Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 145
Transcription
Transcription history
-
Wieviel ich an Hedwig habe, fühle ich tagtäglich. Dass Ihr an Mitteilungen etwas zu kurz kommt, bedaure ich und will, so gut es geht, es ändern. Für Hure so lieben Geburtstagsbriefe vielen Dank. Hs hat mich arg gefreut. Euer liebes Gedenken. Dieser Brief geht über Grafen-berg, da ich nicht weiß, wo die I. Eltern sind. Bitte ihnen bald nachschicken. Mutter und Vater sollen sich doch gut erholen und fest Butter essen und nicht vor Oktober nach Ulm zurück-kommen. - Hermann geht's gut. Ich bin froh, ihn hier zu wissen.
Lebt wohl. Seid alle vielmals und herzlich gegrüßt von Eurem Eugen.
10.VIII. 18 Liebe Eltern! Ich vermute, dass Ihr im schönen Jagsttal seid und in Schöntal recht gut aufgehoben, dass Ihr den Sommer und Herbst recht genießen könnt und noch Frische und Sonne und Kraft Euch holt, ehe das Jahr mit seinen schönen Monaten zur Neige geht.
Bei uns waren die Wochen mit viel Kampf ausgefüllt von 22.VII. bis 6.VIII. Seit ein paar Tagen ist es nun recht ruhig. Was in den Kampfwochen geleistet wurde, mag vielleicht aus den Telegrammen hervorgehen, die ich hier beilege. Die Worte enthalten Nachtmärsche und Regenbiwaks ohne Essen, dafür im Feuer, Ablösung einer etwas brüchigen Division auf be-herrschenden Flöhen, die Durchführung zweier schwieriger Rückzugsmanöver, die Abwehr eines französischen Großangriffs und das Instellungggehen und Vorbereiten neuen Wider-standes. der jetzt fertig ist. Ich weiß nicht, ob man sich zu Hause so ganz klar ist über die La-ge. Die Franzosen wollen unter Aufbietung aller Reserven und aller Verbündeten den Durch-bruch und damit unsere Niederlage erzwingen. Man kann völlig ruhig und zuversichtlich sein. Es wird ihnen nicht gelingen. Sie werden mit ihrer Überlegenheit unsere Linien da und dort zurückdrUcken. aber es w ird wieder zum Stehen kommen und dann werden sie große Verluste gehabt haben. Dieser Sommer 1918 ist zunächst deutsche Abwehrschlacht, eine Phase in der Entwicklung dieses Kriegs. Wann wir wieder zum Angriff schreiten, liegt im Zeitenschoß. Hermann und mir geht es recht gut. Wir sind in einem Tai wie in Aistaig. der Neckar ist ein Kanal und Weiden ist eine blutgetränkte Höhe, der ..Damenweg" genannt. Der Name wird bekannt sein.
Den Geschwistern viel herzliche Grüße Euer dankbarer Sohn Eugen
25.VIII.18 Liebe Eltern! Herzlichen Dank für den Brief der I. Mutter aus Schöntal. Es hat mich sehr gefreut, zu lesen, wie gut es Euch dort geht. Ich hoffe, dass Ihr recht lange dort bleibt und immer schönes Wetter habt. - Nun komme ich gleich mit einer Frage oder Bitte: Kann nicht Hedwig auch etwa 8 Tage kommen? Sie hat scheints Abwechslung und Erholung ein bissel nötig. Durch gänzliche Magdlosigkeit - das Mädchen fuhr zur Ernte - hat sie fest in der Küche schaffen müssen und im Haushalt. Ich schrieb ihr gestern Abend meinen Vor-schlag. bei der I. Mutter anzufragen, ob sie ein bissel nach Schöntal kommen könne. Die Sa-che ist ja nicht ganz in Eure Hand gestellt, da Ihr ja selbst zu Gast seid. Aber Ihr könnt es am besten beurteilen, ob es geht oder nicht. Hedwig ist gerade bei solchen Sachen „Einladungen, zu Gast sein” u.s.f. außerordentlich fein empfindend und zart und so wäre es mir recht, wenn Du I Mutter etwas behilflich wärest, falls sich ein Kommen von Euch aus ermöglichen lie-ße Es ist ja auch möglich, dass Hedwig von Stuttgart aus nicht abkömmlich ist. Ich würde es aber auch arg nett finden, wenn Ihr - das erste Mal. seit sie meine Frau ist - ein paar Tage mit ihr ungestört Zusammensein und sic genießen könntet. Also, ich lege die Sache in Eure Hande und weiß, dass dann die Lösung, ob oder ob nicht, recht ist.
Mir selbst geht es recht mit. Unsere Front ist noch ganz ruhig. Doch sind wir gelasst. dass die Angriffe auch auf unsere Front übergreifen können. Wir leben in ganz netten Baracken am Wald leidlich kühl, trotz der großen Hitze der letzten Tage. Körperlich bin ich wieder ganz auf der Höhe - Mil Hermann komme ich all ander «schwäbisch: jeden zweiten> Tag zusammen Es geht ihm recht ordentlich, wenn er sich auch noch schonen muss. Aber, er hat eine Verwendung und einen Ort. wo er das unbedenklich machen kann. Er hilft mir an den großen Berichten Ich bin recht froh an ihm. Denn es gibt endlos viel zu schreiben. So hat er beihe-
144
Description
Save description- 48.2386002||8.558508500000016||||1
Bösingen
Location(s)
Story location Bösingen
- ID
- 6555 / 78038
- Contributor
- Sibylle Schreiber
Login to edit the languages
Login to edit the fronts
- Eastern Front
- Italian Front
- Western Front
Login to add keywords
- Artillery
- Trench Life
Login to leave a note