vergleichen.

    An warmen Maiabenden trug die Abendbrise ganze Duftwolken

    über den Hof u. boten die im Scheine des in Turkestan so überaus

    klaren Mondlichts wie mit Silber übergossen aussehenden Bäume

    einen sehr schönen Anblick. Die Früchte, welche sich im Juni zu entwickeln

    begannen, bleiben bis Ende September grünlich; sie haben

    einen festen Kern. Später wird das Fruchtfleisch etwas mehlig u. die

    Früchte selbst werden gelblich. Ich habe den Baum in Fergana in großer Menge

    als Kulturbaum wiedergesehen, doch waren dort die Früchte von

    wesentlich anderer Art, so daß die Perowsker Dschiddas wohl der

    wilden Stammform, einer Pflanze des turkestanischen Tugai, angehörten. 

  • October 15, 2018 19:55:18 Gabriele Kister-Schuler

    12.                                                                                                    

    sieht man schon lange Zeit am Horizont die Pappelwipfel hervorragen;

    auch gibt die Pyramidenpappel in Folge ihrer bedeutenden

    Menge sowie ihrer hohen, schlanken Gestalt den Oasen das eigenartige

    Gepräge, das ich bis jetzt noch in keinem anderen Lande wiedergefunden

    habe. Der Baum selbst ist gerade nicht schön  Wortfolge von E.K. umgestellt: "schön gerade nicht" zu nennen, da

    er wie ja auch unsere Pappeln einen mehr dürftigen Endruck macht.

    Bewohnt fand ich die Pyramidenpappel nur von einigen Blattwanzen

    (Tafel XXX./1.), die übrigens auch teilweise auf der Silberpappel

    vorkamen, u. von den Raupen eines Pappelspinners (Heleocus,

    Tafel XVII./2.); an warmen Sommerabenden surrten verschieden

    Scarabäiden um die Wipfel. 

    Die Dschiddabäume (russ. missing , kirgis. sart. Dschida,

    Tafel 6./1a-e.) ragten vereinzelt in oft ziemlich hohen Exemplaren

    über den ebenen Tonboden des Hofes empor. Die Baumtype des Loch

    entspricht, wie mir von Kennern des Ölbaumes mitgeteilt wurde,

    sehr dem Bilde des letzteren. Die langen, schmalen, graugrünen Blätter,

    die hängenden Zweige, der abenteuerlich knorrige u. krumme, vielfach

    verzweigte Stamm sollen beim Ölbaum ganz ähnlich vorkommen. Die

    Blätter des Dschiddas erschienen Anfangs Mai, bald darauf auch die

    kleinen, goldgelben Blüten. Diese bedeckten die Zweige in großer Zahl

    u. strömten einen starken, sehr angenehmen Duft aus; doch konnte

    ich ihn mit keinem der mir bekannten Wohlgerüche vergleichen.

    An warmen Maiabenden trug die Abendbrise ganze Duftwolken

    über den Hof u. boten die im Scheine des im Turkestan so überaus

    klaren Mondlichts wie mit Silber übergossen aussehenden Bäume

    einen sehr schönen Anblick. Die Früchte, welche sich im Juni zu entwickeln

    begannen, bleiben bis Ende September grünlich; sie haben

    einen festen Kern. Später wird das Fruchtfleisch etwas mehlig u. die

    Früchte selbst werden gelblich. Ich habe den Baum in Fergana in großer Menge

    als Kulturbaum wiedergesehen, doch waren dort die Früchte von

    wesentlich anderer Art, so daß die Perowsken Dschiddas wohl der

    milden Stammform, einer Pflanze des turkestanischen Tugai, angehörten. 


  • October 15, 2018 16:28:28 Johanna Rustler

    12.                                                                                                    

    sieht man schon lange Zeit am Horizont die Pappelwipfel hervorragen;

    auch gibt die Pyramidenpappel in Folge ihrer bedeutenden

    Menge sowie ihrer hohen, schlanken Gestalt den Oasen das eigenartige

    Gepräge, das ich bis jetzt noch in keinem anderen Lande wiedergefunden

    habe. Der Baum selbst ist gerade nicht schön, zu nennen, da

    er wie ja auch unsere Pappeln einen mehr dürftigen Endruck macht.

    Bewohnt fand ich die Pyramidenpappel nur von einigen Blattwanzen

    (Tafel XXX./1.), die übrigens auch teilweise auf der Silberpappel

    vorkamen, u. von den Raupen eines Pappelspinners (Heleocus,

    Tafel XVII./2.); an warmen Sommerabenden stürmten verschieden

    Scarabäiden um die Wipfel. 

    Die Dschiddabäume (russ. missing , kirgis. sart. Dschida,

    Tafel 6./1a-e.) ragten vereinzelt in oft ziemlich hohen Exemplaren

    über den ebenen Tonboden des Hofes empor. Die Baumtype des Loch

    entspricht, wie mir von Kennern des Ölbaumes mitgeteilt wurde,

    sehr dem Bilde des letzteren. Die langen, schmalen, graugrünen Blätter,

    die hängenden Zweige, der abenteuerlich knorrige u. krumme, vielfach 

    verzweigte Stamm sollen beim Ölbaum ganz ähnlich vorkommen. Die

    Blätter des Dschiddas erschienen Anfangs Mai, bald darauf auch die

    kleinen, goldgelben Blüten. Diese bedeckten die Zweige in großer Zahl

    u. strömten einen starken, sehr angenemen Duft aus; doch konnte

    ich ihn mit keinen der mir bekannten Wohlgerüche vergleichen.

    An warmen Maiabenden trug die Abendbrise ganze Duftwolken

    über den Hof u. boten die im Scheine des im Turkestan so überaus

    klaren Mondlichts wie mit Silber übergossen aussehenden Bäume

    einen sehr schönen Anblick. Die Früchte, welche sich im Juni zu entwickeln

    begannen, bleiben bis Ende September grünlich; sie haben

    einen festen Kern. Später wird das Fruchtfleisch etwas mehlig u. die

    Früchte selbst werden gelblich. Ich habe den Baum in Fergana in großer Menge

    als Kulturbaum wiedergesehen, doch waren dort die Früchte von

    wesentlich anderer Art, so daß die Perowsken Dschiddas wohl der

    milden Stammform, einer Pflanze des turkestnanischen Tugai, angehörten. 


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20836 / 235780
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http://europeana1914-1918.eu/...
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F&F
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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