Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 147
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27.IX.18 Liebe Ellern! Mit großer Freude entnahm ich einem von Vater an Hedwig gerichte-ten Brief, dass es ihm wieder besser geht. Ich vermute Euch immer noch in Schöntal und hof-fe, dass auch Mutter sich ordentlich erholen kann und es gemütlich und bequem hat. Ich könnte mir ja nichts Schöneres denken, als mit Euch und Hedwig zusammen einige Zeit in Schöntal zu sein. Aber das bleibt nun frommer Wunsch. Ich darf vielleicht im Oktober,
2.Hälfte, noch etwas weg. I lerzog Ulrich geht die 1.Hälfte in Urlaub. Ich kann erst weg. wenn er wiederkommt und wenn die Division in Ruhe kommt. Mit dem letzteren hat es allerdings augenblicklich seine Haken, wo alles so gebraucht wird. Unsre Front hier ist seit einigen Wo-chen so ruhig, dass sie beinahe als Ruhe oben angesehen werden wird. Dabei gibt es natürlich einen Haufen Schreiberei Tag für Tag.
An Maria schrieb ich gestern und schickte ihr Bildchen der Kinder, die Hedwig gemacht hat. Trudel hat übrigens Hedwig eingeladen und ich hoffe, dass sie dort einige schöne Tage hat. bevor der Stuttgarter Winter noch beginnt.
Wir stehen alle noch in Erwartung der großen Ententeoffensive im Westen, die ihren Haupt-stoß ins Eisass richten soll. Wenn auch Anfangserfolge durch Zahlenüberlegenheit möglich sind, so wird sich die Entente doch dieses Jahr mit ihrem gewünschten Abschluss gewaltig verrechnen. Gesundheitlich geht es mir wieder recht gut.
Viele herzliche Grüße Euer tr. Sohn Eugen.
18.Okt. 18 Liebe Eltern und Geschwister! Unserm neuesten Bericht möchte ich noch ein paar Geleitworte mitgeben. Zunächst herzliche Grüße Euch allen und frohe Gedanken. Her-mann kam ja dieser Tage heim und wird Euch berichtet haben, wie befriedigend es bei uns hier außen steht. Die Division ist noch in einer ausgezeichneten Verfassung und so sind noch viele, viele. Aus einigen Missständen gleich verallgemeinernd auf geringe Leistungen des Heeres schließen zu wollen, trifft nicht das Richtige.
Wir sind hier außen natürlich absolut abhängig von der Heimat, deren Entschließungen und Stimmungen. Und das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Ich bin überzeugt, dass nach ei-nem gewissen Tiefstand auch wieder ein Aufschwung für uns kommt. Dass der Krieg bald aus wäre, halte ich iur ganz ausgeschlossen. Er wird wohl mehr in Belgien und im östlichen Frankreich sich abspiclen. Die Anforderungen sind wohl groß, aber sie können bewältigt wer-den.
Ich wähne Euch, I. Eltern, jetzt wieder in Ulm und hoffe, dass Vaters Gesundheit sich neu gekräftigt hat in dem milden Jagsttal. Für Mutters liebe Zeilen vielen herzlichen Dank. Wie geht's auch in Grafenberg? Alles wohl? - Mir selbst geht es gesundheitlich recht gut. Herz-liche Grüße Euch allen! Eugen.
20.X. Liebe Eltern! Ich bekam heute Vaters besorgten Brief Uber die politische und militäri-sche Lage. So schlimm, wie es jetzt aussieht, wird es nicht werden. Das Heer ist noch in recht anständiger Verfassung und alle Worte, wie ..Zerfall", ..Zusammenbruch" u.s.f. sind dumme Geschwätze Bei uns ist jedenfalls alles in bester Ordnung, wir sind in guter Verfassung und jedenfalls in Geist und Stimmung einheitlich. Hermann kann ja zu Hause Euch dies alles noch näher erläutern Gesundheitlich geht es mir seit einiger Zeit recht gut. Eigentlich hätte ich unter ruhiger Lage im Oktober einige Tage auf Urlaub wollen. Aber so ist es natürlich ausge-schlossen. Ich kann mir auch nicht denken, dass es behaglich ist. jetzt bei diesem politischen
Durcheinander in der Heimat rumzulaufen.
Dass Vater in Schöntal sich so erholt hat. ist ja famos. Ich holle, dass nun der Ulmer Winter gnädig wird und Ihr unter Heizungs - und Verpflegungsschwierigkelten nicht zu sehr zu lei-den habt Geht’s in der Geschwister Häuser gut? Maria konnte ich letzthin eine Kleinigkeit schicken. Bitte auch viele Grüße in der Apotheke und Euch Allen alles Gute Euer tr. Sohn Eugen.
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Bösingen
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- 6555 / 78040
- Contributor
- Sibylle Schreiber
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