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linke Seite
Nr. 6
gehe. Und früh fange ich auch schon zeitig wieder an. Na, ja, was tut man nicht fürs Vaterland.
Und immer tut man ja auch hier nicht arbeiten. Wenn´s mal recht schön und ruhig ist, nun dann setzte ich mich ans Öfchen, schlage die Beine übereinander, rauche paar liebe Zigaretten und in den blauen Wölkchen denk ich dann an Dich und unser Kind.
Ich wollte aber, ich wäre lieber oben bei Euch und hätte meinen Dienst und meine Arbeit für Euch Beide. Da wollte man so gern arbeiten, da wüßte man, wofür. Aber hier, für Sieg und Frieden arbeiten, da hat man keine direkte Anteilnahme. Es ist zwar ganz interessant, aber keine Liebe dazu. Es ist eben Krieg, das hätte ich bald vergessen.
Und solange eben Krieg, ist man nie glücklich. Auch der längste Urlaub nützt nichts, da, wenn er zu Ende, man ja wieder weg muß.
Nur der Frieden kann das nach und nach bringen, wonach mein Herz sich sehnt: Ein Gang für Dich und Anneliese in liebem Heim nach des Tages Dienst. Ja, ganz für Dich und unser Mädel und wenn es später dann auch mal sein muß, für unseren " Waldemar Friedrich", denn so heißt doch sicher der Junge, den mir mal mein liebes Trudel glückstrahlend beschert. Und dann will ich bei Dir sein und Dir jede Träne und jeden Schmerz von den Augen abküssen. Aber soweit möchte es nur kommen, wenn der Krieg vor=
rechte Seite
Hooglede in Belgien,
3. Januar 1918.
Mein herzenssüßer guter Engel!
Grüße und Küsse an Dich und Anneliese voraus!
Wenn ich nicht wüßte, daß Du Dich so viel und so lieb mit unserem Herzenskinde abgeben mußt, wenn Du von Deiner Arbeit kommst und wenn ich nicht Mann wäre, könnte man Dir ernstlich böse sein, daß bis heute noch kein Brief von Dir. Aber Du bist ja viel zu lieb und gut und habe ich Dich um soviel zum Fressen gern, als daß man Dir auch nur 5 Minuten bös sein könnte. Und um Annelies willen, ich will ich es gern ertragen und verzeihen, wenn Du mal nicht zum Schreiben kommen kannst.
Ach, wenn Du wüßtest, wie gern ich es gesehen habe, wenn Du unser Kriegsmädel so abgeküßt hast und wenn Du geahnt hättest, wie wohl das meinem Herzen tat. Alles, was Du meinem, Deinem, unserem Kinde tust, tust Du mir. Du mußt Dir denken, wenn Du Annelies auf dem Arme hat, Du hast ein Stück von mir. Und es ist so, hier haußen , wo ich nun so an Euch denke, merke ich erst, wie nun, wo wir vollends noch verheiratet nunmehr mit Gottes Hilfe sind, mir unser Liebling immer mehr ans Herz wächst. Ich hätte Dir,das eigentlich sagen sollen, aber ich
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gehe. Und früh fange ich auch schon zeitig wieder an. Na, ja, was tut man nicht fürs Vaterland.
Und immer tut man ja auch hier nicht arbeiten. Wenn´s mal recht schön und ruhig ist, nun dann setzte ich mich ans Öfchen, schlage die Beine übereinander, rauche paar liebe Zigaretten und in den blauen Wölkchen denk ich dann an Dich und unser Kind.
Ich wollte aber, ich wäre lieber oben bei Euch und hätte meinen Dienst und meine Arbeit für Euch Beide. Da wollte man so gern arbeiten, da wüßte man, wofür. Aber hier, für Sieg und Frieden arbeiten, da hat man keine direkte Anteilnahme. Es ist zwar ganz interessant, aber keine Liebe dazu. Es ist eben Krieg, das hätte ich bald vergessen.
Und solange eben Krieg, ist man nie glücklich. Auch der längste Urlaub nützt nichts, da, wenn er zu Ende, man ja wieder weg muß.
Nur der Frieden kann das nach und nach bringen, wonach mein Herz sich sehnt: Ein Gang für Dich und Anneliese in liebem Heim nach des Tages Dienst. Ja, ganz für Dich und unser Mädel und wenn es später dann auch mal sein muß, für unseren " Waldemar Friedrich", denn so heißt doch sicher der Junge, den mir mal mein liebes Trudel glückstrahlend beschert. Und dann will ich bei Dir sein und Dir jede Träne und jeden Schmerz von den Augen abküssen. Aber soweit möchte es nur kommen, wenn der Krieg vor=
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3. Januar 1918.
Mein herzenssüßer guter Engel!
Grüße und Küsse an Dich und Anneliese voraus!
Wenn ich nicht wüßte, daß Du Dich so viel und so lieb mit unserem Herzenskinde abgeben mußt, wenn Du von Deiner Arbeit kommst und wenn ich nicht Mann wäre, könnte man Dir ernstlich böse sein, daß bis heute noch kein Brief von Dir. Aber Du bist ja viel zu lieb und gut und habe ich Dich um soviel zum Fressen gern, als daß man Dir auch nur 5 Minuten bös sein könnte. Und um Annelies willen, ich will ich es gern ertragen und verzeihen, wenn Du mal nicht zum Schreiben kommen kannst.
Ach, wenn Du wüßtest, wie gern ich es gesehen habe, wenn Du unser Kriegsmädel so abgeküßt hast und wenn Du geahnt hättest, wie wohl das meinem Herzen tat. Alles, was Du meinem, Deinem, unserem Kinde tust, tust Du mir. Du mußt Dir denken, wenn Du Annelies auf dem Arme hat, Du hast ein Stück von mir. Und es ist so, hier haußen , wo ich nun so an Euch denke, merke ich erst, wie nun, wo wir vollends noch verheiratet nunmehr mit Gottes Hilfe sind, mir unser Liebling immer mehr ans Herz wächst. Ich hätte Dir,das eigentlich sagen sollen, aber ich
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