Kleiber Manuskript 01 - Vorwort - Pflanzenwelt Turkestans, item 14

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14.

Pflanzenwelt der Steppe verdrängt wurde, ob nun natürliche Ursachen

oder der Einfluß der menschlichen Tätigkeit der Grund [sic.]

waren. Nachdem für mich außer dem Festungshofe dieses Stückchen

Steppe viele Monate lang der einzige Ort war, an dem ich

mich frei bewegen konnte, so kannte ich auch bald jeden

Strauch u. jede Pflanze, die dort dem tonigen, stark salzhältigen

Boden entsprossen. Sowohl der Boden des Hofes, als auch der des

Steppenstreifs sonderte nach Aufsaugung der Frühjahresniederschläge

sowie in den übrigen Jahresezeiten nach starken Regen Fleckenweise

dünne Salzkrusten aus, so daß die betreffenden Bodenstellen

wie mit Kalkstaub überdeckt aussahen; das Salz verschwand jedoch

schon nach wenigen Tagen.

In den ersten warmen Apriltagen bedeckten sich bald die dornigen

Sträucher des Steppenstreifs mit zartem Grün, doch fiel

einmal noch ausgiebig Schnee. Es boten dann die aus dem

weißen Boden aufragenden grünen Sträucher mit der Schneelast

auf den Zweigen ein eigentümliches Bild. Nach u. nach entspross,

sich stets ändernd, dem Boden auch die Kleinvegetation, verschiedene

Gräser u. kleine Kräuter, darunter besonders häufig

eines mit fleischigen, dicht weißbefilzten Blättern - etwa unseren

Katzenpfötchen ähnlich. Obwohl es sich bis zum Spätsommer

stellenweise erhielt, konnte ich doch niemals eine Blüte beobachten.

Im April noch fand ich einige vereinzelte Pflanzen einer gelb-

blühenden Komposite (Tafel 7/1a-b.), die 

mich lebhaft an heimische Formen erinnerte; vielleicht ist sie

auch aus Europa eingeschleppt worden. Ihre Vegetationsdauer

zählte nun wenige Tage. Anfang Mai zeigte sich an einer geschützten

Stelle eine Kolonie einer schönen Iris. Ihre blauen bis

violetten Blüten waren von großer Zartheit u. Feinheit; auf Tafel 

8/1a. ist eine Pflanze mit zu 3/4 entfalteter Blüte dargestellt.

Schon den auf das völlige Aufblühen folgenden Tag begannen die

Blüten zu welken, doch erschienen gewöhnlich kurz nach der ersten 


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14.

Pflanzenwelt der Steppe verdrängt wurde, ob nun natürliche Ursachen

oder der Einfluß der menschlichen Tätigkeit der Grund [sic.]

waren. Nachdem für mich außer dem Festungshofe dieses Stückchen

Steppe viele Monate lang der einzige Ort war, an dem ich

mich frei bewegen konnte, so kannte ich auch bald jeden

Strauch u. jede Pflanze, die dort dem tonigen, stark salzhältigen

Boden entsprossen. Sowohl der Boden des Hofes, als auch der des

Steppenstreifs sonderte nach Aufsaugung der Frühjahresniederschläge

sowie in den übrigen Jahresezeiten nach starken Regen Fleckenweise

dünne Salzkrusten aus, so daß die betreffenden Bodenstellen

wie mit Kalkstaub überdeckt aussahen; das Salz verschwand jedoch

schon nach wenigen Tagen.

In den ersten warmen Apriltagen bedeckten sich bald die dornigen

Sträucher des Steppenstreifs mit zartem Grün, doch fiel

einmal noch ausgiebig Schnee. Es boten dann die aus dem

weißen Boden aufragenden grünen Sträucher mit der Schneelast

auf den Zweigen ein eigentümliches Bild. Nach u. nach entspross,

sich stets ändernd, dem Boden auch die Kleinvegetation, verschiedene

Gräser u. kleine Kräuter, darunter besonders häufig

eines mit fleischigen, dicht weißbefilzten Blättern - etwa unseren

Katzenpfötchen ähnlich. Obwohl es sich bis zum Spätsommer

stellenweise erhielt, konnte ich doch niemals eine Blüte beobachten.

Im April noch fand ich einige vereinzelte Pflanzen einer gelb-

blühenden Komposite (Tafel 7/1a-b.), die 

mich lebhaft an heimische Formen erinnerte; vielleicht ist sie

auch aus Europa eingeschleppt worden. Ihre Vegetationsdauer

zählte nun wenige Tage. Anfang Mai zeigte sich an einer geschützten

Stelle eine Kolonie einer schönen Iris. Ihre blauen bis

violetten Blüten waren von großer Zartheit u. Feinheit; auf Tafel 

8/1a. ist eine Pflanze mit zu 3/4 entfalteter Blüte dargestellt.

Schon den auf das völlige Aufblühen folgenden Tag begannen die

Blüten zu welken, doch erschienen gewöhnlich kurz nach der ersten 



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  • October 21, 2018 18:57:30 Gabriele Kister-Schuler

    14.

    Pflanzenwelt der Steppe verdrängt wurde, ob nun natürliche Ursachen

    oder der Einfluß der menschlichen Tätigkeit der Grund [sic.]

    waren. Nachdem für mich außer dem Festungshofe dieses Stückchen

    Steppe viele Monate lang der einzige Ort war, an dem ich

    mich frei bewegen konnte, so kannte ich auch bald jeden

    Strauch u. jede Pflanze, die dort dem tonigen, stark salzhältigen

    Boden entsprossen. Sowohl der Boden des Hofes, als auch der des

    Steppenstreifs sonderte nach Aufsaugung der Frühjahresniederschläge

    sowie in den übrigen Jahresezeiten nach starken Regen Fleckenweise

    dünne Salzkrusten aus, so daß die betreffenden Bodenstellen

    wie mit Kalkstaub überdeckt aussahen; das Salz verschwand jedoch

    schon nach wenigen Tagen.

    In den ersten warmen Apriltagen bedeckten sich bald die dornigen

    Sträucher des Steppenstreifs mit zartem Grün, doch fiel

    einmal noch ausgiebig Schnee. Es boten dann die aus dem

    weißen Boden aufragenden grünen Sträucher mit der Schneelast

    auf den Zweigen ein eigentümliches Bild. Nach u. nach entspross,

    sich stets ändernd, dem Boden auch die Kleinvegetation, verschiedene

    Gräser u. kleine Kräuter, darunter besonders häufig

    eines mit fleischigen, dicht weißbefilzten Blättern - etwa unseren

    Katzenpfötchen ähnlich. Obwohl es sich bis zum Spätsommer

    stellenweise erhielt, konnte ich doch niemals eine Blüte beobachten.

    Im April noch fand ich einige vereinzelte Pflanzen einer gelb-

    blühenden Komposite (Tafel 7/1a-b.), die 

    mich lebhaft an heimische Formen erinnerte; vielleicht ist sie

    auch aus Europa eingeschleppt worden. Ihre Vegetationsdauer

    zählte nun wenige Tage. Anfang Mai zeigte sich an einer geschützten

    Stelle eine Kolonie einer schönen Iris. Ihre blauen bis

    violetten Blüten waren von großer Zartheit u. Feinheit; auf Tafel 

    8/1a. ist eine Pflanze mit zu 3/4 entfalteter Blüte dargestellt.

    Schon den auf das völlige Aufblühen folgenden Tag begannen die

    Blüten zu welken, doch erschienen gewöhnlich kurz nach der ersten 


  • October 17, 2018 13:49:12 Johanna Rustler

    14.

    Pflanzenwelt der Steppe verdrängt wurde, ob nun natürliche Ursachen

    oder der Einfluß der menschlichen Tätigkeit der Grunde

    ware. Nachdem für mich außer dem Festungshofe dieses Stückchen

    Steppe viele Monate lang der einzige Ort war, an dem ich 

    mich frei bewegen konnte, so kannte ich auch bald jeden

    Strauch u. jede Pflanze, die dort dem tonigen, stark salzhältigen

    Boden Entsprosse. Sowohl der Boden des Hofes, als auch der des

    Steppenstreifs sonderte nach Aufsaugung der Frühjahresniederschläge

    sowie in den übrigen Jahresezeiten nach starkn Regenfleckenweise

    dünne Salzkrusten aus, so daß die betreffenden Bodenstellen

    wie mit Kalkstaub überdeckt aussauhen; das Salz verschwand jedoch

    schon nach wenigen Tagen. 

    In den ersten warmen Apriltagen bedeckten sich bald die dornigen

    Sträucher des Steppenstreifs mit zartem Grün, doch fiel

    einmal noch ausgiebig Schnee. Es boten dann die aus dem

    weißen Boden aufragenden grünen Sträucher mit der Schneelast

    auf den Zweigen ein eigentümliches Bild. Nach u. nach entspross,

    sich stets ändernd, dem Boden auch die Kleinvegetation, verschiedene

    Gräser u. kleine Kräuter, darunter besonders häufig

    eines mit fleischigen, dicht weißbefilzten Blättern - etwa unseren

    Katzenpfötchen ähnlich. Obwohl es sich bis zum Spätsommer

    stellenweise erhielt, konnte ich doch niemals eine Blüte beobachten.

    Im April noch fand ich einige vereinzelte Pflanzen einer gelb,

    blühenden Komposite (Tafel 7/1a-b.), die 

    mich lebhaft an heimische Formen erinnerte; vielleicht ist sie

    auch aus Europa eingeschleppt worden. Ihre Vegetationsdauer

    zählte nun wenige Tage. Anfang Mai zeigte sich an einer geschützten

    Stelle eine Kolonie einer schönen Iris. Ihre blauen bis

    violetten Blüten waren von großer Zartheit u. Feinheit; auf Tafel 

    8/1a. ist eine Pflanze mit zu 3/4 eintfalteter Blüte dargestellt.

    Schon den auf das völlige Aufblühen folgenden Tag begonnen die

    Blüten zu welken, doch erschienen gewöhnlich kurz nach der ersten 



  • October 17, 2018 13:49:02 Johanna Rustler

    14.

    Pflanzenwelt der Steppe verdrängt wurde, ob nun natürliche Ursachen

    oder der Einfluß der menschlichen Tätigkeit der Grunde

    ware. Nachdem für mich außer dem Festungshofe dieses Stückchen

    Steppe viele Monate lang der einzige Ort war, an dem ich 

    mich frei bewegen konnte, so kannte ich auch bald jeden

    Strauch u. jede Pflanze, die dort dem tonigen, stark salzhältigen

    Boden Entsprosse. Sowohl der Boden des Hofes, als auch der des

    Steppenstreifs sonderte nach Aufsaugung der Frühjahresniederschläge

    sowie in den übrigen Jahresezeiten nach starkn Regenfleckenweise

    dünne Salzkrusten aus, so daß die betreffenden Bodenstellen

    wie mit Kalkstaub überdeckt aussauhen; das Salz verschwand jedoch

    schon nach wenigen Tagen. 

    In den ersten warmen Apriltagen bedeckten sich bald die dornigen

    Sträucher des Steppenstreifs mit zartem Grün, doch fiel

    einmal noch ausgiebig Schnee. Es boten dann die aus dem

    weißen Boden aufragenden grünen Sträucher mit der Schneelast

    auf den Zweigen ein eigentümliches Bild. Nach u. nach entspross,

    sich stets ändernd, dem Boden auch die Kleinvegetation, verschiedene

    Gräser u. kleine Kräuter, darunter besonders häufig

    eines mit fleischigen, dicht weißbefilzten Blättern - etwa unseren

    Katzenpfötchen ähnlich. Obwohl es sich bis zum Spätsommer

    stellenweise erhielt, konnte ich doch niemals eine Blüte beobachten.

    Im April noch fand ich einige vereinzelte Pflanzen einer gelb,

    blühenden Komposite (Tafel 7/1a-b.), die 

    mich lebhaft an heimische Formen erinnerte; vielleicht ist sie

    auch aus Europa eingeschleppt worden. Ihre Vegetationsdauer

    zählte nun wenige Tage. Anfang Mai zeigte sich an einer geschützten

    Stelle eine Kolonie einer schönen Iris. Ihre blauen bis

    violetten Blüten waren von großer Zartheit u. Feinheit; auf Tafel 

    8/1a. ist eine Pflanze mit zu 3/4 eintfalteter Blüte dargestellt.

    Schon den auf das völlige Aufblühen folgenden Tag begonnen die

    Blüten zu welken, doch erschienen gewühnlich kurz nach der ersten 



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20836 / 235782
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F&F
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