Foto, Militärpass und Kriegstagebuch von Hans Julius Kähler (09.12.1895-19.02.1972) , item 16

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left side

 Göttingen. Nun begannen wir

müde zu werden und schliefen oftmals

1/4 Stunde, länger ging es nicht, denn einigen

war es noch zu früh. Die Städte, die wir

jetzt berührten, weiß ich nicht mehr, denn

der Schlaf überfiel mich, hielt aber

nicht lange an. Die Nacht, die ich jetzt

erlebte, war toll. Um 3 Uhr war's

endgültig vorbei mit der Ruhe,

um ca. 5 - 6 Uhr gelangten wir in

Bebra an und hier bekamen wir

Morgenkaffee und Würstchen. Dann ging die Fahrt

weiter durch die herrliche Fränkische

Jura, wo ich ganz wunderschöne Berge,

Wälder und Dörfer sah, auch den

Kyffhäusertunnel passierten wir, dann

weiter über Frankfurt a.Main, dann ging's

über den Rhein, dann Worms, Speyer

und Straßburg, wo wir ungefähr

um 1/2 9 Uhr missingankamen.

Zu unserer großen Freude wurden wir

von Musik abgeholt und dann ging's

zur Kaserne ca. 20 Minuten vom Bahn-

hof. Der Eindruck, der Straßburg

auf mich machte, war kein besonders

guter, vielleicht war es das plötzlich

Fremde, das mich, der ich doch nur

immer an die Heimat gewöhnt war,

wie eine Art Heimweh überkam. Und

nun das unendlich viele Militär

aller möglich Truppengattungen.


 right side

In der Kaserne angekommen

wurden wir verteilt in zwei Depots.
Ich hatte das Glück, wie mir die

schon älteren Kameraden sagten,

in das erste Rekrutendepot zu kom-

men. Nun erhielten wir noch unseren

Korporalschaftsführer, mit letzterem

hatte ich nicht gerade das meiste

Glück, wie ich später bemerken

mußte. Die ersten Tage, die nun

folgten, gingen schnell hin.  3 Tage lang

wurden wir eingekleidet und

am Montag sind zum erstenmal

zum Exerzierplatz im strömenden

Regen. Daran reihten sich die ersten

14 Tage, die in sengender Sonnen-

glut stattfanden und die uns stets

in Schweiß badeten. Außerdem konnten

wir, des Morgens beim Aufstehen

kaum unsere Glieder rühren. Nun

wurde der Dienst ziemlich regel-

mäßig. Morgens um 4 1/2 Uhr Wecken

(das fiel mir noch etwas schwer).

Dann 1 Stunde Unterricht, von 1/2 8 - 11

Uhr exerzieren, nachmittags von

2 1/2 - 5 1/2 Uhr wieder exerzieren, 1 St. Gewehr

reinigen und um 6,45 Uhr Parole. Dann

wurde sich nach dem Abendessen hingesetzt

bis 9 Uhr. Der Dienst war stramm.

Außerdem hatten wir viel zu

leiden unter der Schwerfällig-

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left side

 Göttingen. Nun begannen wir

müde zu werden und schliefen oftmals

1/4 Stunde, länger ging es nicht, denn einigen

war es noch zu früh. Die Städte, die wir

jetzt berührten, weiß ich nicht mehr, denn

der Schlaf überfiel mich, hielt aber

nicht lange an. Die Nacht, die ich jetzt

erlebte, war toll. Um 3 Uhr war's

endgültig vorbei mit der Ruhe,

um ca. 5 - 6 Uhr gelangten wir in

Bebra an und hier bekamen wir

Morgenkaffee und Würstchen. Dann ging die Fahrt

weiter durch die herrliche Fränkische

Jura, wo ich ganz wunderschöne Berge,

Wälder und Dörfer sah, auch den

Kyffhäusertunnel passierten wir, dann

weiter über Frankfurt a.Main, dann ging's

über den Rhein, dann Worms, Speyer

und Straßburg, wo wir ungefähr

um 1/2 9 Uhr missingankamen.

Zu unserer großen Freude wurden wir

von Musik abgeholt und dann ging's

zur Kaserne ca. 20 Minuten vom Bahn-

hof. Der Eindruck, der Straßburg

auf mich machte, war kein besonders

guter, vielleicht war es das plötzlich

Fremde, das mich, der ich doch nur

immer an die Heimat gewöhnt war,

wie eine Art Heimweh überkam. Und

nun das unendlich viele Militär

aller möglich Truppengattungen.


 right side

In der Kaserne angekommen

wurden wir verteilt in zwei Depots.
Ich hatte das Glück, wie mir die

schon älteren Kameraden sagten,

in das erste Rekrutendepot zu kom-

men. Nun erhielten wir noch unseren

Korporalschaftsführer, mit letzterem

hatte ich nicht gerade das meiste

Glück, wie ich später bemerken

mußte. Die ersten Tage, die nun

folgten, gingen schnell hin.  3 Tage lang

wurden wir eingekleidet und

am Montag sind zum erstenmal

zum Exerzierplatz im strömenden

Regen. Daran reihten sich die ersten

14 Tage, die in sengender Sonnen-

glut stattfanden und die uns stets

in Schweiß badeten. Außerdem konnten

wir, des Morgens beim Aufstehen

kaum unsere Glieder rühren. Nun

wurde der Dienst ziemlich regel-

mäßig. Morgens um 4 1/2 Uhr Wecken

(das fiel mir noch etwas schwer).

Dann 1 Stunde Unterricht, von 1/2 8 - 11

Uhr exerzieren, nachmittags von

2 1/2 - 5 1/2 Uhr wieder exerzieren, 1 St. Gewehr

reinigen und um 6,45 Uhr Parole. Dann

wurde sich nach dem Abendessen hingesetzt

bis 9 Uhr. Der Dienst war stramm.

Außerdem hatten wir viel zu

leiden unter der Schwerfällig-


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  • August 20, 2018 21:35:47 Miriam Bartsch

    left side

     Göttingen. Nun begannen wir

    müde zu werden und schliefen oftmals

    1/4 Stunde, länger ging es nicht, denn einigen

    war es noch zu früh. Die Städte, die wir

    jetzt berührten, weiß ich nicht mehr, denn

    der Schlaf überfiel mich, hielt aber

    nicht lange an. Die Nacht, die ich jetzt

    erlebte, war toll. Um 3 Uhr war's

    endgültig vorbei mit der Ruhe,

    um ca. 5 - 6 Uhr gelangten wir in

    Bebra an und hier bekamen wir

    Morgenkaffee und Würstchen. Dann ging die Fahrt

    weiter durch die herrliche Fränkische

    Jura, wo ich ganz wunderschöne Berge,

    Wälder und Dörfer sah, auch den

    Kyffhäusertunnel passierten wir, dann

    weiter über Frankfurt a.Main, dann ging's

    über den Rhein, dann Worms, Speyer

    und Straßburg, wo wir ungefähr

    um 1/2 9 Uhr missingankamen.

    Zu unserer großen Freude wurden wir

    von Musik abgeholt und dann ging's

    zur Kaserne ca. 20 Minuten vom Bahn-

    hof. Der Eindruck, der Straßburg

    auf mich machte, war kein besonders

    guter, vielleicht war es das plötzlich

    Fremde, das mich, der ich doch nur

    immer an die Heimat gewöhnt war,

    wie eine Art Heimweh überkam. Und

    nun das unendlich viele Militär

    aller möglich Truppengattungen.


     right side

    In der Kaserne angekommen

    wurden wir verteilt in zwei Depots.
    Ich hatte das Glück, wie mir die

    schon älteren Kameraden sagten,

    in das erste Rekrutendepot zu kom-

    men. Nun erhielten wir noch unseren

    Korporalschaftsführer, mit letzterem

    hatte ich nicht gerade das meiste

    Glück, wie ich später bemerken

    mußte. Die ersten Tage, die nun

    folgten, gingen schnell hin.  3 Tage lang

    wurden wir eingekleidet und

    am Montag sind zum erstenmal

    zum Exerzierplatz im strömenden

    Regen. Daran reihten sich die ersten

    14 Tage, die in sengender Sonnen-

    glut stattfanden und die uns stets

    in Schweiß badeten. Außerdem konnten

    wir, des Morgens beim Aufstehen

    kaum unsere Glieder rühren. Nun

    wurde der Dienst ziemlich regel-

    mäßig. Morgens um 4 1/2 Uhr Wecken

    (das fiel mir noch etwas schwer).

    Dann 1 Stunde Unterricht, von 1/2 8 - 11

    Uhr exerzieren, nachmittags von

    2 1/2 - 5 1/2 Uhr wieder exerzieren, 1 St. Gewehr

    reinigen und um 6,45 Uhr Parole. Dann

    wurde sich nach dem Abendessen hingesetzt

    bis 9 Uhr. Der Dienst war stramm.

    Außerdem hatten wir viel zu

    leiden unter der Schwerfällig-


  • August 17, 2018 11:57:33 Miriam Bartsch

    linke Seite

     Göttingen. Nun begannen wir

    müde zu werden und schliefen oftmals

    1/4 Stunde, länger ging es nicht, denn einigen

    war es noch zu früh. Die Städte, die wir

    jetzt berührten, weiß ich nicht mehr, denn

    der Schlaf überfiel mich, hielt aber

    nicht lange an. Die Nacht, die ich jetzt

    erlebte, war toll. Um 3 Uhr war's

    endgültig vorbei mit der Ruhe,

    um ca. 5 - 6 Uhr gelangten wir in

    Bebra an und hier bekamen wir

    Morgenkaffee und Würstchen. Dann ging die Fahrt

    weiter durch die herrliche Fränkische

    Jura, wo ich ganz wunderschöne Berge,

    Wälder und Dörfer sah, auch den

    Kyffhäusertunnel passierten wir, dann

    weiter über Frankfurt a.Main, dann ging's

    über den Rhein, dann Worms, Speyer

    und Straßburg, wo wir ungefähr

    um 1/2 9 Uhr missingankamen.

    Zu unserer großen Freude wurden wir

    von Musik abgeholt und dann ging's

    zur Kaserne ca. 20 Minuten vom Bahn-

    hof. Der Eindruck, der Straßburg

    auf mich machte, war kein besonders

    guter, vielleicht war es das plötzlich

    Fremde, das mich, der ich doch nur

    immer an die Heimat gewöhnt war,

    wie eine Art Heimweh überkam. Und

    nun das unendlich viele Militär

    aller möglich Truppengattungen.


     rechte Seite

    In der Kaserne angekommen

    wurden wir verteilt in zwei Depots.
    Ich hatte das Glück, wie mir die

    schon älteren Kameraden sagten,

    in das erste Rekrutendepot zu kom-

    men. Nun erhielten wir noch unseren

    Korporalschaftsführer, mit letzterem

    hatte ich nicht gerade das meiste

    Glück, wie ich später bemerken

    mußte. Die ersten Tage, die nun

    folgten, gingen schnell hin.  3 Tage lang

    wurden wir eingekleidet und

    am Montag sind zum erstenmal

    zum Exerzierplatz im strömenden

    Regen. Daran reihten sich die ersten

    14 Tage, die in sengender Sonnen-

    glut stattfanden und die uns stets

    in Schweiß badeten. Außerdem konnten

    wir, des Morgens beim Aufstehen

    kaum unsere Glieder rühren. Nun

    wurde der Dienst ziemlich regel-

    mäßig. Morgens um 4 1/2 Uhr Wecken

    (das fiel mir noch etwas schwer).

    Dann 1 Stunde Unterricht, von 1/2 8 - 11

    Uhr exerzieren, nachmittags von

    2 1/2 - 5 1/2 Uhr wieder exerzieren, 1 St. Gewehr

    reinigen und um 6,45 Uhr Parole. Dann

    wurde sich nach dem Abendessen hingesetzt

    bis 9 Uhr. Der Dienst war stramm.

    Außerdem hatten wir viel zu

    leiden unter der Schwerfällig-


  • August 17, 2018 11:50:40 Miriam Bartsch

    linke Seite

     Göttingen. Nun begannen wir

    müde zu werden und schliefen oftmals

    1/4 Stunde, länger ging es nicht, denn einigen

    war es noch zu früh. Die Städte, die wir

    jetzt berührten, weiß ich nicht mehr, denn

    der Schlaf überfiel mich, hielt aber

    nicht lange an. Die Nacht, die ich jetzt

    erlebte, war toll. Um 3 Uhr war's

    endgültig vorbei mit der Ruhe,

    um ca. 5 - 6 Uhr gelangten wir in

    Bebra an und hier bekamen wir

    Morgenkaffee und Würstchen. Dann ging die Fahrt

    weiter durch die herrliche Fränkische

    Jura, wo ich ganz wunderschöne Berge,

    Wälder und Dörfer sah, auch den

    Kyffhäusertunnel passierten wir, dann

    weiter über Frankfurt a.Main, dann ging's

    über den Rhein, dann Worms, Speyer

    und Straßburg, wo wir ungefähr

    um 1/2 9 Uhr missingankamen.

    Zu unserer großen Freude wurden wir

    von Musik abgeholt und dann ging's

    zur Kaserne ca. 20 Minuten vom Bahn-

    hof. Der Eindruck, der Straßburg

    auf mich machte, war kein besonders

    guter, vielleicht war es das plötzlich

    Fremde, das mich, der ich doch nur

    immer an die Heimat gewöhnt war,

    wie eine Art Heimweh überkam. Und

    nun das unendlich viele Militär

    aller möglich Truppengattungen.


     rechte Seite

    In der Kaserne angekommen

    wurden wir verteilt in zwei Depots.
    Ich hatte das Glück, wie mir die

    schon älteren Kameraden sagten,

    in das erste Rekrutendepot zu kom-

    men. Nun erhielten wir noch unseren

    Korporalschaftsführer, mit letzterem

    hatte ich nicht gerade das meiste

    Glück, wie ich später bemerken

    mußte. Die ersten Tage, die nun

    folgten, gingen schnell hin. 



  • August 17, 2018 11:41:23 Miriam Bartsch

    linke Seite

     Göttingen. Nun begannen wir

    müde zu werden und schliefen oftmals

    1/4 Stunde, länger ging es nicht, denn einigen

    war es noch zu früh. Die Städte, die wir

    jetzt berührten, weiß ich nicht mehr, denn

    der Schlaf überfiel mich, hielt aber

    nicht lange an. Die Nacht, die ich jetzt

    erlebte, war toll. Um 3 Uhr war's

    endgültig vorbei mit der Ruhe,

    um ca. 5 - 6 Uhr gelangten wir in

    Bebra an und hier bekamen wir

    Morgenkaffee und Würstchen. Dann ging die Fahrt

    weiter durch die herrliche Fränkische

    Jura, wo ich ganz wunderschöne Berge,

    Wälder und Dörfer sah, auch den

    Kyffhäusertunnel passierten wir, dann

    weiter über Frankfurt a.Main, dann ging's

    über den Rhein, dann Worms, Speyer

    und Straßburg, wo wir ungefähr

    um 1/2 9 Uhr missingankamen.

    Zu unserer großen Freude wurden wir

    von Musik abgeholt und dann ging's

    zur Kaserne ca. 20 Minuten vom Bahn-

    hof. Der Eindruck, der Straßburg

    auf mich machte, war kein besonders

    guter, vielleicht war es das plötzlich

    Fremde, das mich, der ich doch nur

    immer an die Heimat



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  • 48.583148||7.747882||

    Straßburg

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  • Story location Straßburg
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1864 / 22033
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Jürgen Kähler
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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