Kleiber Manuskript 01 - Vorwort - Pflanzenwelt Turkestans, item 38

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

38

Wassertümpel. Auch hier weideten überall kleine Herden an den Dünenhängen 

u. in der Steppe. Hinter der zweiten Dünenreihe stieg ich ab, 

um nach Insekten zu suchen; die Dünenvegetation war dort äußerst 

üppig, hauptsächlich melonenfr. Salzpflanze u. Tamarisken. Hie u. da 

begegnete uns ein wild aussehender Nomade, der an uns schweigsam 

vorüberritt u. uns mit dem leeren, teilnahmslos-

gleichgültigen Blicke des Orentalen betrachtete. Bald erreichten wir das 

dritte Wüstendorf, dessen Hunde unseren Wagen mit wütendem 

Gebell begrüßten; bei den Herden waren überall braune, schmutzige 

Kirgisenknirpse zu sehen. Bevor wir zum eigentlichen Ziel, dem 

Kunja-Kul, gelangten, kamen wir an einigen Kirgisen vorüber, die 

an einem Bewässerungsarik arbeiteten; hier begann der Grund langsam 

an [sic.] feuchter zu werden u. es dauerte auch nicht lange, so kamen 

wir zum ersten kleinen See des Seengebietes, das sich um den Freumdersee

gruppiert. Bestände von jungem, hellgrünem Schilf, die stellenweise 

frisch ausgewählt waren, umgaben den See in weitem Umkreise; am 

Horizonte aufsteigender Rauch gab Zeugnis von der Anwesenheit der 

Menschen. Kleine Pferde- u. Rinderherden waren weidend zu sehen. Bald 

hinter diesem See verlor sich der immer undeutlicher werdende Fahrweg 

ganz in der Steppe u. wir stiegen, um die Pferde zu entlasten, ab. 

Die Steppenvegetation war sehr dicht u. üppig. Schilf, Dornsträucher 

u. hohe Tamarisken bildeten weite Bestände; eine große Schildkröte 

kroch mir gerade über den Weg. Bald begann der Boden sandig 

zu werden: wir kamen zu dem großen Wüstenfeld an dessen südl. 

Rand der Kunja-kul liegt - übrigens war schon der erste See 

teilweise von Dünen umgeben. Die Steppenvegetation machte bald 

der echten Wüstenflora Platz: Hohe, oft baumartige Tamarisken, 

Salzkräuter, kleine, verfitzte, mir größtenteils unbekannte Dornsträucher, 

u. große Mengen von Wüstenakazien bedeckten in unregelmäßigen 

Abständen voneinander die Sandflächen u. Dünen. Ca um ½ 11 h Vorm., 

nach viertelstündigem Weg durch den Sand, gelangten wir schließlich 

an das nördl. Ufer des wunderbar klaren u. blauen Kunja-kuls, eines 


Transcription saved

38

Wassertümpel. Auch hier weideten überall kleine Herden an den Dünenhängen 

u. in der Steppe. Hinter der zweiten Dünenreihe stieg ich ab, 

um nach Insekten zu suchen; die Dünenvegetation war dort äußerst 

üppig, hauptsächlich melonenfr. Salzpflanze u. Tamarisken. Hie u. da 

begegnete uns ein wild aussehender Nomade, der an uns schweigsam 

vorüberritt u. uns mit dem leeren, teilnahmslos-

gleichgültigen Blicke des Orentalen betrachtete. Bald erreichten wir das 

dritte Wüstendorf, dessen Hunde unseren Wagen mit wütendem 

Gebell begrüßten; bei den Herden waren überall braune, schmutzige 

Kirgisenknirpse zu sehen. Bevor wir zum eigentlichen Ziel, dem 

Kunja-Kul, gelangten, kamen wir an einigen Kirgisen vorüber, die 

an einem Bewässerungsarik arbeiteten; hier begann der Grund langsam 

an [sic.] feuchter zu werden u. es dauerte auch nicht lange, so kamen 

wir zum ersten kleinen See des Seengebietes, das sich um den Freumdersee

gruppiert. Bestände von jungem, hellgrünem Schilf, die stellenweise 

frisch ausgewählt waren, umgaben den See in weitem Umkreise; am 

Horizonte aufsteigender Rauch gab Zeugnis von der Anwesenheit der 

Menschen. Kleine Pferde- u. Rinderherden waren weidend zu sehen. Bald 

hinter diesem See verlor sich der immer undeutlicher werdende Fahrweg 

ganz in der Steppe u. wir stiegen, um die Pferde zu entlasten, ab. 

Die Steppenvegetation war sehr dicht u. üppig. Schilf, Dornsträucher 

u. hohe Tamarisken bildeten weite Bestände; eine große Schildkröte 

kroch mir gerade über den Weg. Bald begann der Boden sandig 

zu werden: wir kamen zu dem großen Wüstenfeld an dessen südl. 

Rand der Kunja-kul liegt - übrigens war schon der erste See 

teilweise von Dünen umgeben. Die Steppenvegetation machte bald 

der echten Wüstenflora Platz: Hohe, oft baumartige Tamarisken, 

Salzkräuter, kleine, verfitzte, mir größtenteils unbekannte Dornsträucher, 

u. große Mengen von Wüstenakazien bedeckten in unregelmäßigen 

Abständen voneinander die Sandflächen u. Dünen. Ca um ½ 11 h Vorm., 

nach viertelstündigem Weg durch den Sand, gelangten wir schließlich 

an das nördl. Ufer des wunderbar klaren u. blauen Kunja-kuls, eines 



Transcription history
  • November 23, 2018 15:01:33 Gabriele Kister-Schuler

    38

    Wassertümpel. Auch hier weideten überall kleine Herden an den Dünenhängen 

    u. in der Steppe. Hinter der zweiten Dünenreihe stieg ich ab, 

    um nach Insekten zu suchen; die Dünenvegetation war dort äußerst 

    üppig, hauptsächlich melonenfr. Salzpflanze u. Tamarisken. Hie u. da 

    begegnete uns ein wild aussehender Nomade, der an uns schweigsam 

    vorüberritt u. uns mit dem leeren, teilnahmslos-

    gleichgültigen Blicke des Orentalen betrachtete. Bald erreichten wir das 

    dritte Wüstendorf, dessen Hunde unseren Wagen mit wütendem 

    Gebell begrüßten; bei den Herden waren überall braune, schmutzige 

    Kirgisenknirpse zu sehen. Bevor wir zum eigentlichen Ziel, dem 

    Kunja-Kul, gelangten, kamen wir an einigen Kirgisen vorüber, die 

    an einem Bewässerungsarik arbeiteten; hier begann der Grund langsam 

    an [sic.] feuchter zu werden u. es dauerte auch nicht lange, so kamen 

    wir zum ersten kleinen See des Seengebietes, das sich um den Freumdersee

    gruppiert. Bestände von jungem, hellgrünem Schilf, die stellenweise 

    frisch ausgewählt waren, umgaben den See in weitem Umkreise; am 

    Horizonte aufsteigender Rauch gab Zeugnis von der Anwesenheit der 

    Menschen. Kleine Pferde- u. Rinderherden waren weidend zu sehen. Bald 

    hinter diesem See verlor sich der immer undeutlicher werdende Fahrweg 

    ganz in der Steppe u. wir stiegen, um die Pferde zu entlasten, ab. 

    Die Steppenvegetation war sehr dicht u. üppig. Schilf, Dornsträucher 

    u. hohe Tamarisken bildeten weite Bestände; eine große Schildkröte 

    kroch mir gerade über den Weg. Bald begann der Boden sandig 

    zu werden: wir kamen zu dem großen Wüstenfeld an dessen südl. 

    Rand der Kunja-kul liegt - übrigens war schon der erste See 

    teilweise von Dünen umgeben. Die Steppenvegetation machte bald 

    der echten Wüstenflora Platz: Hohe, oft baumartige Tamarisken, 

    Salzkräuter, kleine, verfitzte, mir größtenteils unbekannte Dornsträucher, 

    u. große Mengen von Wüstenakazien bedeckten in unregelmäßigen 

    Abständen voneinander die Sandflächen u. Dünen. Ca um ½ 11 h Vorm., 

    nach viertelstündigem Weg durch den Sand, gelangten wir schließlich 

    an das nördl. Ufer des wunderbar klaren u. blauen Kunja-kuls, eines 


  • November 7, 2018 14:01:57 Gabriele Kister-Schuler

    38

    Wassertümpel. Auch hier weideten überall kleine Herden an den Dünenhängen 

    u. in der Steppe. Hinter der zweiten Dünenreihe stieg ich ab, 

    um nach Insekten zu suchen; die Dünenvegetation war dort äußerst 

    üppig, hauptsächlich melonenfr. Salzpflanze u. Tamarisken. Hie u. da 

    begegnete uns ein wild aussehender Nomade, der an uns schweigsam 

    vorüberritt u. uns mit dem leeren, teilnahmslos-

    gleichgültigen Blicke des Orentalen betrachtete, Bald erreichten wir das 

    dritte Wüstendorf, dessen Hunde unseren Wagen mit wütendem 

    Gebell begrüßten; bei den Herden waren überall braune, schmutzige 

    Kirgisenknirpse zu sehen. Bevor wir zum eigentlichen Ziel, dem 

    Kunja-Kul, gelangten, kamen wir an einigen Kirgisen vorüber, die 

    an einem Bewässerungsarik arbeiteten; hier begann der Grund langsam 

    an fruchtbar zu werden u. es dauerte auch nicht lange, so kamen 

    wir zum ersten kleinen See des Seengebietes, das sich um den Freumdersee

    gruppiert. Bestände von jungem, hellgrünem Schilf, die stellenweise 

    frisch ausgewählt waren, umgaben den See in weitem Umkreise; am 

    Horizonte aufsteigender Rauch gab Zeugnis von der Anwesenheit der 

    Menschen. Kleine Pferde- u. Rinderherden waren weidend zu sehen. Bald 

    hinter diesem See verlor sich der immer undeutlicher werdende Fahrweg 

    ganz in der Steppe u. wir stiegen, um die Pferde zu entlasten, ab. 

    Die Steppenvegetation war sehr dicht u. üppig. Schilf, Dornsträucher 

    u. hohe Tamarisken bildeten weite Bestände; eine große Schildkröte 

    kroch mir gerade über den Weg. Bald begann der Boden sandig 

    zu werden: wir kamen zu dem großen Wüstenfeld an dessen südl. 

    Rand der Kunja-kul liegt - übrigens war schon der erste See 

    teilweise von Dünen umgeben. Die Steppenvegetation machte bald 

    der echten Wüstenflora Platz: Hohe, oft baumartige Tamarisken, 

    Salzkräuter, kleine, verfitzte, mir größtenteils unbekannte Dornsträucher, 

    u. große Mengen von Wüstenakazien bedeckten in unregelmäßigen 

    Abständen voneinander die Sandflächen u. Dünen. Ca um 1/2 11 h Vorm., 

    nach viertelstündigem Weg durch den Sand, gelangten wir schließlich 

    an das nördl. Ufer des wunderbar klaren u. blauen Kunja-kuls, eines 



Description

Save description
  • 44.817607||65.5140073||

    Perowsk/Turkestan

    ||1
Location(s)
  • Story location Perowsk/Turkestan
Login and add location


ID
20836 / 235818
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
F&F
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages
  • Deutsch

Login to edit the fronts
  • Eastern Front

Login to add keywords
  • Prisoners of War

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note