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linke Seite
stärk Dich und mich auf ein Wiedersehen. Ich verstehe nicht, wie Du Dir als Soldatenbraut, als Deutsche, das Leben schwer machen kannst, bist doch sonst ein ganz helles, tapferes Mädchen.
Dein im Brief vom 15.II.16 (Dienstag) angekündigtes Paket steht bei mir in freudiger Erwartung. Ich bin nun einmal so ein Mensch gewesen, ich konnte und wollte niemand schreiben, daß ich lieber trockenes Brot früh und abends, das heißt immer, wenn ich welches überhaupt habe, essen wollte, als wie von meiner Not zu schreiben, was nur wieder Bedauern auslöste. Nur nicht bedauern lassen, durchhalten, Alles ertragen! war, ist mein Prinzip. Wenn Du nur schreiben kannst, Butter habe ich nicht. Wer denkt denn an Butter, ach Du Himmel , ich dachte ich wäre drinnen, wie ich mal Dein halbes Stück hatte. Ich muß manchmal froh sein, wenn ich bischen klare Gurken beim Frühstück zum Brot habe, das heißt immer wieder, wenn ich Brot habe. Und von wegen "könntest es besser haben", teile ich Dir mit, daß ich sollte ins Kompagniebüro vielleicht kommen, war eine Woche drin, mir war aber das Soldatenleben beim Marsch und Felddienst lieber und drückte mich. Für "in Annaberg Soldat" danke ich. Einen Fehler habe ich wohl nicht gemacht, denke ich. Ja, das habe ich, ich bin Soldat, richtig, mit Leib und Seele. Das es uns so "lala" ging, liegt nicht an mir. Es geht allen 200 Mann so. Warum soll ich Ausnahme machen.
In Treue bis zum letzten Atemzug
grüßt Dich Dein Dich von
ganzem Herzen innigst und heiß
liebender und in Sehnsucht nach Dir fast vergehender
Fritze
rechte Seite
Zittau, 21.2.1916
Mein einzig treu geliebtes
Trudchen und Bräutchen!
Mein Ein und Alles!
Du mein teures, süßes himmlisches Wesen! Welche Freude hast Du heute in meine Seele gebracht, als ich heute Mittag durch die Feldpost Dein Paket erhielt.
Wie Du lieb und traulich für Alles gesorgt hast! So was kann sich Soldatenpaket nennen. Den Dank für jede einzelne Gabe auszudrücken, dafür sind Worte zu schwach. Wenn ich Dich da hätte, würde das mündlich am Besten geschehen können und könntest Du einmal sehen, welches Licht Deine Liebesgaben in mein jetziges dunkles Dasein bringen. Wenn man früher so glückliche selige sorglose Stunden an Deiner lieben Seite verleben durfte und jetzt ein wildes, kriegerisches Leben ohne Ruhe und Rast in Schnee und Kälte, Sturm und Regen führt. Wenn man so viel, so unendlich viel, fast Unmenschliches manchesmal von uns verlangt an Kräften und Ausdauer und hat so wenig, meist aber gar nichts zu essen. Ach, der Dienst jetzt der gefällt mir nur bischen, auch die Kälte bringt mich wenig aus der Ruhe. Aber immer so hungern, wer sollte da nicht die Lust verlieren? Du kannst Dir da also
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stärk Dich und mich auf ein Wiedersehen. Ich verstehe nicht, wie Du Dir als Soldatenbraut, als Deutsche, das Leben schwer machen kannst, bist doch sonst ein ganz helles, tapferes Mädchen.
Dein im Brief vom 15.II.16 (Dienstag) angekündigtes Paket steht bei mir in freudiger Erwartung. Ich bin nun einmal so ein Mensch gewesen, ich konnte und wollte niemand schreiben, daß ich lieber trockenes Brot früh und abends, das heißt immer, wenn ich welches überhaupt habe, essen wollte, als wie von meiner Not zu schreiben, was nur wieder Bedauern auslöste. Nur nicht bedauern lassen, durchhalten, Alles ertragen! war, ist mein Prinzip. Wenn Du nur schreiben kannst, Butter habe ich nicht. Wer denkt denn an Butter, ach Du Himmel , ich dachte ich wäre drinnen, wie ich mal Dein halbes Stück hatte. Ich muß manchmal froh sein, wenn ich bischen klare Gurken beim Frühstück zum Brot habe, das heißt immer wieder, wenn ich Brot habe. Und von wegen "könntest es besser haben", teile ich Dir mit, daß ich sollte ins Kompagniebüro vielleicht kommen, war eine Woche drin, mir war aber das Soldatenleben beim Marsch und Felddienst lieber und drückte mich. Für "in Annaberg Soldat" danke ich. Einen Fehler habe ich wohl nicht gemacht, denke ich. Ja, das habe ich, ich bin Soldat, richtig, mit Leib und Seele. Das es uns so "lala" ging, liegt nicht an mir. Es geht allen 200 Mann so. Warum soll ich Ausnahme machen.
In Treue bis zum letzten Atemzug
grüßt Dich Dein Dich von
ganzem Herzen innigst und heiß
liebender und in Sehnsucht nach Dir fast vergehender
Fritze
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Zittau, 21.2.1916
Mein einzig treu geliebtes
Trudchen und Bräutchen!
Mein Ein und Alles!
Du mein teures, süßes himmlisches Wesen! Welche Freude hast Du heute in meine Seele gebracht, als ich heute Mittag durch die Feldpost Dein Paket erhielt.
Wie Du lieb und traulich für Alles gesorgt hast! So was kann sich Soldatenpaket nennen. Den Dank für jede einzelne Gabe auszudrücken, dafür sind Worte zu schwach. Wenn ich Dich da hätte, würde das mündlich am Besten geschehen können und könntest Du einmal sehen, welches Licht Deine Liebesgaben in mein jetziges dunkles Dasein bringen. Wenn man früher so glückliche selige sorglose Stunden an Deiner lieben Seite verleben durfte und jetzt ein wildes, kriegerisches Leben ohne Ruhe und Rast in Schnee und Kälte, Sturm und Regen führt. Wenn man so viel, so unendlich viel, fast Unmenschliches manchesmal von uns verlangt an Kräften und Ausdauer und hat so wenig, meist aber gar nichts zu essen. Ach, der Dienst jetzt der gefällt mir nur bischen, auch die Kälte bringt mich wenig aus der Ruhe. Aber immer so hungern, wer sollte da nicht die Lust verlieren? Du kannst Dir da also
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