Maria von Stutterheim dokumentiert den Krieg, item 46

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Wie werde ich Spion?

Ratschläge eines britischen Generals.


Freilich, so lautet der Titel des Buches nicht, das vor

einiger Zeit der britische Generalleutnant Sir Robert

Baden-Powell veröffentlicht hat, sondern lediglich "Meine

Erlebnisse als Spion" (My adventures as a spy). Aber

was der Verfasser, dem man nach Kenntnisnahme des Buches

zugestehen muß, daß er einer der besten Kenner und Beherrscher

dieses Faches ist, an Ratschlägen erteilt, wie man am besten

den Gegner überlistet und täuscht, ist in der Tat geeignet,

Propaganda für das Handwerk des Spions zu machen.

Allerdings müßte der neue Jünger des Spionengenerals

auf andere Schliche und Wege verfallen, als die, die gerade

Baden-Powell in seinem Buche angegeben hat; denn das

ist klar, daß nunmehr die Zeit der harmlosen Schmetterlingsammler,

Forellenfänger, Jagdliebhaber und Skizzenmaler,

unter deren Maske Baden-Powell am liebsten arbeitete,

vorbei ist. Trotzdem haftet natürlich diesem Handbuch

der angewandten Spionage, wie man seine

Erlebnisse am besten charakterisieren könnte, doch soviel des

Spannenden und Interessanten an, daß die deutsche Uebersetzung

des englischen Buches zu begrüßen ist. *)

Sir Robert Baden-Powell, Generalleutnant Seiner

britischen Majestät, K. C. B. (Komtur des Bath-Ordens),

ist in Deutschland weniger durch seine militärischen Fähigkeiten -

die im Burenkriege seine sonderlich rühmliche

Rolle gespielt haben - als durch seine Tätigkeit als Gründer

und Förderer der englischen Pfadfinderbewegung bekannt.

Während des jetzigen Krieges hat er eine aktive Komandostelle

nicht bekleidet, an Stelle davon hat er des öfteren

geredet und obendrein ein Buch herausgegeben, von dem es

eigentlich zweifelhaft erscheinen mag, ob er seinem Vaterlande

damit einen besonders großen Dienst erwiesen hat.

Sir Robert ist Zeit seines Lebens einer der ersten, und das

kann man unbedenklich sagen, besten und erfolgreichsten Spione

des britischen Heeres gewesen. Dieses Urteil bleibt auch

bestehen, wenn man die Hälfte dessen, was er berichtet, als

unwahrscheinlich abzieht. Mit einer für einen Briten etwas

ungewöhnlichen Phantasie sieht er überall dort Erfolge

seiner eigenent Tüchtigkeit, wo ihm die Dummeit oder Unvorsichtigkeit

der Auszuspionierenden zu Hilfe kam. Köstlich

wirkt auch die Ueberhebung, mit der er die nichtbritische

Spionage als zwecklos und unnütz abtut, und namentlich

die angeblich außerordentlich großzügig deutsche Spionage

ist stets an der ebenso außerordentlichen britischen Schlauheit

gescheitert. Ueberhaut, das merkt auch der nicht militärische

Leser bald heraus, sind seine Berichte und Meinungen

über Deutschland ein Gemisch von Wahrheit, Dichtung und

Uebertreibung. Aber abgesehen davon bietet das Buch eine

Fülle des stofflich Interessanten, daß es sich verlohnt, einiges

besonders Charakteristische hervorzuheben.

        Nach allgemeinen Betrachtungen über die verschiedenen

Arten von Spionen, Verständigungsmöglichkeiten, usw.

kommt Sir Robert zu dem  Hauptteil  des Buches, seinen

Abenteuern als Spion missing, der Türkei, Bosnien,

Italien u. a. Ländern missing fesselndsten Kapitel ist

der Ausspionierung von  .....anlagen  gewidmet, das

seinen Reiz besonders noch dadurch erhält, daß eigne Zeichnungen

des Verfassers sie erläutern. Für den Spion kommt

es natürlich in erster Linie darauf an, seinen miliätrischen

Aufzeichnungen ein äußerlich harmloses Gewand zu verleihen,

damit im Falle einer Verhaftung oder Durchsuchung

seiner Papiere diese nichts Verdächtiges enthalten. So muß

er nach "Verkleidungen" suchen, die ihm selbst alle Geheimnisse

offenbaren, einem andern aber als Skizzen eines

Sammlers oder Fachgelehrten erscheinen müssen. Betrachten

wir z. B. den Schmetterling. Ein aufmerksamer Betrachter

 Zeichnung eines Schmetterlings 

wird an ihm nichts besonders bemerkenswertes finden.

Und doch enthält die Zeichnung nicht nur den Grundriß

eiens Forts, sondern auch den Standort und die Stärke der

Geschütze. Die rechts und links der Schmetterlingsleibes


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Wie werde ich Spion?

Ratschläge eines britischen Generals.


Freilich, so lautet der Titel des Buches nicht, das vor

einiger Zeit der britische Generalleutnant Sir Robert

Baden-Powell veröffentlicht hat, sondern lediglich "Meine

Erlebnisse als Spion" (My adventures as a spy). Aber

was der Verfasser, dem man nach Kenntnisnahme des Buches

zugestehen muß, daß er einer der besten Kenner und Beherrscher

dieses Faches ist, an Ratschlägen erteilt, wie man am besten

den Gegner überlistet und täuscht, ist in der Tat geeignet,

Propaganda für das Handwerk des Spions zu machen.

Allerdings müßte der neue Jünger des Spionengenerals

auf andere Schliche und Wege verfallen, als die, die gerade

Baden-Powell in seinem Buche angegeben hat; denn das

ist klar, daß nunmehr die Zeit der harmlosen Schmetterlingsammler,

Forellenfänger, Jagdliebhaber und Skizzenmaler,

unter deren Maske Baden-Powell am liebsten arbeitete,

vorbei ist. Trotzdem haftet natürlich diesem Handbuch

der angewandten Spionage, wie man seine

Erlebnisse am besten charakterisieren könnte, doch soviel des

Spannenden und Interessanten an, daß die deutsche Uebersetzung

des englischen Buches zu begrüßen ist. *)

Sir Robert Baden-Powell, Generalleutnant Seiner

britischen Majestät, K. C. B. (Komtur des Bath-Ordens),

ist in Deutschland weniger durch seine militärischen Fähigkeiten -

die im Burenkriege seine sonderlich rühmliche

Rolle gespielt haben - als durch seine Tätigkeit als Gründer

und Förderer der englischen Pfadfinderbewegung bekannt.

Während des jetzigen Krieges hat er eine aktive Komandostelle

nicht bekleidet, an Stelle davon hat er des öfteren

geredet und obendrein ein Buch herausgegeben, von dem es

eigentlich zweifelhaft erscheinen mag, ob er seinem Vaterlande

damit einen besonders großen Dienst erwiesen hat.

Sir Robert ist Zeit seines Lebens einer der ersten, und das

kann man unbedenklich sagen, besten und erfolgreichsten Spione

des britischen Heeres gewesen. Dieses Urteil bleibt auch

bestehen, wenn man die Hälfte dessen, was er berichtet, als

unwahrscheinlich abzieht. Mit einer für einen Briten etwas

ungewöhnlichen Phantasie sieht er überall dort Erfolge

seiner eigenent Tüchtigkeit, wo ihm die Dummeit oder Unvorsichtigkeit

der Auszuspionierenden zu Hilfe kam. Köstlich

wirkt auch die Ueberhebung, mit der er die nichtbritische

Spionage als zwecklos und unnütz abtut, und namentlich

die angeblich außerordentlich großzügig deutsche Spionage

ist stets an der ebenso außerordentlichen britischen Schlauheit

gescheitert. Ueberhaut, das merkt auch der nicht militärische

Leser bald heraus, sind seine Berichte und Meinungen

über Deutschland ein Gemisch von Wahrheit, Dichtung und

Uebertreibung. Aber abgesehen davon bietet das Buch eine

Fülle des stofflich Interessanten, daß es sich verlohnt, einiges

besonders Charakteristische hervorzuheben.

        Nach allgemeinen Betrachtungen über die verschiedenen

Arten von Spionen, Verständigungsmöglichkeiten, usw.

kommt Sir Robert zu dem  Hauptteil  des Buches, seinen

Abenteuern als Spion missing, der Türkei, Bosnien,

Italien u. a. Ländern missing fesselndsten Kapitel ist

der Ausspionierung von  .....anlagen  gewidmet, das

seinen Reiz besonders noch dadurch erhält, daß eigne Zeichnungen

des Verfassers sie erläutern. Für den Spion kommt

es natürlich in erster Linie darauf an, seinen miliätrischen

Aufzeichnungen ein äußerlich harmloses Gewand zu verleihen,

damit im Falle einer Verhaftung oder Durchsuchung

seiner Papiere diese nichts Verdächtiges enthalten. So muß

er nach "Verkleidungen" suchen, die ihm selbst alle Geheimnisse

offenbaren, einem andern aber als Skizzen eines

Sammlers oder Fachgelehrten erscheinen müssen. Betrachten

wir z. B. den Schmetterling. Ein aufmerksamer Betrachter

 Zeichnung eines Schmetterlings 

wird an ihm nichts besonders bemerkenswertes finden.

Und doch enthält die Zeichnung nicht nur den Grundriß

eiens Forts, sondern auch den Standort und die Stärke der

Geschütze. Die rechts und links der Schmetterlingsleibes



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  • October 31, 2017 20:59:46 Nina Stellmann

    Wie werde ich Spion?

    Ratschläge eines britischen Generals.


    Freilich, so lautet der Titel des Buches nicht, das vor

    einiger Zeit der britische Generalleutnant Sir Robert

    Baden-Powell veröffentlicht hat, sondern lediglich "Meine

    Erlebnisse als Spion" (My adventures as a spy). Aber

    was der Verfasser, dem man nach Kenntnisnahme des Buches

    zugestehen muß, daß er einer der besten Kenner und Beherrscher

    dieses Faches ist, an Ratschlägen erteilt, wie man am besten

    den Gegner überlistet und täuscht, ist in der Tat geeignet,

    Propaganda für das Handwerk des Spions zu machen.

    Allerdings müßte der neue Jünger des Spionengenerals

    auf andere Schliche und Wege verfallen, als die, die gerade

    Baden-Powell in seinem Buche angegeben hat; denn das

    ist klar, daß nunmehr die Zeit der harmlosen Schmetterlingsammler,

    Forellenfänger, Jagdliebhaber und Skizzenmaler,

    unter deren Maske Baden-Powell am liebsten arbeitete,

    vorbei ist. Trotzdem haftet natürlich diesem Handbuch

    der angewandten Spionage, wie man seine

    Erlebnisse am besten charakterisieren könnte, doch soviel des

    Spannenden und Interessanten an, daß die deutsche Uebersetzung

    des englischen Buches zu begrüßen ist. *)

    Sir Robert Baden-Powell, Generalleutnant Seiner

    britischen Majestät, K. C. B. (Komtur des Bath-Ordens),

    ist in Deutschland weniger durch seine militärischen Fähigkeiten -

    die im Burenkriege seine sonderlich rühmliche

    Rolle gespielt haben - als durch seine Tätigkeit als Gründer

    und Förderer der englischen Pfadfinderbewegung bekannt.

    Während des jetzigen Krieges hat er eine aktive Komandostelle

    nicht bekleidet, an Stelle davon hat er des öfteren

    geredet und obendrein ein Buch herausgegeben, von dem es

    eigentlich zweifelhaft erscheinen mag, ob er seinem Vaterlande

    damit einen besonders großen Dienst erwiesen hat.

    Sir Robert ist Zeit seines Lebens einer der ersten, und das

    kann man unbedenklich sagen, besten und erfolgreichsten Spione

    des britischen Heeres gewesen. Dieses Urteil bleibt auch

    bestehen, wenn man die Hälfte dessen, was er berichtet, als

    unwahrscheinlich abzieht. Mit einer für einen Briten etwas

    ungewöhnlichen Phantasie sieht er überall dort Erfolge

    seiner eigenent Tüchtigkeit, wo ihm die Dummeit oder Unvorsichtigkeit

    der Auszuspionierenden zu Hilfe kam. Köstlich

    wirkt auch die Ueberhebung, mit der er die nichtbritische

    Spionage als zwecklos und unnütz abtut, und namentlich

    die angeblich außerordentlich großzügig deutsche Spionage

    ist stets an der ebenso außerordentlichen britischen Schlauheit

    gescheitert. Ueberhaut, das merkt auch der nicht militärische

    Leser bald heraus, sind seine Berichte und Meinungen

    über Deutschland ein Gemisch von Wahrheit, Dichtung und

    Uebertreibung. Aber abgesehen davon bietet das Buch eine

    Fülle des stofflich Interessanten, daß es sich verlohnt, einiges

    besonders Charakteristische hervorzuheben.

            Nach allgemeinen Betrachtungen über die verschiedenen

    Arten von Spionen, Verständigungsmöglichkeiten, usw.

    kommt Sir Robert zu dem  Hauptteil  des Buches, seinen

    Abenteuern als Spion missing, der Türkei, Bosnien,

    Italien u. a. Ländern missing fesselndsten Kapitel ist

    der Ausspionierung von  .....anlagen  gewidmet, das

    seinen Reiz besonders noch dadurch erhält, daß eigne Zeichnungen

    des Verfassers sie erläutern. Für den Spion kommt

    es natürlich in erster Linie darauf an, seinen miliätrischen

    Aufzeichnungen ein äußerlich harmloses Gewand zu verleihen,

    damit im Falle einer Verhaftung oder Durchsuchung

    seiner Papiere diese nichts Verdächtiges enthalten. So muß

    er nach "Verkleidungen" suchen, die ihm selbst alle Geheimnisse

    offenbaren, einem andern aber als Skizzen eines

    Sammlers oder Fachgelehrten erscheinen müssen. Betrachten

    wir z. B. den Schmetterling. Ein aufmerksamer Betrachter

     Zeichnung eines Schmetterlings 

    wird an ihm nichts besonders bemerkenswertes finden.

    Und doch enthält die Zeichnung nicht nur den Grundriß

    eiens Forts, sondern auch den Standort und die Stärke der

    Geschütze. Die rechts und links der Schmetterlingsleibes



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Wilfried Schulze-Weser
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