Heinrich Teut Eberhard berichtet von seinen Erlebnissen an der Westfront, item 12
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Granatlöcher massenweise. Zu sehen ist kein Mensch, und wenn
die Sonne so freundlich darüber scheint, und nicht geschossen
wird, es ist ein Bild des Friedens. An den Anblick der zerschossenen
Häuser hat man sich längst gewöhnt und wundert sich beinahe,
wenn man eine Fensterscheibe heil findet. Wirtschaftlich
ist Norfrankreich ein gesegnetes Land, lauter fruchtbarer
Weizenboden, auhc viele Tabakpflanzungen, weniger Weiden. Man
vermisst hier das anheimelde deutsche Fachwerkhaus. Lauter
Backsteinbauten, und das kleinste Dorf trägt städtisches Gepräge,
hat mherstöckoge Häuser, sogar Villen. Das wunderschöne
einheitliche Dorf, das man besonders in Süddeutschland findet,
wo kein Haus die geschlossenheit des Dorfes stört, und doch
so unendliche Mannigfaltigkeit besitzt, das vermisst man ganz,
man merkt, es fehlt das urwüchsige, bodenständige, die langsame
Entwicklung. Bodenständig sind höchstens die einzelnen Gehöfte
zwischen den Dörfern. In den Dörfern sind meistens
Brennereien, Spinnereien u.s.w. und deren Arbeiterschaft mag
die Einheitlichkeit der Dörfer stören, wie man es ja auch bei
uns zuweilen findet, wo dann jene hässlichen Zwitter zwischen
Dorf und Stadt entstehen, so wie hier in Frankreich. Auch die
Weiber und die Kinder die man hier sieht, machen den Eindruck des
Grossstadtproletariats. Die halbwüchsigen Jungen lungern mit
frechen Blicken herum, einen Sack über den Schultern. "Über
15 Jahre findet man aber keine Männer mehr. Wenn die Weiber
mehr zu futtern hätten, könnten sie sich nicht beklagen, sie
werden von den Deutschen anständig behandelt, nebenbei, sie
sind verflucht hübsch. Sie bekommen Mehl von der Militärverwaltung
gestellt und backen ihre grossen Brote daraus. Viel
mehr werden sie wohl nicht zu fressen haben. Ein Paket, das
vom Vater habe ich mitsamt Brief erhalten. Herzlichen
Dank, hoffe auf weiteres. Schickt bitte Briefpapier und Um-
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Granatlöcher massenweise. Zu sehen ist kein Mensch, und wenn
die Sonne so freundlich darüber scheint, und nicht geschossen
wird, es ist ein Bild des Friedens. An den Anblick der zerschossenen
Häuser hat man sich längst gewöhnt und wundert sich beinahe,
wenn man eine Fensterscheibe heil findet. Wirtschaftlich
ist Norfrankreich ein gesegnetes Land, lauter fruchtbarer
Weizenboden, auhc viele Tabakpflanzungen, weniger Weiden. Man
vermisst hier das anheimelde deutsche Fachwerkhaus. Lauter
Backsteinbauten, und das kleinste Dorf trägt städtisches Gepräge,
hat mherstöckoge Häuser, sogar Villen. Das wunderschöne
einheitliche Dorf, das man besonders in Süddeutschland findet,
wo kein Haus die geschlossenheit des Dorfes stört, und doch
so unendliche Mannigfaltigkeit besitzt, das vermisst man ganz,
man merkt, es fehlt das urwüchsige, bodenständige, die langsame
Entwicklung.
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Aubers, Frankreich
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Story location Aubers, Frankreich
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- 10705 / 105153
- Contributor
- Beate Burckardt
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