Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 1, item 116

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S. 196

die Granaten. Die Strassen selbst waren zerwühlt, zerfetzt und

zerfahren, grundlos stand der Schlamm überall, zerspellte

Baumstümpfe waren die Reste stolzer Pappeln, deren Stämme

oft den Weg versperrten. Die Gärten sahen wüst aus, überall

Schutthaufen, Granatlöcher, dazwischen Konservenbüchsen, Draht,

zerknickte Obstbäume, zerfallene Zäune. Mehremals waren

wir dort hindurchgewandert heute zum letzten male.

      Wir lagen gerade im Standquartier und hatten unsere

Sachen wieder in Ordnung gebracht von den vorhergegangenen

Tagen. Auch konnten bzw. wollten wir uns ausschlafen für

kommende Tage. Ich hatte es mir gerade bequem gemacht, mich

völlig ausgezogen und in die Decken gehüllt, als wir alarmiert

wurden. Die Unteroffiziere wurden zum Feldwebel befohlen, unter

lautem Gefluche holte man seine "Klamotten" hervor und hoste

sich an. Feldmarschmässig, dass heisst für mich Wickelgamaschen

über die Stiefel, dadurch war ich geschützt, dass mir das Wasser nicht oben

in die Schäfte lief. - Wir sollten aber nicht in Stellung gehen,

sondern nur mit helfen, den Grevillers Graben, der nunmehr völlig

zerschossen und unhaltbar wurde zu räumen. Im Galopp rasten

die Fahrzeue um Mitternacht los. Schon um 2.00 waren die einzelnen

Träger an Ort und Stelle. Ein Kamerad und ich am äussersten

rechten Flügel bei Gefr. Stamm, dessen Gewehr im Leipziger Graben lag,

der nun mehr nur noch Sappe war, indess er kurz vor dem

Drahtverhau abgeriegelt war. Ich traf die ganze Bedienung äusserst

verstört an, ohne dass man mir meinem Gruss erwiderte.

Auf meine Erklärung über mein Hiersein und Fragen nach dem


S. 197

Gerät zeigte Gefr. Stamm nur nach unten. Ich sah das

Stollenende eingestüzt und erfuhr, dass vor wenigen Minuten ein

schwerer Einschlag, die letzten Rahmen, in cr 20 Stufen Tiefe,

eingedrückt hatte, unter den Trümmern lagen die Patronen - zum

Glück war niemand zu schaden gekommen. Es war ein schwerer

Feuerüberfall gewesen, dessen Wirkungen allenthalben sichtbar

waren. Wir hatten keine Zeit aus dem Chaos von Erde, Balken,

Mänteln, Steinen, etc die Kästen zu bergen. Um 2.30 türmten

wir mit dem ebenfalls durch Treffer unbrauchbar gewordenem

M.G. über die Grabenreste. Nichts mehr war zu sehen von

einstiger Herrlichkeit, nur noch stellenweise war der Graben knietief,

aber fort, kein Blick zurück, wo die Pioniere die Stollenreste

in die Luft jagten. Unbeschadet kamen wir durch das

wiederauflebende engl. Minenfeuer zum Sammelplatz, am

Sanitätsstollen in Grevillers. Die neue Stellung lag im Avesnesriegel, die

Trägerkolonnen trennten sich um zurückzukehren. Bald darauf

fing es an zu regnen. Ich traf eine Munitionskolonne eines

21cm Mörsers, welche Munition zurückfuhr, erkletterte den Wagen

und liess gleichzeitig den Guss über mich ergehen. Um 5.00

waren wir in der Baracke, aber niemand hatte trockene

Streichhölzer, nach langem Suchen fanden wir endlich

welche, beim bedürftigen Lichte der Hindenburgbrenner, hingen

wir die nassen Kleider an die Öfen, hüllten uns in Decken,

und erwachten erst, als zu Mittag der dampfende Reis auf

dem Tische stand.

      Wie gut hatten wir es vor unseren Kameraden, die ohne

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S. 196

die Granaten. Die Strassen selbst waren zerwühlt, zerfetzt und

zerfahren, grundlos stand der Schlamm überall, zerspellte

Baumstümpfe waren die Reste stolzer Pappeln, deren Stämme

oft den Weg versperrten. Die Gärten sahen wüst aus, überall

Schutthaufen, Granatlöcher, dazwischen Konservenbüchsen, Draht,

zerknickte Obstbäume, zerfallene Zäune. Mehremals waren

wir dort hindurchgewandert heute zum letzten male.

      Wir lagen gerade im Standquartier und hatten unsere

Sachen wieder in Ordnung gebracht von den vorhergegangenen

Tagen. Auch konnten bzw. wollten wir uns ausschlafen für

kommende Tage. Ich hatte es mir gerade bequem gemacht, mich

völlig ausgezogen und in die Decken gehüllt, als wir alarmiert

wurden. Die Unteroffiziere wurden zum Feldwebel befohlen, unter

lautem Gefluche holte man seine "Klamotten" hervor und hoste

sich an. Feldmarschmässig, dass heisst für mich Wickelgamaschen

über die Stiefel, dadurch war ich geschützt, dass mir das Wasser nicht oben

in die Schäfte lief. - Wir sollten aber nicht in Stellung gehen,

sondern nur mit helfen, den Grevillers Graben, der nunmehr völlig

zerschossen und unhaltbar wurde zu räumen. Im Galopp rasten

die Fahrzeue um Mitternacht los. Schon um 2.00 waren die einzelnen

Träger an Ort und Stelle. Ein Kamerad und ich am äussersten

rechten Flügel bei Gefr. Stamm, dessen Gewehr im Leipziger Graben lag,

der nun mehr nur noch Sappe war, indess er kurz vor dem

Drahtverhau abgeriegelt war. Ich traf die ganze Bedienung äusserst

verstört an, ohne dass man mir meinem Gruss erwiderte.

Auf meine Erklärung über mein Hiersein und Fragen nach dem


S. 197

Gerät zeigte Gefr. Stamm nur nach unten. Ich sah das

Stollenende eingestüzt und erfuhr, dass vor wenigen Minuten ein

schwerer Einschlag, die letzten Rahmen, in cr 20 Stufen Tiefe,

eingedrückt hatte, unter den Trümmern lagen die Patronen - zum

Glück war niemand zu schaden gekommen. Es war ein schwerer

Feuerüberfall gewesen, dessen Wirkungen allenthalben sichtbar

waren. Wir hatten keine Zeit aus dem Chaos von Erde, Balken,

Mänteln, Steinen, etc die Kästen zu bergen. Um 2.30 türmten

wir mit dem ebenfalls durch Treffer unbrauchbar gewordenem

M.G. über die Grabenreste. Nichts mehr war zu sehen von

einstiger Herrlichkeit, nur noch stellenweise war der Graben knietief,

aber fort, kein Blick zurück, wo die Pioniere die Stollenreste

in die Luft jagten. Unbeschadet kamen wir durch das

wiederauflebende engl. Minenfeuer zum Sammelplatz, am

Sanitätsstollen in Grevillers. Die neue Stellung lag im Avesnesriegel, die

Trägerkolonnen trennten sich um zurückzukehren. Bald darauf

fing es an zu regnen. Ich traf eine Munitionskolonne eines

21cm Mörsers, welche Munition zurückfuhr, erkletterte den Wagen

und liess gleichzeitig den Guss über mich ergehen. Um 5.00

waren wir in der Baracke, aber niemand hatte trockene

Streichhölzer, nach langem Suchen fanden wir endlich

welche, beim bedürftigen Lichte der Hindenburgbrenner, hingen

wir die nassen Kleider an die Öfen, hüllten uns in Decken,

und erwachten erst, als zu Mittag der dampfende Reis auf

dem Tische stand.

      Wie gut hatten wir es vor unseren Kameraden, die ohne


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  • April 2, 2017 10:06:25 Rolf Kranz

    S. 196

    die Granaten. Die Strassen selbst waren zerwühlt, zerfetzt und

    zerfahren, grundlos stand der Schlamm überall, zerspellte

    Baumstümpfe waren die Reste stolzer Pappeln, deren Stämme

    oft den Weg versperrten. Die Gärten sahen wüst aus, überall

    Schutthaufen, Granatlöcher, dazwischen Konservenbüchsen, Draht,

    zerknickte Obstbäume, zerfallene Zäune. Mehremals waren

    wir dort hindurchgewandert heute zum letzten male.

          Wir lagen gerade im Standquartier und hatten unsere

    Sachen wieder in Ordnung gebracht von den vorhergegangenen

    Tagen. Auch konnten bzw. wollten wir uns ausschlafen für

    kommende Tage. Ich hatte es mir gerade bequem gemacht, mich

    völlig ausgezogen und in die Decken gehüllt, als wir alarmiert

    wurden. Die Unteroffiziere wurden zum Feldwebel befohlen, unter

    lautem Gefluche holte man seine "Klamotten" hervor und hoste

    sich an. Feldmarschmässig, dass heisst für mich Wickelgamaschen

    über die Stiefel, dadurch war ich geschützt, dass mir das Wasser nicht oben

    in die Schäfte lief. - Wir sollten aber nicht in Stellung gehen,

    sondern nur mit helfen, den Grevillers Graben, der nunmehr völlig

    zerschossen und unhaltbar wurde zu räumen. Im Galopp rasten

    die Fahrzeue um Mitternacht los. Schon um 2.00 waren die einzelnen

    Träger an Ort und Stelle. Ein Kamerad und ich am äussersten

    rechten Flügel bei Gefr. Stamm, dessen Gewehr im Leipziger Graben lag,

    der nun mehr nur noch Sappe war, indess er kurz vor dem

    Drahtverhau abgeriegelt war. Ich traf die ganze Bedienung äusserst

    verstört an, ohne dass man mir meinem Gruss erwiderte.

    Auf meine Erklärung über mein Hiersein und Fragen nach dem


    S. 197

    Gerät zeigte Gefr. Stamm nur nach unten. Ich sah das

    Stollenende eingestüzt und erfuhr, dass vor wenigen Minuten ein

    schwerer Einschlag, die letzten Rahmen, in cr 20 Stufen Tiefe,

    eingedrückt hatte, unter den Trümmern lagen die Patronen - zum

    Glück war niemand zu schaden gekommen. Es war ein schwerer

    Feuerüberfall gewesen, dessen Wirkungen allenthalben sichtbar

    waren. Wir hatten keine Zeit aus dem Chaos von Erde, Balken,

    Mänteln, Steinen, etc die Kästen zu bergen. Um 2.30 türmten

    wir mit dem ebenfalls durch Treffer unbrauchbar gewordenem

    M.G. über die Grabenreste. Nichts mehr war zu sehen von

    einstiger Herrlichkeit, nur noch stellenweise war der Graben knietief,

    aber fort, kein Blick zurück, wo die Pioniere die Stollenreste

    in die Luft jagten. Unbeschadet kamen wir durch das

    wiederauflebende engl. Minenfeuer zum Sammelplatz, am

    Sanitätsstollen in Grevillers. Die neue Stellung lag im Avesnesriegel, die

    Trägerkolonnen trennten sich um zurückzukehren. Bald darauf

    fing es an zu regnen. Ich traf eine Munitionskolonne eines

    21cm Mörsers, welche Munition zurückfuhr, erkletterte den Wagen

    und liess gleichzeitig den Guss über mich ergehen. Um 5.00

    waren wir in der Baracke, aber niemand hatte trockene

    Streichhölzer, nach langem Suchen fanden wir endlich

    welche, beim bedürftigen Lichte der Hindenburgbrenner, hingen

    wir die nassen Kleider an die Öfen, hüllten uns in Decken,

    und erwachten erst, als zu Mittag der dampfende Reis auf

    dem Tische stand.

          Wie gut hatten wir es vor unseren Kameraden, die ohne

  • January 27, 2017 22:40:22 Rolf Kranz

    S. 196

    die Granaten. Die Strassen selbst waren zerwühlt, zerfetzt und

    zerfahren, grundlos stand der Schlamm überall, zerspellte

    Baumstümpfe waren die Reste stolzer Pappeln, deren Stämme

    oft den Weg versperrten. Die Gärten sahen wüst aus, überall

    Schutthaufen, Granatlöcher, dazwischen Konservenbüchsen, Draht,

    zerknickte Obstbäume, zerfallene Zäune. Mehremals waren

    wir dort hindurchgewandert heute zum letzten male.

    Wir lagen gerade im Standquartier und hatten unsere

    Sachen wieder in Ordnung gebracht von den vorher gegangenen

    Tagen. Auch konnten bzw. wollten wir uns ausschlafen für

    kommende Tage. Ich hatte es mir gerade bequem gemacht, mich

    völlig ausgezogen und in die Decken gehüllt, als wir alarmiert

    wurden. Die Unteroffiziere wurden zum Feldwebel befohlen, unter

    lautem Gefluche holte man seine "Klamotten" hervor und hoste

    sich an.  Feldmarschmässig, dass heisst für mich Wickelgamaschen

    über die Stiefel, dadurch war ich geschützt, dass mir das Wasser nicht oben

    in die Schäfte lief. - Wir sollten aber nicht in Stellung gehen,

    sondern nur mit helfen, den Grevillers Graben, der nunmehr völlig

    zerschossen und unhaltbar wurde zu räumen. Im Galopp rasten

    die Fahrzeue um Mitternacht los. Schon um 2.00 waren die einzelnen

    Träger an Ort und Stelle. Ein Kamerad und ich am äussersten

    rechten Flügel bei Gefr. Stamm, dessen Gewehr im Leipziger Graben lag,

    der nun mehr nur noch Sappe war, indess er kurz vor dem

    Drahtverhau abgeriegelt war. Ich traf die ganze Bedienung äusserst

    verstört an, ohne dass man mir meinem Gruss erwiderte.

    Auf meine Erklärung über mein Hiersein und Fragen nach dem


    S. 197

    Gerät zeigte Gefr. Stamm nur nach unten. Ich sah das

    Stollenende eingestüzt und erfuhr, dass vor wenigen Minuten ein

    schwerer Einschlag, die letzten Rahmen, in cr 20 Stufen Tiefe,

    eingedrückt hatte, unter den Trümmern lagen die Patronen - zum

    Glück war niemand zu schaden gekommen. Es war ein schwerer

    Feuerüberfall gewesen, dessen Wirkungen allenthalben sichtbar

    waren. Wir hatten keine Zeit aus dem Chaos von Erde, Balken,

    Mänteln, Steinen, etc die Kästen zu bergen. Um 2.30 türmten

    wir mit dem ebenfalls durch Treffer unbrauchbar gewordenem

    M.G. über die Grabenreste. Nichts mehr war zu sehen von

    einstiger Herrlichkeit, nur noch stellenweise war der Graben knietief,

    aber fort, kein Blick zurück, wo die Pioniere die Stollenreste

    in die Luft jagten. Unbeschadet kamen wir durch das

    wiederauflebende engl. Minenfeuer zum Sammelplatz, am

    Sanitätsstollen in Grevillers. Die neue Stellung lag im Avesnesriegel, die

    Trägerkolonnen trennten sich um zurückzukehren. Bald darauf

    fing es an zu regnen. Ich traf eine Munitionskolonne eines

    21cm Mörsers, welche Munition zurückfuhr, erkletterte den Wagen

    und liess gleichzeitig den Guss über mich ergehen, Um 5.00

    waren wir in der Baracke, aber niemand hatte trockene

    Streichhölzer, nach langem Suchen fanden wir endlich

    welche, beim bedürftigen Lichte der Hindenburgbrenner, hingen

    wir die nassen Kleider an die Öfen, hüllten uns in Decken,

    und erwachten erst, als zu Mittag der dampfende Reis auf

    dem Tische stand.

    Wie gut hatten wir es vor unseren Kameraden, die ohne


  • December 24, 2016 14:01:51 Corinna Pichler (AUT)

    S. 196

    die Granaten. Die Strassen selbst waren zerwühlt, zerfetzt und

    zerfahren, grundlos stand der Schlamm überall, zerspellte

    Baumstümpfe waren die Reste stolzer Pappln, deren Stämme

    oft den Weg versperrten. Die Gärten sahen wüst aus, überall

    Schutthaufen, Granatlöcher, dazwsichen Konservenbüchsen, Draht,

    zerknickte Obstbäume, zerfallene Zäune. mehremals waren

    wir dort hindurchgewandert heute zum letzten male.

    Wir lagen gerade im Standquartier und hatten unsere

    Sachen wieder in Ordnung gebracht von den vorher gegangenen

    Tagen. Auch konnten bzw. wollten wir uns ausschlafen für

    kommende Tage. Ich hatte es mir gerade bequem gemacht, mich

    völlig ausgezogen und in die Decken gehüllt, als wir alarmiert

    wurden. Die Unteroffiziere wurden zum Feldwebel befohlen, unter

    lautem Gefluche holte man seine "Klamotten" hervor und hoste

    sich an.  Feldmarschmässig, dass heisst für mich Wickelgamaschen

    über die Stiefel, dadurch war ich geschützt, dass mir das Wasser nicht oben

    in die Schäfte lief. - Wir sollten aber nicht in Stellung gehen,

    sondern nur mit helfen, den Grevillers Graben, der nunmehr völlig

    zerschssen und unhaltbar wurde zu räumen. Im Galopp rasten

    die Fahrzeue um Mitternacht los. Schon um 2.00 waren die einzelnen

    Träger an Ort und Stelle. Ein Kamerad und ich am äussersten

    rechten Flügel bei Gefr. Starmm, dessen Gewehr in Leipziger Graben lag,

    der nun mehr nur noch Pappe war, indess er kurz vor dem

    Drahtverhau abgeriegelt war. Ich traf die ganze Bedienung äusserst

    verstört an, ohne dass man mir meinem Gruss erwiderte.

    Auf meine Erklärung über mein Hiersein und Fragen nach dem


    S. 197

    Gerät zeigte Gefr. Stmm nur nach unten. Ich sah das

    Stollenende eingestüzt und erfuhr, dass vor wenigen Minuten ein

    schwerer Einschlag, die letzten Rahmen, in cr 20 Stufen Tiefe,

    eingedrückt hatte, unter den Trümmern lagen die Patronen - zum

    Glück war niemand zu schaden gekommen. Es war ein schwerer

    Feuerüberfall gewesen, dessen Wirkungen allenthaltber sichtbar

    waren. Wir hatten keine Zeit aus dem Chaos von Erde, Balken,

    Mänteln, Steinen, etc die Kästen zu bergen. Um 2.30 türmten

    wir mit dem ebenfalls durch Treffer unbrauchbar gewordenem

    M.G. über die Grabenreste. Nichts mehr war zu sehen von

    einstiger Herrlichkeit, nur noch stellenweise war der Graben knietief,

    aber fort, kein Blick zurück, wo die Pioniere die Stollenreste

    in die Luft jagten. Unbeschadet kamen wir durch das

    wiederauflebende engl. Minenfeuer zum Sammelplatz, am

    Sanitätsstollen in Grevillers. Die neue Stellung lag im Aresnesriegel, die

    Trägerkolonnen trennten sich um zurückzukehren. Bald darauf

    find es an zu regnen. ich traf eine Munitionskolonne eines

    21cm Mössess, welche Munition zurückfuhr, erkletterte den Wagen

    und liess gleichzeitig den Gruss über mich ergehen, Um 5.00

    waren wir in der Baracke, aber niemand hatte trockene

    Streichhölzer, nach langem Suchen fanden wir endlich

    welche, beim bedürftigen Lichte der Hindenbugbrenner, hingen

    wir die nassen Kleider an die Ofen, hüllten uns in Dekcen,

    und erwachten erst, als zu Mittag der dampfende Reis auf

    dem Tische stand.

    Wie gut hatten wir es vor unseren Kameraden, die ohne


  • December 24, 2016 13:54:59 Corinna Pichler (AUT)

    S. 196

    die Granaten. Die Strassen selbst waren zerwühlt, zerfetzt und

    zerfahren, grundlos stand der Schlamm überall, zerspellte

    Baumstümpfe waren die Reste stolzer Pappln, deren Stämme

    oft den Weg versperrten. Die Gärten sahen wüst aus, überall

    Schutthaufen, Granatlöcher, dazwsichen Konservenbüchsen, Draht,

    zerknickte Obstbäume, zerfallene Zäune. mehremals waren

    wir dort hindurchgewandert heute zum letzten male.

    Wir lagen gerade im Standquartier und hatten unsere

    Sachen wieder in Ordnung gebracht von den vorher gegangenen

    Tagen. Auch konnten bzw. wollten wir uns ausschlafen für

    kommende Tage. Ich hatte es mir gerade bequem gemacht, mich

    völlig ausgezogen und in die Decken gehüllt, als wir alarmiert

    wurden. Die Unteroffiziere wurden zum Feldwebel befohlen, unter

    lautem Gefluche holte man seine "Klamotten" hervor und hoste

    sich an.  Feldmarschmässig, dass heisst für mich Wickelgamaschen

    über die Stiefel, dadurch war ich geschützt, dass mir das Wasser nicht oben

    in die Schäfte lief. - Wir sollten aber nicht in Stellung gehen,

    sondern nur mit helfen, den Grevillers Graben, der nunmehr völlig

    zerschssen und unhaltbar wurde zu räumen. Im Galopp rasten

    die Fahrzeue um Mitternacht los. Schon um 2.00 waren die einzelnen

    Träger an Ort und Stelle. Ein Kamerad und ich am äussersten

    rechten Flügel bei Gefr. Starmm, dessen Gewehr in Leipziger Graben lag,

    der nun mehr nur noch Pappe war, indess er kurz vor dem

    Drahtverhau abgeriegelt war. Ich traf die ganze Bedienung äusserst

    verstört an, ohne dass man mir meinem Gruss erwiderte.

    Auf meine Erklärung über mein Hiersein und Fragen nach dem


    S. 197



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  • 50.105348||2.811341||

    Grévillers

  • 51.14917321173399||14.993941222412104||

    Görlitz

    ||1
Location(s)
  • Story location Görlitz
  • Document location Grévillers
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ID
12796 / 168667
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Heike Knothe
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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