Deutsche Kriegszeitung von 1915, item 3
Transcription
Transcription history
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der Yser, in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern, bei Albert, Compiegne,
Souain, Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf (als Givenchy-lès-la-Bassée identifiziert)
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka, und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Neidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl, das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth.
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der Yser, in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern, bei Albert, Compiegne,
Souain, Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf (als Givenchy-lès-la-Bassée identifiziert)
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka, und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Neidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl, das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der Yser, in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern, bei Albert, Compiegne,
Souain, Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf (als Givenchy-lès-la-Bassée identifiziert)
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka, und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Neidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl, das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der Yser, in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern, bei Albert, Compiegne,
Souain, Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf (als Givenchy-lès-la-Bassée identifiziert)
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka, und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Neidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl , das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der Yser, in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern, bei Albert, Compiegne,
Souain, Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf (als Givenchy-lès-la-Bassée identifiziert)
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka, und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Reidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl , das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der Yser, in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern, bei Albert, Compiegne,
Souain, Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf (als Givenchy-lès-la-Bassée identifiziert)
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka , und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Reidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl , das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der Yser, in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern, bei Albert, Compiegne,
Souain, Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka , und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Reidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl , das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der Yser, in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern , bei Albert, Compiegne ,
Souain , Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka , und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Reidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl , das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der If/ser , in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern , bei Albert, Compiegne ,
Souain , Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka , und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Reidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl , das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der If/ser , in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern , bei Albert, Compiegne ,
Souain , Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka , und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Reidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl , das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Strypa und zum Sereth .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Kriegszeitung Preis 10 Pfennig
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
LXXII.
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken
unserer Tapfren in
fremdem Lande, zum zweitenmal müssen
wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen
in die Ferne, sei es an den
von Winterstürmen umtosten Strand
Flanderns oder in die vereisten Sümpfe
und Wälder Rußlands, in die rauhen
Berge der Balkanhalbinsel oder in den
heißen Wüstensand des Morgenlandes.
Denn soweit haben die Wogen dieses
Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste
1914 unsere Lieben und den Ruhm der
deutschen Waffen hinausgetragen in die
staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit
Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu
können, nachdem in West und Ost die
Gegenoffensiven des Feindes an dem
grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes
zum Stehen gekommen. Und diese
Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint
gewesen, wie aus dem Armeebefehl
des Generals Joffre vom 17 Dezember
1914 und dem erneuten Vorprall
der Russen auf die Provinz Ostpreußen
deutlich genug hervorging. Wir wiederholen
den erwähnten Armeebefehl, um zu
zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere
tapfere Armee in der zweiten Hälfte des
Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und
ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen,
uns zu durchbrechen. Überall
haben wir ihnen siegreich widerstanden.
Der Augenblick ist gekommen, um die
Schwäche auszunützen, die sie uns bieten,
nachdem wir uns verstärkt haben an
Menschen und Material. Die Stunde des
Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir
die deutschen Kräfte in Schach gehalten
haben, handelt es sich darum, sie zu
brechen und unser Land endültig von
den Eindringlingen zu befreien. Soldaten,
mehr als jemals rechnet Frankreich
auf euren Mut, eure Energie und
euren Willen, um jeden Preis zu siegen.
Ihr habt schon gesiegt an der Marne, an
der If/ser , in Lothringen und in den Vogesen.
Ihr werdet zu siegen verstehen bis
zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch
mehrfach irren sollte. In den deutschen
Reihen gab es keine Schwäche, die er
hatte ausnutzen können. Vergeblich war
das französich-englische Anstürmen bei
Nieuport und Ypern , bei Albert, Compiegne ,
Souain , Perthes, in den Argonnen
und bei Verdun. Nichts vermochte
Eindruck auf die deutsche Linie zu
machen, die ihrerseits wie bei Festubert
Bild in der Mitte
General Todorow,
Führer der siegreichen bulgarischen Südarmee
Hofphot. Karastanow
und Givenchy sich nicht allenthalben auf
die einfache Abwehr beschränkte, sondern
dem Feinde Gelände entriß. In der
Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914
machten die Engländer und Franzosen
ihre letzten Versuche in der von Joffre
verlangten siegreichen Offensivbewegung.
Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das
Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein,
daß unser feldgrauer Wall im
Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten
langsam unsere Stellung auf beiden
Ufern der Weichsel nach Osten wieder
vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf
an Bzura und Rawka , und von neuem
bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der
Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand
sich ebenso stark erwies, wie der
Widerstand im Westen. Aber unsere
Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude
wurden mächtig gehoben,
als es am 24. Dezember im Bericht des
Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere
Truppen haben von Soldau -
Reidenburg her erneut die
Offensive ergriffen und in
mehrtägigen Kämpfen die
Russen zurückgeworfen." Das
war in der Tat eine siegverheißende
Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken
lagerten trotzdem während des
Festes, wenn auch nicht über uns, so doch
über unserem treuen Bundesgenossen,
mit dem wir, und der mit uns Wohl und
Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien
und Westgalizien bis zum Dunajec
waren in russischer Hand. Die
Festung Przemysl , das fühlte man, war
schwer bedroht, und in den Karpathen
versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf
Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn
durchzubrechen. Wie heute in den
Bergen Tirols und Krain, so rangen
damals die tapferen Scharen unserer
Bundesgenossen in den Karpathen gegen
die Übermacht, und wenn wir auch die
Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand
sich unüberwindlich erweisen werde,
so legte sich doch der Gedanke an die neue
russische Offensive Galizien und in den
Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude
- Wie anders das Weihnachtfest
1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen,
die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch
schweren Kampf sahen, aber leuchtend
strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe
in das Winterdunkel des diesjährigen
Festes. Zerbrochen liegen die russischen
Festungslinien, aus denen die russischen
Heeresmassen sich gegen unser geliebtes
Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und
nicht bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen.
Das ganze russische Polen ist
der russischen Knutenherrschaft durch
deutsch-österreichisch-ungarische Waffen
entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk
fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und
noch 150 Kilometer darüber hinaus nach
Osten flattern unsere siegreichen Fahnen
bei Pinsk. Welche Prophezeiung lag
doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom
24. Dezember 1914: "Unsere Truppen
haben erneut die Offensive
ergriffen!" - Gehen wir aber
weiter nach Süden, so finden wir unsere
Lage gegen 1914 über alle Maßen, man
könnte sagen, über alles Erwarten glänzend.
Bis auf einen kleinen Teil befindet
sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten.
Unwiderstehlich war der
Siegesflug der vereinigten Adler vom
Dunajec bis zur Stropa und zum Sereih .
Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer
spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen die feindlichen Scharen
aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert
liegt durch die Schnabelhiebe der ver- (Text abgeschnitten)
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Preis 10 Pfennig
Kriegszeitung
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
... .
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken unserer Tapfren in fremdem Lande, zum zweitenmal müssen wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen in die Ferne, sei es an den von Winterstürmen umtosten Strand Flanderns oder in die vereisten Sümpfe und Wälder Rußlands, in die rauhen Berge der Balkanhalbinsel oder in den heißen Wüstensand des Morgenlandes. Denn soweit haben die Wogen dieses Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste 1914 unsere Lieben und den Ruhm der deutschen Waffen hinausgetragen in die staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu können, nachdem in West und Ost die Gegenoffensiven des Feindes an dem grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes zum Stehen gekommen. Und diese Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint gewesen, wie aus dem Armeebefehl des Generals Jaffre vom 17 Dezember 1914 und dem erneuten Burprall der Russen auf die Provinz Ostpreußen deutlich genug hervorging. Wir wiederholen den erwähnten Armeebefehl, um zu zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere tapfere Armee in der zweiten Hälfte des Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen, uns zu durchbrechen. Überall haben wir ihnen siegreich widerstanden. Der Augenblick ist gekommen, um die Schwäche auszunützen, die sie uns bieten, nachdem wir uns verstärkt haben an Menschen und Material. Die Stunde des Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir die deutschen Kräfte in Schach gehalten haben, handelt es sich darum, sie zu brechen und unser Land endültig von den Eindringlingen zu befreien. Soldaten, mehr als jemals rechnet Frankreich auf euren Mut, eure Energie und euren Willen, um jeden Preis zu siegen. Ihr habt schon gesiegt an der Marne, and der Ufer , in Lothringen und in den Vogesen. Ihr werdet zu siegen verstehen bis zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch mehrfach irren sollte. In den deutschen Reihen gab es keine Schwäche, die er hatte ausnutzen können. Vergeblich war das französich-englische Anstürmen bei Nieuport und Apern , bei Albert, Compiegne , Souain , Verthes, in den Argonnen und bei Verdun. Nichts vermochte Eindruck auf die deutsche Linie zu machen, die ihrerseits wie bei Festubert und Givenchy sich nicht allenthalben auf die einfache Abwehr beschrankte, sondern dem Feinde Gelände entriß. In der Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914 machten die Engländer und Franzosen ihre letzten Versuche in der von Joffre verlangten siegreichen Offensivbewegung. Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein, daß unser feldgrauer Wall im Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten langsam unsere Stellung auf beiden Ufern der Weichsel nach Osten wieder vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf an Bzura und Rawka , und von neuem bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand sich ebenso stark erwies, wie der Widerstand im Westen. Aber unsere Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude wurden mächtig gehoben, als es am 24. Dezember im Bericht des Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere Truppen haben von Soldau - Reidenburg her erneut die Offensive ergriffen und in mehrtägigen Kämpfen die Russen zurückgeworfen." Das war in der Tat eine siegverheißende Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken lagerten trotzdem während des Festes, wenn auch nicht über uns, so doch über unserem treuen Bundesgenossen, mit dem wir, und der mit uns Wohl und Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien und Westgalizien bis zum Dunajec waren in russischer Hand. Die Festung Przemüsl , das fühlte man, war schwer bedroht, und in den Karpathen versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn durchzubrechen. Wie heute in den Bergen Tirols und Krain, so rangen damals die tapferen Scharen unserer Bundesgenossen in den Karpathen gegen die Übermacht, und wenn wir auch Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand sich unüberwindlich erweisen werde, so legte sich doch der Gedanke an die neue russische Offensive Galizien und in den Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude. - Wie anders das Weihnachtfest 1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen, die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch schweren Kampf sahen, aber leuchtend strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe in das Winterdunkel des diesjährigen Festes. Zerbrochen liegen die russischen Festungslinien, aus denen die russischen Heeresmassen sich gegen unser geliebtes Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und nich bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen. Das ganze russische Polen ist der russischen Knutenherrschaft durch deutsch-österreichisch-ungarische Waffen entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und noch 150 Kilometer darüber hinaus nach Osten flattern unsere siegreichen Fahnen bei Minsk. Welche Prophezeiung lag doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom 24. Dezember 1914: "Unsere Truppen haben erneut die Offensive ergriffen!" - Gehen wir aber weiter nach Süden, so finden wir unsere Lage gen 1914 über alle Maßen, man könnte sagen, über alles Erwarten glänzend. Bis auf einen kleinen Teil befindet sich ganz Galizien in dem Besitz der Verbündeten. Unwiderstehlich war der Siegesflug der vereinigten Adler vom Dunajec bis zur Stropa und zum Sereih . Wie ein ungestümes Gebirgsgewässer spülten die deutsch-österreichisch-ungarischen Truppen die feindlichen Scharen aus dem Karpathengebirge. Zerschmettert liegt durch die Schnabelhiebe der ver-
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Preis 10 Pfennig
Kriegszeitung
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
... .
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken unserer Tapfren in fremdem Lande, zum zweitenmal müssen wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen in die Ferne, sei es an den von Winterstürmen umtosten Strand Flanderns oder in die vereisten Sümpfe und Wälder Rußlands, in die rauhen Berge der Balkanhalbinsel oder in den heißen Wüstensand des Morgenlandes. Denn soweit haben die Wogen dieses Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste 1914 unsere Lieben und den Ruhm der deutschen Waffen hinausgetragen in die staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu können, nachdem in West und Ost die Gegenoffensiven des Feindes an dem grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes zum Stehen gekommen. Und diese Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint gewesen, wie aus dem Armeebefehl des Generals Jaffre vom 17 Dezember 1914 und dem erneuten Burprall der Russen auf die Provinz Ostpreußen deutlich genug hervorging. Wir wiederholen den erwähnten Armeebefehl, um zu zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere tapfere Armee in der zweiten Hälfte des Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen, uns zu durchbrechen. Überall haben wir ihnen siegreich widerstanden. Der Augenblick ist gekommen, um die Schwäche auszunützen, die sie uns bieten, nachdem wir uns verstärkt haben an Menschen und Material. Die Stunde des Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir die deutschen Kräfte in Schach gehalten haben, handelt es sich darum, sie zu brechen und unser Land endültig von den Eindringlingen zu befreien. Soldaten, mehr als jemals rechnet Frankreich auf euren Mut, eure Energie und euren Willen, um jeden Preis zu siegen. Ihr habt schon gesiegt an der Marne, and der Ufer , in Lothringen und in den Vogesen. Ihr werdet zu siegen verstehen bis zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch mehrfach irren sollte. In den deutschen Reihen gab es keine Schwäche, die er hatte ausnutzen können. Vergeblich war das französich-englische Anstürmen bei Nieuport und Apern , bei Albert, Compiegne , Souain , Verthes, in den Argonnen und bei Verdun. Nichts vermochte Eindruck auf die deutsche Linie zu machen, die ihrerseits wie bei Festubert und Givenchy sich nicht allenthalben auf die einfache Abwehr beschrankte, sondern dem Feinde Gelände entriß. In der Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914 machten die Engländer und Franzosen ihre letzten Versuche in der von Joffre verlangten siegreichen Offensivbewegung. Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein, daß unser feldgrauer Wall im Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten langsam unsere Stellung auf beiden Ufern der Weichsel nach Osten wieder vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf an Bzura und Rawka , und von neuem bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand sich ebenso stark erwies, wie der Widerstand im Westen. Aber unsere Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude wurden mächtig gehoben, als es am 24. Dezember im Bericht des Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere Truppen haben von Soldau - Reidenburg her erneut die Offensive ergriffen und in mehrtägigen Kämpfen die Russen zurückgeworfen." Das war in der Tat eine siegverheißende Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken lagerten trotzdem während des Festes, wenn auch nicht über uns, so doch über unserem treuen Bundesgenossen, mit dem wir, und der mit uns Wohl und Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien und Westgalizien bis zum Dunajec waren in russischer Hand. Die Festung Przemüsl , das fühlte man, war schwer bedroht, und in den Karpathen versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn durchzubrechen. Wie heute in den Bergen Tirols und Krain, so rangen damals die tapferen Scharen unserer Bundesgenossen in den Karpathen gegen die Übermacht, und wenn wir auch Überzeugung gewannen, daß ihr Widerstand sich unüberwindlich erweisen werde, so legte sich doch der Gedanke an die neue russische Offensive Galizien und in den Karpathen dämpfend auf unsere Festesfreude. - Wie anders das Weihnachtfest 1915! Zerfetzt sind unsere Fahnen, die seit dem letzten Weihnachtsfeste manch schweren Kampf sahen, aber leuchtend strahlt die Ruhmessonne dieser Kämpfe in das Winterdunkel des diesjährigen Festes. Zerbrochen liegen die russischen Festungslinien, aus denen die russischen Heeresmassen sich gegen unser geliebtes Vaterland wälzten. Bei Dünaburg und nich bei Lötzen stehen unsere lieben Feldgrauen. Das ganze russische Polen ist der russischen Knutenherrschaft durch deutsch-österreichisch-ungarische Waffen entrissen. Selbst das starke Brest-Litowsk fiel, von dem Siegesmarsch im Osten, und noch 150 Kilometer darüber hinaus nach Osten flattern unsere siegreichen Fahnen bei Minsk. Welche Prophezeiung lag doch in der kurzen Weihnachtsstunde vom 24. Dezember 1914: "Unsere Truppen haben erneut die Offensive ergriffen!" - Gehen wir aber weiter nach Süden, so finden wir unsere Lage gen 1914
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Preis 10 Pfennig
Kriegszeitung
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
... .
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken unserer Tapfren in fremdem Lande, zum zweitenmal müssen wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen in die Ferne, sei es an den von Winterstürmen umtosten Strand Flanderns oder in die vereisten Sümpfe und Wälder Rußlands, in die rauhen Berge der Balkanhalbinsel oder in den heißen Wüstensand des Morgenlandes. Denn soweit haben die Wogen dieses Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste 1914 unsere Lieben und den Ruhm der deutschen Waffen hinausgetragen in die staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu können, nachdem in West und Ost die Gegenoffensiven des Feindes an dem grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes zum Stehen gekommen. Und diese Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint gewesen, wie aus dem Armeebefehl des Generals Jaffre vom 17 Dezember 1914 und dem erneuten Burprall der Russen auf die Provinz Ostpreußen deutlich genug hervorging. Wir wiederholen den erwähnten Armeebefehl, um zu zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere tapfere Armee in der zweiten Hälfte des Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen, uns zu durchbrechen. Überall haben wir ihnen siegreich widerstanden. Der Augenblick ist gekommen, um die Schwäche auszunützen, die sie uns bieten, nachdem wir uns verstärkt haben an Menschen und Material. Die Stunde des Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir die deutschen Kräfte in Schach gehalten haben, handelt es sich darum, sie zu brechen und unser Land endültig von den Eindringlingen zu befreien. Soldaten, mehr als jemals rechnet Frankreich auf euren Mut, eure Energie und euren Willen, um jeden Preis zu siegen. Ihr habt schon gesiegt an der Marne, and der Ufer , in Lothringen und in den Vogesen. Ihr werdet zu siegen verstehen bis zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch mehrfach irren sollte. In den deutschen Reihen gab es keine Schwäche, die er hatte ausnutzen können. Vergeblich war das französich-englische Anstürmen bei Nieuport und Apern , bei Albert, Compiegne , Souain , Verthes, in den Argonnen und bei Verdun. Nichts vermochte Eindruck auf die deutsche Linie zu machen, die ihrerseits wie bei Festubert und Givenchy sich nicht allenthalben auf die einfache Abwehr beschrankte, sondern dem Feinde Gelände entriß. In der Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914 machten die Engländer und Franzosen ihre letzten Versuche in der von Joffre verlangten siegreichen Offensivbewegung. Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein, daß unser feldgrauer Wall im Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten langsam unsere Stellung auf beiden Ufern der Weichsel nach Osten wieder vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf an Bzura und Rawka , und von neuem bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand sich ebenso stark erwies, wie der Widerstand im Westen. Aber unsere Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude wurden mächtig gehoben, als es am 24. Dezember im Bericht des Großen Hauptquartiers hieß: "Unsere Truppen haben von Soldau - Reidenburg her erneut die Offensive ergriffen und in mehrtägigen Kämpfen die Russen zurückgeworfen." Das war in der Tat eine siegverheißende Weihnachtsbotschaft! - Dunkle Wolken lagerten trotzdem während des Festes, wenn auch nicht über uns, so doch über unserem treuen Bundesgenossen, mit dem wir, und der mit uns Wohl und Wehe geteilt hat und teilt. Ganz Ostgalizien und Westgalizien bis zum Dunajec waren in russischer Hand. Die Festung Przemüsl , das fühlte man, war schwer bedroht, und in den Karpathen versuchte eine russische, ohne Rücksicht auf Menschenopfer geführte Offensive nach Ungarn durchzubrechen. Wie heute in den Bergen Tirols und Krain, so rangen damals die tapferen Scharen unserer Bundesgenossen in den karpathen gegen die Übermacht, und wenn wir auch Überzeugung gewannen
-
Nr. 52 - 25. Dezember 1915 Deutsche Preis 10 Pfennig
Kriegszeitung
1915
Illustrierte Wochen-Ausgabe
herausgegeben vom
Berliner Lokal-Anzeiger
Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.
... .
Weihnachten 1914 - Weihnachten 1915.
Zum zweitenmal läuten die Weihnachtsglocken unserer Tapfren in fremdem Lande, zum zweitenmal müssen wir unsere Weihnachtsliebe hinaustragen in die Ferne, sei es an den von Winterstürmen umtosten Strand Flanderns oder in die vereisten Sümpfe und Wälder Rußlands, in die rauhen Berge der Balkanhalbinsel oder in den heißen Wüstensand des Morgenlandes. Denn soweit haben die Wogen dieses Weltensturmes seit dem Weihnachstfeste 1914 unsere Lieben und den Ruhm der deutschen Waffen hinausgetragen in die staunende Welt.
Weihnachten 1914 glaubten wir mit Recht auf den endgültigen Sieg hoffen zu können, nachdem in West und Ost die Gegenoffensiven des Feindes an dem grauen Eisenwall des deutschen Widerstandes zum Stehen gekommen. Und diese Gegenoffensiven waren bitter ernst gemeint gewesen, wie aus dem Armeebefehl des Generals Jaffre vom 17 Dezember 1914 und dem erneuten Burprall der Russen auf die Provinz Ostpreußen deutlich genug hervorging. Wir wiederholen den erwähnten Armeebefehl, um zu zeigen, vor welcher Gefahr uns unsere tapfere Armee in der zweiten Hälfte des Monats Dezember zu verteidigen hatte:
"Armeebefehl vom 17. Dezember 1914:
Seit drei Monaten sind die heftigen und ungezählten Angriffe nicht imstande gewesen, uns zu durchbrechen. Überall haben wir ihnen siegreich widerstanden. Der Augenblick ist gekommen, um die Schwäche auszunützen, die sie uns bieten, nachdem wir uns verstärkt haben an Menschen und Material. Die Stunde des Angriffs hat geschlagen. Nachdem wir die deutschen Kräfte in Schach gehalten haben, handelt es sich darum, sie zu brechen und unser Land endültig von den Eindringlingen zu befreien. Soldaten, mehr als jemals rechnet Frankreich auf euren Mut, eure Energie und euren Willen, um jeden Preis zu siegen. Ihr habt schon gesiegt an der Marne, and der Ufer , in Lothringen und in den Vogesen. Ihr werdet zu siegen verstehen bis zum schließlichen Triumph. Joffre." -
Joffre hatte sich geirrt, wie er sich noch mehrfach irren sollte. In den deutschen Reihen gab es keine Schwäche, die er hatte ausnutzen können. Vergeblich war das französich-englische Anstürmen bei Nieuport und Apern , bei Albert, Compiegne , Souain , Verthes, in den Argonnen und bei Verdun. Nichts vermochte Eindruck auf die deutsche Linie zu machen, die ihrerseits wie bei Festubert und Givenchy sich nicht allenthalben auf die einfache Abwehr beschrankte, sondern dem Feinde Gelände entriß. In der Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1914 machten die Engländer und Franzosen ihre letzten Versuche in der von Joffre verlangten siegreichen Offensivbewegung. Dann trat Ruhe ein. Wir konnten das Weihnachtsfest feiern in dem Bewußtsein, daß unser feldgrauer Wall im Westen allen Stürmen gewachsen war. -
Und wie stand es im Osten? Wir hatten langsam unsere Stellung auf beiden Ufern der Weichsel nach Osten wieder vorgeschoben, aber heftig tobte der Kampf an Bzura und Rawka , und von neuem bedrohte der Russe Ostpreußen, wo in der Stellung von Lötzen der deutsche Widerstand sich ebenso stark erwies, wie der Widerstand im Westen. Aber unsere Weihnachtshoffnungen und unsere Weihnachtsfreude wurden mächtig gehoben, als es am 24. Dezember
Description
Save description- 51.116667||2.75||
Nieuwport, Belgien
- 50.85||2.883333||
Ypern, Belgien
- 50.0028||2.6528||
Albert, Frankreich
- 49.4149||2.8231||
Compiègne, Frankreich
- 49.1844||4.5442||
Souain-Perthes-lès-Hurlus, Frankreich
- 49.159722||5.382778||
Verdun, Frankreich
- 50.544167||2.7375||
Festubert, Frankreich
- 50.529444||2.758611||
Givenchy-lès-la-Bassée, Frankreich
- 52.1402181||20.1079568||
Bzura (Fluss), Polen
- 54.033333||21.766667||
Lötzen/Giżycko, Polen
- 53.233333||20.183333||
Soldau/Działdowo, Polen
- 53.366667||20.433333||
Neidenburg/Nidzica, Polen
- 49.783333||22.766667||
Przemysl, Polen
- 55.875||26.535556||
Dünaburg/Daugavpils, Lettland
- 52.083333||23.7||
Brest-Litowsk, Weißrussland
- 52.116667||26.1||
Pinsk, Weißrussland
- 52.5234051||13.4113999||||1
Berlin
Location(s)
Story location Berlin
Document location Nieuwport, Belgien
-
Additional document location Ypern, Belgien
-
Additional document location Albert, Frankreich
-
Additional document location Compiègne, Frankreich
-
Additional document location Souain-Perthes-lès-Hurlus, Frankreich
-
Additional document location Verdun, Frankreich
-
Additional document location Festubert, Frankreich
-
Additional document location Givenchy-lès-la-Bassée, Frankreich
-
Additional document location Bzura (Fluss), Polen
-
Additional document location Lötzen/Giżycko, Polen
-
Additional document location Soldau/Działdowo, Polen
-
Additional document location Neidenburg/Nidzica, Polen
-
Additional document location Przemysl, Polen
-
Additional document location Dünaburg/Daugavpils, Lettland
-
Additional document location Brest-Litowsk, Weißrussland
-
Additional document location Pinsk, Weißrussland
- ID
- 2251 / 30202
- Contributor
- Anneliese Hösl
December 25, 1915
Login to edit the languages
- Deutsch
Login to edit the fronts
- Western Front
Login to add keywords
- Zeitungen
Login to leave a note