Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 30

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...linke Seite

drehten uns auf die andere Seite. Um 7,30 Uhr erhoben wir uns
nun, schnell Stiefel geputzt, gewaschen, Kaffee getrunken, Sturmgepäck
gerollt u. fertig waren wir. Um 8,50 Uhr standen wir auf
dem Platze. Nach dem üblichen Einteilen gings dann los. Vor
unserem Quartier ertönte dann das Kommando: Komp. - halt !
Setzt die Gewehre- zusammen ! Links von den Gewehren wegtreten.
Wir also wieder in unsere Bude. Um 10 Uhr Kommando: An die
Gewehre ! Nun gings wirklich los. Die Straße war wie Erbsensuppe.
Strippen hat es vom Himmel geregnet. Bald schwärmten
wir aus und nun gings über Gräben, Wiesen, Sturzacker usw.
Haben die Schnauze vollbekommen. Endlich um 2 Uhr nachm.
ertönte das ganze halt. Bald darauf gings dann nach Hause.
- Am 9.3. sollen wir verladen werde. Dann wird wohl die große
Sache losgehen. Schicke heute das Buch nach Hause. Hoffentlich
kommt es gut an. - Glückliche Reise !
- Geschrieben und beendet den 5.3.18. 10,50 abends in
Friauville.


                                 III. Buch

Fortsetzung

9.3.18.

Abmarsch von Friauville zum Bahnhof Jarny.
Am 11. - 2 Uhr nachts auf einem Bahnhof angekommen, ausgeladen,
u. abmarschiert. Um 4 Uhr morgens kamen wir in die Stadt, in der
wir Quartier beziehen sollten, an. Hielten auf der Straße u. warteten
auf den Quartiermeister. Aber Unffz. Schippling, der dieses Ehrenamt zu
versehen hatte, schlief in aller Seelenruhe u. ließ uns stehen. Die ganze
Komp. brüllte auf Kommando: Quartiermeister !! Alles umsonst. Schließlich
schwärmte ein Zug aus und nach 1 1/2 stündigem Warten hatten sie die
Missetäter erwischt. Nun kam der 2. Akt: Die Quartiere suchen. Um 6 Uhr
fanden wir ein Zimmer. Gruppe Pennigsfeld u. meine Gruppe zogen
dort hinein. Um 8 Uhr zogen wir aber wieder aus. Alle 3 Züge wurden
zusammengelegt. Hatten 4 Unffz. im Zimmer. Am nachm. waren Schippling
u. ich zum Theater [Truppenkino] gegangen. Es wurde der müde Theodor [Deutsche Filmkomödie von 1918] gegeben.
Zum totlachen. Als wir zurückkehrten war die Komp. wieder verzogen


...rechte Seite

u. gleichzeitig Appell angesetzt. Ich ging also gleich zum
Appell. Dann war anschl. Parole u. in der Dunkelheit mit Gandler
zum neuen Quartier. Natürlich liefen wir 1 Stunde herum , ohne an`s
Ziel zu kommen. Mußten noch einmal zurück u. uns von Waldarski
führen lassen. Lag mit Pennigsfeld auf einem Zimmer. Haben eine
ganz schöne Zeit in Solesmes verlebt. Neben Gandes Quartier
war eine Kneipe, in der die Abende zugebracht wurden. Ein Mädchen
war natürlich auch dabei, die wir Rosa getauft hatten, in Wirklichkeit
hieß sie Jeanne Lemier. War das Ding scharf auf Fröhlich. Der Junge
war natürlich zu dumm. Haben uns manchmal krank gelacht. Am
17.3.18.
einen Sonntag gings um 7,30 Uhr abends los bis Troiviller.
Hier bezogen wir um 11 Uhr Quartier. Haben nur so gut es ging ein
Lager gemacht. Es waren nämlich nur kahle Ziegelsteine da.
Heute 18.3.
ist Löhnungsappell. Busse ist auch da. Wollen einen saufen.
19.3.
Hatten gestern anständig die Schlorren voll. [ostpreußisch: uns betrunken] Wußte nicht
wie ich ins Bett gekommen bin. 19.3. gings um 8 Uhr fort nach Briemont.
Hier wurden wir in eine Baracke einquartiert.
Am 20.3. 11,30 Uhr Abmarsch.
Am 21. früh sollte die größte Schlacht, die die Welt je gesehen hat, anfangen.
Nach einem furchtbaren Marsch durch tiefen Dreck langten wir um 3 Uhr
an einem Graben an. Hier sollten wir bleiben und nähere Befehle abwarten.
Saßen alle eng aneinander auf einer Stollentreppe, stellten
durch Kompaß die Himmelsrichtung fest. schliefen ein
Weilchen u. unterhielten uns. Um 4:30 fingen die Hellenmaschinen an
zu arbeiten. Überall krachte es. Um 8 Uhr gings dann los. Bald begegneten
wir den ersten Gefangenen. Nur mit Engländern hatten wir`s hier
zu tun. Einige Gasgranaten flogen zu uns herüber, aber die Dinger
waren so ungefährlich, daß wir gar nicht die Maske aufsetzten. Auf
dem Marsche hörten wir schon, daß unsere ein großes Stück vorgekommen
waren. Der Marsch war wieder furchtbar. Dazwischen krachten
unsere Kanonen. Die ganze Straße nichts als Munitionskollonnen, Infanterie,
Stäbe, Verwundete u. Gefangene. Die Engländer schickten uns auch einige
Dinger herüber, die aber wenig Schaden angerichtet haben. Nachdem schon
sehr viele abgebaut hatten wurde endlich Halt gemacht u. wir


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...linke Seite

drehten uns auf die andere Seite. Um 7,30 Uhr erhoben wir uns
nun, schnell Stiefel geputzt, gewaschen, Kaffee getrunken, Sturmgepäck
gerollt u. fertig waren wir. Um 8,50 Uhr standen wir auf
dem Platze. Nach dem üblichen Einteilen gings dann los. Vor
unserem Quartier ertönte dann das Kommando: Komp. - halt !
Setzt die Gewehre- zusammen ! Links von den Gewehren wegtreten.
Wir also wieder in unsere Bude. Um 10 Uhr Kommando: An die
Gewehre ! Nun gings wirklich los. Die Straße war wie Erbsensuppe.
Strippen hat es vom Himmel geregnet. Bald schwärmten
wir aus und nun gings über Gräben, Wiesen, Sturzacker usw.
Haben die Schnauze vollbekommen. Endlich um 2 Uhr nachm.
ertönte das ganze halt. Bald darauf gings dann nach Hause.
- Am 9.3. sollen wir verladen werde. Dann wird wohl die große
Sache losgehen. Schicke heute das Buch nach Hause. Hoffentlich
kommt es gut an. - Glückliche Reise !
- Geschrieben und beendet den 5.3.18. 10,50 abends in
Friauville.


                                 III. Buch

Fortsetzung

9.3.18.

Abmarsch von Friauville zum Bahnhof Jarny.
Am 11. - 2 Uhr nachts auf einem Bahnhof angekommen, ausgeladen,
u. abmarschiert. Um 4 Uhr morgens kamen wir in die Stadt, in der
wir Quartier beziehen sollten, an. Hielten auf der Straße u. warteten
auf den Quartiermeister. Aber Unffz. Schippling, der dieses Ehrenamt zu
versehen hatte, schlief in aller Seelenruhe u. ließ uns stehen. Die ganze
Komp. brüllte auf Kommando: Quartiermeister !! Alles umsonst. Schließlich
schwärmte ein Zug aus und nach 1 1/2 stündigem Warten hatten sie die
Missetäter erwischt. Nun kam der 2. Akt: Die Quartiere suchen. Um 6 Uhr
fanden wir ein Zimmer. Gruppe Pennigsfeld u. meine Gruppe zogen
dort hinein. Um 8 Uhr zogen wir aber wieder aus. Alle 3 Züge wurden
zusammengelegt. Hatten 4 Unffz. im Zimmer. Am nachm. waren Schippling
u. ich zum Theater [Truppenkino] gegangen. Es wurde der müde Theodor [Deutsche Filmkomödie von 1918] gegeben.
Zum totlachen. Als wir zurückkehrten war die Komp. wieder verzogen


...rechte Seite

u. gleichzeitig Appell angesetzt. Ich ging also gleich zum
Appell. Dann war anschl. Parole u. in der Dunkelheit mit Gandler
zum neuen Quartier. Natürlich liefen wir 1 Stunde herum , ohne an`s
Ziel zu kommen. Mußten noch einmal zurück u. uns von Waldarski
führen lassen. Lag mit Pennigsfeld auf einem Zimmer. Haben eine
ganz schöne Zeit in Solesmes verlebt. Neben Gandes Quartier
war eine Kneipe, in der die Abende zugebracht wurden. Ein Mädchen
war natürlich auch dabei, die wir Rosa getauft hatten, in Wirklichkeit
hieß sie Jeanne Lemier. War das Ding scharf auf Fröhlich. Der Junge
war natürlich zu dumm. Haben uns manchmal krank gelacht. Am
17.3.18.
einen Sonntag gings um 7,30 Uhr abends los bis Troiviller.
Hier bezogen wir um 11 Uhr Quartier. Haben nur so gut es ging ein
Lager gemacht. Es waren nämlich nur kahle Ziegelsteine da.
Heute 18.3.
ist Löhnungsappell. Busse ist auch da. Wollen einen saufen.
19.3.
Hatten gestern anständig die Schlorren voll. [ostpreußisch: uns betrunken] Wußte nicht
wie ich ins Bett gekommen bin. 19.3. gings um 8 Uhr fort nach Briemont.
Hier wurden wir in eine Baracke einquartiert.
Am 20.3. 11,30 Uhr Abmarsch.
Am 21. früh sollte die größte Schlacht, die die Welt je gesehen hat, anfangen.
Nach einem furchtbaren Marsch durch tiefen Dreck langten wir um 3 Uhr
an einem Graben an. Hier sollten wir bleiben und nähere Befehle abwarten.
Saßen alle eng aneinander auf einer Stollentreppe, stellten
durch Kompaß die Himmelsrichtung fest. schliefen ein
Weilchen u. unterhielten uns. Um 4:30 fingen die Hellenmaschinen an
zu arbeiten. Überall krachte es. Um 8 Uhr gings dann los. Bald begegneten
wir den ersten Gefangenen. Nur mit Engländern hatten wir`s hier
zu tun. Einige Gasgranaten flogen zu uns herüber, aber die Dinger
waren so ungefährlich, daß wir gar nicht die Maske aufsetzten. Auf
dem Marsche hörten wir schon, daß unsere ein großes Stück vorgekommen
waren. Der Marsch war wieder furchtbar. Dazwischen krachten
unsere Kanonen. Die ganze Straße nichts als Munitionskollonnen, Infanterie,
Stäbe, Verwundete u. Gefangene. Die Engländer schickten uns auch einige
Dinger herüber, die aber wenig Schaden angerichtet haben. Nachdem schon
sehr viele abgebaut hatten wurde endlich Halt gemacht u. wir



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  • January 7, 2017 19:06:08 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    drehten uns auf die andere Seite. Um 7,30 Uhr erhoben wir uns
    nun, schnell Stiefel geputzt, gewaschen, Kaffee getrunken, Sturmgepäck
    gerollt u. fertig waren wir. Um 8,50 Uhr standen wir auf
    dem Platze. Nach dem üblichen Einteilen gings dann los. Vor
    unserem Quartier ertönte dann das Kommando: Komp. - halt !
    Setzt die Gewehre- zusammen ! Links von den Gewehren wegtreten.
    Wir also wieder in unsere Bude. Um 10 Uhr Kommando: An die
    Gewehre ! Nun gings wirklich los. Die Straße war wie Erbsensuppe.
    Strippen hat es vom Himmel geregnet. Bald schwärmten
    wir aus und nun gings über Gräben, Wiesen, Sturzacker usw.
    Haben die Schnauze vollbekommen. Endlich um 2 Uhr nachm.
    ertönte das ganze halt. Bald darauf gings dann nach Hause.
    - Am 9.3. sollen wir verladen werde. Dann wird wohl die große
    Sache losgehen. Schicke heute das Buch nach Hause. Hoffentlich
    kommt es gut an. - Glückliche Reise !
    - Geschrieben und beendet den 5.3.18. 10,50 abends in
    Friauville.


                                     III. Buch

    Fortsetzung

    9.3.18.

    Abmarsch von Friauville zum Bahnhof Jarny.
    Am 11. - 2 Uhr nachts auf einem Bahnhof angekommen, ausgeladen,
    u. abmarschiert. Um 4 Uhr morgens kamen wir in die Stadt, in der
    wir Quartier beziehen sollten, an. Hielten auf der Straße u. warteten
    auf den Quartiermeister. Aber Unffz. Schippling, der dieses Ehrenamt zu
    versehen hatte, schlief in aller Seelenruhe u. ließ uns stehen. Die ganze
    Komp. brüllte auf Kommando: Quartiermeister !! Alles umsonst. Schließlich
    schwärmte ein Zug aus und nach 1 1/2 stündigem Warten hatten sie die
    Missetäter erwischt. Nun kam der 2. Akt: Die Quartiere suchen. Um 6 Uhr
    fanden wir ein Zimmer. Gruppe Pennigsfeld u. meine Gruppe zogen
    dort hinein. Um 8 Uhr zogen wir aber wieder aus. Alle 3 Züge wurden
    zusammengelegt. Hatten 4 Unffz. im Zimmer. Am nachm. waren Schippling
    u. ich zum Theater [Truppenkino] gegangen. Es wurde der müde Theodor [Deutsche Filmkomödie von 1918] gegeben.
    Zum totlachen. Als wir zurückkehrten war die Komp. wieder verzogen


    ...rechte Seite

    u. gleichzeitig Appell angesetzt. Ich ging also gleich zum
    Appell. Dann war anschl. Parole u. in der Dunkelheit mit Gandler
    zum neuen Quartier. Natürlich liefen wir 1 Stunde herum , ohne an`s
    Ziel zu kommen. Mußten noch einmal zurück u. uns von Waldarski
    führen lassen. Lag mit Pennigsfeld auf einem Zimmer. Haben eine
    ganz schöne Zeit in Solesmes verlebt. Neben Gandes Quartier
    war eine Kneipe, in der die Abende zugebracht wurden. Ein Mädchen
    war natürlich auch dabei, die wir Rosa getauft hatten, in Wirklichkeit
    hieß sie Jeanne Lemier. War das Ding scharf auf Fröhlich. Der Junge
    war natürlich zu dumm. Haben uns manchmal krank gelacht. Am
    17.3.18.
    einen Sonntag gings um 7,30 Uhr abends los bis Troiviller.
    Hier bezogen wir um 11 Uhr Quartier. Haben nur so gut es ging ein
    Lager gemacht. Es waren nämlich nur kahle Ziegelsteine da.
    Heute 18.3.
    ist Löhnungsappell. Busse ist auch da. Wollen einen saufen.
    19.3.
    Hatten gestern anständig die Schlorren voll. [ostpreußisch: uns betrunken] Wußte nicht
    wie ich ins Bett gekommen bin. 19.3. gings um 8 Uhr fort nach Briemont.
    Hier wurden wir in eine Baracke einquartiert.
    Am 20.3. 11,30 Uhr Abmarsch.
    Am 21. früh sollte die größte Schlacht, die die Welt je gesehen hat, anfangen.
    Nach einem furchtbaren Marsch durch tiefen Dreck langten wir um 3 Uhr
    an einem Graben an. Hier sollten wir bleiben und nähere Befehle abwarten.
    Saßen alle eng aneinander auf einer Stollentreppe, stellten
    durch Kompaß die Himmelsrichtung fest. schliefen ein
    Weilchen u. unterhielten uns. Um 4:30 fingen die Hellenmaschinen an
    zu arbeiten. Überall krachte es. Um 8 Uhr gings dann los. Bald begegneten
    wir den ersten Gefangenen. Nur mit Engländern hatten wir`s hier
    zu tun. Einige Gasgranaten flogen zu uns herüber, aber die Dinger
    waren so ungefährlich, daß wir gar nicht die Maske aufsetzten. Auf
    dem Marsche hörten wir schon, daß unsere ein großes Stück vorgekommen
    waren. Der Marsch war wieder furchtbar. Dazwischen krachten
    unsere Kanonen. Die ganze Straße nichts als Munitionskollonnen, Infanterie,
    Stäbe, Verwundete u. Gefangene. Die Engländer schickten uns auch einige
    Dinger herüber, die aber wenig Schaden angerichtet haben. Nachdem schon
    sehr viele abgebaut hatten wurde endlich Halt gemacht u. wir


  • January 7, 2017 19:00:40 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    drehten uns auf die andere Seite. Um 7,30 Uhr erhoben wir uns
    nun, schnell Stiefel geputzt, gewaschen, Kaffee getrunken, Sturmgepäck
    gerollt u. fertig waren wir. Um 8,50 Uhr standen wir auf
    dem Platze. Nach dem üblichen Einteilen gings dann los. Vor
    unserem Quartier ertönte dann das Kommando: Komp. - halt !
    Setzt die Gewehre- zusammen ! Links von den Gewehren wegtreten.
    Wir also wieder in unsere Bude. Um 10 Uhr Kommando: An die
    Gewehre ! Nun gings wirklich los. Die Straße war wie Erbsensuppe.
    Strippen hat es vom Himmel geregnet. Bald schwärmten
    wir aus und nun gings über Gräben, Wiesen, Sturzacker usw.
    Haben die Schnauze vollbekommen. Endlich um 2 Uhr nachm.
    ertönte das ganze halt. Bald darauf gings dann nach Hause.
    - Am 9.3. sollen wir verladen werde. Dann wird wohl die große
    Sache losgehen. Schicke heute das Buch nach Hause. Hoffentlich
    kommt es gut an. - Glückliche Reise !
    - Geschrieben und beendet den 5.3.18. 10,50 abends in
    Friauville.


                                     III. Buch

    Fortsetzung

    9.3.18.

    Abmarsch von Friauville zum Bahnhof Jarny.
    Am 11. - 2 Uhr nachts auf einem Bahnhof angekommen, ausgeladen,
    u. abmarschiert. Um 4 Uhr morgens kamen wir in die Stadt, in der
    wir Quartier beziehen sollten, an. Hielten auf der Straße u. warteten
    auf den Quartiermeister. Aber Unffz. Schippling, der dieses Ehrenamt zu
    versehen hatte, schlief in aller Seelenruhe u. ließ uns stehen. Die ganze
    Komp. brüllte auf Kommando: Quartiermeister !! Alles umsonst. Schließlich
    schwärmte ein Zug aus und nach 1 1/2 stündigem Warten hatten sie die
    Missetäter erwischt. Nun kam der 2. Akt: Die Quartiere suchen. Um 6 Uhr
    fanden wir ein Zimmer. Gruppe Pennigsfeld u. meine Gruppe zogen
    dort hinein. Um 8 Uhr zogen wir aber wieder aus. Alle 3 Züge wurden
    zusammengelegt. Hatten 4 Unffz. im Zimmer. Am nachm. waren Schippling
    u. ich zum Theater [Truppenkino] gegangen. Es wurde der müde Theodor [Deutsche Filmkomödie von 1918] gegeben.
    Zum totlachen. Als wir zurückkehrten war die Komp. wieder verzogen


    ...rechte Seite

    u. gleichzeitig Appell angesetzt. Ich ging also gleich zum
    Appell. Dann war anschl. Parole u. in der Dunkelheit mit Gandler
    zum neuen Quartier. Natürlich liefen wir 1 Stunde herum , ohne an`s
    Ziel zu kommen. Mußten noch einmal zurück u. uns von Waldarski
    führen lassen. Lag mit Pennigsfeld auf einem Zimmer. Haben eine
    ganz schöne Zeit in Solesnes verlebt. Neben Gandes Quartier
    war eine Kneipe, in der die Abende zugebracht wurden. Ein Mädchen
    war natürlich auch dabei, die wir Rosa getauft hatten, in Wirklichkeit
    hieß sie Jeanne Lemier. War das Ding scharf auf Fröhlich. Der Junge
    war natürlich zu dumm. Haben uns manchmal krank gelacht. Am
    17.3.18.
    einen Sonntag gings um 7,30 Uhr abends los bis Troiviller.
    Hier bezogen wir um 11 Uhr Quartier. Haben nur so gut es ging ein
    Lager gemacht. Es waren nämlich nur kahle Ziegelsteine da.
    Heute 18.3.
    ist Löhnungsappell. Busse ist auch da. Wollen einen saufen.
    19.3.
    Hatten gestern anständig die Schlorren voll. [ostpreußisch: uns betrunken] Wußte nicht
    wie ich ins Bett gekommen bin. 19.3. gings um 8 Uhr fort nach Briemont.
    Hier wurden wir in eine Baracke einquartiert.
    Am 20.3. 11,30 Uhr Abmarsch.
    Am 21. früh sollte die größte Schlacht, die die Welt je gesehen hat, anfangen.
    Nach einem furchtbaren Marsch durch tiefen Dreck langten wir um 3 Uhr
    an einem Graben an. Hier sollten wir bleiben und nähere Befehle abwarten.
    Saßen alle eng aneinander auf einer Stollentreppe, stellten
    durch Kompaß die Himmelsrichtung fest. schliefen ein
    Weilchen u. unterhielten uns. Um 4:30 fingen die Hellenmaschinen an
    zu arbeiten. Überall krachte es. Um 8 Uhr gings dann los. Bald begegneten
    wir den ersten Gefangenen. Nur mit Engländern hatten wir`s hier
    zu tun. Einige Gasgranaten flogen zu uns herüber, aber die Dinger
    waren so ungefährlich, daß wir gar nicht die Maske aufsetzten. Auf
    dem Marsche hörten wir schon, daß unsere ein großes Stück vorgekommen
    waren. Der Marsch war wieder furchtbar. Dazwischen krachten
    unsere Kanonen. Die ganze Straße nichts als Munitionskollonnen, Infanterie,
    Stäbe, Verwundete u. Gefangene. Die Engländer schickten uns auch einige
    Dinger herüber, die aber wenig Schaden angerichtet haben. Nachdem schon
    sehr viele abgebaut hatten wurde endlich Halt gemacht u. wir



  • January 4, 2017 09:12:55 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    drehten uns auf die andere Seite. Um 7,30 Uhr erhoben wir uns
    nun, schnell Stiefel geputzt, gewaschen, Kaffee getrunken, Sturmgepäck
    gerollt u. fertig waren wir. Um 8,50 Uhr standen wir auf
    dem Platze. Nach dem üblichen Einteilen gings dann los. Vor
    unserem Quartier ertönte dann das Kommando: Komp. - halt !
    Setzt die Gewehre- zusammen ! Links von den Gewehren wegtreten.
    Wir also wieder in unsere Bude. Um 10 Uhr Kommando: An die
    Gewehre ! Nun gings wirklich los. Die Straße war wie Erbsensuppe.
    Strippen hat es vom Himmel geregnet. Bald schwärmten
    wir aus und nun gings über Gräben, Wiesen, Sturzacker usw.
    Haben die Schnauze vollbekommen. Endlich um 2 Uhr nachm.
    ertönte das ganze halt. Bald darauf gings dann nach Hause.
    - Am 9.3. sollen wir verladen werde. Dann wird wohl die große
    Sache losgehen. Schicke heute das Buch nach Hause. Hoffentlich
    kommt es gut an. - Glückliche Reise !
    - Geschrieben und beendet den 5.3.18. 10,50 abends in
    Friauville.


                                     III. Buch

    Fortsetzung

    9.3.18.

    Abmarsch von Friauville zum Bahnhof Farny.
    Am 11. - 2 Uhr nachts auf einem Bahnhof angekommen, ausgeladen,
    u. abmarschiert. Um 4 Uhr morgens kamen wir in die Stadt, in der
    wir Quartier beziehen sollten, an. Hielten auf der Straße u. warteten
    auf den Quartiermeister. Aber Unffz. Schippling, der dieses Ehrenamt zu
    versehen hatte, schlief in aller Seelenruhe u. ließ uns stehen. Die ganze
    Komp. brüllte auf Kommando: Quartiermeister !! Alles umsonst. Schließlich
    schwärmte ein Zug aus und nach 1 1/2 stündigem Warten hatten sie die
    Missetäter erwischt. Nun kam der 2. Akt: Die Quartiere suchen. Um 6 Uhr
    fanden wir ein Zimmer. Gruppe Pennigsfeld u. meine Gruppe zogen
    dort hinein. Um 8 Uhr zogen wir aber wieder aus. Alle 3 Züge wurden
    zusammengelegt. Hatten 4 Unffz. im Zimmer. Am nachm. waren Schippling
    u. ich zum Theater [Kino] gegangen. Es wurde der müde Theodor [Deutsche Filmkomödie 1918] gegeben.
    Zum totlachen. Als wir zurückkehrten war die Komp. wieder verzogen


    ...rechte Seite

    u. gleichzeitig Appell angesetzt. Ich ging also gleich zum
    Appell. Dann war anschl. Parole u. in der Dunkelheit mit Gandler
    zum neuen Quartier. Natürlich liefen wir 1 Stunde herum , ohne an`s
    Ziel zu kommen. Mußten noch einmal zurück u. uns von Waldarski
    führen lassen. Lag mit Pennigsfeld auf einem Zimmer. Haben eine
    ganz schöne Zeit in Solesnes verlebt. Neben Gandes Quartier
    war eine Kneipe, in der die Abende zugebracht wurden. Ein Mädchen
    war natürlich auch dabei, die wir Rosa getauft hatten, in Wirklichkeit
    hieß sie Jeanne Lemier. War das Ding scharf auf Fröhlich. Der Junge
    war natürlich zu dumm. Haben uns manchmal krank gelacht. Am
    17.3.18.
    einen Sonntag gings um 7,30 Uhr abends los bis Troiviller.
    Hier bezogen wir um 11 Uhr Quartier. Haben nur so gut es ging ein
    Lager gemacht. Es waren nämlich nur kahle Ziegelsteine da.
    Heute 18.3.
    ist Löhnungsappell. Busse ist auch da. Wollen einen saufen.
    19.3.
    Hatten gestern anständig die Schlorren voll. [ostpreußisch: uns betrunken] Wußte nicht
    wie ich ins Bett gekommen bin. 19.3. gings um 8 Uhr fort nach Briemont.
    Hier wurden wir in eine Baracke einquartiert.
    Am 20.3. 11,30 Uhr Abmarsch.
    Am 21. früh sollte die größte Schlacht, die die Welt je gesehen hat, anfangen.
    Nach einem furchtbaren Marsch durch tiefen Dreck langten wir um 3 Uhr
    an einem Graben an. Hier sollten wir bleiben und nähere Befehle abwarten.
    Saßen alle eng aneinander auf einer Stollentreppe, stellten
    durch Kompaß die Himmelsrichtung fest. schliefen ein
    Weilchen u. unterhielten uns. Um 4:30 fingen die Hellenmaschinen an
    zu arbeiten. Überall krachte es. Um 8 Uhr gings dann los. Bald begegneten
    wir den ersten Gefangenen. Nur mit Engländern hatten wir`s hier
    zu tun. Einige Gasgranaten flogen zu uns herüber, aber die Dinger
    waren so ungefährlich, daß wir gar nicht die Maske aufsetzten. Auf
    dem Marsche hörten wir schon, daß unsere ein großes Stück vorgekommen
    waren. Der Marsch war wieder furchtbar. Dazwischen krachten
    unsere Kanonen. Die ganze Straße nichts als Munitionskollonnen, Infanterie,
    Stäbe, Verwundete u. Gefangene. Die Engländer schickten uns auch einige
    Dinger herüber, die aber wenig Schaden angerichtet haben. Nachdem schon
    sehr viele abgebaut hatten wurde endlich Halt gemacht u. wir



  • January 3, 2017 21:01:25 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    drehten uns auf die andere Seite. Um 7,30 Uhr erhoben wir uns

    nun, schnell Stiefel geputzt, gewaschen, Kaffee getrunken, Sturmgepäck

    gerollt u. fertig waren wir. Um 8,50 Uhr standen wir auf

    dem Platze. Nach dem üblichen Einteilen gings dann los. Vor

    unserem Quartier ertönte dann das Kommando: Komp. - halt !

    Setzt die Gewehre- zusammen ! Links von den Gewehren wegtreten.

    Wir also wieder in unsere Bude. Um 10 Uhr Kommando: An die

    Gewehre ! Nun gings wirklich los. Die Straße war wie Erbsensuppe.

    Strippen hat es vom Himmel geregnet. Bald schwärmten

    wir aus und nun gings über Gräben, Wiesen, Sturzacker usw.

    Haben die Schnauze vollbekommen. Endlich um 2 Uhr nachm.

    ertönte das ganze halt. Bald darauf gings dann nach Hause.

    - Am 9.3. sollen wir verladen werde. Dann wird wohl die große

    Sache losgehen. Schicke heute das Buch nach Hause. Hoffentlich

    kommt es gut an. - Glückliche Reise !

    - Geschrieben und beendet den 5.3.18. 10,50 abends in

    Friauville.


                                      III. Buch

    Fortsetzung

    9.3.18.

    Abmarsch von Friauville zum Bahnhof Farny.

    Am 11. - 2 Uhr nachts auf einem Bahnhof angekommen, ausgeladen,

    u. abmarschiert. Um 4 Uhr morgens kamen wir in die Stadt, in der

    wir Quartier beziehen sollten, an. Hielten auf der Straße u. warteten

    auf den Quartiermeister. Aber Unffz. Schippling, der dieses Ehrenamt zu

    versehen hatte, schlief in aller Seelenruhe u. ließ uns stehen. Die ganze

    Komp. brüllte auf Kommando: Quartiermeister !! Alles umsonst. Schließlich

    schwärmte ein Zug aus und nach 1 1/2 stündigem Warten hatten sie die

    Missetäter erwischt. Nun kam der 2. Akt: Die Quartiere suchen. Um 6 Uhr

    fanden wir ein Zimmer. Gruppe Pennigsfeld u. meine Gruppe zogen

    dort hinein. Um 8 Uhr zogen wir aber wieder aus. Alle 3 Züge wurden

    zusammengelegt. Hatten 4 Unffz. im Zimmer. Am nachm. waren Schippling

    u. ich zum Theater [Kino] gegangen. Es wurde der müde Theodor [Deutsche Filmkomödie 1918] gegeben.

    Zum totlachen. Als wir zurückkehrten war die Komp. wieder verzogen


    ...rechte Seite

    u. gleichzeitig Appell angesetzt. Ich ging also gleich zum

    Appell. Dann war anschl. Parole u. in der Dunkelheit mit Gandler

    zum neuen Quartier. Natürlich liefen wir 1 Stunde herum , ohne an`s

    Ziel zu kommen. Mußten noch einmal zurück u. uns von Waldarski

    führen lassen. Lag mit Pennigsfeld auf einem Zimmer. Haben eine

    ganz schöne Zeit in Solesnes verlebt. Neben Gandes Quartier

    war eine Kneipe, in der die Abende zugebracht wurden. Ein Mädchen

    war natürlich auch dabei, die wir Rosa getauft hatten, in Wirklichkeit

    hieß sie Jeanne Lemier. War das Ding scharf auf Fröhlich. Der Junge

    war natürlich zu dumm. Haben uns manchmal krank gelacht. Am

    17.3.18.

    einen Sonntag gings um 7,30 Uhr abends los bis Troiviller.

    Hier bezogen wir um 11 Uhr Quartier. Haben nur so gut es ging ein

    Lager gemacht. Es waren nämlich nur kahle Ziegelsteine da.

    Heute 18.3.

    ist Löhnungsappell. Busse ist auch da. Wollen einen saufen.

    19.3.

    Hatten gestern anständig die Schlorren voll. [ostpreußisch: uns betrunken] Wußte nicht

    wie ich ins Bett gekommen bin. 19.3. gings um 8 Uhr fort nach Briemont.

    Hier wurden wir in eine Baracke einquartiert.

    Am 20.3. 11,30 Uhr Abmarsch.

    Am 21. früh sollte die größte Schlacht, die die Welt je gesehen hat, anfangen.

    Nach einem furchtbaren Marsch durch tiefen Dreck langten wir um 3 Uhr

    an einem Graben an. Hier sollten wir bleiben und nähere Befehle abwarten.

    Saßen alle eng aneinander auf einer Stollentreppe, stellten

    durch Kompaß die Himmelsrichtung fest. ( m. ) schliefen ein

    Weilchen u. unterhielten uns. Um 4:30 fingen die Hellenmaschinen an

    zu arbeiten. Überall krachte es. Um 8 Uhr gings dann los. Bald begegneten

    wir den ersten Gefangenen. Nur mit Engländern hatten wir`s hier

    zu tun. Einige Gasgranaten flogen zu uns herüber, aber die Dinger

    waren so ungefährlich, daß wir gar nicht die Maske aufsetzten. Auf

     dem Marsche hörten wir schon, daß unsere ein großes Stück vorgekommen

    waren. Der Marsch war wieder furchtbar. Dazwischen krachten

    unsere Kanonen. Die ganze Straße nichts als Munitionskollonnen, Infanterie,

    Stäbe, Verwundete u. Gefangene. Die Engländer schickten uns auch einige

    Dinger herüber, die aber wenig Schaden angerichtet haben. Nachdem schon

    sehr viele abgebaut hatten wurde endlich Halt gemacht u. wir



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  • 49.147537642066744||5.857496927587931||

    Friauville, Jarny

  • 50.19521211085653||3.5000712378906655||

    Solesmes

  • 54.705269214461346||20.513154188818362||

    Königsberg / Ostpreußen

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  • Story location Königsberg / Ostpreußen
  • Document location Friauville, Jarny
  • Additional document location Solesmes
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