Kriegserinnerungen der Lazarettschwester Marie Delius, geb. Schiele, item 13
Transcription
Transcription history
-
--3--
Tieftraurig gehen sie züruck. Es soll sehr viel Spionage hier
getrieben sein. Es ist strenger Befehl gekommen, keinen franz.
Geistlichen in irgendein Lazarett zu lassen. Gestern haben die
Brieftauben von Cambrai und Umgebung. Sie sollen aber recht zäh
gewessen sein. Heute traf ich einen Feldgeistlichen, P. Schneider
aus Halle, der an der Front ist und interessant erzählte, aller-
dings wie mir schien etwas unter dem Einfluß eines guten Tropfens.
Er hatte das Eiserne Kreuz. Das hat die Ordennanz unseres
Obersten auch, entgegnete er auf meine Anerkenung. Man scheint es
wenig zu schätzen.
Bis Mittag standen wir auf den Bahnhof herum., dann übergab uns
unsere alte Exzellenz einem anderen Johanniterritter, Graf Schwerin,
der uns in unsere Quartiere führte, es sind zwei, ein kleines zu 12,
ein großes zu 38 Plätzen. Ich gehöte zum großen Schub, es ist
höchst originell: ein verlassenes Kino (Ein Riesensaaal mit bunten
Bildern, Flaggen aller Nationen, mit ausnahme der deutschen, Bett-
stellen mit wunderwertigen Matratzen, eine einzige Petroleumlampe
im Hintergrund eine elektrische Orgel und die weiße Wand. Wir
haben alle herrliche geschlafen nach den 3 Nächten im Eisenbahnabteil.
Gewaschen haben wir uns teils an der Pumpe, teils in den mitge-
nommenen Gummiwassebecken. Es war eine Wohltat, Kleider und Schuhe
auszuziehen. Kochen kann man im Kino nicht, dazu gehen wir zu den
12 anderen Schwestern, die in einem Mädchenpensionat wohnen. Wir
müssen erst aufs Rathaus, sagen was wir brauchen, darauf gibt es
einen Bon, damit gehen wir in die Lände. Dabei gibt es viel Spass,
denn unserfranzöschisch reicht für Cambrai nicht aus, ich kanns
noch fast am besten. Aber zuerst heißt es immer: "Pas du tout."
Im Pensionat ist ein intelligentes altes Fräulein, mit der ich
mich gut verständigen kann, die mir die nötigen Ausdrücke für
eimer, Schrubblappen, Plätteisen etc, beibringt. Heute werden 10 von
den Paul Gerhardt-Schwestern bestimmt für ein Typhuslazarett bei
Arras, wir andern sollen angeblich in 3 - 4 Tagen nach Laon. Wer
weiß?
22. Noch sind wir in Cambrai, das wir allmählich ganz gut kennen,
fast genieren wir uns, immer auf den Straßen herumzulaufen, meist
mit Eßwaren auf dem Arm. Man hört Kanpmendonner, er soll von Arras
kommen. In den Straßen ist nach wie vor ein großes Leben. Welche
Rolle die Autos in diesem Krieg spielen, kann man sich zuhaus
gar nicht vostellen. Ganze Straßenzüge hier stehen voll Autos,
meist schwere Lastautos, und durch die Straßen sausen die ver
schiedensten Sorten mit allem moglichen beladen,
-
--3--
Tieftraurig gehen sie züruck. Es soll sehr viel Spionage hier
getrieben sein. Es ist strenger Befehl gekommen, keinen franz.
Geistlichen in irgendein Lazarett zu lassen. Gestern haben die
Brieftauben von Cambrai und Umgebung. Sie sollen aber recht zäh
gewessen sein. Heute traf ich einen Feldgeistlichen, P. Schneider
aus Halle, der an der Front ist und interessant erzählte, aller-
dings wie mir schien etwas unter dem Einfluß eines guten Tropfens.
Er hatte das Eiserne Kreuz. Das hat die Ordennanz unseres
Obersten auch, entgegnete er auf meine Anerkenung. Man scheint es
wenig zu schätzen.
Bis Mittag standen wir auf den Bahnhof herum., dann übergab uns
unsere alte Exzellenz einem anderen Johanniterritter, Graf Schwerin,
der uns in unsere Quartiere führte, es sind zwei, ein kleines zu 12,
ein großes zu 38 Plätzen. Ich gehöte zum großen Schub, es ist
höchst originell: ein verlassenes Kino (Ein Riesensaaal mit bunten
Bildern, Flaggen aller Nationen, mit ausnahme der deutschen, Bett-
stellen mit wunderwertigen Matratzen, eine einzige Petroleumlampe
im Hintergrund eine elektrische Orgel und die weiße Wand. Wir
haben alle herrliche geschlafen nach den 3 Nächten im Eisenbahnabteil.
Gewaschen haben wir uns teils an der Pumpe, teils in den mitge-
nommenen Gummiwassebecken. Es war eine Wohltat, Kleider und Schuhe
auszuziehen. Kochen kann man im Kino nicht, dazu gehen wir zu den
12 anderen Schwestern, die in einem Mädchenpensionat wohnen. Wir
müssen erst aufs Rathaus, sagen was wir brauchen, darauf gibt es
einen Bon, damit gehen wir in die Lände. Dabei gibt es viel Spass,
denn unserfranzöschisch reicht für Cambrai nicht aus, ich kanns
noch fast am besten. Aber zuerst heißt es immer: "Pas du tout."
Im Pensionat ist ein intelligentes altes Fräulein, mit der ich
mich
-
--3--
Tieftraurig gehen sie züruck. Es soll sehr viel Spionage hier
getrieben sein. Es ist strenger Befehl gekommen, keinen franz.
Geistlichen in irgendein Lazarett zu lassen. Gestern haben die
Brieftauben von Cambrai und Umgebung. Sie sollen aber recht zäh
gewessen sein. Heute traf ich einen Feldgeistlichen, P. Schneider
aus Halle, der an der Front ist und interessant erzählte, aller-
dings wie mir schien etwas unter dem Einfluß eines guten Tropfens.
Er hatte das Eiserne Kreuz. Das hat die Ordennanz unseres
Obersten auch, entgegnete er auf meine Anerkenung. Man scheint es
wenig zu schätzen.
Bis Mittag standen wir auf den Bahnhof herum., dann übergab uns
unsere alte Exzellenz einem anderen Johanniterritter, Graf Schwerin,
der uns in unsere Quartiere führte, es sind zwei, ein kleines zu 12,
ein großes zu 38 Plätzen. Ich gehöte zum großen Schub, es ist
höchst originell: ein verlassenes Kino (Ein Riesensaaal mit bunten
Bildern, Flaggen aller Nationen, mit ausnahme der deutschen, Bett-
stellen mit wunderwertigen Matratzen, eine einzige Petroleumlampe
im Hintergrund eine elektrische Orgel und die weiße Wand. Wir
haben alle herrliche geschlafen nach den 3 Nächten im Eisenbahnabteil.
Gewaschen haben wir uns teils an der Pumpe, teils in den mitge-
nommenen Gummiwassebecken. Es war eine Wohltat, Kleider und Schuhe
auszuziehen. Kochen kann man im Kino nicht, dazu gehen wir zu den
12 anderen Schwestern, die in einem Mädchenpensionat wohnen. Wir
müssen erst aufs Rathaus, sagen was wir brauchen, darauf gibt es
einen Bon, damit gehen wir in die Lände. Dabei gibt es viel Spass,
denn unserfranzöschisch reicht für Cambrai nicht aus, ich kanns
noch fast am besten. Aber zuerst heißt es immer: "Pas du tout."
Im
-
--3--
Tieftraurig gehen sie züruck. Es soll sehr viel Spionage hier
getrieben sein. Es ist strenger Befehl gekommen, keinen franz.
Geistlichen in irgendein Lazarett zu lassen. Gestern haben die
Brieftauben von Cambrai und Umgebung. Sie sollen aber recht zäh
gewessen sein. Heute traf ich einen Feldgeistlichen, P. Schneider
aus Halle, der an der Front ist und interessant erzählte, aller-
dings wie mir schien etwas unter dem Einfluss eines
-
--3--
Tieftraurig gehen sie züruck. Es soll sehr viel Spionage hier
getrieben sein. Es ist strenger Befehl gekommen, keinen franz.
Geistlichen in irgendein Lazarett zu lassen. Gestern haben die
Brieftauben von Cambrai und Umgebung. Sie sollen aber recht zäh
gewessen sein. Heute traf ich einen Feldgeistlichen, P. Schneider
aus Halle, der an der Front ist und interessant erzählte, aller-
dings wie mir schien etwas unter
-
--3--
Tieftraurig gehen sie züruck. Es soll sehr viel Spionage hier
getrieben sein. Es ist strenger Befehl gekommen, keinen franz.
Geistlichen in irgendein Lazarett zu lassen. Gestern haben die
Brieftauben von Cambrai und Umgebung. Sie sollen aber recht zäh
gewessen sein. Heute traf ich einen Feld
-
--3--
Tieftraurig gehen sie züruck. Es soll sehr viel Spionage hier
getrieben sein. Es ist strenger Befehl gekommen, keinen franz.
Geistlichen in irgendein Lazarett zu lassen. Gestern haben die
Brieftauben von Cambrai und Umgebung. Sie
Description
Save description- 50.291002||2.777535||
Arras
- 49.564133||3.61989||
Laon
- 50.173538||3.236633||
Cambrai
- 50.62932559999999||3.0568347999999332||||1
Lille, Neu Sandec
Location(s)
Story location Lille, Neu Sandec
Document location Arras
-
Additional document location Laon
-
Additional document location Cambrai
- ID
- 12644 / 148873
- Contributor
- Friedrich Delius
Login to edit the languages
- Français
Login to edit the fronts
- Eastern Front
- Western Front
Login to add keywords
- Medical
- Prisoners of War
- Women
de.wikipedia.orgEisernes Kreuz
de.wikipedia.orgInformation about Graf Schwerin
Login to leave a note