Erinnerungsbuch, item 18

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ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

ließen wir uns photographieren.

   Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

   Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

Penne, fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, sorgenlose Ferien sollten es

werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

   Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

stundenlang kann man zusehn."

   Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσση. Eine

[Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"]

ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

mehr oder weniger feuchte.

   An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

   Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kamp [früheres polnisches Fischerdorf], an dem auch Erich Domke teilnahm,

führte zu näherer Bekanntschaft.

   Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

   Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Freundschaftskleeblatt

war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in früheren

Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!

- 10 -

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ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

ließen wir uns photographieren.

   Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

   Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

Penne, fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, sorgenlose Ferien sollten es

werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

   Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

stundenlang kann man zusehn."

   Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσση. Eine

[Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"]

ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

mehr oder weniger feuchte.

   An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

   Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kamp [früheres polnisches Fischerdorf], an dem auch Erich Domke teilnahm,

führte zu näherer Bekanntschaft.

   Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

   Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Freundschaftskleeblatt

war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in früheren

Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!

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  • April 28, 2018 07:54:44 Chrissie Lutze

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

    Penne, fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, sorgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehn."

       Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

    Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

    gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

    Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

    schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσση. Eine

    [Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"]

    ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

    mehr oder weniger feuchte.

       An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

    Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

    sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

       Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

    ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

    bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

    ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kamp [früheres polnisches Fischerdorf], an dem auch Erich Domke teilnahm,

    führte zu näherer Bekanntschaft.

       Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

       Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Freundschaftskleeblatt

    war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

    fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in früheren

    Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

    beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

    wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!

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  • April 28, 2018 07:53:23 Chrissie Lutze

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

    Penne, fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, solgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehn."

       Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

    Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

    gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

    Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

    schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσση. Eine

    [Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"]

    ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

    mehr oder weniger feuchte.

       An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

    Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

    sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

       Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

    ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

    bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

    ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kamp [früheres polnisches Fischerdorf], an dem auch Erich Domke teilnahm,

    führte zu näherer Bekanntschaft.

       Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

       Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Freundschaftskleeblatt

    war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

    fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in früheren

    Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

    beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

    wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!

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  • January 26, 2018 15:24:07 Daniela Z

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

     Penne [ugs. Schule], fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, solgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehee."

       Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

    Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

    gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

    Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

    schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσσης [Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"] . Eine

    ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

    mehr oder weniger feuchte.

       An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

    Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

    sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

       Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

    ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

    bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

    ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kamp [früheres polnisches Fischerdorf], an dem auch Erich Domke teilnahm,

    führte zu näherer Bekanntschaft.

       Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

       Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Freundschaftskleeblatt

    war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

    fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in füheren

    Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

    beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

    wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!

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  • January 26, 2018 15:23:53 Daniela Z

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

     Penne [ugs. Schule], fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, solgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehee."

       Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

    Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

    gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

    Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

    schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσσης [Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"] . Eine

    ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

    mehr oder weniger feuchte.

       An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

    Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

    sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

       Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

    ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

    bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

    ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kamp [früheres polnisches Fischerdorf], an dem auch Erich Domke teilnahm,

    führte zu näherer Bekanntschaft.

       Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

       Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Frundschaftskleeblatt

    war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

    fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in füheren

    Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

    beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

    wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!

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  • November 19, 2017 16:38:46 Daniela Z

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

     Penne [ugs. Schule], fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, solgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehee."

       Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

    Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

    gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

    Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

    schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσσης [Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"] . Eine

    ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

    mehr oder weniger feuchte.

       An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

    Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

    sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

       Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

    ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

    bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

    ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kamp [früheres polnisches Fischerdorf], an dem auch Erich Domke teilnahm,

    führte zu näherer Bekanntschaft.

       Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

       Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Frundschaftskleeblatt

    war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

    fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in füheren

    Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

    beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

    wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!


  • November 19, 2017 15:53:19 Daniela Z

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

     Penne [ugs. Schule], fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, solgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehee."

       Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

    Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

    gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

    Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

    schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσσης [Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"] . Eine

    ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

    mehr oder weniger feuchte.

       An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

    Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

    sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

       Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

    ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

    bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

    ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kamp, an dem auch Erich Domke teilnahm,

    führte zu näherer Bekanntschaft.

       Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

       Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Frundschaftskleeblatt

    war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

    fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in füheren

    Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

    beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

    wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!


  • November 19, 2017 15:45:35 Daniela Z

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

     Penne [ugs. Schule], fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, solgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehee."

       Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

    Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

    gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

    Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

    schwammen wir gemeinsam in den Fluten πολυφλοισβοίο δαλάσσης [Zitat aus der Ilias (1.34), im Original πολυφλοίσβοιο θαλάσσης: etwa "vieltosende See"] . Eine

    ziemlich feuchte Segelpartie auf der Rega folgte. Es kamen noch viele,

    mehr oder weniger feuchte.

       An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

    Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

    sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

       Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

    ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

    bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

    ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kemp, an dem auch Erich Domke teilnahm,

    führte zu näherer Bekanntschaft.

       Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

       Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Frundschaftskleeblatt

    war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

    fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in füheren

    Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

    beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

    wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!


  • November 19, 2017 14:59:16 Daniela Z

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

     Penne [ugs. Schule], fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, solgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, wie unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehee."

       Die erste Kriegsbekanntschaft war die mit Erich Domke und wertem

    Bruder. Wir trafen uns am Montag Morgen beim Baden, d. h. er kam, als wir

    gingen (das war 8 Uhr!). Wir verabredeten uns darauf, von nun an jeden

    Morgen zwischen 8h und 1/4 9h auf der Bildfläche zu erscheinen und fast täglich

    schwammen wir gemeinsam in den Fluten missing [griechisch] . Eine

    ziemlich feuchte Segelpartie auf der Nega folgte. Es kamen noch viele,

    mehr oder weniger feuchte.

       An demselben Montag, abends, es war der 5. Juli, erschien bei Wilkes

    Frl. Dora Püschel mit ihrer kleinen Nichte um Milch zu holen. Mutti hatte

    sie in Berlin schon einmal getroffen, ihr Kommen war aber damals noch unbestimmt.

       Da in diesem Jahre die Postbestellung in Deep etwas langsam war, so

    ging ich nach einigen Tagen selbst auf die Post, um die Sachen abzuholen - nebenbei

    bemerkt, ich erwartete einen Brief von Werner Pledath. Auf der Post traf ich

    ebenfalls Frl. Püschel. Ein Ausflug nach Kemp, an dem auch Erich Domke teilnahm,

    führte zu näherer Bekanntschaft.

       Wenige Tage später kam Werner Pledath zu uns zu Gaste.

       Die Ironie der Weltgeschichte bei dem nunmehr vierblättrigen Frundschaftskleeblatt

    war, daß man auch mit Werner und mir verkehrte, die

    fast nie anders gesehen wurden als barfuß in Räuberzivil , wenigstens in füheren

    Jahren, aber meistens auch in diesem Jahr. Trotzdem will ich zugeben, daß wir

    beide doch vielleicht über kurz oder lang in den andern Kreis mit hineingekommen

    wären; so sind wir uns alle entgegengekommen. Schuld war - das leere Deep!











  • November 18, 2017 16:57:34 Daniela Z

    ling und nach den Ferien Friedländer, von früheren Mitschülern Haushalter und

    Matthieu, später auch Ranfft machten ihr Notexamen. Am Tage nach dem Kommers

    ließen wir uns photographieren.

       Für die großen Ferien erhielt jeder einen Ausweis zum Goldsammeln.

       Große Ferien! Welch ein Wonne, fortzukönnen von der verd......

     Penne, fort ins Freie! Sonst, ja, nicht so dies Jahr für mich. Ich muß sagen,

    als die Schulglocke das letzte Mal läutete, da war es mir vollkommen gleichgültig,

    ob wir reisten oder nicht. Und was für frohe, solgenlose Ferien sollten es

    werden, Ferien, wie ich, ich kann wohl sagen, mir  unser ganzer Kreis sie

    selten schöner erlebt! Ob solche wiederkommen?

       Die Hinfahrt verlief ohne alle Fährnisse. Die Kostbaren Pässe,

    vor allem aber die Brotkartenabmeldung hatten wir in der Tasche. Kaum in

    Deep zogen Vater und ich ins Heu, ich mit dem Grundsatz: "Arbeet is wunderscheen;

    stundenlang kann man zusehee ."

    missing


Description

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  • 54.143889||15.291667||

    Deep/Mrzeżyno

  • 54.136667||15.349167||

    Kamp/Kępa (Trzebiatów)

  • 52.5234051||13.4113999||

    Berlin

    ||1
Location(s)
  • Story location Berlin
  • Document location Deep/Mrzeżyno
  • Additional document location Kamp/Kępa (Trzebiatów)
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ID
1285 / 10761
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Rheinboldt, Sigrid
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


July 15, 1915 – 1915
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