Mein Tagebuch (Kriegstagebuch), Josef Rust, item 56

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kürzt  man sich die Zeit mit einem

"Reklam" oder "Ullstein." Eben habe ich zwei

römische Novellen von .. zu Ende gelesen,

gleich kommt ein Roman von P. Keller.

Die Leute machen noch ein paar Stunden

Postendienst. Ich spaziere ein bisserl im

Freien, d.h. soweit die räumliche Begren"

zung des Grabens es für zulässig findet.

Betrachte hier und da die fdl. Stellung,

die Einschläge unserer Schüsse, sehe den

Fliegern nach oder unterhalte mich mit

meinen Posten. Gegen abend findet sich

alles zusammen im Unterstande außer

den Wachtdiensten. Man lagert ums

Herdfeuer, erzählt Geschichten und raucht

sich sein Pfeifchen dazu. Ein guter Tenor

singt von Heimat und Liebe, von gol"

dener, seliger Zeit. Gefühle werden wach

und verlangen nach außen. Manch einen

tragen sie hinüber in einen lauten

Schlaf oder in das stille Land der Träume.

Aber die rauhe Wirklichkeit weckt sie

alle wieder, und der Krieg will seine

Opfer haben. So geht es von einem Tag

in den andern, immer dasselbe stum"

pfe, mühevolle Leben, ein Leben voll

Arbeit, Sehnsucht und Hoffen - harte

Männer der Pflicht!

      

                         17./5. 1916

Das Briefeschreiben ist "bis auf Weiteres"

verboten. Warum ist unbekannt. -

Einige Tage nachher ist die Sperre

wieder aufgehoben worden.

 

 

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kürzt  man sich die Zeit mit einem

"Reklam" oder "Ullstein." Eben habe ich zwei

römische Novellen von .. zu Ende gelesen,

gleich kommt ein Roman von P. Keller.

Die Leute machen noch ein paar Stunden

Postendienst. Ich spaziere ein bisserl im

Freien, d.h. soweit die räumliche Begren"

zung des Grabens es für zulässig findet.

Betrachte hier und da die fdl. Stellung,

die Einschläge unserer Schüsse, sehe den

Fliegern nach oder unterhalte mich mit

meinen Posten. Gegen abend findet sich

alles zusammen im Unterstande außer

den Wachtdiensten. Man lagert ums

Herdfeuer, erzählt Geschichten und raucht

sich sein Pfeifchen dazu. Ein guter Tenor

singt von Heimat und Liebe, von gol"

dener, seliger Zeit. Gefühle werden wach

und verlangen nach außen. Manch einen

tragen sie hinüber in einen lauten

Schlaf oder in das stille Land der Träume.

Aber die rauhe Wirklichkeit weckt sie

alle wieder, und der Krieg will seine

Opfer haben. So geht es von einem Tag

in den andern, immer dasselbe stum"

pfe, mühevolle Leben, ein Leben voll

Arbeit, Sehnsucht und Hoffen - harte

Männer der Pflicht!

      

                         17./5. 1916

Das Briefeschreiben ist "bis auf Weiteres"

verboten. Warum ist unbekannt. -

Einige Tage nachher ist die Sperre

wieder aufgehoben worden.

 

 


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  • March 18, 2017 16:04:13 Eva Anna Welles (AUT)

    kürzt  man sich die Zeit mit einem

    "Reklam" oder "Ullstein." Eben habe ich zwei

    römische Novellen von .. zu Ende gelesen,

    gleich kommt ein Roman von P. Keller.

    Die Leute machen noch ein paar Stunden

    Postendienst. Ich spaziere ein bisserl im

    Freien, d.h. soweit die räumliche Begren"

    zung des Grabens es für zulässig findet.

    Betrachte hier und da die fdl. Stellung,

    die Einschläge unserer Schüsse, sehe den

    Fliegern nach oder unterhalte mich mit

    meinen Posten. Gegen abend findet sich

    alles zusammen im Unterstande außer

    den Wachtdiensten. Man lagert ums

    Herdfeuer, erzählt Geschichten und raucht

    sich sein Pfeifchen dazu. Ein guter Tenor

    singt von Heimat und Liebe, von gol"

    dener, seliger Zeit. Gefühle werden wach

    und verlangen nach außen. Manch einen

    tragen sie hinüber in einen lauten

    Schlaf oder in das stille Land der Träume.

    Aber die rauhe Wirklichkeit weckt sie

    alle wieder, und der Krieg will seine

    Opfer haben. So geht es von einem Tag

    in den andern, immer dasselbe stum"

    pfe, mühevolle Leben, ein Leben voll

    Arbeit, Sehnsucht und Hoffen - harte

    Männer der Pflicht!

          

                             17./5. 1916

    Das Briefeschreiben ist "bis auf Weiteres"

    verboten. Warum ist unbekannt. -

    Einige Tage nachher ist die Sperre

    wieder aufgehoben worden.

     

     


  • March 15, 2017 14:06:42 Barbara Kneidinger

    man sich die Zeit mit einem

    "Reklam" oder Allstein." Eben habe ich zwei

    römische Novellen von .. zu Ende gelesen,

    gleich kommt ein Roman von R. Keller.

    Die Leute machen noch ein paar Stunden

    Postendienst. Ich spaziere ein bisserl im

    Freien, d.h. soweit die räumliche Begrenzung

    des Grabens es für zulässig findet.

    Betrachte hier und da die fdl. Stellung,

    die Einschläge unserer Schüsse, sehe den

    Fliegern nach oder unterhalte mich mit

    meinen Posten. Gegen abend findet sich

    alles zusammen im Unterstande außer

    den Wachtdiensten. Man lagert ums

    Herdfeuer, erzählt Geschichten und ...

    sich ein ... dazu. Ein guter Tenor

    sing von Heimat und Liebe, von goldener

    Seeligkeit. Gefühle werden wach

    und verlangen anch außen. Manch einen

    tragen sie hinüber in einen lauten

    Schlaf oder in das stille Land der Träume.

    Aber dioe rauhe Wirklichkeit weckt sie

    alle wieder, und der Krieg will seine

    Opfer haben. So geht es von einem Tag

    in den andern, immer dasselbe stumpfe,

    mühevolle Leben, ein Leben voll

    Arbeit, Sehnsucht und Hoffen - harte

    Männer der Pflicht!

          

                             17./5. 1916

    Das Briefeschreiben ist "bis auf Weiteres"

    verboten. Warum ist unbekannt. -

    Einige Tage nachher ist die Sperre

    wieder aufgehoben worden.

     

     


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    Gütersloh

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2460 / 242814
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Josef Rust
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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