Liebesbriefe zwischen Fritz Kreisel und Trudel Joseger, item 50

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50

  linke Seite 

                                                                                                 Zittau, den 25. Januar 1916 

                                                                                                                           Früh, 6 Uhr

                            Mein teures, treu geliebtes

                                         Bräutchen!

                         Meine seelengute liebe Trude!

Der Sonntag kam, der  Sonntag ging, zum Schreiben bin ich leider nicht gekommen, heute nur in Eile diese Zeilen. Wenn ich könnte wie ich wollte, jedes einzelne Wort würde ich Dir beantworten, denn jedes einzelne Wort deiner lieben schönen Briefe sagt mir so viel,so unendlich viel! Gerade Dein letzter Brief vom 23.1.16.  Was Du leider machst, jedes Wort fast klagt mich an. Ich kann doch nichts für diese Liebe!

   Schreibe mir doch, nur um  Alles in der Welt, was Du mir auf dem Herzen hast. Wenn

Du es nicht schreiben kannst, so mußt Du es schreiben. Ich muß auch soviel, was ich nicht glaubte zu können. Wenn man nur will. Das Lachen ist mir wie jeder Spaß vergangen. Seit 14 Tagen schon. Nur wenn von Dir oder

 

 rechte Seite

meinen Eltern eine Karte, Brief usw. kommt, gleitet ein stilles freudiges Lächeln über meine Züge. Bitterer Ernst ist jetzt, Zähne zusammenbeißen heißt es, weinen kann ich nicht als Soldat, auch nicht still für mich. Durchhalten heißt es.

   Als ob wir schon im Felde, im Kriege wären, geht es zu. Draußen an der Front kann es auch nicht schlechter gehen, auf keinen Fall, eher besser. Von früh bis abend, nicht eine freie Minute. Tag für Tag. Von früh 4 Uhr bis 10 Uhr abends.

   Beiliegende Karte habe ich in der Eile vergessen, abzuschicken.

   Es ist jetzt 10 Uhr. Schlafengehen. Die Hälfte dieses Briefes früh und die andere Hälfte abends geschrieben. Hunger und Todmüdigkeit bringen mich bald um. Aber ich schreibe, um mein Herz und meine Schwermut zu erleichtern.

                                                     Dein Fritze

      

 

 

                                                  

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  linke Seite 

                                                                                                 Zittau, den 25. Januar 1916 

                                                                                                                           Früh, 6 Uhr

                            Mein teures, treu geliebtes

                                         Bräutchen!

                         Meine seelengute liebe Trude!

Der Sonntag kam, der  Sonntag ging, zum Schreiben bin ich leider nicht gekommen, heute nur in Eile diese Zeilen. Wenn ich könnte wie ich wollte, jedes einzelne Wort würde ich Dir beantworten, denn jedes einzelne Wort deiner lieben schönen Briefe sagt mir so viel,so unendlich viel! Gerade Dein letzter Brief vom 23.1.16.  Was Du leider machst, jedes Wort fast klagt mich an. Ich kann doch nichts für diese Liebe!

   Schreibe mir doch, nur um  Alles in der Welt, was Du mir auf dem Herzen hast. Wenn

Du es nicht schreiben kannst, so mußt Du es schreiben. Ich muß auch soviel, was ich nicht glaubte zu können. Wenn man nur will. Das Lachen ist mir wie jeder Spaß vergangen. Seit 14 Tagen schon. Nur wenn von Dir oder

 

 rechte Seite

meinen Eltern eine Karte, Brief usw. kommt, gleitet ein stilles freudiges Lächeln über meine Züge. Bitterer Ernst ist jetzt, Zähne zusammenbeißen heißt es, weinen kann ich nicht als Soldat, auch nicht still für mich. Durchhalten heißt es.

   Als ob wir schon im Felde, im Kriege wären, geht es zu. Draußen an der Front kann es auch nicht schlechter gehen, auf keinen Fall, eher besser. Von früh bis abend, nicht eine freie Minute. Tag für Tag. Von früh 4 Uhr bis 10 Uhr abends.

   Beiliegende Karte habe ich in der Eile vergessen, abzuschicken.

   Es ist jetzt 10 Uhr. Schlafengehen. Die Hälfte dieses Briefes früh und die andere Hälfte abends geschrieben. Hunger und Todmüdigkeit bringen mich bald um. Aber ich schreibe, um mein Herz und meine Schwermut zu erleichtern.

                                                     Dein Fritze

      

 

 

                                                  

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    Annaberg-Buchholz

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1968 / 23793
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Reinhard Nestler
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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