Tagebuchaufzeichnungen von Gerhard Anter, item 58

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- 74 -

an den Geist u. Körper der Flandernkämpfer gestellt, um

all das vorzubereiten, was dazu dient, die Kampfenergie

des Feindes zu brechen. Ich, Herr Soldat, habe aber nicht

nach alledem gefragt, weil ich mich gerade an der Gewaltprobe

meiner Leistungsfähigkeit erquickt habe. Es hätte

mir auch nichts genützt u. wäre auch ganz gegen meine

Auffassung gewesen, dieses anderen zu klagen. Denn es

fehlte mir nicht allein an Menschen, denen ich es aussprechen

konnte, auch von Jugend auf fühlte ich keine Neigung für

das Gelärm der Gesellschaft und ihrer höchst unnützen Etikette,

durch welche man das Leben leicht beflecken kann u.

die Zeit nur verschwendet, ich liebte vielmehr die Einsamkeit

und engere Unterhaltung mit deutscher Literaturlektüre. 

Ich will es auch hier niederschreiben: Ich hatte darum 

gleichfalls früher einmal die Ehe für eine große Last gehalten,

die mich in allen meinen Ergötzungen nur hindern

könne. Über Letzteres wurde ich nun  freilich hier in Flandern 

anderer Ansicht, wie überhaupt der Himmel unserem

Leben mancherlei Begebenheiten zuschickt, vom Guten zum

Bösen u. vom Bösen zum Schlimmeren, oder umgekehrt.

Und hier geschah es infolge noch anders, als das Schicksal,

ohne viel den Willen zu berücksichtigen, einen in die 

flandrische "Hölle", in den buntesten Expressionismus

des Lebens hinein stieß und das anders abgestimmte Gemüt

so erschütterte, daß ich mich naturgemäß sehr scharf

 

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an den Geist u. Körper der Flandernkämpfer gestellt, um

all das vorzubereiten, was dazu dient, die Kampfenergie

des Feindes zu brechen. Ich, Herr Soldat, habe aber nicht

nach alledem gefragt, weil ich mich gerade an der Gewaltprobe

meiner Leistungsfähigkeit erquickt habe. Es hätte

mir auch nichts genützt u. wäre auch ganz gegen meine

Auffassung gewesen, dieses anderen zu klagen. Denn es

fehlte mir nicht allein an Menschen, denen ich es aussprechen

konnte, auch von Jugend auf fühlte ich keine Neigung für

das Gelärm der Gesellschaft und ihrer höchst unnützen Etikette,

durch welche man das Leben leicht beflecken kann u.

die Zeit nur verschwendet, ich liebte vielmehr die Einsamkeit

und engere Unterhaltung mit deutscher Literaturlektüre. 

Ich will es auch hier niederschreiben: Ich hatte darum 

gleichfalls früher einmal die Ehe für eine große Last gehalten,

die mich in allen meinen Ergötzungen nur hindern

könne. Über Letzteres wurde ich nun  freilich hier in Flandern 

anderer Ansicht, wie überhaupt der Himmel unserem

Leben mancherlei Begebenheiten zuschickt, vom Guten zum

Bösen u. vom Bösen zum Schlimmeren, oder umgekehrt.

Und hier geschah es infolge noch anders, als das Schicksal,

ohne viel den Willen zu berücksichtigen, einen in die 

flandrische "Hölle", in den buntesten Expressionismus

des Lebens hinein stieß und das anders abgestimmte Gemüt

so erschütterte, daß ich mich naturgemäß sehr scharf

 


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  • June 18, 2017 07:49:46 Rolf Kranz

    - 74 -

    an den Geist u. Körper der Flandernkämpfer gestellt, um

    all das vorzubereiten, was dazu dient, die Kampfenergie

    des Feindes zu brechen. Ich, Herr Soldat, habe aber nicht

    nach alledem gefragt, weil ich mich gerade an der Gewaltprobe

    meiner Leistungsfähigkeit erquickt habe. Es hätte

    mir auch nichts genützt u. wäre auch ganz gegen meine

    Auffassung gewesen, dieses anderen zu klagen. Denn es

    fehlte mir nicht allein an Menschen, denen ich es aussprechen

    konnte, auch von Jugend auf fühlte ich keine Neigung für

    das Gelärm der Gesellschaft und ihrer höchst unnützen Etikette,

    durch welche man das Leben leicht beflecken kann u.

    die Zeit nur verschwendet, ich liebte vielmehr die Einsamkeit

    und engere Unterhaltung mit deutscher Literaturlektüre. 

    Ich will es auch hier niederschreiben: Ich hatte darum 

    gleichfalls früher einmal die Ehe für eine große Last gehalten,

    die mich in allen meinen Ergötzungen nur hindern

    könne. Über Letzteres wurde ich nun  freilich hier in Flandern 

    anderer Ansicht, wie überhaupt der Himmel unserem

    Leben mancherlei Begebenheiten zuschickt, vom Guten zum

    Bösen u. vom Bösen zum Schlimmeren, oder umgekehrt.

    Und hier geschah es infolge noch anders, als das Schicksal,

    ohne viel den Willen zu berücksichtigen, einen in die 

    flandrische "Hölle", in den buntesten Expressionismus

    des Lebens hinein stieß und das anders abgestimmte Gemüt

    so erschütterte, daß ich mich naturgemäß sehr scharf

     

  • June 3, 2017 17:42:32 Gottschall Margit

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    an den Geist u. Körper der Flandernkämpfer gestellt, um

    all das vorzubereiten, was dazu dient, die Kampfenergie

    des Feindes zu brechen. Ich, Herr Soldat, habe aber nicht

    nach alledem gefragt, weil ich mich gerade an der Gewaltprobe

    meiner Leistungsfähigkeit erquickt habe. Es hätte

    mir auch nichts genützt u. wäre auch ganz gegen meine

    Auffassung gewesen, dieses anderen zu klagen. Denn es

    fehlte mir nicht allein an Menschen, denen ich es aussprechen

    konnte, auch von Jugend auf fühlte ich keine Neigung für

    das Gelärm der Gesellschaft und ihrer höchst unnützen Etikette,

    durch welche man das Leben leicht beflecken kann u.

    die Zeit nur verschwendet, ich liebte vielmehr die Einsamkeit

    und engere Unterhaltung mit deutscher Litreraturlektüre. 

    Ich will es auch hier niederschreiben: Ich hatte darum 

    gleichfalls früher einmal die Ehe für eine große Last gehalten,

    die mich in allen einen Ergötzungen nur hindern

    könne. Über Letzteres wurde ich nun  freilich hier in Flandern 

    anderer Ansicht, wie überhaupt der Himmel unserem

    Leben mancherlei Begebenheiten zuschickt, vom Guten zum

    Bösen u. vom Bösen zum Schlimmeren, oder umgekehrt.

    Und hier geschah es infolge noch anders, als das Schicksal,

    ohne viel den Willen zu berücksichtigen, einen in die 

    flandrische "Hölle", in den buntesten Expressionismus

    des Lebens hinein stieß und das anders abgestimmte Gemüt

    so erschütterte, daß ich mich naturgemäß sehr scharf

     


  • June 3, 2017 17:39:44 Gottschall Margit

    - 74 -

    an den Geist u. Körper der Flandernkämpfer gestellt, um

    all das vorzubereiten, was dazu dient, d8e Kampfenergie

    des Feindes zu brechen. Ich, Herr Sokldat, habe aber nicht

    nach alledem gefragt, weil ich mich gerade an der Gewaltprobe

    meiner Leistungsfähigkeit erquickt habe. Es Hätte

    mir auch nichts genützt u. wäre auch ganz gegen meine

    Auffassung gewesen, dieses anderen zu klagen. Denn es

    fehlte mir nicht allein an Menschen, denen ich es aussprechen

    konnte, auch von Jugend auf fühlte ich keine Neigung für

    das Gelärm der Gesellschaft und ihrer höchst unnützen Etikette,

    durch welche man das Leben leicht beflecken kann u.

    die Zeit nur verschwendet, ich leibte vielmehr die Einsamkeit

    und engere Unterhaltung mit deutscher Litreraturlektüre. 

    Ich wil es auch hier niederschreiben: Ich hatte darum 

    gleichfalls früher einmal die Ehe für eine große Last gehalten,

    die mich in allen einen Ergötzungen nur hindern

    könne. Über Letzteres wurde ich nun  freilich hier in Flandern 

    anderer Ansicht, wie überhaupt der Himmel unserem

    Leben mancherlei begebenheiten zuschickt, vom Guten zum

    Bösen u. vom Bösen zum Schlimmeren, oder umgekehrt.

    Und heier geschah es infolge noch anders, als das Schicksal,

    ohne viel den Willen zu berücksichtigen, einen in die 

    flandriscvhe "Hölle", in den buntesten Expressionismus

    des Lebens hineinstieß und das anders abgestimmte Gemüt

    so erschütterte, daß ich mich naturgemäß sehr scharf



  • June 3, 2017 14:36:54 Gottschall Margit

    - 74 -

    an den Geist u. Körper der Flandernkämpfer gestellt, um

    all das vorzubereiten, was dazu dient, d8e Kampfenergie

    des Feindes zu brechen. Ich, Herr Sokldat, habe aber nicht

    nach alledem gefragt, weil ich mich gerade an der Gewaltprobe

    meiner Leistungsfähigkeit erquickt habe. Es Hätte

    mir auch nichts genützt u. wäre auch ganz gegen meine

    Auffassung gewesen, dieses anderen zu klagen. Denn es

    fehlte mir nicht allein an Menschen, denen ich es aussprechen

    konnte, auch von Jugend auf fühlte ich keine Neigung für das Gelärm der Gesellschaft


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  • 51.18105083059157||3.2351977332519937||

    Steenbrügge, Brügge, Belgien

  • 50.51092||18.29987||

    Groß Strehlitz, Oberschlesien

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  • Story location Groß Strehlitz, Oberschlesien
  • Document location Steenbrügge, Brügge, Belgien
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155 / 129433
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Margit Gottschall
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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