Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 130

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Bewusstsein bringt, wie glücklich ich sein darf, dass sie mir gehört. Gebe Gott, dass wir bei unsrer Hochzeit am 30.August uns alle gesund und glücklich Wiedersehen.

Lebt wohl. Viele herzliche Grüße in alle Häuser zu Euch. Ihr Lieben, nach Dornhan, Stuttgart. Grafenberg, Reichenau und Ulm. Euer Eugen.

12.7.17 Lieber Vater! Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief heute. Wir sind so froh, dass es Ruth wieder besser geht. - Uberleg es Dir doch gut wegen des Termins nach Ulm. Ich meine 1 .September, aber spätestens 1 .Oktober. Ja. Eure Glocken mussten nun auch fort. Später gibt’s neue, aus englischen Kanonen! - Herzlichen Gruß Eugen.

12.8.17 Lieber Vater! Das ist ja eines von den Kriegserschwernissen, dass wichtige Sachen, die besprochen gehören, geschrieben werden müssen. Wie gerne hätte ich die Hochzeilsvor; bereitungen. meine Absichten und Pläne Dir selber auseinandergesetzt, aber nun muss ich es halt mit diesem Brief versuchen. Hedwig und ich hatten ja schon, als wir im April bei Euch waren, die Hochzeit auf Ende August geplant. Ich bin leider heute noch nicht in der Lage, einen Tag anzugeben, an dem ich bestimmt zu Hause sein kann. Vorgenommen haben wir uns den 30.August. weil es gut ist. wenn man für die Vorbereitungen ein bestimmtes Ziel hat. Du wirst einverstanden sein, wenn Mutter Fischer in Stuttgart den Tag festsetzt, sobald ich weiß, von wann ab ich abkömmlich bin. Unser Einsatz in der Schlacht in Flandern scheint nach Nachrichten heute früh nicht mehr lange auf sich warten zu lassen. Kommen wir in Groß-kampftage, so kann ich natürlich nicht weg und kann auch deshalb warten, weil dann die gan-ze Division wohl bald wieder aus der Sache heraus ist. Wird es wider Erwarten ruhiger, so werde ich dann natürlich um Urlaub bitten. Eines habe ich mir fest vorgenommen, dass ich für rechtzeitige Mitteilung sorgen werde, von wann ab ich abkömmlich bin. es wird sich also um Ende August oder Anfang September handeln.

Das wäre der Zeitpunkt. Nun die Frage der Trauung. Sie soll in Stuttgart sein, in der Stiftskir-che. Soviel ich weiß, nachmittags 2 Uhr. Hermann hat sich angeboten und bereit erklärt, die Trauung vorzunehmen. Hedwig und ich haben auch dran gedacht, ob wir Dich nicht bitten wollten. Aber mit Rücksicht auf die ziemliche Anstrengung, die schon die Reise, der Aufent-halt in Stuttgart, die Rede mit sich bringt, glauben wir Dein Einverständnis zu Hermann zu haben. So hoffen wir beide, dass Du nun ohne Sorgen und persönliche Mühen unserm schö-nen Feste beiwohnen kannst. - Käme weiter die Frage der Einladungen. Diese Sachen möchte ich ganz Mutter Fischer und Hedwig überlassen. An der Feier nehmen zu unsrer großen Freu-de hoffentlich gesund und munter teil: Mutter. Du. Karl und Maria. Alfred und Helle wenn abkömmlich: Emst und Trudel. Hermann - soweit unsre Verwandtschaft in Frage kommt. Ob Tante Colle. Suse oder Dieter noch eingeladen werden können, richtet sich wohl in erster Li-nie nach der Platzfrage.

Nun noch 3 Privatsachen von mir: Wäsche. Schriftlichkeiten. Geld.

Also, meine Wäsche wird Mutter, außer der. die ich zur Reise brauche, am besten bei sicherer Gelegenheit in meine Ludwigsburger Wohnung legen lassen. Ob ich die Wohnung beibehal-ten oder mir nicht in Stuttgart eine ähnliche Wohnung nehmen soll, damit Hedwig die Sachen besser bei sich hat. weiß ich noch nicht recht. - Da Du wohl schon am Sortieren Deiner Schriftlichkeiten bist, so bist Du vielleicht so gut und tust das. was für mich von Interesse ist an den Beschickten Berichten in ein Paket zusammen und schickst es Hedwig. Ich möchte einerseits die Mutter Fischersche Wohnung in St. möglichst wenig in Anspruch nehmen, andrerseits aber meine Sachen unter guter Aufsicht haben. Aus diesem Grund ist mir die Lud-wigsburger Wohnung etwas abgelegen und unpraktisch. Zum Schluss noch die Geldfrage. Tante Martha konnte mir den Beirag. den ich zur Heirat als Hauptmann noch nachweisen muss - Kapital etwa 30000 M - zur Verfügung stellen. Das Geld - Reichsanleihe - ist bei der Reichsbank. Die Zinsen gehen an Hedwig. Über die Verwendung in nächster Zeit wohl in
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Bewusstsein bringt, wie glücklich ich sein darf, dass sie mir gehört. Gebe Gott, dass wir bei unsrer Hochzeit am 30.August uns alle gesund und glücklich Wiedersehen.

Lebt wohl. Viele herzliche Grüße in alle Häuser zu Euch. Ihr Lieben, nach Dornhan, Stuttgart. Grafenberg, Reichenau und Ulm. Euer Eugen.

12.7.17 Lieber Vater! Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief heute. Wir sind so froh, dass es Ruth wieder besser geht. - Uberleg es Dir doch gut wegen des Termins nach Ulm. Ich meine 1 .September, aber spätestens 1 .Oktober. Ja. Eure Glocken mussten nun auch fort. Später gibt’s neue, aus englischen Kanonen! - Herzlichen Gruß Eugen.

12.8.17 Lieber Vater! Das ist ja eines von den Kriegserschwernissen, dass wichtige Sachen, die besprochen gehören, geschrieben werden müssen. Wie gerne hätte ich die Hochzeilsvor; bereitungen. meine Absichten und Pläne Dir selber auseinandergesetzt, aber nun muss ich es halt mit diesem Brief versuchen. Hedwig und ich hatten ja schon, als wir im April bei Euch waren, die Hochzeit auf Ende August geplant. Ich bin leider heute noch nicht in der Lage, einen Tag anzugeben, an dem ich bestimmt zu Hause sein kann. Vorgenommen haben wir uns den 30.August. weil es gut ist. wenn man für die Vorbereitungen ein bestimmtes Ziel hat. Du wirst einverstanden sein, wenn Mutter Fischer in Stuttgart den Tag festsetzt, sobald ich weiß, von wann ab ich abkömmlich bin. Unser Einsatz in der Schlacht in Flandern scheint nach Nachrichten heute früh nicht mehr lange auf sich warten zu lassen. Kommen wir in Groß-kampftage, so kann ich natürlich nicht weg und kann auch deshalb warten, weil dann die gan-ze Division wohl bald wieder aus der Sache heraus ist. Wird es wider Erwarten ruhiger, so werde ich dann natürlich um Urlaub bitten. Eines habe ich mir fest vorgenommen, dass ich für rechtzeitige Mitteilung sorgen werde, von wann ab ich abkömmlich bin. es wird sich also um Ende August oder Anfang September handeln.

Das wäre der Zeitpunkt. Nun die Frage der Trauung. Sie soll in Stuttgart sein, in der Stiftskir-che. Soviel ich weiß, nachmittags 2 Uhr. Hermann hat sich angeboten und bereit erklärt, die Trauung vorzunehmen. Hedwig und ich haben auch dran gedacht, ob wir Dich nicht bitten wollten. Aber mit Rücksicht auf die ziemliche Anstrengung, die schon die Reise, der Aufent-halt in Stuttgart, die Rede mit sich bringt, glauben wir Dein Einverständnis zu Hermann zu haben. So hoffen wir beide, dass Du nun ohne Sorgen und persönliche Mühen unserm schö-nen Feste beiwohnen kannst. - Käme weiter die Frage der Einladungen. Diese Sachen möchte ich ganz Mutter Fischer und Hedwig überlassen. An der Feier nehmen zu unsrer großen Freu-de hoffentlich gesund und munter teil: Mutter. Du. Karl und Maria. Alfred und Helle wenn abkömmlich: Emst und Trudel. Hermann - soweit unsre Verwandtschaft in Frage kommt. Ob Tante Colle. Suse oder Dieter noch eingeladen werden können, richtet sich wohl in erster Li-nie nach der Platzfrage.

Nun noch 3 Privatsachen von mir: Wäsche. Schriftlichkeiten. Geld.

Also, meine Wäsche wird Mutter, außer der. die ich zur Reise brauche, am besten bei sicherer Gelegenheit in meine Ludwigsburger Wohnung legen lassen. Ob ich die Wohnung beibehal-ten oder mir nicht in Stuttgart eine ähnliche Wohnung nehmen soll, damit Hedwig die Sachen besser bei sich hat. weiß ich noch nicht recht. - Da Du wohl schon am Sortieren Deiner Schriftlichkeiten bist, so bist Du vielleicht so gut und tust das. was für mich von Interesse ist an den Beschickten Berichten in ein Paket zusammen und schickst es Hedwig. Ich möchte einerseits die Mutter Fischersche Wohnung in St. möglichst wenig in Anspruch nehmen, andrerseits aber meine Sachen unter guter Aufsicht haben. Aus diesem Grund ist mir die Lud-wigsburger Wohnung etwas abgelegen und unpraktisch. Zum Schluss noch die Geldfrage. Tante Martha konnte mir den Beirag. den ich zur Heirat als Hauptmann noch nachweisen muss - Kapital etwa 30000 M - zur Verfügung stellen. Das Geld - Reichsanleihe - ist bei der Reichsbank. Die Zinsen gehen an Hedwig. Über die Verwendung in nächster Zeit wohl in
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  • November 2, 2018 06:51:17 Zafiro Marti

    Bewusstsein bringt, wie glücklich ich sein darf, dass sie mir gehört. Gebe Gott, dass wir bei unsrer Hochzeit am 30.August uns alle gesund und glücklich Wiedersehen.

    Lebt wohl. Viele herzliche Grüße in alle Häuser zu Euch. Ihr Lieben, nach Dornhan, Stuttgart. Grafenberg, Reichenau und Ulm. Euer Eugen.

    12.7.17 Lieber Vater! Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief heute. Wir sind so froh, dass es Ruth wieder besser geht. - Uberleg es Dir doch gut wegen des Termins nach Ulm. Ich meine 1 .September, aber spätestens 1 .Oktober. Ja. Eure Glocken mussten nun auch fort. Später gibt’s neue, aus englischen Kanonen! - Herzlichen Gruß Eugen.

    12.8.17 Lieber Vater! Das ist ja eines von den Kriegserschwernissen, dass wichtige Sachen, die besprochen gehören, geschrieben werden müssen. Wie gerne hätte ich die Hochzeilsvor; bereitungen. meine Absichten und Pläne Dir selber auseinandergesetzt, aber nun muss ich es halt mit diesem Brief versuchen. Hedwig und ich hatten ja schon, als wir im April bei Euch waren, die Hochzeit auf Ende August geplant. Ich bin leider heute noch nicht in der Lage, einen Tag anzugeben, an dem ich bestimmt zu Hause sein kann. Vorgenommen haben wir uns den 30.August. weil es gut ist. wenn man für die Vorbereitungen ein bestimmtes Ziel hat. Du wirst einverstanden sein, wenn Mutter Fischer in Stuttgart den Tag festsetzt, sobald ich weiß, von wann ab ich abkömmlich bin. Unser Einsatz in der Schlacht in Flandern scheint nach Nachrichten heute früh nicht mehr lange auf sich warten zu lassen. Kommen wir in Groß-kampftage, so kann ich natürlich nicht weg und kann auch deshalb warten, weil dann die gan-ze Division wohl bald wieder aus der Sache heraus ist. Wird es wider Erwarten ruhiger, so werde ich dann natürlich um Urlaub bitten. Eines habe ich mir fest vorgenommen, dass ich für rechtzeitige Mitteilung sorgen werde, von wann ab ich abkömmlich bin. es wird sich also um Ende August oder Anfang September handeln.

    Das wäre der Zeitpunkt. Nun die Frage der Trauung. Sie soll in Stuttgart sein, in der Stiftskir-che. Soviel ich weiß, nachmittags 2 Uhr. Hermann hat sich angeboten und bereit erklärt, die Trauung vorzunehmen. Hedwig und ich haben auch dran gedacht, ob wir Dich nicht bitten wollten. Aber mit Rücksicht auf die ziemliche Anstrengung, die schon die Reise, der Aufent-halt in Stuttgart, die Rede mit sich bringt, glauben wir Dein Einverständnis zu Hermann zu haben. So hoffen wir beide, dass Du nun ohne Sorgen und persönliche Mühen unserm schö-nen Feste beiwohnen kannst. - Käme weiter die Frage der Einladungen. Diese Sachen möchte ich ganz Mutter Fischer und Hedwig überlassen. An der Feier nehmen zu unsrer großen Freu-de hoffentlich gesund und munter teil: Mutter. Du. Karl und Maria. Alfred und Helle wenn abkömmlich: Emst und Trudel. Hermann - soweit unsre Verwandtschaft in Frage kommt. Ob Tante Colle. Suse oder Dieter noch eingeladen werden können, richtet sich wohl in erster Li-nie nach der Platzfrage.

    Nun noch 3 Privatsachen von mir: Wäsche. Schriftlichkeiten. Geld.

    Also, meine Wäsche wird Mutter, außer der. die ich zur Reise brauche, am besten bei sicherer Gelegenheit in meine Ludwigsburger Wohnung legen lassen. Ob ich die Wohnung beibehal-ten oder mir nicht in Stuttgart eine ähnliche Wohnung nehmen soll, damit Hedwig die Sachen besser bei sich hat. weiß ich noch nicht recht. - Da Du wohl schon am Sortieren Deiner Schriftlichkeiten bist, so bist Du vielleicht so gut und tust das. was für mich von Interesse ist an den Beschickten Berichten in ein Paket zusammen und schickst es Hedwig. Ich möchte einerseits die Mutter Fischersche Wohnung in St. möglichst wenig in Anspruch nehmen, andrerseits aber meine Sachen unter guter Aufsicht haben. Aus diesem Grund ist mir die Lud-wigsburger Wohnung etwas abgelegen und unpraktisch. Zum Schluss noch die Geldfrage. Tante Martha konnte mir den Beirag. den ich zur Heirat als Hauptmann noch nachweisen muss - Kapital etwa 30000 M - zur Verfügung stellen. Das Geld - Reichsanleihe - ist bei der Reichsbank. Die Zinsen gehen an Hedwig. Über die Verwendung in nächster Zeit wohl in
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Sibylle Schreiber
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