Heinrich Teut Eberhard berichtet von seinen Erlebnissen an der Westfront, item 44

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41.

No. 44                                                                    den 28. 3. 1915.

     Heute Nacht soll es von hier fort gehen, wohin weiss ich

noch nicht, aber nicht nach Russland. Gestern erhielt ich wieder

einige Pakete von Euch. Die ganze Zeit über haben wir

schönes Wetter gehabt.

No. 45.                                                                    den 30./3. 1915.

     Wir sind verladen worden nach Atting, in der Mitte hinter

Reims und Verdun. Morgens um 4 Uhr kamen wir dort an. Das ganze

Dorf lag voll Soldaten, daher fanden wir als Quartier nur

ein Zimmer, in welchem der ganze Hausrat, Wäsche, Lappen,

Stiefel u.s.w. wild durcheinander lag, ein Bild, wie es jeder

Soldat aus den von Einwohnern verlassenen Ortschaften (in Atting

waren es nur noch weniger) kennt. Da packten wir uns hin,

und am Morgen wurden die Quartiere in Ordnung gebracht, alles

herausgeworfen, ein Teil des Zimmers abgeschlagen, und im Zimmer

Feuer angemacht, das zuerst mächtig qualmte. In nächster

Nacht gabs um 11 Uhr Feueralarm, gegenüber brannte ein Haus.

Durch der Hände lange Kette u.s.w. und in einer Stunde war die

Sache erledigt. Manche von unserer Kompagnie haben dabei allerdings

ihr gesamtes Gepäck, Jacke, Hose u.s.w. verloren, und

laufen in Civilkleidern herum. Nächsten moregn Abmarsch, 30 km

weit, eine gehörige Anstrengung. Zuerst war die gegend flach

leicht gewellt, wasserreich und mit zahlreichen Dörfern übersät.

Dann kam ein Steilabfall, ähnlich wie an der Schwäbischen

Alb. Von da an sahen wir 25 km weit einmal ein Haus, sonst

alles dürre vertrocknete Wiesen und dazwischen Strecken niedrigen

Kiefernwaldes, manchmal ganz bedeutende Strecken. Dann

tauchten die ersten Soldatenhöhen auf, ausserordentlich wohnliche

Dinger. Dann gings nach einmal durch ein weites, flaches

Tal, vorbei an einem total zerschossenen Dorfe, und in einem

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41.

No. 44                                                                    den 28. 3. 1915.

     Heute Nacht soll es von hier fort gehen, wohin weiss ich

noch nicht, aber nicht nach Russland. Gestern erhielt ich wieder

einige Pakete von Euch. Die ganze Zeit über haben wir

schönes Wetter gehabt.

No. 45.                                                                    den 30./3. 1915.

     Wir sind verladen worden nach Atting, in der Mitte hinter

Reims und Verdun. Morgens um 4 Uhr kamen wir dort an. Das ganze

Dorf lag voll Soldaten, daher fanden wir als Quartier nur

ein Zimmer, in welchem der ganze Hausrat, Wäsche, Lappen,

Stiefel u.s.w. wild durcheinander lag, ein Bild, wie es jeder

Soldat aus den von Einwohnern verlassenen Ortschaften (in Atting

waren es nur noch weniger) kennt. Da packten wir uns hin,

und am Morgen wurden die Quartiere in Ordnung gebracht, alles

herausgeworfen, ein Teil des Zimmers abgeschlagen, und im Zimmer

Feuer angemacht, das zuerst mächtig qualmte. In nächster

Nacht gabs um 11 Uhr Feueralarm, gegenüber brannte ein Haus.

Durch der Hände lange Kette u.s.w. und in einer Stunde war die

Sache erledigt. Manche von unserer Kompagnie haben dabei allerdings

ihr gesamtes Gepäck, Jacke, Hose u.s.w. verloren, und

laufen in Civilkleidern herum. Nächsten moregn Abmarsch, 30 km

weit, eine gehörige Anstrengung. Zuerst war die gegend flach

leicht gewellt, wasserreich und mit zahlreichen Dörfern übersät.

Dann kam ein Steilabfall, ähnlich wie an der Schwäbischen

Alb. Von da an sahen wir 25 km weit einmal ein Haus, sonst

alles dürre vertrocknete Wiesen und dazwischen Strecken niedrigen

Kiefernwaldes, manchmal ganz bedeutende Strecken. Dann

tauchten die ersten Soldatenhöhen auf, ausserordentlich wohnliche

Dinger. Dann gings nach einmal durch ein weites, flaches

Tal, vorbei an einem total zerschossenen Dorfe, und in einem


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  • August 21, 2017 23:57:51 Tina Emm

    41.

    No. 44                                                                    den 28. 3. 1915.

         Heute Nacht soll es von hier fort gehen, wohin weiss ich

    noch nicht, aber nicht nach Russland. Gestern erhielt ich wieder

    einige Pakete von Euch. Die ganze Zeit über haben wir

    schönes Wetter gehabt.

    No. 45.                                                                    den 30./3. 1915.

         Wir sind verladen worden nach Atting, in der Mitte hinter

    Reims und Verdun. Morgens um 4 Uhr kamen wir dort an. Das ganze

    Dorf lag voll Soldaten, daher fanden wir als Quartier nur

    ein Zimmer, in welchem der ganze Hausrat, Wäsche, Lappen,

    Stiefel u.s.w. wild durcheinander lag, ein Bild, wie es jeder

    Soldat aus den von Einwohnern verlassenen Ortschaften (in Atting

    waren es nur noch weniger) kennt. Da packten wir uns hin,

    und am Morgen wurden die Quartiere in Ordnung gebracht, alles

    herausgeworfen, ein Teil des Zimmers abgeschlagen, und im Zimmer

    Feuer angemacht, das zuerst mächtig qualmte. In nächster

    Nacht gabs um 11 Uhr Feueralarm, gegenüber brannte ein Haus.

    Durch der Hände lange Kette u.s.w. und in einer Stunde war die

    Sache erledigt. Manche von unserer Kompagnie haben dabei allerdings

    ihr gesamtes Gepäck, Jacke, Hose u.s.w. verloren, und

    laufen in Civilkleidern herum. Nächsten moregn Abmarsch, 30 km

    weit, eine gehörige Anstrengung. Zuerst war die gegend flach

    leicht gewellt, wasserreich und mit zahlreichen Dörfern übersät.

    Dann kam ein Steilabfall, ähnlich wie an der Schwäbischen

    Alb. Von da an sahen wir 25 km weit einmal ein Haus, sonst

    alles dürre vertrocknete Wiesen und dazwischen Strecken niedrigen

    Kiefernwaldes, manchmal ganz bedeutende Strecken. Dann

    tauchten die ersten Soldatenhöhen auf, ausserordentlich wohnliche

    Dinger. Dann gings nach einmal durch ein weites, flaches

    Tal, vorbei an einem total zerschossenen Dorfe, und in einem


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    Aubers, Frankreich

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  • Story location Aubers, Frankreich
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ID
10705 / 105185
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Beate Burckardt
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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