Mein Tagebuch (Kriegstagebuch), Josef Rust, item 95

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Mein Leben.

Mein Leben ist mein Ich. Mein Leben ist

immer um mich. In einsamen Stunden

ist es bei mir und erzählt von fro=

hen, lustigen und leidlosen  .Einfügung mit Bleistift:  Tagen   voll süßer

Vergangenheit und freudig-froher Zukunft.

Erzählt mir Märchen ... "Es war einmal"

da noch kein Krieg war, und plau=

dert mit Sorglosigkeit über Tage und

Stunden, die nach dem Kriege kommen.


Geht mit mir in Tod und Gefahr, wie

mein bester Freund. Je größer die Not,

umso fester hält es mich und schmiegt sich

an mich. Klopft mit heftigen Schlägen

gegen meine Brust und zittert um un=

ser Sein. Wie liebe ich Dich, du mein

junges Leben! In jeder Stunde des To=

des kettest du mich fester an dich. Man=

che Stunde saßest du mit mir im

grauen Erdloch, das uns eine Granate

aus Mitleid und Barmherzigkeit gerissen,

weil sie zu unserer Verdammung ge=

schossen ward. Hast mit bangen Augen

auf mich geschaut, nächtens, nach durch=

wachtem Trommelfeuer und ich las aus

deinen Augen die stumme Angst.

Nicht sterben! Nein jetzt nicht! Ich bin

ja noch so jung! Und aus meinem

Herzen quoll ein heißes Flehen um

mein und dein Fortbestehen.


Dann, wenn du mir erhalten bliebest,

hatte ich dich nochmals so lieb. Wir san=

gen und spielten miteinander und ver=

gaßen den Krieg. Du lehrtest mich wie=

der lachen und gabest mir neuen Mut


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Mein Leben.

Mein Leben ist mein Ich. Mein Leben ist

immer um mich. In einsamen Stunden

ist es bei mir und erzählt von fro=

hen, lustigen und leidlosen  .Einfügung mit Bleistift:  Tagen   voll süßer

Vergangenheit und freudig-froher Zukunft.

Erzählt mir Märchen ... "Es war einmal"

da noch kein Krieg war, und plau=

dert mit Sorglosigkeit über Tage und

Stunden, die nach dem Kriege kommen.


Geht mit mir in Tod und Gefahr, wie

mein bester Freund. Je größer die Not,

umso fester hält es mich und schmiegt sich

an mich. Klopft mit heftigen Schlägen

gegen meine Brust und zittert um un=

ser Sein. Wie liebe ich Dich, du mein

junges Leben! In jeder Stunde des To=

des kettest du mich fester an dich. Man=

che Stunde saßest du mit mir im

grauen Erdloch, das uns eine Granate

aus Mitleid und Barmherzigkeit gerissen,

weil sie zu unserer Verdammung ge=

schossen ward. Hast mit bangen Augen

auf mich geschaut, nächtens, nach durch=

wachtem Trommelfeuer und ich las aus

deinen Augen die stumme Angst.

Nicht sterben! Nein jetzt nicht! Ich bin

ja noch so jung! Und aus meinem

Herzen quoll ein heißes Flehen um

mein und dein Fortbestehen.


Dann, wenn du mir erhalten bliebest,

hatte ich dich nochmals so lieb. Wir san=

gen und spielten miteinander und ver=

gaßen den Krieg. Du lehrtest mich wie=

der lachen und gabest mir neuen Mut



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  • April 5, 2017 14:39:24 Eva Anna Welles (AUT)

    Mein Leben.

    Mein Leben ist mein Ich. Mein Leben ist

    immer um mich. In einsamen Stunden

    ist es bei mir und erzählt von fro=

    hen, lustigen und leidlosen  .Einfügung mit Bleistift:  Tagen   voll süßer

    Vergangenheit und freudig-froher Zukunft.

    Erzählt mir Märchen ... "Es war einmal"

    da noch kein Krieg war, und plau=

    dert mit Sorglosigkeit über Tage und

    Stunden, die nach dem Kriege kommen.


    Geht mit mir in Tod und Gefahr, wie

    mein bester Freund. Je größer die Not,

    umso fester hält es mich und schmiegt sich

    an mich. Klopft mit heftigen Schlägen

    gegen meine Brust und zittert um un=

    ser Sein. Wie liebe ich Dich, du mein

    junges Leben! In jeder Stunde des To=

    des kettest du mich fester an dich. Man=

    che Stunde saßest du mit mir im

    grauen Erdloch, das uns eine Granate

    aus Mitleid und Barmherzigkeit gerissen,

    weil sie zu unserer Verdammung ge=

    schossen ward. Hast mit bangen Augen

    auf mich geschaut, nächtens, nach durch=

    wachtem Trommelfeuer und ich las aus

    deinen Augen die stumme Angst.

    Nicht sterben! Nein jetzt nicht! Ich bin

    ja noch so jung! Und aus meinem

    Herzen quoll ein heißes Flehen um

    mein und dein Fortbestehen.


    Dann, wenn du mir erhalten bliebest,

    hatte ich dich nochmals so lieb. Wir san=

    gen und spielten miteinander und ver=

    gaßen den Krieg. Du lehrtest mich wie=

    der lachen und gabest mir neuen Mut



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    Gütersloh

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2460 / 242853
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Josef Rust
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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