Tagebuch meines Großvaters Erich Schubert, item 2

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Seite 4:

Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwik wo der

Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

ersetzte ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Gewehr

mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

ließ mit der Zeit nach und verstummte dann ganz.

So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

also im Felde gemacht.

Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

Seite 5:

zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjunkern,

12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

Thronfolger Albrecht Herzog von Württemberg zu sehen, welche von dem Regiment eine Parade

abnahmen.

Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

Hollebeke und an den drei Häusern vorbei. Dann ging

es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

Tage. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

Linie vor und lößten lösten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unterständen

war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

ruhig dafür aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen


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Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwik wo der

Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

ersetzte ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Gewehr

mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

ließ mit der Zeit nach und verstummte dann ganz.

So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

also im Felde gemacht.

Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

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zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjunkern,

12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

Thronfolger Albrecht Herzog von Württemberg zu sehen, welche von dem Regiment eine Parade

abnahmen.

Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

Hollebeke und an den drei Häusern vorbei. Dann ging

es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

Tage. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

Linie vor und lößten lösten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unterständen

war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

ruhig dafür aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen



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  • November 13, 2018 22:08:45 Xip K

    Seite 4:

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwik wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetzte ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Gewehr

    mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjunkern,

    12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger Albrecht Herzog von Württemberg zu sehen, welche von dem Regiment eine Parade

    abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Häusern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten lösten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unterständen

    war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

    der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

    mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

    werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

    ruhig dafür aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

    die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

    gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

    gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

    nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen


  • November 11, 2018 22:17:33 Xip K

    Seite 4:

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwik wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetzte ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger Albrecht Herzog von Württemberg zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Häusern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten lösten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unter-

    ständen war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

    der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

    mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

    werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

    ruhig dafür aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

    die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

    gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

    gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

    nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen



  • November 11, 2018 22:11:12 Xip K

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    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwik wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger Albrecht Herzog von Württemberg zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Häusern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten lösten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unter-

    ständen war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

    der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

    mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

    werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

    ruhig dafür aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

    die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

    gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

    gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

    nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen



  • November 11, 2018 22:09:42 Xip K

    Seite 4:

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger Albrecht Herzog von Württemberg zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Häusern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten lösten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unter-

    ständen war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

    der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

    mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

    werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

    ruhig dafür aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

    die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

    gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

    gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

    nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen



  • November 11, 2018 22:05:49 Xip K

    Seite 4:

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte. dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Häusern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten lösten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unter-

    ständen war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

    der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

    mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

    werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

    ruhig dafür aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

    die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

    gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

    gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

    nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen



  • November 11, 2018 22:03:39 Xip K

    Seite 4:

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte. dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Huausern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage,. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unter-

    ständen war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

    der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

    mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

    werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

    ruhig dafür aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

    die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

    gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

    gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

    nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen



  • November 11, 2018 07:01:20 Xip K

    Seite 4:

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte. dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Huausern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage,. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unter-

    ständen war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

    der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

    mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

    werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

    ruhig dafuur aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

    die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

    gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

    gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

    nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen



  • November 11, 2018 07:00:53 Xip K

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte. dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Huausern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage,. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten nun die Komp. Kompagnie ab. Von Unter-

    ständen war nicht viel zu sehen. Es wurde mit

    der Zeit sehr viel gebaut. Jede Nacht mußten Transporte

    mit Stacheldraht, Faschinen oder Laufrohren gemacht

    werden. Unsere Stellung in der Saubucht war Anfangs

    ruhig dafuur aber schön naß. Auf der Höhe 60 schoßen

    die Engländer viel mit schweren Minen. Nach 3 Tagen

    gingen wir nach Tembrielen in Ruhe wo wir früh immer

    gegen 4 Uhr ankamen. An ein Schlafen gehen war da

    nicht zu denken, denn die älteren Kameraden fingen



  • November 11, 2018 06:57:37 Xip K

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte. dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Huausern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage,. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.

    Aber auch welch ein Schreck als wir da hineingingen

    schöpften wir gleich mit den Stiefeln Wasser. Dieses

    war uns etwas ungewohntes. So ging es in die erste

    Linie vor und lößten nun die Komp. Kompagnie ab.



  • November 11, 2018 06:56:03 Xip K

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte. dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen. Unsere Stellung hieß die Höhe

    59 und 60 sowie die Saubucht. Was hatten wir uns für

    einen Begriff gemacht wie es da vorn aussieht. Als wir

    aus Tembrielen heraus waren, ging es einzeln hinter-

    einander in die Nacht hinein. Wir kamen an Schloß

    Hollebeke und an den drei Huausern vorbei. Dann ging

    es auf einem Knüppelweg am Bahndamm entlang

    und kamen in die Bereitschaft. Hier lagen wir 3

    Tage,. In der Nacht ging es dann die Bereitschaft entlang

    bis wir auf die Straße kamen. Beim hochgehen einer

    Leuchtkugel sahen wir einige zerschossene Häuser. Bald

    kam uns ein recht unangenehmer Geruch entgegen. Auf

    der Straße lagen einige tote Pferde, denn hier pfiffen die

    Gewehrkugeln. Aber auch dieses tote Wesen hatte für uns

    einen Vorteil, denn dort fing unser Laufgraben an.



  • November 11, 2018 06:51:05 Xip K

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unser Strohlager zurecht

    um uns von der angestrengten Bahnfahrt schlafen zu

    legen denn es war inzwischen Abend geworden. Die

    erste Nacht war gleich eine Überraschung für uns. Mitten

    aus dem Schlaf geweckt hörten wir mehrere Schüsse

    auf der Straße. Der Unteroffz. weckte alle und das Ge-

    wehr mußte fertig gemacht werden. Wir vermuteten

    das Franktireure auf der Straße waren. Das Gewehrfeuer

    ließ mit der Zeit nach und verstummte. dann ganz.

    So konnten wir uns wieder schlafen legen. Als wir

    früh aufgestanden waren mußten wir uns gleich erkundigen,

    was das für eine Schießerei war. Uns wurde gesagt, daß die

    Soldaten das neue Jahr eingeschossen haben. So wurde das

    also im Felde gemacht.

    Einige Tage wurde exerziert bis das Regiment

    aus Stellung kam. Wir rückten dann nach Menin

    Fotopostkarte 5. Menin-Rue d'Ypres

    Seite 5:

    zurück wo unser Ersatz von 3 Offizieren, 2 Fähnriche, 9 Fahnenjun-

    kern, 12 Offizier-Stellvertreter, 120 Unteroffiziere und 1400 Mann

    in das Regiment eingereiht wurde. Nun war dasselbe wieder

    kriegsstark. Es wurde nun jeden Tag exerziert und Feldübungen

    gemacht. Unter anderen bekamen wir auch unseren Prinz

    Ernst Heinrich von Sachsen und den württembergischen

    Thronfolger zu sehen, welche von dem Regiment eine Pa-

    rade abnahmen.

    Am 12.1.1915 ging es nun an die Front um

    das Res. I.R. 202 abzulösen.


  • November 11, 2018 06:17:37 Xip K

    Als wir durch Löwen fuhren, sah man schon

    einiges von den Folgen des Krieges. Die Fahrt ging weiter

    über Brüssel, Gent, Courtrai, Menin nach Werwick wo der

    Transport am 30.12.1914 ankam. Hier wurden wir von

    Quartiermachen empfangen und einzelne Gruppen in

    Unterkünfte verteilt. Ich lag mit 1 Unteroffz. Unteroffizier und 8 Mann

    in einem Laden. Eine Fensterscheibe war nicht da, diese

    ersetze ein Bretterverschlag. Nachdem wir unsere Sachen

    abgelegt hatten, machten wir unsere Strohlager zurecht.


Description

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  • 50.7841386||3.0448969||

    Wervik, Belgium

  • 50.7962915||3.121342||

    Menen / Menin, Belgium

  • 50.79548||3.00276||

    Tembrielen / Ten-Brielen, Belgium

  • 50.8053761||2.9371958||

    Hollebeke, Ypres, Belgium

  • 50.8798438||4.7005176||

    Löwen / Leuven, Belgium

  • 50.8503463||4.3517211||

    Brüssel / Bruxelles, Belgium

  • 51.0543422||3.7174243||

    Gent / Ghent, Belgium

  • 50.8194776||3.2577263||

    Courtrai / Kortrijk, Belgium

  • 49.2208||5.432199999999966||

    Douaumont

    ||1
Location(s)
  • Story location Douaumont
  • Document location Wervik, Belgium
  • Additional document location Menen / Menin, Belgium
  • Additional document location Tembrielen / Ten-Brielen, Belgium
  • Additional document location Hollebeke, Ypres, Belgium
  • Additional document location Löwen / Leuven, Belgium
  • Additional document location Brüssel / Bruxelles, Belgium
  • Additional document location Gent / Ghent, Belgium
  • Additional document location Courtrai / Kortrijk, Belgium
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ID
15519 / 164630
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Christine Geist
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


December 30, 1914 – January 18, 1915
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