Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 144
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24.Mai Liebe Ellern! Mein Brief zu Mutters Geburtstag ist hoffentlich noch zurecht gekom-men. So möchte ich hier noch ein paar Sachen nachholen, zu denen letzthin die Zeit nimmer recht reichte. Zunächst die Möbelfrage, ich war sehr überrascht durch das liebe Anerbieten und Geschenk der I. Mutter von so großen Möbeln. Ich bin sehr dankbar, wenn ich da etwas bekommen kann. Denn bei Licht betrachtet habe ich eigentlich doch recht wenig Sachen, die in meinem neu zu gründenden Haushalt verwendet werden können. Ob ich meinen alten Schreibtisch behalte oder den neuen von Mutters Nürtinger Möbeln nehme, möchte ich erst entscheiden, wenn Hedwig allein oder mit mir die Sachen gesehen hat. Ich habe ihr vorge-schlagen. im Laufe des Juni gelegentlich eines Besuches in Grafenberg oder Metzingen sich die Möbel in Nürtingen anzusehen. Sie kennt ja meine Möbel und kann dann am besten ent-scheiden. was praktisch und schön ist. - Hermann wird also wohl Anfang Juni in Heidelberg entlassen und dann einen mehrwöchigen Erholungsurlaub bekommen. Nach Ablauf ist Oberstlt. v.Br. bereit, ihn wieder zu einer leichten, seiner Arbeitsmöglichkeit entsprechenden Tätigkeit im Regiment aufzunehmen. Oberstabsarzt Bofinger kommt auf der Durchreise Ende des Mts. nach Heidelberg und da wird dann die Sache vollends geregelt werden. - Dass sich ein Tuch von Trudel in meinen Sachen fand, ist ja recht nett. Doch bin ich schuldlos, denn die Wohnung war etwa 4 Jahre lang offene Herberge. Daher auch der rabiate Krust. - Ob Vaters Heine nicht bei Hermann ist? Wie gcht's denn in Wiblingen? Und in der Apotheke ist wohl noch große Trauer - es ist auch zu arg. Ist Helle und Ruth noch bei Euch? Viele herzliche Grüße Euer Eugen.
2.Juli abds. Liebe Eltern! Ich möchte hier noch mal meiner Freude Ausdruck geben über das schöne Wiedersehen und die glücklichen Stunden in Ulm und Wiblingen. Besonders danke ich Maria für ihre Herreise. Ich fuhr am 27, wieder ins Feld und bin seit 29. wieder im Ge-schäft. Es ist Hochsaison. Das Wetter ist prächtig. Gesundheitlich geht es mir sehr gut. Ich freue mich, bis Hermann kommt. Ich wünsche Euch, liebe Eltern, einen schönen, genussrei-chen Sommer! Lebt wohl! Viele herzliche Grüße an Euch alle Euer Eugen.
4.VIII.18 Liebe Eltern und Geschwister! Die Wochen seit meinem Urlaub sind unter viel Arbeit und demzufolge unter wenig Nachrichten von Euch vergangen. Ich musste auch leider Hedwig nahezu eine Woche ohne Nachricht lassen. So verstehe ich auch ihre Not. dass sie Euch auf Anfragen gar nichts über mich mitteilen konnte. Das ist nun etwas besser geworden. Seit gestern ist es ruhiger und so will ich gleich den ersten lag zu einem Brief an Euch benüt-zen. Gesundheitlich geht es mir gottlob ganz gut - wieder. Eine Zeitlang, es waren die An-griffstage in der Mameschlacht - 13 <?> 7. hatte ich auch die ruhrartige Durchfallseuche. Dass Schleimsuppe und Zwieback auf die Dauer nicht kräftigen, leuchtet ein. Aber ich konn-te. gottlob - von manchem Laufschritt unterbrochen - meinen Dienst machen. Der Bericht hat Euch vielleicht etwas Einblick tun lassen in diese Kampfzeit. Aus welchen Gründen der An-griff nicht gelang, kann hier nicht erörtert werden. Es sind Gründe, die außerhalb unsres Machtbereichs liegen. Führung und Truppe waren einwandfrei, die Infanterie geradezu glän-zend In nächtlichen Lastkraftwagenfahrten wurden wir an die neue, in eine Abwehrschlacht verwickelte Schlachtfront geführt und hatten harte, heiße Kämpfe zu bestehen. Der französt-sche Stoß ist im Großen gebrochen. Es ist wohl ein Rückzug, keine Niederlage: einer der Wechselfälle des Kriegs, die nach großen Erfolgen auch in Kauf genommen werden müssen. Es ist ja nicht schön, all ander Nacht die Division von der feindlichen Überzahl unbemerkt loszulösen keine Geschütze zu verlieren und. bis der Tg graut, wieder feuerbereit in neuen Stellungen zu stehen, bis die Millionenwerte hinter uns für die Heimat allmählich abtranspor-tiert werden Wir sind natürlich alle müde, aber gar nicht deprimiert. Wenn eine gewisse Zeit vorbei ist wird unsre 0:1 l:L: die Initiative wieder in der Hand haben und wo anders losschla-gen. Unsere Siegeszuversicht ist ungetrübt. Doch wird es noch lange Kämpfe kosten, aber der Sieg muss unser werden. -
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Bösingen
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Story location Bösingen
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- 6555 / 78037
- Contributor
- Sibylle Schreiber
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