Briefe an Hauptmann Ferdinand Metze an der Westfront, item 16
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linke Seite
Bett zu kriechen, aber ich kann nicht schlafen.
Natürlich habe ich wieder diese alt bekannten
Angstzustände, die wohl weiter nichts wie Langigkeit
sein werden. Du kannst mich halt noch so schlecht
behandeln, der Kitt hält fest. Mir ist's selbst
manchmal rätselhaft. Erst konnte ich Dich nicht
schnell genug raus haben und jetzt möchte ich
Dich, wenn's sein müßte, auf allen Vieren
wiederhaben. Das Menschenherz ist eben ein
rätselhaftes Ding. Helmut hat mir auch einen
Streich gespielt. Sonntag früh wachte er mit
Fieber auf, das sich im Laufe des Tages steigerte,
der arme Kerl lag ganz apathisch da. Gegen
Abend entdeckte ich im Halse drei weiße Pickel.
Es war mir dann doch ein bißchen ängstlich und
ich ließ gestern früh den Dr. Glaser durchs Telefon
bei Fiedler herbitten. Da war es aber schon besser
geworden, er stellte eine leichte Mandelentzündung
fest und verordnete Umschläge,
Gurgeln, Aspirin und noch mindestens 3 Tage
Bettruhe, das hatte ich eigentlich schon alles selbst
getan. Bezahlt hab ich dem Dr. auch die 3 M.
Er erzählte mir, daß er Sonntag einen sehr interessanten
Brief vom Neumann hatte, der ist bei
Antwerpen mit dabei. Helmut läßt Dich
vielmals grüßen, er bedauert sehr nicht selbst
rechte Seite
schreiben zu können, will es aber so bald er gesund
ist, tun. Im Übrigen ist er mit seiner derzeitigen
Lage sehr zufrieden, braucht er doch nicht zur Schule.
Total verschnuppert ist er auch noch. Unter diesen
Umständen bin ich natürlich noch nicht beim
großen Hellmut in Potsdam gewesen. Ich
habe am Sonnabend eine Karte geschrieben ich
erhielt auch eine von ihm worauf er nun Deine
Adresse hat. Die konnte ich ihm nun nicht geben, Du
wirst es wohl inzwischen getan haben. Onkel
Eckardt hat gestern geschrieben, ich lege Dir diese
Mitteilung doch bei, ihrer Originalität wegen.
Ach wenn ich doch auch so gläubig wäre, ich betete
alle Tage auf Knien, daß der Krieg recht bald zu
Ende ginge. Gestern schickte auch der Bau-Sägen
einen Brief rüber, Du möchtest doch in seine Feuerversicherung
eintreten auch gleich ein ausgefülltes
Formular nur zum Unterschreiben. Ich werde
rüber gehen und ihm alles auseinander setzen.
Er scheint überhaupt nicht zu wissen, daß du
schon fort bist. Von Hees schickte einen Brief
mit der Mitteilung, daß die Kohlen 6 GM.
kosten, also geht das doch nicht durch Sturm.
Ich werde sie also bezahlen und mir eine
Quittung ausstellen lassen. Helmut soll diese
Woche noch Schulgeld 30 M. bringen und
ich muß die Fleischerrechnung von Ende Juli
an bezahlen. So wird mir nichts anderes übrig
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Bett zu kriechen, aber ich kann nicht schlafen.
Natürlich habe ich wieder diese alt bekannten
Angstzustände, die wohl weiter nichts wie Langigkeit
sein werden. Du kannst mich halt noch so schlecht
behandeln, der Kitt hält fest. Mir ist's selbst
manchmal rätselhaft. Erst konnte ich Dich nicht
schnell genug raus haben und jetzt möchte ich
Dich, wenn's sein müßte, auf allen Vieren
wiederhaben. Das Menschenherz ist eben ein
rätselhaftes Ding. Helmut hat mir auch einen
Streich gespielt. Sonntag früh wachte er mit
Fieber auf, das sich im Laufe des Tages steigerte,
der arme Kerl lag ganz apathisch da. Gegen
Abend entdeckte ich im Halse drei weiße Pickel.
Es war mir dann doch ein bißchen ängstlich und
ich ließ gestern früh den Dr. Glaser durchs Telefon
bei Fiedler herbitten. Da war es aber schon besser
geworden, er stellte eine leichte Mandelentzündung
fest und verordnete Umschläge,
Gurgeln, Aspirin und noch mindestens 3 Tage
Bettruhe, das hatte ich eigentlich schon alles selbst
getan. Bezahlt hab ich dem Dr. auch die 3 M.
Er erzählte mir, daß er Sonntag einen sehr interessanten
Brief vom Veumann hatte, der ist bei
Antwerpen mit dabei. Helmut läßt Dich
vielmals grüßen, er bedauert sehr nicht selbst
rechte Seite
schreiben zu können, will es aber so bald er gesund
ist, tun. Im Übrigen ist er mit seiner derzeitigen
Lage sehr zufrieden, braucht er doch nicht zur Schule.
Total verschnuppert ist er auch noch. Unter diesen
Umständen bin ich natürlich noch nicht beim
großen Hellmut in Potsdam gewesen. Ich
habe am Sonnabend eine Karte geschrieben ich
erhielt auch eine von ihm worauf er nun Deine
Adresse hat. Die konnte ich ihm nun nicht geben, Du
wirst es wohl inzwischen getan haben. Onkel
Eckardt hat gestern geschrieben, ich lege Dir diese
Mitteilung doch bei, ihrer Originalität wegen.
Ach wenn ich doch auch so gläubig wäre, ich betete
alle Tage auf Knien, daß der Krieg recht bald zu
Ende ginge. Gestern schickte auch der Bau-Sägen
einen Brief rüber, Du möchtest doch in seine Feuerversicherung
eintreten auch gleich ein ausgefülltes
Formular nur zum Unterschreiben. Ich werde
rüber gehen und ihm alles auseinander setzen.
Er scheint überhaupt nicht zu wissen, daß du
schon fort bist. Von Hees schickte einen Brief
mit der Mitteilung, daß die Kohlen 6 DM.
kosten, also geht das doch nicht durch Sturm.
Ich werde sie also bezahlen und mir eine
Quittung ausstellen lassen. Helmut soll diese
Woche noch Schulgeld 30 M. bringen und
ich muß die Fleischerrechnung von Ende Juli
an bezahlen. So wird mir nichts anderes übrig
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Bett zu kaufen, aber ich kann nicht schlafen. Natürlich habe ich wieder diese altbekannten Angstzustände, die wohl weiter nicht von Langigkeit sein werden. Du kannst mich halt noch so schlecht behandeln, der Kitt hält fest. Mir ist´s selbst manchmal rätselhaft. Erst konnte ich Dich nicht schnell genug raus haben und jetzt möchte ich Dich, wenn´s sein müßt, auf allen Vieren wiedersehn. Das Menschenherz ist eben ein rätselhaftes Ding. Helmut hat mir auch einen Streich gespielt. Sonntag früh wachte er mit Fieber auf, das sich im Laufe des Tages steigerte, der arme Kerl lag ganz apathisch da. Gegen Abend entdeckte ich im Halse drei weiße Punkte. Es war mir aber dann ein bißchen ängstlich und ich ließ gestern früh den Dr. Glaser durchs Telefon herbitten. Da war es aber schon besser geworden, er stellte eine leichte Halsentzündung fest und verordnete Umschläge, Gurgeln, Aspirin und noch mindestens 3 Tage Bettruhe, das hatte ich eigentlich schon alles selbst getan. Bezahlt hab ich dem Dr. auch die 3 M. Er erzählte mir, daß er Sonntag einen sehr interessanten Brief vom Neumann hatte, der ist bei Antwerpen mit dabei. Helmut läßt Dich vielmals grüßen, er bedauert sehr nicht selbst
rechte Seite
schreiben zu können, will es aber sobald er gesund ist, tun. Im Übrigen ist er mit seiner derzeitigen Lage sehr zufrieden, braucht er doch nicht zur Schule. Total verschnuppert ist er auch noch. Unter diesen Umständen bin ich natürlich noch nicht beim großen Hellmut in Potsdam gewesen. Ich habe am Sonnabend eine Karte geschrieben ich erhielt auch eine von ihm, worauf er nun Deine Adresse hat. Die konnte ich ihm nun nicht geben, Du wirst es wohl inzwischen getan haben. Onkel Eckardt hat gestern geschrieben, ich lege Dir diese Mitteilung doch bei, ihrer Originalität wegen. Ach wenn ich doch auch sehr gläubig wäre, ich betete alle Tage auf Knien, daß der Krieg recht bald zu Ende ginge. Gestern schickte auch der Bau-Sägen einen Brief rüber, Du möchtest doch in seine Feuerversicherung eintreten auch gleich ein ausgefülltes Formular nur zum Unterschreiben. Ich werde rüber gehen und ihm alles auseinandersetzen. Er scheint überhaupt nicht zu wissen, daß du schon fort bist. Von Hees schickte einen Brief mit der Mitteilung, daß die Kohlen 6 DM kosten, also geht das doch nicht durch Sturm. Ich werde sie also bezahlen und mir eine Quittung ausstellen lassen. Helmut soll diese Woche noch Schulgeld 30 M bringen und ich muß die Fleischerrechnung von .Herrn Juhlsen? bezahlen. So wird mir nichts anderes übrig
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Montmédy/Frankreich
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- Contributor
- Peter Wilhelm Jung
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