Mein Tagebuch (Kriegstagebuch), Josef Rust, item 77
Transcription
Transcription history
-
16./9. 16
Wir sitzen jetzt auf den Trümmern von
Langemark. Wirklich herrlich hier vorn.
Das ist doch kein Krieg. Es fällt fast kein
Schuß.
20./9.
Die Tage sind ohne Bedeutung. Ich lese eif=
rig Ullstein Romane und freue mich auf
den kommenden Urlaub.
Am 21. abends
wurden wir abgelöst und kamen in
das Ruhequartier Fiefwege, einer klei"
nen Ansiedlung nahe bei Staden.
Fiefwege d.i. Fünf Wege (die zusammen"
liefen an einem Orte.)
Das Wetter ist dauernd herbstlich.
Am 28./9. fuhr ich in Urlaub.
Die Freude war groß; die Enttäuschung
bitter. Am anderen Tage stand ich vor der
Bahre meines Bruders, den ich am meisten
liebte; er war einer tückischen Krankheit
zum Opfer gefallen.
Freudlose Tage. Bedenklich wirtschaftliche Lage.
Kriegsverhältnisse gespannt bis aufs Äußer"
ste. O, der Krieg, der böse Krieg! Ich
glaube, es kommen traurige Zeiten. Die
ganze Trostlosigkeit der Lage kommt mir so
recht zu Bewußtsein. Es sieht traurig aus in
unserem lieben deutschen Vaterlande.
Teuerung, Hunger und Krieg! O, hätte ich
ihn nie erlebt. Was er mir genommen
hat,Einfügung mit Bleistift: das Glück der Jugend gibt mir keine Welt mehr wieder.Er ist ein Verbrecher an mir gewesen.
Nur der baldige Friede kann aushelfen.
Dazu segne uns Gott! Amen.
Description
Save description- 50.91652177525616||2.9188258155273843||
Langemark-Poelkapelle
- 50.976439396499835||3.011866281835978||
Staden
- 51.910862631550685||8.373222219482386||||1
Gütersloh
Location(s)
Story location Gütersloh
Document location Langemark-Poelkapelle
-
Additional document location Staden
- ID
- 2460 / 242835
- Contributor
- Josef Rust
Login to edit the languages
Login to edit the fronts
- Eastern Front
Login to add keywords
- Remembrance
Login to leave a note