Erinnerungsbuch, item 38

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In Ethelfay [=Ételfay]  vom Regimentskommandeur selbst eingeteilt kam

ich zur 3. Batterie und mußte noch am selben Abend, am 8. 7., zur

Batterie in Stellung bei Montdidier.

   Bei dieser Batterie fühlte ich mich sehr wohl. Auch hoffte ich dort

endlich befördert zu werden, nachdem alle früheren Versuche ergebnislos

gescheitert waren. Trotz der Bemühungen Onkel Bernhard Rüdorffs ist

es aber nicht mehr so weit gekommen.

   Friedländer, der ebenfalls der 2. I. D. angehörte, rief

mich ein paar Mal telephonisch an, wir haben uns jedoch damals noch

nicht zu sehen bekommen.

   Alle Woche machte der Franzmann einmal Bum-Bum

in unsere Stellung; dann türmte alles. Aber er beruhigte sich immer

wieder. Die letzte Zeit über, die wir dort gelegen haben machte er auch

oft nächtliche Angriffe, so daß wir zum Sperrfeuerschießen in unsrer

Nachtruhe gar oft gestört wurden.

   Am 29. 7., um einem französischen Angriff vorbeugend

auszuweichen, wurde unsere Batterie aus ihrer Stellung an der Straße

Montdidier - Assainvillers zurückgenommen, 4 Geschütze bis dicht an

Ethelfay heran, zwei bis an die Straße Montdidier -  ?  . Dort

bei Ethelfay lagen wir fast gänzlich ohne Deckung und mit sehr minderwertigen

Unterständen in einem Obstgarten, blieben aber gänzlich ungeschoren.

   Von 4. - 6.  8. war ich als Telephonist auf Beobachtung

und erlebte dort einen französischen Angriff auf das Dorf  ?

mit, das am Fuße des Bergabhanges lag, auf dem unsere Beobachtung

sich befand. Am 6. Abends wurden unsere beiden Arbeitsgeschütze befunkt [ugs.: beschossen];

Dabei fielen ein Mann und der Vizewachtmeister, der noch bis Mittag

mit mir auf Beobachtung gewesen, eine ganze Menge wurde verwundet.

   Am 9. 8. wurde ich mittags auf unsere rückwärtige Beobachtung

kommandiert, um diese besetzt zu halten für unsere Batterie.

Mit mir war noch ein Unteroffizier von Fußa 19 dort; ohne

ihn hätte ich mich wahrscheinlich im Unterstand schlafen gelegt! Er

sollte also mein rettender Engel werden, hieß auch Engel. Gegen

4 h wurde das Trommelfeuer immer heftiger und plötzlich sah ich

durch das Scherenfernrohr, wie ein ganzer Haufen Leute von vorn zurückkamen.

Sie kamen näher und wir konnten Einzelheiten erkennen:

Offiziere, Mannschaften, teils mit, meist ohne Gewehre, der eine

bloß mit seinem Freßbündel, der andere mit einem paar Schnürschuhe

unterm Arm, so ging die deutsche Armee zurück, nicht nur am

9. 8., sondern die ganze Zeit, so oft ich den Rückzug der Infanterie sehen

- 29. -

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In Ethelfay [=Ételfay]  vom Regimentskommandeur selbst eingeteilt kam

ich zur 3. Batterie und mußte noch am selben Abend, am 8. 7., zur

Batterie in Stellung bei Montdidier.

   Bei dieser Batterie fühlte ich mich sehr wohl. Auch hoffte ich dort

endlich befördert zu werden, nachdem alle früheren Versuche ergebnislos

gescheitert waren. Trotz der Bemühungen Onkel Bernhard Rüdorffs ist

es aber nicht mehr so weit gekommen.

   Friedländer, der ebenfalls der 2. I. D. angehörte, rief

mich ein paar Mal telephonisch an, wir haben uns jedoch damals noch

nicht zu sehen bekommen.

   Alle Woche machte der Franzmann einmal Bum-Bum

in unsere Stellung; dann türmte alles. Aber er beruhigte sich immer

wieder. Die letzte Zeit über, die wir dort gelegen haben machte er auch

oft nächtliche Angriffe, so daß wir zum Sperrfeuerschießen in unsrer

Nachtruhe gar oft gestört wurden.

   Am 29. 7., um einem französischen Angriff vorbeugend

auszuweichen, wurde unsere Batterie aus ihrer Stellung an der Straße

Montdidier - Assainvillers zurückgenommen, 4 Geschütze bis dicht an

Ethelfay heran, zwei bis an die Straße Montdidier -  ?  . Dort

bei Ethelfay lagen wir fast gänzlich ohne Deckung und mit sehr minderwertigen

Unterständen in einem Obstgarten, blieben aber gänzlich ungeschoren.

   Von 4. - 6.  8. war ich als Telephonist auf Beobachtung

und erlebte dort einen französischen Angriff auf das Dorf  ?

mit, das am Fuße des Bergabhanges lag, auf dem unsere Beobachtung

sich befand. Am 6. Abends wurden unsere beiden Arbeitsgeschütze befunkt [ugs.: beschossen];

Dabei fielen ein Mann und der Vizewachtmeister, der noch bis Mittag

mit mir auf Beobachtung gewesen, eine ganze Menge wurde verwundet.

   Am 9. 8. wurde ich mittags auf unsere rückwärtige Beobachtung

kommandiert, um diese besetzt zu halten für unsere Batterie.

Mit mir war noch ein Unteroffizier von Fußa 19 dort; ohne

ihn hätte ich mich wahrscheinlich im Unterstand schlafen gelegt! Er

sollte also mein rettender Engel werden, hieß auch Engel. Gegen

4 h wurde das Trommelfeuer immer heftiger und plötzlich sah ich

durch das Scherenfernrohr, wie ein ganzer Haufen Leute von vorn zurückkamen.

Sie kamen näher und wir konnten Einzelheiten erkennen:

Offiziere, Mannschaften, teils mit, meist ohne Gewehre, der eine

bloß mit seinem Freßbündel, der andere mit einem paar Schnürschuhe

unterm Arm, so ging die deutsche Armee zurück, nicht nur am

9. 8., sondern die ganze Zeit, so oft ich den Rückzug der Infanterie sehen

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  • May 14, 2018 12:13:20 Chrissie Lutze

    In Ethelfay [=Ételfay]  vom Regimentskommandeur selbst eingeteilt kam

    ich zur 3. Batterie und mußte noch am selben Abend, am 8. 7., zur

    Batterie in Stellung bei Montdidier.

       Bei dieser Batterie fühlte ich mich sehr wohl. Auch hoffte ich dort

    endlich befördert zu werden, nachdem alle früheren Versuche ergebnislos

    gescheitert waren. Trotz der Bemühungen Onkel Bernhard Rüdorffs ist

    es aber nicht mehr so weit gekommen.

       Friedländer, der ebenfalls der 2. I. D. angehörte, rief

    mich ein paar Mal telephonisch an, wir haben uns jedoch damals noch

    nicht zu sehen bekommen.

       Alle Woche machte der Franzmann einmal Bum-Bum

    in unsere Stellung; dann türmte alles. Aber er beruhigte sich immer

    wieder. Die letzte Zeit über, die wir dort gelegen haben machte er auch

    oft nächtliche Angriffe, so daß wir zum Sperrfeuerschießen in unsrer

    Nachtruhe gar oft gestört wurden.

       Am 29. 7., um einem französischen Angriff vorbeugend

    auszuweichen, wurde unsere Batterie aus ihrer Stellung an der Straße

    Montdidier - Assainvillers zurückgenommen, 4 Geschütze bis dicht an

    Ethelfay heran, zwei bis an die Straße Montdidier -  ?  . Dort

    bei Ethelfay lagen wir fast gänzlich ohne Deckung und mit sehr minderwertigen

    Unterständen in einem Obstgarten, blieben aber gänzlich ungeschoren.

       Von 4. - 6.  8. war ich als Telephonist auf Beobachtung

    und erlebte dort einen französischen Angriff auf das Dorf  ?

    mit, das am Fuße des Bergabhanges lag, auf dem unsere Beobachtung

    sich befand. Am 6. Abends wurden unsere beiden Arbeitsgeschütze befunkt [ugs.: beschossen];

    Dabei fielen ein Mann und der Vizewachtmeister, der noch bis Mittag

    mit mir auf Beobachtung gewesen, eine ganze Menge wurde verwundet.

       Am 9. 8. wurde ich mittags auf unsere rückwärtige Beobachtung

    kommandiert, um diese besetzt zu halten für unsere Batterie.

    Mit mir war noch ein Unteroffizier von Fußa 19 dort; ohne

    ihn hätte ich mich wahrscheinlich im Unterstand schlafen gelegt! Er

    sollte also mein rettender Engel werden, hieß auch Engel. Gegen

    4 h wurde das Trommelfeuer immer heftiger und plötzlich sah ich

    durch das Scherenfernrohr, wie ein ganzer Haufen Leute von vorn zurückkamen.

    Sie kamen näher und wir konnten Einzelheiten erkennen:

    Offiziere, Mannschaften, teils mit, meist ohne Gewehre, der eine

    bloß mit seinem Freßbündel, der andere mit einem paar Schnürschuhe

    unterm Arm, so ging die deutsche Armee zurück, nicht nur am

    9. 8., sondern die ganze Zeit, so oft ich den Rückzug der Infanterie sehen

    - 29. -

  • January 25, 2018 16:40:10 Daniela Z

    In Ethelfay [=Ételfay]  vom Regimentskommandeur selbst eingeteilt kam

    ich zur 3. Batterie und mußte noch am selben Abend, am 8. 7., zur

    Batterie in Stellung bei Montdidier.

       Bei dieser Batterie fühlte ich mich sehr wohl. Auch hoffte ich dort

    endlich befördert zu werden, nachdem alle früheren Versuche ergebnislos

    gescheitert waren. Trotz der Bemühungen Onkel Bernhard Rüdorffs ist

    es aber nicht mehr so weit gekommen.

       Friedländer, der ebenfalls der 2. I. D. angehörte, rief

    mich ein paar Mal telephonisch an, wir haben uns jedoch damals noch

    nicht zu sehen bekommen.

       Alle Woche machte der Franzmann einmal Bum-Bum

    in unsere Stellung; dann türmte alles. Aber er beruhigte sich immer

    wieder. Die letzte Zeit über, die wir dort gelegen haben machte er auch

    oft nächtliche Angriffe, so daß wir zum Sperrfeuerschießen in unsrer

    Nachtruhe gar oft gestört wurden.

       Am 29. 7., um einem französischen Angriff vorbeugend

    auszuweichen, wurde unsere Batterie aus ihrer Stellung an der Straße

    Montdidier - Assainvillers zurückgenommen, 4 Geschütze bis dicht an

    Ethelfay heran, zwei bis an die Straße Montdidier -  ?  . Dort

    bei Ethelfay lagen wir fast gänzlich ohne Deckung und mit sehr minderwertigen

    Unterständen in einem Obstgarten, blieben aber gänzlich ungeschoren.

       Von 4. - 6.  8. war ich als Telephonist auf Beobachtung

    und erlebte dort einen französischen Angriff auf das Dorf  ?

    mit, das am Fuße des Bergabhanges lag, auf dem unsere Beobachtung

    sich befand. Am 6. Abends wurden unsere beiden Arbeitsgeschütze befunkt [ugs.: beschossen];

    Dabei fielen ein Mann und der Vizewachtmeister, der noch bis Mittag

    mit mir auf Beobachtung gewesen, eine ganze Menge wurde verwundet.

       Am 9. 8. wurde ich mittags auf unsere rückwärtige Beobachtung

    kommandiert, um diese besetzt zu halten für unsere Batterie.

    Mit mir war noch ein Unteroffizier von Fußa 19 dort; ohne

    ihn hätte ich mich wahrscheinlich im Unterstand schlafen gelegt! Er

    sollte also mein rettender Engel werden, hieß auch Engel. Gegen

    4 h wurde das Trommelfeuer immer heftiger und plötzlich sah ich

    durch das Scherenfernrohr, wie ein ganzer Haufen Leute von vorn zurückkamen.

    Sie kamen näher und wir konnten Einzelheiten erkennen:

    Offiziere, Mannschaften, teils mit, meist ohne Gewehre, der eine

    bloß mit seinem Freßbündel, der andere mit einem paar Schnürschuhe

    unterm Arm, so ging die deutsche Armee zurück, nicht nur am

    9. 8., sondern die ganze Zeit, so oft ich den Rückzug der Infanterie sehen

    - 29 -


Description

Save description
  • 49.662222||2.619722||

    Ételfay

  • 49.648056||2.57||

    Montdidier

  • 49.620833||2.610278||

    Assainville

  • 52.5234051||13.4113999||

    Berlin

    ||1
Location(s)
  • Story location Berlin
  • Document location Ételfay
  • Additional document location Montdidier
  • Additional document location Assainville
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ID
1285 / 10781
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Rheinboldt, Sigrid
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


July 8, 1918 – August 9, 1918
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