Kriegserinnerungen der Lazarettschwester Marie Delius, geb. Schiele, item 16
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den 29.10. Unsere Ablösung kam schon am nächsten
Tag, wir kamen nahc St.Sauveur, ein großes Hospital in Lille am anderen
Stadtenden, das Haus ist auch beschossen, aber wenig beschädigt. Die franz.
Nonnen sind noch darin. Zuerst ist in jedem Saal eine mit bei unseren
Schwestern gewesen, Es ging aber nicht, da sie immer verschwunden waren,
wenn man sich auf sie verlassen wollte. Da gab es dann größe Not an
Arbeitskräften und wir wurden mit Jubel begrüßt. Mir hatte die Gräfin
Horn, die hier in Lille die gesamte Krankenpflege ordnet, gesagt, es
schiene ihr, als würde Schw[ester]. Berta nicht gut mit der Sache fertig, und
so sollte ich mich ihr zur verfügung. Infolgedessen bakam ich keine
Station, sondern wurde in die Küche geschickt, wo das größte Durch-
einander herrschte. Wözu man doch im Leben alles kommen kann !
wieder trat ich mit Schw[ester]. Klara meine neue Laufbahn an. Es war an dem
Morgen ein Militärkoch gekommen, weil die Nonnen immer in der Kirche
waren, wenn die Schwestern Essen haben wollten. Es ist viel schwere Arbeit
in der Küche, und es fehlt an vielerlei, namentlich an Geschirr,
ddochhaben wir nun wenigstens Pünklichkeit in den Betrib gebracht. Es gibt
nur schwarzen Kaffee oder Tee und trocken Brot, mittags und abends
Suppenmit mehr oder weniger Fleisch. Das behagt vielen Leuten nicht und
es wird viel geschimpft, nmentlich von den Sanit¨Ñatern. Milch Kriegen wir
höchstens 20 L[i]t[e]r. den Tag für unere 400 Kranken, Zucker ist fast alle,
auch Kartoffeln sind kaum zu haben. Da ist schwer wirtschaften. Eine
alte Nonne hilft noch, die andern heben sich ganz zurückgezogen, Sie
ist hilffreich, stiehlt aber wie eine Elster, namentlich unser Kommißbrot.
Es ist wie im Theater, wenn sie mit Schw[ester]. Klara zusammengerät, die
kein Wort Französisch versteht. Ich komme wunderbareweise sehr gut mit
der Sprache zurecht, muß immer dolmetschen, wenn die Schwestern nicht
fertiwerden können. In den Sälen ist viel Elend. Es sind fast nur
Schwesterverbundete, die z.T. entsetzlich leiden müssen. Viele sterben. Die
Engländer wären so entsetzlich zähe, es sei sehr schwer, gegen sie
zu kämpfen. Unsere Verluste sind entsetzlich, und man kann nur immer
bitten, daß der Krieg bald zuende geht. Unsere Soldaten sind ganz
siegesgewiß, aber es geht nur ganz langsam vorwärts, vielleicht auch
wieder rückwärts. Heute geht das Gerücht. 100000 Franzosen seien im
Anmarsch gegen uns. 2 Armeekorps von uns sind durch Lille gezogen.
Wehe uns, wenn wir mit unseren Kranken in franz.[ösischen] Hände fallen würden.
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den 29.10. Unsere ablösung kam schon am nächsten
Tag, wir kamen nahc St.Sauveur, ein großes Hospital in Lille am anderen
Stadtenden, das Haus ist auch beschossen, aber wenig beschädigt. Die franz.
Nonnen sind noch darin. Zuerst ist in jedem Saal eine mit bei unseren
Schwestern gewesen, Es ging aber nicht, da sie immer verschwunden waren,
wenn man sich auf sie verlassen wollte. Da gab es dann größe Not an
Arbeitskräften und wir wurden mit Jubel begrüßt. Mir hatte die Gräfin
Horn, die hier in Lille die gesamte Krankenpflege ordnet, gesagt, es
schiene ihr, als würde Schw[ester]. Berta nicht gut mit der Sache fertig, und
so sollte ich mich ihr zur verfügung. Infolgedessen bakam ich keine
Station, sondern wurde in die Küche geschickt, wo das größte Durch-
einander herrschte. Wözu man doch im Leben alles kommen kann !
wieder trat ich mit Schw[ester]. Klara meine neue Laufbahn an. Es war an dem
Morgen ein Militärkoch gekommen, weil die Nonnen immer in der Kirche
waren, wenn die Schwestern Essen haben wollten. Es ist viel schwere Arbeit
in der Küche, und es fehlt an vielerlei, namentlich an Geschirr,
ddochhaben wir nun wenigstens Pünklichkeit in den Betrib gebracht. Es gibt
nur schwarzen Kaffee oder Tee und trocken Brot, mittags und abends
Suppenmit mehr oder weniger Fleisch. Das behagt vielen Leuten nicht und
es wird viel geschimpft, nmentlich von den Sanit¨Ñatern. Milch Kriegen wir
höchstens 20 L[i]t[e]r. den Tag für unere 400 Kranken, Zucker ist fast alle,
auch Kartoffeln sind kaum zu haben. Da ist schwer wirtschaften. Eine
alte Nonne hilft noch, die andern heben sich ganz zurückgezogen, Sie
ist hilffreich, stiehlt aber wie eine Elster, namentlich unser Kommißbrot.
Es ist wie im Theater, wenn sie mit Schw[ester]. Klara zusammengerät, die
kein Wort Französisch versteht. Ich komme wunderbareweise sehr gut mit
der Sprache zurecht, muß immer dolmetschen, wenn die Schwestern nicht
fertiwerden können. In den Sälen ist viel Elend. Es sind fast nur
Schwesterverbundete, die z.T. entsetzlich leiden müssen. Viele sterben. Die
Engländer wären so entsetzlich zähe, es sei sehr schwer, gegen sie
zu kämpfen. Unsere Verluste sind entsetzlich, und man kann nur immer
bitten, daß der Krieg bald zuende geht. Unsere Soldaten sind ganz
siegesgewiß, aber es geht nur ganz langsam vorwärts, vielleicht auch
wieder rückwärts. Heute geht das Gerücht. 100000 Franzosen seien im
Anmarsch gegen uns. 2 Armeekorps von uns sind durch Lille gezogen.
Wehe uns, wenn wir mit unseren Kranken in franz.[ösischen] Hände fallen würden.
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den 29.10. Unsere ablösung kam schon am nächsten
Tag, wir kamen nahc St.Sauveur, ein großes Hospital in Lille am anderen
Stadtenden, das Haus ist auch beschossen, aber wenig beschädigt. Die franz.
Nonnen sind noch darin. Zuerst ist in jedem Saal eine mit bei unseren
Schwestern gewesen, Es ging aber nicht, da sie immer verschwunden waren,
wenn man sich auf sie verlassen wollte. Da gab es dann größe Not an
Arbeitskräften und wir wurden mit Jubel begrüßt. Mir hatte die Gräfin
Horn, die hier in Lille die gesamte Krankenpflege ordnet, gesagt, es
schiene ihr, als würde Schw[ester]. Berta nicht gut mit der Sache fertig, und
so sollte ich mich ihr zur verfügung. Infolgedessen bakam ich keine
Station, sondern wurde in die Küche geschickt, wo das größte Durch-
einander herrschte. Wözu man doch im Leben alles kommen kann !
wieder trat ich mit Schw[ester]. Klara meine neue Laufbahn an. Es war an dem
Morgen ein Militärkoch gekommen, weil die Nonnen immer in der Kirche
waren, wenn die Schwestern Essen haben wollten. Es ist viel schwere Arbeit
in der Küche, und es fehlt an vielerlei, namentlich an Geschirr,
ddochhaben wir nun wenigstens Pünklichkeit in den Betrib gebracht. Es gibt
nur schwarzen Kaffee oder Tee und trocken Brot, mittags und abends
Suppenmit mehr oder weniger Fleisch. Das behagt vielen Leuten nicht und
es wird viel geschimpft, nmentlich von den Sanit¨Ñatern. Milch Kriegen wir
höchstens 20 L[i]t[e]r. den Tag für unere 400 Kranken, Zucker ist fast alle,
auch Kartoffeln sind kaum zu haben. Da ist schwer wirtschaften. Eine
alte Nonne hilft noch, die andern heben sich ganz zurückgezogen, Sie
ist hilffreich, stiehlt aber wie eine Elster, namentlich unser Kommißbrot.
Es ist wie im Theater, wenn sie mit Schw[ester]. Klara zusammengerät, die
kein Wort Französisch versteht. Ich komme wunderbareweise sehr gut mit
der Sprache zurecht, muß immer dolmetschen, wenn die Schwestern nicht
fertiwerden können. In den Sälen ist viel Elend. Es sind fast nur
Schwesterverbundete, die z.T. entsetzlich leiden müssen. Viele sterben. Die
Engländer wären so entsetzlich zähe, es sei sehr schwer, gegen sie
zu kämpfen. Unsere Verluste sind entsetzlich, und man kann nur immer
bitten, daß der Krieg bald
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den 29.10. Unsere ablösung kam schon am nächsten
Tag, wir kamen nahc St.Sauveur, ein großes Hospital in Lille am anderen
Stadtenden, das Haus ist auch beschossen, aber wenig beschädigt. Die franz.
Nonnen sind noch darin. Zuerst ist in jedem Saal eine mit bei unseren
Schwestern gewesen, Es ging aber nicht, da sie immer verschwunden waren,
wenn man sich auf sie verlassen wollte. Da gab es dann größe Not an
Arbeitskräften und wir wurden mit Jubel begrüßt. Mir hatte die Gräfin
Horn, die hier in Lille die gesamte Krankenpflege ordnet, gesagt, es
schiene ihr, als würde Schw[ester]. Berta nicht gut mit der Sache fertig, und
so sollte ich mich ihr zur verfügung. Infolgedessen bakam ich keine
Station, sondern wurde in die Küche geschickt, wo das größte Durch-
einander herrschte. Wözu man doch im Leben alles kommen kann !
wieder trat ich mit Schw[ester]. Klara meine neue Laufbahn an. Es war an dem
Morgen ein Militärkoch gekommen, weil die Nonnen immer in der Kirche
waren, wenn die Schwestern Essen haben wollten. Es ist viel schwere Arbeit
in der Küche, und es fehlt an vielerlei, namentlich an Geschirr,
ddochhaben wir nun wenigstens Pünklichkeit in den Betrib gebracht. Es gibt
nur schwarzen Kaffee oder Tee und trocken Brot, mittags und abends
Suppenmit mehr oder weniger Fleisch. Das behagt vielen Leuten nicht und
es wird viel geschimpft, nmentlich von den Sanit¨Ñatern. Milch Kriegen wir
höchstens 20 L[i]t[e]r. den Tag für unere 400 Kranken, Zucker ist fast alle,
auch Kartoffeln sind kaum zu haben. Da ist schwer wirtschaften. Eine
alte Nonne hilft noch, die andern heben sich ganz zurückgezogen, Sie
ist hilffreich, stiehlt aber wie eine Elster, namentlich unser Kommißbrot.
Es ist wie im Theater, wenn sie mit Schw[ester]. Klara zusammengerät, die
kein Wort Französisch versteht. Ich komme wunderbareweise sehr gut mit
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den 29.10. Unsere ablösung kam schon am nächsten
Tag, wir kamen nahc St.Sauveur, ein großes Hospital in Lille am anderen
Stadtenden, das Haus ist auch beschossen, aber wenig beschädigt. Die franz.
Nonnen sind noch darin. Zuerst ist in jedem Saal eine mit bei unseren
Schwestern gewesen, Es ging aber nicht, da sie immer verschwunden waren,
wenn man sich auf sie verlassen wollte. Da gab es dann größe Not an
Arbeitskräften und wir wurden mit Jubel begrüßt. Mir hatte die Gräfin
Horn, die hier in Lille die gesamte Krankenpflege ordnet, gesagt, es
schiene ihr, als würde Schw[ester]. Berta nicht gut mit der Sache fertig, und
so sollte ich mich ihr zur verfügung. Infolgedessen bakam ich keine
Station, sondern wurde in die Küche geschickt, wo das größte Durch-
einander herrschte. Wözu man doch im Leben alles kommen kann !
wieder trat ich mit Schw[ester]. Klara meine neue Laufbahn an. Es war an dem
Morgen ein Militärkoch gekommen, weil die Nonnen immer in der Kirche
waren, wenn die Schwestern Essen haben wollten. Es ist viel schwere Arbeit
in der Küche, und es fehlt an vielerlei, namentlich an Geschirr,
ddochhaben wir nun wenigstens Pünklichkeit in den Betrib gebracht.
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den 29.10. Unsere ablösung kam schon am nächsten
Tag, wir kamen nahc St.Sauveur, ein großes Hospital in Lille am anderen
Stadtenden, das Haus ist auch beschossen, aber wenig beschädigt. Die franz.
Nonnen sind noch darin. Zuerst ist in jedem Saal eine mit bei unseren
Schwestern gewesen, Es ging aber nicht, da sie immer verschwunden waren,
wenn man sich auf sie verlassen wollte. Da gab es dann größe Not an
Arbeitskräften und wir wurden mit Jubel begrüßt. Mir hatte die Gräfin
Horn, die hier in Lille die gesamte Krankenpflege ordnet, gesagt, es
schiene ihr, als würde Schw[ester]. Berta nicht gut mit der Sache fertig, und
so sollte ich mich ihr zur verfügung. Infolgedessen bakam ich keine
Station, sondern wurde in die Küche geschickt,
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den 29.10. Unsere ablösung kam schon am nächsten
Tag, wir kamen nahc St.Sauveur, ein gro
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Save description- 50.5539821||9.6720588||
St.Sauveur
- 50.62932559999999||3.0568347999999332||||1
Lille, Neu Sandec
Location(s)
Story location Lille, Neu Sandec
Document location St.Sauveur
- ID
- 12644 / 148876
- Contributor
- Friedrich Delius
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