Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 146
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gendcn Bericht verfasst, der Euch Einblick in die Juli- und Augustlage geben wird. Grüßt bitte die Verwandten vielmals von mir. Euch. I. Eltern, noch reehl schöne Zeit und viele herz-liche Grüße Euer dankbarer Sohn Eugen.
10.IX.18 Liebe Eltern! Von Hermann erfuhr ich vorgestern, dass es dem I. Vater nicht so gul gehl. Das tut mir aber leid und ich hoffe sehr, dass es nur vorübergehend ist und die gute Kost und die gute Luft in Schöntal bald für Besserung sorgen. Es war doch eine geschickte Idee, dass Ihr Euern Sommeraufenthalt ins Jagsttal verlegt habt und die Tage in Schöntal bei schönem Wetter müssen ja - wie ich mich noch von früher erinnere einzig schön sein. Ihr werdet nun wohl langsam zur Emstine weiterwandern. Habt Ihr auch die Absicht, nach Mer-gentheim zu gehen? Solange das Wetter schön ist. möchte ich Euch recht Zureden, im warmen Jagst - und Taubertal zu bleiben. Aber der Ulmer Komfort hat doch auch was lür sieh. Nun. Ihr werdet schon Eure Zeit dem Wetter entsprechend einteilen. - Hermann geht es recht or-dentlich. Er ist sehr befriedigt von seiner Tätigkeit und besucht mich 2-3 mal in der Woche. Er hat aufklärende Vorträge zu halten bei den Bataillonen ähnlich wie Ernst sie zu Hause hält, dann arbeitet er an der Regimentsgeschichte und ist auch sonst schriftstellerisch tätig. Mir hat er meinen letzten Königsbericht gemacht über die Schlacht bei Cramaille am 1.VI1L. Er war sehr anschaulich und gut geschrieben und hat ganz besonders das Lob des Gen. v.Watter. Komm. Gen. XIII. AKs gefunden Mir ist's recht, wenn Hermann sich auch etwas um meine Berichte annimmt, denn die Herrn, die das hier bei mir bearbeiten, sind ziemlich jung und unerfahren.
Mir selbst gehl es gesundheitlich ganz gut. Ich hatte gottlob schon lang kein Kopfweh mehr und bin auch mit meinem Magen ganz in Ordnung. Ich habe wohl immer ziemlich viel zu tun. doch stimmt der ganze Apparat und es ist alles in Ordnung. Die Arbeit in meinem Stab geht ganz glatt. Der junge Herzog ist im Urlaub und Herzog Ulrich wird gehen, sobald wir in Ruhe kommen. Zunächst sind wir noch eingesetzt, unser Abschnitt ist leidlich ruhig, unsere Verlus-te gottlob gering. Wir laufen nun doch schon seit 1 .Juli im Geschirr und es waren manche schweren Tage dabei. Aber wir sind gerner in einem leidlich ruhigen Abschnitt als nach kur-zer Ruhe in einem großen ..Betrieb".
Fortsetzung 11.IX. Es ist heute das einjährige Erinnerungsfest an unsern Hochzeitstag. Wieviel ich an Hedwig gewonnen habe, habe ich erst im Laufe dieses Jahres so recht gemerkt und ich bin froh und dankbar und glücklich, dass ich sie zur Frau habe. Ich hätte ja gerne die-sen Tag mit ihr zusammen gefeiert. Aber ich kann hier nicht abkommen. Ich bin froh, dass ich im Juni so schöne ungestörte Tage hatte, die mir auch einige Stunden des Wiedersehens mit Euch und den Geschwistern brachten. Der Sommer ist ja anders gekommen, als wir es uns eigentlich gedacht hatten. Aber ich sehe gerade in diesem Zwang für uns, uns verteidigen zu müssen, ein Moment des Fortschritts, weil die Ändern bald erkennen müssen, dass wir in der Verteidigung unbesiegbar sind. Und ob sie das für sie nutzlose Ringen nicht doch dann auf-geben. kann ja kein Mensch wissen, aber ausgeschlossen ist es nicht. Wir haben allen Anlass zu freudigster Zuversicht für einen guten glücklichen Ausgang des Krieges. Und durch die schweren Kämpfe in diesem Sommer haben nun wohl die Letzten zu Hause gemerkt, dass es um des Vaterlandes Bestand geht. Ich hoffe sehr, dass Vaters optimistische Auffassung, sein felsenfestes Vertrauen auf ein gutes Ende, uns noch lange Muster. Vorbild und Ansporn sein werden so wie es bis jetzt war. Emst hat mir letzthin aus Charleville kurz telefoniert. Es freute mich von ihm zu hören, dass es Trudel und dem Buben gut geht. Von Helle und Maria und ihren Häusern weiß ich eigentlich verhältnismäßig wenig. Aber ich hoffe, dass cs ihnen auch
gut geht.
Viele herzliche Grüße an die ganze Rossacher Verwandtschaft. Euch, liebe Eltern, wünsche ich noch recht genussreiche Tage, gute Erholung und gesunde Rückkehr nach Ulm.
Euer treuer Sohn Eugen.
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Bösingen
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- 6555 / 78039
- Contributor
- Sibylle Schreiber
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