Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 126

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und das Kind muss uns alle, die Großen und die Kleinen vertreten, die wir gerade am 25. Mai so gerne um Dich gewesen wären. Wir sind dem Himmel dankbar, dass er Dich durch die Sorgen der letzten Jahre so gnädig durchgeluhrt hat und horten, dass Du innerlich und äußerlich schöne, sorgenfreie Stunden erhältst. - Für Deinen letzten Brief vielen Dank. F.s hat mich alles sehr interessiert, besonders auch die Pläne mit Reichenau. Von mir selbst ist wenig oder viel /u berichten, je nachdem man /eit hat. Die Hauptsache: ich bin gesund und munter und kann meiner Arbeit nachkommen. Gerne hätte ich Euch in den letzten Wochen mehr geschrieben, aber Hedwig wird ja ab und zu Nachricht gegeben haben.

Grüßt bitte die Grafenberger, die Ulmer herzlich, das ganze Dornhaner Pfarrhaus. Besonders herzlichen Geburtstagsgruß Dir. Dein treuer Sohn Eugen.

4. Juni nachts Liebe Eltern und Geschwister! Es geht Hermann und mir andauernd gut. Ich sehe Hermann hie und da und da ist er immer guter Dinge. Wenn wir auch nicht gerade ruhige Front haben, so ist es doch nicht mehr so umtriebig, wie im April. - Mir hat Gen. v.Hofacker heute Abend das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von I lohenzollem mit Schwertern überreicht. Es ist dies eine preußische Auszeichnung, die ich als großen Gnadenbeweis auffassen darf und als Anerkennung des Div.Kommandeurs, der Gruppe und des Armeeoberkommandos. ,,Bei Arras verdient", so hat Hof. ihn mir übergeben und ich freue mich, es Euch mitteilen zu können.

Es soll ja kein Ersatz sein für meine wenigen Briefe. Aber, dass meine Gedanken täglich zu Euch heimwandern, könnt Ihr Euch denken. Hedwig schreibt mir lieb und fleißig und ich antworte ihr. so oft es geht. Am 30. August wollen wir Hochzeit haben. Ist es Euch recht so? Lebt wohl. Ich grüße Euch alle herzlich. Euer Eugen.

<Brief (maschinengeschrieben) von Herzog v.Urach>

K.H.Qu.Gen.Kdos.z.b.V. 64 5.6.17

Lieber Hauptmann Hahn!

Für das Schreiben vom 25.5. danke ich vielmals, auch für die Anlagen. Ober die Frage, ob Trichter oder Stellung ist schon viel gestritten worden! Ich erinnere mich ganz besonders aus der Sommeschlacht beim Delvillewald. dass dort die Truppe nur sehr ungern an den Stellungsbau ging. Gottlob, dass die Arrasschlacht nun ausgekämpft ist und dass die Division sich so vortrefflich dabei bewährt hat. Es ist nur zu lurchten. dass es ihr wieder gehen wird, wie damals nach der Sommeschlacht, wo sie dann so lange in vorderer Stellung bleiben musste.. Auch die neuesten Zeitungsnachrichten lassen ein Anschwellen des Kampfes bei Wytschaete erkennen. Ob es aber noch zu etwas wirklich Großem kommt, wird wohl davon abhängen. ob die Russen sich nochmals zu einer größeren Offensive aufpeitschen lassen. Ich möchte es beim Fehlen jeder wirklichen Autorität nicht für sehr wahrscheinlich halten.. Auch wir rechnen hier mit der Möglichkeit eines franz. Angriffs im Sundgau. der dann wohl auch noch weiter nördlich übergreifen würde und uns in Mitleidenschaft ziehen könnte. Man hat mir eine Landwehrdivision herausgenommen und mir dafür eine K.D. mit meiner alten Brigade gegeben. was natürlich nicht dasselbe ist. Die einzige Truppe, mit der ich wirklich Staat machen kann, ist das Württ.Geb.Batl. unter Sprosser, das ein kl. Regiment zu 6 Komp. und 3 Mgks. bildet. Vortrefflicher Geist, vortrefflicher Ersatz, wohl zukünftiges Jägerbatl. des Friedensstandes. Leider meldete sich Gen.Maj. v.Lupin. der Kdr. der K.D.. gleich am zweiten I age krank, er hatte die Nerven etwas verloren und bereut nun. nachdem er durch Exz.Heidborn ersetzt ist. seinen doch etwas voreiligen Entschluss. Mit der Bitte, mich S.E. zu empfehlen und alle Herren des Stabes zu grüßen. Ihr dankbar ergebener Wilhelm.

12.6.17 Liebe Eltern! Ich hatte vom April und Mai noch einige liebe Briefe von Euch, auf die ich noch nicht ordnungsmäßig geantwortet habe. Zunächst die Nachricht, dass Hermann sich wohl befindet und ich auch. Die R.Stäbe sind nur ab und zu 4 Tage hinten im Dorf, um
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und das Kind muss uns alle, die Großen und die Kleinen vertreten, die wir gerade am 25. Mai so gerne um Dich gewesen wären. Wir sind dem Himmel dankbar, dass er Dich durch die Sorgen der letzten Jahre so gnädig durchgeluhrt hat und horten, dass Du innerlich und äußerlich schöne, sorgenfreie Stunden erhältst. - Für Deinen letzten Brief vielen Dank. F.s hat mich alles sehr interessiert, besonders auch die Pläne mit Reichenau. Von mir selbst ist wenig oder viel /u berichten, je nachdem man /eit hat. Die Hauptsache: ich bin gesund und munter und kann meiner Arbeit nachkommen. Gerne hätte ich Euch in den letzten Wochen mehr geschrieben, aber Hedwig wird ja ab und zu Nachricht gegeben haben.

Grüßt bitte die Grafenberger, die Ulmer herzlich, das ganze Dornhaner Pfarrhaus. Besonders herzlichen Geburtstagsgruß Dir. Dein treuer Sohn Eugen.

4. Juni nachts Liebe Eltern und Geschwister! Es geht Hermann und mir andauernd gut. Ich sehe Hermann hie und da und da ist er immer guter Dinge. Wenn wir auch nicht gerade ruhige Front haben, so ist es doch nicht mehr so umtriebig, wie im April. - Mir hat Gen. v.Hofacker heute Abend das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von I lohenzollem mit Schwertern überreicht. Es ist dies eine preußische Auszeichnung, die ich als großen Gnadenbeweis auffassen darf und als Anerkennung des Div.Kommandeurs, der Gruppe und des Armeeoberkommandos. ,,Bei Arras verdient", so hat Hof. ihn mir übergeben und ich freue mich, es Euch mitteilen zu können.

Es soll ja kein Ersatz sein für meine wenigen Briefe. Aber, dass meine Gedanken täglich zu Euch heimwandern, könnt Ihr Euch denken. Hedwig schreibt mir lieb und fleißig und ich antworte ihr. so oft es geht. Am 30. August wollen wir Hochzeit haben. Ist es Euch recht so? Lebt wohl. Ich grüße Euch alle herzlich. Euer Eugen.

<Brief (maschinengeschrieben) von Herzog v.Urach>

K.H.Qu.Gen.Kdos.z.b.V. 64 5.6.17

Lieber Hauptmann Hahn!

Für das Schreiben vom 25.5. danke ich vielmals, auch für die Anlagen. Ober die Frage, ob Trichter oder Stellung ist schon viel gestritten worden! Ich erinnere mich ganz besonders aus der Sommeschlacht beim Delvillewald. dass dort die Truppe nur sehr ungern an den Stellungsbau ging. Gottlob, dass die Arrasschlacht nun ausgekämpft ist und dass die Division sich so vortrefflich dabei bewährt hat. Es ist nur zu lurchten. dass es ihr wieder gehen wird, wie damals nach der Sommeschlacht, wo sie dann so lange in vorderer Stellung bleiben musste.. Auch die neuesten Zeitungsnachrichten lassen ein Anschwellen des Kampfes bei Wytschaete erkennen. Ob es aber noch zu etwas wirklich Großem kommt, wird wohl davon abhängen. ob die Russen sich nochmals zu einer größeren Offensive aufpeitschen lassen. Ich möchte es beim Fehlen jeder wirklichen Autorität nicht für sehr wahrscheinlich halten.. Auch wir rechnen hier mit der Möglichkeit eines franz. Angriffs im Sundgau. der dann wohl auch noch weiter nördlich übergreifen würde und uns in Mitleidenschaft ziehen könnte. Man hat mir eine Landwehrdivision herausgenommen und mir dafür eine K.D. mit meiner alten Brigade gegeben. was natürlich nicht dasselbe ist. Die einzige Truppe, mit der ich wirklich Staat machen kann, ist das Württ.Geb.Batl. unter Sprosser, das ein kl. Regiment zu 6 Komp. und 3 Mgks. bildet. Vortrefflicher Geist, vortrefflicher Ersatz, wohl zukünftiges Jägerbatl. des Friedensstandes. Leider meldete sich Gen.Maj. v.Lupin. der Kdr. der K.D.. gleich am zweiten I age krank, er hatte die Nerven etwas verloren und bereut nun. nachdem er durch Exz.Heidborn ersetzt ist. seinen doch etwas voreiligen Entschluss. Mit der Bitte, mich S.E. zu empfehlen und alle Herren des Stabes zu grüßen. Ihr dankbar ergebener Wilhelm.

12.6.17 Liebe Eltern! Ich hatte vom April und Mai noch einige liebe Briefe von Euch, auf die ich noch nicht ordnungsmäßig geantwortet habe. Zunächst die Nachricht, dass Hermann sich wohl befindet und ich auch. Die R.Stäbe sind nur ab und zu 4 Tage hinten im Dorf, um
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  • November 2, 2018 06:39:00 Zafiro Marti

    und das Kind muss uns alle, die Großen und die Kleinen vertreten, die wir gerade am 25. Mai so gerne um Dich gewesen wären. Wir sind dem Himmel dankbar, dass er Dich durch die Sorgen der letzten Jahre so gnädig durchgeluhrt hat und horten, dass Du innerlich und äußerlich schöne, sorgenfreie Stunden erhältst. - Für Deinen letzten Brief vielen Dank. F.s hat mich alles sehr interessiert, besonders auch die Pläne mit Reichenau. Von mir selbst ist wenig oder viel /u berichten, je nachdem man /eit hat. Die Hauptsache: ich bin gesund und munter und kann meiner Arbeit nachkommen. Gerne hätte ich Euch in den letzten Wochen mehr geschrieben, aber Hedwig wird ja ab und zu Nachricht gegeben haben.

    Grüßt bitte die Grafenberger, die Ulmer herzlich, das ganze Dornhaner Pfarrhaus. Besonders herzlichen Geburtstagsgruß Dir. Dein treuer Sohn Eugen.

    4. Juni nachts Liebe Eltern und Geschwister! Es geht Hermann und mir andauernd gut. Ich sehe Hermann hie und da und da ist er immer guter Dinge. Wenn wir auch nicht gerade ruhige Front haben, so ist es doch nicht mehr so umtriebig, wie im April. - Mir hat Gen. v.Hofacker heute Abend das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von I lohenzollem mit Schwertern überreicht. Es ist dies eine preußische Auszeichnung, die ich als großen Gnadenbeweis auffassen darf und als Anerkennung des Div.Kommandeurs, der Gruppe und des Armeeoberkommandos. ,,Bei Arras verdient", so hat Hof. ihn mir übergeben und ich freue mich, es Euch mitteilen zu können.

    Es soll ja kein Ersatz sein für meine wenigen Briefe. Aber, dass meine Gedanken täglich zu Euch heimwandern, könnt Ihr Euch denken. Hedwig schreibt mir lieb und fleißig und ich antworte ihr. so oft es geht. Am 30. August wollen wir Hochzeit haben. Ist es Euch recht so? Lebt wohl. Ich grüße Euch alle herzlich. Euer Eugen.

    <Brief (maschinengeschrieben) von Herzog v.Urach>

    K.H.Qu.Gen.Kdos.z.b.V. 64 5.6.17

    Lieber Hauptmann Hahn!

    Für das Schreiben vom 25.5. danke ich vielmals, auch für die Anlagen. Ober die Frage, ob Trichter oder Stellung ist schon viel gestritten worden! Ich erinnere mich ganz besonders aus der Sommeschlacht beim Delvillewald. dass dort die Truppe nur sehr ungern an den Stellungsbau ging. Gottlob, dass die Arrasschlacht nun ausgekämpft ist und dass die Division sich so vortrefflich dabei bewährt hat. Es ist nur zu lurchten. dass es ihr wieder gehen wird, wie damals nach der Sommeschlacht, wo sie dann so lange in vorderer Stellung bleiben musste.. Auch die neuesten Zeitungsnachrichten lassen ein Anschwellen des Kampfes bei Wytschaete erkennen. Ob es aber noch zu etwas wirklich Großem kommt, wird wohl davon abhängen. ob die Russen sich nochmals zu einer größeren Offensive aufpeitschen lassen. Ich möchte es beim Fehlen jeder wirklichen Autorität nicht für sehr wahrscheinlich halten.. Auch wir rechnen hier mit der Möglichkeit eines franz. Angriffs im Sundgau. der dann wohl auch noch weiter nördlich übergreifen würde und uns in Mitleidenschaft ziehen könnte. Man hat mir eine Landwehrdivision herausgenommen und mir dafür eine K.D. mit meiner alten Brigade gegeben. was natürlich nicht dasselbe ist. Die einzige Truppe, mit der ich wirklich Staat machen kann, ist das Württ.Geb.Batl. unter Sprosser, das ein kl. Regiment zu 6 Komp. und 3 Mgks. bildet. Vortrefflicher Geist, vortrefflicher Ersatz, wohl zukünftiges Jägerbatl. des Friedensstandes. Leider meldete sich Gen.Maj. v.Lupin. der Kdr. der K.D.. gleich am zweiten I age krank, er hatte die Nerven etwas verloren und bereut nun. nachdem er durch Exz.Heidborn ersetzt ist. seinen doch etwas voreiligen Entschluss. Mit der Bitte, mich S.E. zu empfehlen und alle Herren des Stabes zu grüßen. Ihr dankbar ergebener Wilhelm.

    12.6.17 Liebe Eltern! Ich hatte vom April und Mai noch einige liebe Briefe von Euch, auf die ich noch nicht ordnungsmäßig geantwortet habe. Zunächst die Nachricht, dass Hermann sich wohl befindet und ich auch. Die R.Stäbe sind nur ab und zu 4 Tage hinten im Dorf, um
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