Maria von Stutterheim dokumentiert den Krieg, item 8
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Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie. *)
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Pioniere und Eisenbahner zusammen
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den Regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemand mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und Tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumay an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s vernommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen Feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes
abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914,
französische Sprache
Der über Paris ausgeworfene deutsche Fliegerbrief.
Wie wir seinerzeit meldeten, flog am 12. Oktober
eine deutsche "Taube" über Paris und warf
sechs Bomben ab, von denen eine den Nordbahnhof
nicht unerheblich beschädigte. Der Flieger,
Oberleutnant Hans Steffen, warf aber nicht nur
Bomben, sondern auch eine Meldekarte, die einen
neuen Beweis dafür liefert, daß unsere Offiziere
bei aller Härte, ohne die es im Kriege nun einmal
nicht geht, sich Menschlichkeit und Ritterlichkeit
zu bewahren wissen. Eine Nachbildung der
Karte, die uns über Holland zugegangen ist, geben
wir hier wieder. Ihr Inhalt lautet in deutscher
Uebersetzung: "An den Kommandanten von Paris.
- Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen Mitteilungen
über folgende Offiziere machen zu
können: Capitaine Fontaine - St. Omer (Pas de
Calais), die Leutnants Merly-Boulogne-sur-
Mer, Lacroix-Flers-en-Escrebieux (Nord), Le-
fèbre-Glis-le-Notte (Nord) wurden in der Nähe
von Dinant zu Gefangenen gemacht - sie befinden
sich wohl. Diese Mitteilungen für ihre Eltern
- es war ihr Wunsch. - Was die Bomben anbetrifft,
so bedauere ich unendlich, aber das ist der
Krieg. Hans Steffen, Oberleutnant."
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Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie. *)
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Pioniere und Eisenbahner zusammen
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den Regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemand mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und Tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumay an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s vernommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen Feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes
abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914,
französische Sprache
Der über Paris ausgeworfene deutsche Fliegerbrief.
Wie wir seinerzeit meldeten, flog am 12. Oktober
eine deutsche "Taube" über Paris und warf
sechs Bomben ab, von denen eine den Nordbahnhof
nicht unerheblich beschädigte. Der Flieger,
Oberleutnant Hans Steffen, warf aber nicht nur
Bomben, sondern auch eine Meldekarte, die einen
neuen Beweis dafür liefert, daß unsere Offiziere
bei aller Härte, ohne die es im Kriege nun einmal
nicht geht, sich Menschlichkeit und Ritterlichkeit
zu bewahren wissen. Eine Nachbildung der
Karte, die uns über Holland zugegangen ist, geben
wir hier wieder. Ihr Inhalt lautet in deutscher
Uebersetzung: "An den Kommandanten von Paris.
- Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen Mitteilungen
über folgende Offiziere machen zu
können: Capitaine Fontaine - St. Omer (Pas de
Calais), die Leutnants Merly-Boulogne-sur-
Mer, Lacroix-Flers-en-Escrebieux (Nord), Le-
fèbre-Glis-le-Notte (Nord) wurden in der Nähe
von Dinant zu Gefangenen gemacht - sie befinden
sich wohl. Diese Mitteilungen für ihre Eltern
- es war ihr Wunsch. - Was die Bomben anbetrifft,
so bedauere ich unendlich, aber das ist der
Krieg. Hans Steffen, Oberleutnant."
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie. *)
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Pioniere und Eisenbahner zusammen
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den Regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemand mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und Tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s vernommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen Feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes
abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914,
französische Sprache
Der über Paris ausgeworfene deutsche Fliegerbrief.
Wie wir seinerzeit meldeten, flog am 12. Oktober
eine deutsche "Taube" über Paris und warf
sechs Bomben ab, von denen eine den Nordbahnhof
nicht unerheblich beschädigte. Der Flieger,
Oberleutnant Hans Steffen, warf aber nicht nur
Bomben, sondern auch eine Meldekarte, die einen
neuen Beweis dafür liefert, daß unsere Offiziere
bei aller Härte, ohne die es im Kriege nun einmal
nicht geht, sich Menschlichkeit und Ritterlichkeit
zu bewahren wissen. Eine Nachbildung der
Karte, die uns über Holland zugegangen ist, geben
wir hier wieder. Ihr Inhalt lautet in deutscher
Uebersetzung: "An den Kommandanten von Paris.
- Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen Mitteilungen
über folgende Offiziere machen zu
können: Capitaine Fontaine - St. Omer (Pas de
Calais), die Leutnants Merly-Boulogne-sur-
Mer, Lacroix-Flers-en-Escrebieux (Nord), Le-
fèbre-Glis-le-Notte (Nord) wurden in der Nähe
von Dinant zu Gefangenen gemacht - sie befinden
sich wohl. Diese Mitteilungen für ihre Eltern
- es war ihr Wunsch. - Was die Bomben anbetrifft,
so bedauere ich unendlich, aber das ist der
Krieg. Hans Steffen, Oberleutnant."
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes
abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914,
französische Sprache
Der über Paris ausgeworfene deutsche Fliegerbrief.
Wie wir seinerzeit meldeten, flog am 12. Ok-
tober eine deutsche "Taube" über Paris und warf
sechs Bomben ab, von denen eine den Nordbahn-
hof nicht unerheblich beschädigte. Der Flieger,
Oberstleutnant Hans Steffen, warf aber nicht nur
Bomben, sondern auch eine Meldekarte, die einen
neuen Beweis dafür liefert, daß unsere Offiziere
bei aller Härte, ohne die es im Kriege nun ein-
mal nicht geht, sich Menschlichkeit und Ritterlich-
keit zu bewahren wissen. Eine Nachbildung der
Karte, die uns über Holland zugegangen ist, geben
wir hier wieder.Ihr Inhalt lautet in deutscher
Übersetzung: "An den Kommandanten von Pa-
ris. - Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen Mit-
teilungen über folgende Offiziere machenn zu
Können: Capitaine Fontaine - St. Omer (Pas de
Calais), die Leutnants Merly-Boulogne-sur-
Mer, Lacroix-Flers-en-Escrebieux (Nord), Le-
fèbre-Glis-le-Notte (Nord) wurden in der Nähe
von Dinant zu Gefangenen gemacht - sie befin-
den sich wohl. Diese Mitteilungen für ihre Eltern
- es war ihr Wunsch. - Was die Bomben anbe-
trifft, so bedauere ich unendlich, aber das ist der
Krieg. Hans Steffen, Oberleutnant."
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Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914
französische Sprache
Der über Paris ausgeworfene deutsche Fliegerbrief.
Wie wir seinerzeit meldeten, flog am 12. Ok-
tober eine deutsche "Taube" über Paris und warf
sechs Bomben ab, von denen eine den Nordbahn-
hof nicht unerheblich beschädigte. Der Flieger,
Oberstleutnant Hans Steffen, warf aber nicht nur
Bomben, sondern auch eine Meldekarte, die einen
neuen Beweis dafür liefert, daß unsere Offiziere
bei aller Härte, ohne die es im Kriege nun ein-
mal nicht geht, sich Menschlichkeit und Ritterlich-
keit zu bewahren wissen. Eine Nachbildung der
Karte, die uns über Holland zugegangen ist, geben
wir hier wieder.Ihr Inhalt lautet in deutscher
Übersetzung: "An den Kommandanten von Pa-
ris. - Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen Mit-
teilungen über folgende Offiziere machenn zu
Können: Capitaine Fontaine - St. Omer (Pas de
Calais), die Leutnants Merly-Boulogne-sur-
Mer, Lacroix-Flers-en-Escrebieux (Nord), Le-
fèbre-Glis-le-Notte (Nord) wurden in der Nähe
von Dinant zu Gefangenen gemacht - sie befin-
den sich wohl. Diese Mitteilungen für ihre Eltern
- es war ihr Wunsch. - Was die Bomben anbe-
trifft, so bedauere ich unendlich, aber das ist der
Krieg. Hans Steffen, Oberleutnant."
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914
französische Sprache
Der über Paris ausgeworfene deutsche Fliegerbrief.
Wie wir seinerzeit meldeten, flog am 12. Ok-
tober eine deutsche "Taube" über Paris und warf
sechs Bomben ab, von denen eine den Nordbahn-
hof nicht unerheblich beschädigte. Der Flieger,
Oberstleutnant Hans Steffen, warf aber nicht nur
Bomben, sondern auch eine Meldekarte, die einen
neuen Beweis dafür liefert, daß unsere Offiziere
bei aller Härte, ohne die es im Kriege nun ein-
mal nicht geht, sich Menschlichkeit und Ritterlich-
keit zu bewahren wissen. Eine Nachbildung der
Karte, die uns über Holland zugegangen ist, geben
wir hier wieder.Ihr Inhalt lautet in deutscher
Übersetzung: "An den Kommandanten von Pa-
ris. - Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen Mit-
teilungen über folgende Offiziere machenn zu
Können: Capitaine Fontaine - St. Omer (Pas de
Calais), die Leutnants Merly-Boulogne-sur-
Mer, Lacroix-Flers-en-Escrebieux (Nord), Le-
fèbre-Glis-le-Notte (Nord) wurden in der Nähe
von Dinant zu Gefangenen gemacht - sie befin-
den sich wohl.
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914
französische Sprache
Der über Paris ausgeworfene deutsche Fliegerbrief.
Wie wir seinerzeit meldeten, flog am 12. Ok-
tober eine deutsche "Taube" über Paris und warf
sechs Bomben ab, von denen eine den Nordbahn-
hof nicht unerheblich beschädigte. Der Flieger,
Oberstleutnant Hans Steffen, warf aber nicht nur
Bomben, sondern auch eine Meldekarte, die einen
neuen Beweis dafür liefert, daß unsere Offiziere
bei aller Härte, ohne die es im Kriege nun ein-
mal nicht geht, sich Menschlichkeit und Ritterlich-
keit zu bewahren wissen. Eine Nachbildung der
Karte, die uns über Holland zugegangen ist, geben
wir hier wieder.Ihr Inhalt lautet in deutscher
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914
französische Sprache
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
oben: Abbildung eines Fliegerbriefes abgeworfen über Paris, vormittags, 12.10.1914
französische Sprache
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
Zeitungsausschnitt rechts
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
Du bringst mir das Lächeln in schwerer Zeit ...
Still blick ich auf. Und weit und breit
Schweigt der Arbeit hastend Gewimmel.
Ein jeder sucht sich ein Pünktchen am Himmel.
Offiziere und Leute, einen Herzschlag lang,
Horchen wie auf fernen Gesang
Von Kinderlippen, aus Muttermund ...
Stehen und lächeln in der Rund
Selig versonnen, als gäb´s keinen feind,
Ein jeder Sonne zu spüren meint,
Sonne aus altem Seligsein. --
- Und war doch nur am deutschen Rhein,
In alter Burg unter Bäumen verloren,
Ein klein lieb deutsches Mädel geboren.
17. September 1914, im Felde.
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
Wachtmeister, Sie? Aus dem Stabsquartier?
Der schreit meinen Namen: "Ich gratulier!"
Und schwenkt ein Papier über hundert Köpfe.
"Telegramm aus der Heimat! Schafft Platz, ihr
Tröpfe.
Bei unsrem Dichter - grad hab ich´s ver-
nommen -
Ist ein Kriegsmädel angekommen!"
Ich halt das Papier mit Gestraffter Hand.
Brach Sonne - jäh - in Feindesland?
Auf allen Ruinen Licht und Leben? ...
Eine neue Brücke seh ich streben -
Frühling verklärt des Herbstes Graus -
Mein Mädchen ... ich hab ein Mädchen zu Haus..
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
Noch einmal zum Schluß alle Kräfte her.
Da liegt Fumah an dem gleitenden Fluß -
Und neben der alten, aus einem Guß,
Von Ufer zu Ufer die neue Brücke,
Ein deutscher Weg, der Weg zum Glücke!
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
Der einzge Gedanke bei Nacht und tag:
Ran an den Feind, wie´s kommen mag!
Kein Sinn auf anderes Ziel gelenkt.
Keine Zeit, keine Zeit. Es drängt, es drängt.
Und kreuz und quer durch die grauen Ardennen
Der Oberstleutnant und ich in tagelangem Rennen.
Das Lachen wollte uns längst nicht glücken,
Die Brücken, die Brücken und nichts als die
Brücken.
Der Magen leer und die Glieder schwer -
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
Da war kein Gedanke übriggeblieben
Für die ferne Heimat, die fernen Lieben.
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
Suchen und schleppen, hämmern und rammen,
Halten den regen für Schweißgeträufel,
Sehen aus wie die speckigen Teufel,
Hängen am Ufer und liegen im Wasser,
Wird bei dem Wetter doch niemnad mehr nasser,
Sprechen nicht viel und lachen nicht.
Drei Tage sind kurz. Nichts, nichts als die Pflicht.
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir brausten dahin durch die grauen Ardennen,
Der Oberstleutnant und ich, in tagelangem
Rennen,
Fest eingewickelt, Schießeisen bereit,
Durch Wald und Morast. Keine Zeit, keine Zeit.
Ins Maaßtal hinunter. Von zwanzig Brücken
Nur Pfeilergeröll und gähnende Lücken.
Befehl: In drei Tagen haben neue zu stehn!
Schneid, Leute, es muß auch im Regen gehn.
-
Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Wir
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Zeitungsausschnitt links:
An der Maaslinie.
Von Rudolf Herzog.
War eine wilde Woche gewesen,
Sturmwind führte den Regenbesen,
Klitschte und klatschte um Hafen und Ohren,
Pfiff durch die Kleider, drang in die Poren.
Und in der Sintflut, zum Erschauern,
Kirchengerippe, zerborstene Mauern,
Rauchende Trümmer, zu Bergen geschichtet,
Städte und Dörfer - gerichtet, vernichtet.
Drüber ein Steinbruch. Vertierte Gesichter,
Aufgegriffenes Mordgelichter.
Kurzes Kommando. Sterbegeheul ...
Quer überm Weg ein blutiger Knäul,
Batterien, im Feuer zuammengebrochen,
Eisen und Holz und Kleider und Knochen.
Und über Gerechte und Ungerechte
Der peitschende Regen, Tage und Nächte.
Description
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Paris
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Ardennen
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Berlin-Lichterfelde
Location(s)
Story location Berlin-Lichterfelde
Document location Paris
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Additional document location Ardennen
- ID
- 12746 / 160813
- Contributor
- Wilfried Schulze-Weser
September 17, 1914 – October 12, 1914
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- Deutsch
- Français
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- Western Front
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