FRBNFM-346 Henry Martin, item 2

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 item 2 

daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

mußte ihn nach sich ziehen

    "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

    "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

    "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

    "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

sondern das Dreifache.

    "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

Annexionen, durch Gewalt".

    Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

 verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


(1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

 rechte Seite 

bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                           Die Kriegslage am 22. November


    Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

Heere sind natürlich plötzlich verschwunden. Daß sich aber diese

Armeen stets fort verstärken, wird man sich wohl auch in den optimistischsten

deutschen Kreisen nicht verhehlen, ebensowenig wie die

Tatsache der stetigen Abnahme der deutschen Kräfte.

    Der deutsche Generalstab muß ständig Truppen von der Ostfront

nach der Westfront und umgekehrt schaffen. Erst kürzlich

mußten 10 Divisionen der russischen Front entzogen werden, um

in Flandern und Nordfrankreich die Lücken auszufüllen, welche

die neulichen Schlachten in der Champagne und im Artois in die

dichten Reihen gerissen hatten. Diese Massenverschiebungen sind

offenbar auf ernsten Truppenmangel zurückzuführen. Deutschland

überanstrengt und erschöpft sich schnell in der Aufrechterhaltung

seiner überaus langen Schlachtenlinien, während die Verbündeten

durchaus keinen Anlaß haben dem Ende des Krieges

zuzudrängen, sondern ruhig abwarten können bis Deutschlands

waffenfähige Mannschaft zur Neige geht.

    Preußen allein hat eingestandenermaßen  im November 1915

nicht weniger als 2,200,000 Mann an Toten, Schwerverwundeten

und Vermißten verloren. Dazu treten die Zahlen aus den

andern Bundesstaaten und die Verluste der Marine, so daß ein

Gesamtverlust von 3 Millionen feststeht. Das deutsche Volk weiß,

daß diese Zahl bedeutend überschritten ist, denn in den Verlustlisten

sind zahlreiche Lücken entdeckt worden. Deutsche, die sich gelegentlich

in der Schweiz aufhalten, erklären offen, daß man bis zu

Anfang dieses Jahres den Verlustlisten einigen Glauben

beimaß, der aber seither verschwunden ist. die Offiziere werden

noch in glaubhafter Weise verzeichnet, aber bezüglich der Mannschaften

werden offenbar zahlreiche Namen verschwiegen.

Die Regierung vermag sich diese Ungenauigkeit aus mehreren

Gesichtspunkten zu erlauben: einerseits kann das Verschwinden

eines Gemeinen viel leichter durch allerlei Ausflüchte verheimlicht

werden, anderseits hat die Regierung ein Interesse daran, den

Heldentod der Offiziere zu verkünden und gleichzeitig den bürgerlichen

Familien, aus denen die Offiziere und namentlich die Reserveoffiziere

hervorgehen, eine gewisse Genugtuung zu geben; dagegen 

braucht man dieselbe Rücksicht den Bauern und dem gemeinen

Volke gegenüber nicht zu üben, da diese Leute mit ihren Nachforschungen

nach verschollenen Angehörigen bei den deutschen

Militärbehörden nirgends durchdringen.

    Der Feldzug gegen Serbien hat besonders viel  Opfer unter

den deutschen Truppen gefordert. Dem heldenmütigen serbischen

Widerstand hat selbst die deutsche Presse ihre Anerkennung nicht





    



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 item 2 

daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

mußte ihn nach sich ziehen

    "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

    "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

    "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

    "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

sondern das Dreifache.

    "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

Annexionen, durch Gewalt".

    Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

 verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


(1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

 rechte Seite 

bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                           Die Kriegslage am 22. November


    Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

Heere sind natürlich plötzlich verschwunden. Daß sich aber diese

Armeen stets fort verstärken, wird man sich wohl auch in den optimistischsten

deutschen Kreisen nicht verhehlen, ebensowenig wie die

Tatsache der stetigen Abnahme der deutschen Kräfte.

    Der deutsche Generalstab muß ständig Truppen von der Ostfront

nach der Westfront und umgekehrt schaffen. Erst kürzlich

mußten 10 Divisionen der russischen Front entzogen werden, um

in Flandern und Nordfrankreich die Lücken auszufüllen, welche

die neulichen Schlachten in der Champagne und im Artois in die

dichten Reihen gerissen hatten. Diese Massenverschiebungen sind

offenbar auf ernsten Truppenmangel zurückzuführen. Deutschland

überanstrengt und erschöpft sich schnell in der Aufrechterhaltung

seiner überaus langen Schlachtenlinien, während die Verbündeten

durchaus keinen Anlaß haben dem Ende des Krieges

zuzudrängen, sondern ruhig abwarten können bis Deutschlands

waffenfähige Mannschaft zur Neige geht.

    Preußen allein hat eingestandenermaßen  im November 1915

nicht weniger als 2,200,000 Mann an Toten, Schwerverwundeten

und Vermißten verloren. Dazu treten die Zahlen aus den

andern Bundesstaaten und die Verluste der Marine, so daß ein

Gesamtverlust von 3 Millionen feststeht. Das deutsche Volk weiß,

daß diese Zahl bedeutend überschritten ist, denn in den Verlustlisten

sind zahlreiche Lücken entdeckt worden. Deutsche, die sich gelegentlich

in der Schweiz aufhalten, erklären offen, daß man bis zu

Anfang dieses Jahres den Verlustlisten einigen Glauben

beimaß, der aber seither verschwunden ist. die Offiziere werden

noch in glaubhafter Weise verzeichnet, aber bezüglich der Mannschaften

werden offenbar zahlreiche Namen verschwiegen.

Die Regierung vermag sich diese Ungenauigkeit aus mehreren

Gesichtspunkten zu erlauben: einerseits kann das Verschwinden

eines Gemeinen viel leichter durch allerlei Ausflüchte verheimlicht

werden, anderseits hat die Regierung ein Interesse daran, den

Heldentod der Offiziere zu verkünden und gleichzeitig den bürgerlichen

Familien, aus denen die Offiziere und namentlich die Reserveoffiziere

hervorgehen, eine gewisse Genugtuung zu geben; dagegen 

braucht man dieselbe Rücksicht den Bauern und dem gemeinen

Volke gegenüber nicht zu üben, da diese Leute mit ihren Nachforschungen

nach verschollenen Angehörigen bei den deutschen

Militärbehörden nirgends durchdringen.

    Der Feldzug gegen Serbien hat besonders viel  Opfer unter

den deutschen Truppen gefordert. Dem heldenmütigen serbischen

Widerstand hat selbst die deutsche Presse ihre Anerkennung nicht





    




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  • July 1, 2018 22:44:48 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

    leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

    der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

    Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

    die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

    Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

    zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

    Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

    Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

    zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

    Heere sind natürlich plötzlich verschwunden. Daß sich aber diese

    Armeen stets fort verstärken, wird man sich wohl auch in den optimistischsten

    deutschen Kreisen nicht verhehlen, ebensowenig wie die

    Tatsache der stetigen Abnahme der deutschen Kräfte.

        Der deutsche Generalstab muß ständig Truppen von der Ostfront

    nach der Westfront und umgekehrt schaffen. Erst kürzlich

    mußten 10 Divisionen der russischen Front entzogen werden, um

    in Flandern und Nordfrankreich die Lücken auszufüllen, welche

    die neulichen Schlachten in der Champagne und im Artois in die

    dichten Reihen gerissen hatten. Diese Massenverschiebungen sind

    offenbar auf ernsten Truppenmangel zurückzuführen. Deutschland

    überanstrengt und erschöpft sich schnell in der Aufrechterhaltung

    seiner überaus langen Schlachtenlinien, während die Verbündeten

    durchaus keinen Anlaß haben dem Ende des Krieges

    zuzudrängen, sondern ruhig abwarten können bis Deutschlands

    waffenfähige Mannschaft zur Neige geht.

        Preußen allein hat eingestandenermaßen  im November 1915

    nicht weniger als 2,200,000 Mann an Toten, Schwerverwundeten

    und Vermißten verloren. Dazu treten die Zahlen aus den

    andern Bundesstaaten und die Verluste der Marine, so daß ein

    Gesamtverlust von 3 Millionen feststeht. Das deutsche Volk weiß,

    daß diese Zahl bedeutend überschritten ist, denn in den Verlustlisten

    sind zahlreiche Lücken entdeckt worden. Deutsche, die sich gelegentlich

    in der Schweiz aufhalten, erklären offen, daß man bis zu

    Anfang dieses Jahres den Verlustlisten einigen Glauben

    beimaß, der aber seither verschwunden ist. die Offiziere werden

    noch in glaubhafter Weise verzeichnet, aber bezüglich der Mannschaften

    werden offenbar zahlreiche Namen verschwiegen.

    Die Regierung vermag sich diese Ungenauigkeit aus mehreren

    Gesichtspunkten zu erlauben: einerseits kann das Verschwinden

    eines Gemeinen viel leichter durch allerlei Ausflüchte verheimlicht

    werden, anderseits hat die Regierung ein Interesse daran, den

    Heldentod der Offiziere zu verkünden und gleichzeitig den bürgerlichen

    Familien, aus denen die Offiziere und namentlich die Reserveoffiziere

    hervorgehen, eine gewisse Genugtuung zu geben; dagegen 

    braucht man dieselbe Rücksicht den Bauern und dem gemeinen

    Volke gegenüber nicht zu üben, da diese Leute mit ihren Nachforschungen

    nach verschollenen Angehörigen bei den deutschen

    Militärbehörden nirgends durchdringen.

        Der Feldzug gegen Serbien hat besonders viel  Opfer unter

    den deutschen Truppen gefordert. Dem heldenmütigen serbischen

    Widerstand hat selbst die deutsche Presse ihre Anerkennung nicht





        



  • July 1, 2018 22:40:33 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

    leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

    der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

    Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

    die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

    Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

    zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

    Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

    Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

    zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

    Heere sind natürlich plötzlich verschwunden. Daß sich aber diese

    Armeen stets fort verstärken, wird man sich wohl auch in den optimistischsten

    deutschen Kreisen nicht verhehlen, ebensowenig wie die

    Tatsache der stetigen Abnahme der deutschen Kräfte.

        Der deutsche Generalstab muß ständig Truppen von der Ostfront

    nach der Westfront und umgekehrt schaffen. Erst kürzlich

    mußten 10 Divisionen der russischen Front entzogen werden, um

    in Flandern und Nordfrankreich die Lücken auszufüllen, welche

    die neulichen Schlachten in der Champagne und im Artois in die

    dichten Reihen gerissen hatten. Diese Massenverschiebungen sind

    offenbar auf ernsten Truppenmangel zurückzuführen. Deutschland

    überanstrengt und erschöpft sich schnell in der Aufrechterhaltung

    seiner überaus langen Schlachtenlinien, während die Verbündeten

    durchaus keinen Anlaß haben dem Ende des Krieges

    zuzudrängen, sondern ruhig abwarten können bis Deutschlands

    waffenfähige Mannschaft zur Neige geht.

        Preußen allein hat eingestandenermaßen  im November 1915

    nicht weniger als 2,200,000 Mann an Toten, Schwerverwundeten

    und Vermißten verloren. Dazu treten die Zahlen aus den

    andern Bundesstaaten und die Verluste der Marine, so daß ein

    Gesamtverlust von 3 Millionen feststeht. Das deutsche Volk weiß,

    daß diese Zahl bedeutend überschritten ist, denn in den Verlustlisten

    sind zahlreiche Lücken entdeckt worden. Deutsche, die sich gelegentlich

    in der Schweiz aufhalten, erklären offen, daß man bis zu

    Anfang dieses Jahres den Verlustlisten einigen Glauben

    beimaß, der aber seither verschwunden ist. die Offiziere werden

    noch in glaubhafte Weise verzeichnet, aber bezüglich der Mannschaften

    werden offenbar zahlreiche Namen verschwiegen.

    Die Regierung vermag sich diese Ungenauigkeit aus mehreren

    Gesichtspunkten zu erlauben: einerseits kann das Verschwinden

    eines Gemeinen viel leichter durch allerlei Ausflüchte veheimlicht

    werden, anderseist hat die Regierung ein Interesse daran, den

    Heldentod der Offiziere zu verkünden und gleichzeitig den bürgerlichen

    Familien, aus denen die Offiziere und namentlich die Reserveoffiziere

    hervorgehen, eine gewisse Genugtuung zu geben; dagegen 

    braucht man dieselbe Rücksicht den Bauern und dem gemeinen

    Volke gegenüber nicht zu üben, da diese Leute mit ihren Nachforschungen

    nach verschollenen Angehörigen bei den deutschen

    Militärbehörden nirgends durchdringen.

        Der Feldzug gegen Serbien hat besonders viel  Opfer unter

    den deutschen Truppen gefordert. Dem heldenmütigen serbischen

    Widerstand hat selbst die deutsche Presse ihre Anerkennung nicht





        




  • July 1, 2018 22:33:06 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

    leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

    der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

    Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

    die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

    Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

    zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

    Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

    Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

    zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

    Heere sind natürlich plötzlich verschwunden. Daß sich aber diese

    Armeen stets fort verstärken, wird man sich wohl auch in den optimistischsten

    deutschen Kreisen nicht verhehlen, ebensowenig wie die

    Tatsache der stetigen Abnahme der deutschen Kräfte.

        Der deutsche Generalstab muß ständig Truppen von der Ostfront

    nach der Westfront und umgekehrt schaffen. Erst kürzlich

    mußten 10 Divisionen der russischen Front entzogen werden, um

    in Flandern und Nordfrankreich die Lücken auszufüllen, welche

    die neulichen Schlachten in der Champagne und im Artois in die

    dichten Reihen gerissen hatten. Diese Massenverschiebungen sind

    offenbar auf ernsten Truppenmangel zurückzuführen. Deutschland

    überanstrengt und erschöpft sich schnell in der Aufrechterhaltung

    seiner überaus langen Schlachtenlinien, während die Verbündeten

    durchaus keinen Anlaß haben dem Ende des Krieges

    zuzudrängen, sondern ruhig abwarten können bis Deutschlands

    waffenfähige Mannschaft zur Neige geht.

        Preußen allein hat eingestandenermaßen  im November 1915

    nicht weniger als 2,200,000 Mann an Toten, Schwerverwundeten

    und Vermißten verloren. Dazu treten die Zahlen aus den

    andern Bundesstaaten und die Verluste der Marine, so daß ein

    Gesamtverlust von 3 Millionen feststeht. Das deutsche Volk weiß,

    daß diese Zahl bedeutend überschritten ist, denn in den Verlustlisten

    sind zahlreiche Lücken entdeckt worden. Deutsche, die sich gelegentlich

    in der Schweiz aufhalten, erklären offen, daß man bis zu

    Anfang dieses Jahres den Verlustlisten einigen Glauben

    beimaß, der aber seither verschwunden ist. die Offiziere werden

    noch in glaubhafte Weise verzeichnet, aber bezüglich der Mannschaften

    werden offenbar zahlreiche Namen verschwiegen.

    Die Regierung vermag sich diese Ungenauigkeit aus mehreren

    Gesichtspunkten zu erlauben: einerseits kann das Verschwinden

    eines Gemeinen viel leichter durch allerlei Ausflüchte veheimlicht

    werden, 






        




  • July 1, 2018 22:30:04 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

    leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

    der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

    Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

    die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

    Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

    zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

    Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

    Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

    zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

    Heere sind natürlich plötzlich verschwunden. Daß sich aber diese

    Armeen stets fort verstärken, wird man sich wohl auch in den optimistischsten

    deutschen Kreisen nicht verhehlen, ebensowenig wie die

    Tatsache der stetigen Abnahme der deutschen Kräfte.

        Der deutsche Generalstab muß ständig Truppen von der Ostfront

    nach der Westfront und umgekehrt schaffen. Erst kürzlich

    mußten 10 Divisionen der russischen Front entzogen werden, um

    in Flandern und Nordfrankreich die Lücken auszufüllen, welche

    die neulichen Schlachten in der Champagne und im Artois in die

    dichten Reihen gerissen hatten. Diese Massenverschiebungen sind

    offenbar auf ernsten Truppenmangel zurückzuführen. Deutschland

    überanstrengt und erschöpft sich schnell in der Aufrechterhaltung

    seiner überaus langen Schlachtenlinien, während die Verbündeten

    durchaus keinen Anlaß haben dem Ende des Krieges

    zuzudrängen, sondern ruhig abwarten können bis Deutschlands

    waffenfähige Mannschaft zur Neige geht.

        Preußen allein hat eingestandenermaßen  im November 1915

    nicht weniger als 2,200,000 Mann an Toten, Schwerverwundeten

    und Vermißten verloren. Dazu treten die Zahlen aus den

    andern Bundesstaaten und die Verluste der Marine, so daß ein

    Gesamtverlust von 3 Millionen feststeht. Das deutsche Volk weiß,

    daß diese Zahl bedeutend überschritten ist, denn in den Verlustlisten

    sind zahlreiche Lücken entdeckt worden. Deutsche, die sich gelegentlich

    in der Schweiz aufhalten, erklären offen, daß man bis zu

    Anfang dieses Jahres den Verlustlisten einigen Glauben

    beimaß, der aber seither verschwunden ist. die Offiziere werden

    noch in glaubhafte Weise verzeichnet, aber bezüglich der 






        




  • July 1, 2018 22:18:31 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

    leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

    der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

    Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

    die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

    Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

    zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

    Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

    Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

    zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

    Heere sind natürlich plötzlich verschwunden. Daß sich aber diese

    Armeen stets fort verstärken, wird man sich wohl auch in den optimistischsten

    deutschen Kreisen nicht verhehlen, ebensowenig wie die

    Tatsache der stetigen Abnahme der deutschen Kräfte.

        Der deutsche Generalstab muß ständig Truppen von der Ostfront

    nach der Westfront und umgekehrt schaffen. Erst kürzlich

    mußten 10 Divisionen der russischen Front entzogen werden, um

    in Flandern und Nordfrankreich die Lücken auszufüllen, welche

    die neulichen Schlachten in der Champagne und im Artois in die

    dichten Reihen gerissen hatten. Diese Massenverschiebungen sind

    offenbar auf ernsten Truppenmangel zurückzuführen. Deutschland

    überanstrengt und erschöpft sich schnell in der Aufrechterhaltung

    seiner überaus langen Schlachtenlinien, während die Verbündeten

    durchaus





        




  • July 1, 2018 22:13:37 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

    leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

    der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

    Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

    die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

    Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

    zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

    Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

    Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

    zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

    Heere sind natürlich plötzlich verschwunden. Daß sich aber diese

    Armeen stets fort verstärken, wird man sich wohl auch in den optimistischsten

    deutschen Kreisen nicht verhehlen, ebensowenig wie die

    Tatsache der stetigen Abnahme der deutschen Kräfte.

        Der deutsche Generalstab muß ständig Truppen von der Ostfront

    nach der Westfront und umgekehrt schaffen. Erst kürzlich

    mußten 10 Divisionen der russischen Front entzogen werden, um

    in Flandern und Nordfrankreich die Lücken auszufüllen, welche

    die







        




  • July 1, 2018 22:05:53 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

    leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

    der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

    Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

    die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

    Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

    zurückschlägt. Obgleich das Balkangebiet offensichtlich nur einen

    Neben - Kriegsschauplatz darstellt, bemühen sich deutsche

    Presse und Regierung die Entscheidungsschlachten dorthin

    zu zaubern; die englischen, italienischen, französischen, russischen

    Heere







        




  • July 1, 2018 22:03:20 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen Vorgänge in Serbien vermögen vielleicht

    leichtgläubige Kreise in Deutschland in der Meinung zu bestärken,

    der Friede sei jetzt nahe. Aber kann man wirklich auch nur einen

    Augenblick wähnen, daß die großen Vierbundmächte nun verzweifelt

    die Waffen niederlegen werden, weil die kleine serbische

    Armee einen vier oder fünfmal stärkeren Feind vorläufig nicht

    zurückschlägt.







        




  • July 1, 2018 21:59:55 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.


                               Die Kriegslage am 22. November


        Die gegenwärtigen






        




  • July 1, 2018 21:58:54 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)   

     rechte Seite 

    bis die deutsche Regierung das endgültige Scheitern ihrer

    Eroberungspolitik einsieht? Entweder wird Deutschland dem Annexionswahn

    entsagen oder es wird sich zu Tode bluten müssen.






        




  • July 1, 2018 21:53:50 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".

        Dem deutschen Volke geht also ein Licht auf. Es fängt an zu

     verstehen, daß das von Preußen entfesselte Völkerringen ein kaltblütig

    und sorgfältig vorbereiteter Angriffskrieg ist und daß die

    Militärpartei darauf hinzielt, die kühnsten Annexionsträume der

    Alldeutschen in die Tat umzusetzen. Was Wunder, wenn die

    hinterlistig angegriffenen Völker entschlossen sind, auszuharren,


    (1) Diese allzu niedrig angesetzte Zahl stimmt mit den offiziellen Mitteilungen

    nicht überein. Am Ende des ersten Jahres hatte Preußen allein nahezu 2 Millionen

    Mann verloren.                                                      (D. Red.)              







        




  • July 1, 2018 21:47:54 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen, auch wenn der Krieg noch drei Jahre dauert

    und Deutschland nicht eine halbe Million Tote und eine noch

    größere Zahl Krüppel, wie im ersten Jahre zum Opfer bringt (1),

    sondern das Dreifache.

        "Den Frieden sichern! Ein schönes Ziel. Aber nie und

    nimmer wird es erreicht werden durch Unterjochungen, durch

    Annexionen, durch Gewalt".







        




  • July 1, 2018 21:42:14 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.

        "In allen kriegführenden Ländern predigt man dem Volke

    das "Durchhalten" ... Die deutsche Formel lautet: Durchhalten,

    bis der Friede derart gesichert ist, daß die Gegner niemals

    wieder Deutschland mit Krieg zu bedrohen wagen. Man mache

    sich klar, daß das nur geschehen kann, indem man nicht nur

    Frankreich, sondern auch England vernichtet, indem man

    Rußland nicht nur Provinzen entreißt, die es entbehren kann,

    sondern daß man es ins Herz trifft. Ein solcher Sieg ist

    ausgeschlossen







        




  • July 1, 2018 21:38:00 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands die Kriegsführung erleichtern; viertens bedeutete es

    die Hereinziehung Italiens und Japans in den Krieg.







        




  • July 1, 2018 21:36:42 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also

    eine gewaltige Schädigung Deutschlands; zweitens bedeutete

    es das Mitwirken der englischen Armee, die zwar in 

    den ersten Monaten nicht leistungsfähig war, aber mit jedem

    Monat durch Rekrutierungen In England und den Kolonien

    stärker wird zur Verteidigung Frankreichs; drittens bedeutet es,

    daß den Gegnern Deutschlands die unerschöpflichen Reichtümer

    Englands







        




  • July 1, 2018 21:07:34 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte. Erstens bedeutete das

    Eingreifen Englands die Absperrung des Seeverkehrs, also






        




  • July 1, 2018 21:05:44 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenburger

    Tor führen sollte, nichts werden konnte.





        




  • July 1, 2018 21:05:31 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenbure

    Tor führen sollte, nichts werden konnte.





        




  • July 1, 2018 21:04:45 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.

        "Die Folgen des Rechenfehlers der deutschen Regierung

    sind, daß es mit dem frisch-fröhlichen Kriege, der nach

    ein paar Monaten zum Siegeszug durch das Brandenbure

    Tor führen sollte, nichts werden konnte.





        




  • July 1, 2018 21:02:46 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus proletarischem Klasseninstinkt gegen den Krieg, und der

    bei weitem größte Teil der Bourgeoisie hat vom Kriege nichts

    zu hoffen.  Da England ein wirklich konstitutionelles Land ist,

    so hätte die Regierung gegen den Willen der übersteigenden

    Mehrheit der Nation nicht in den Krieg stürzen können.




        




  • July 1, 2018 20:54:35 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 

        "Ob England eine andere Haltung eingenommen haben

    würde, wenn Deutschland die Neutralität Belgiens respektiert

    hätte, ist leicht zu entscheiden ... Die englische Arbeiterklasse

    ist aus



        




  • July 1, 2018 20:48:08 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England ein. 



        




  • July 1, 2018 20:48:01 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England in. 



        




  • July 1, 2018 20:47:28 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen

        "...Glauben muß man an die Logik der Geographie und

    der Geschichte.  Diese zwingt England dazu, an der Kanalküste

    keine starke Macht zu dulden, sie macht es zu einer Lebensfrage

    des englischen Staatswesens, daß Belgien als neutraler

    Staat erhalten bleibt. Darum griff England in.



        




  • July 1, 2018 20:42:31 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen




  • July 1, 2018 20:40:36 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen. 




  • July 1, 2018 20:39:44 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den Krieg mit England nach sich,

    mußte ihn nach sich ziehen




  • July 1, 2018 20:38:31 Beate Jochem

     item 2 

    daß es Frankreich schonen würde, konnten die Tatsachen

    aus der Welt schaffen, daß ein siegreiches Deutschland

    die Macht haben würde, sich an der Kanalküste festzusetzen,

    und das bedroht die Unabhängigkeit Englands. Die Folge

    wäre, daß dieses Land in Zukunft neben seiner Riesenflotte ein

    starkes Heer unterhalten müßte, um gegen einen Angriff

    Deutschlands gesichert zu sein. Das gab den Ausschlag und

    machte die deutsche Rechnung zuschanden: der Einmarsch

    in Belgien zog den krieg mit England nach sich,

    muße ihn nach sich ziehen. 




  • July 1, 2018 20:29:55 Beate Jochem

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  • 49.15628401201294||5.384423100000049||

    Verdun

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12426 / 245763
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Brigitte Martin
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