Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 125

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<Brief (maschinengeschrieben) von Herzog v.Urach>

K.H.Qu.Gen.Kdos.z.b. V.64 15.5.17 Lieber Hauptmann Hahn!

Da ich weiß, dass Seine Exzellenz im Urlaub ist. möchte ich an Sie den Dank für die freundliche Übersendung der Berichte über die Schlacht von Arras vom 28.April richten mit der Bitte, meinen Dank seiner Zeit Seiner Exzellenz zu übermitteln. Gottlob sind die Verluste ja nicht so hohe, als man nach der Heftigkeit des Kampfes hätte annehmen müssen. Zufällig traf ich bei einer kurzen Abwesenheit in Stuttgart, zur Firmung von 3 meiner Kinder, im Lindenmuseum den Stabsarzt Fritz, der mir schon mitgeteilt hatte, dass etwa 1000 Verwundete den H.V.PI. <Hauptverbandsplatz> passiert hätten. Die Mitteilungen des Berichts decken sich vollständig damit. Was uns hier besonders interessieren würde, wäre etwas über die Art und Weise, wie das Zusammenarbeiten von Infanterie und Artillerie, das mustergültig gearbeitet haben soll, organisiert war. Vielleicht wird auch darüber, zu Nutz und Frommen der am toten Gleis Sitzenden, etwas bekannt gegeben werden können. Ich sammle an Material, was ich kann, von Vorträgen und Karten, die für die Übungskurse in Sedan und sonst veröffentlicht werden: vielleicht haben auch Sie die Güte, gelegentlich in dieser Beziehung an mich zu denken.

Wir werden hier zu Gunsten der Hauptkampffronten in einer Weise geplündert, die nicht mehr schön ist. Ich habe eine ganze Ldw.D. abgeben müssen und bekam eine KD. dafür, in welcher mein alter Drag. Verband steht, den ich 1908 - 1912 geführt habe. Lupin. Wehl. Ebner. Gültlingen sind nun ganz in der Nähe mir unterstellt.

Gottlob scheint die Tapferkeit der Württemberger die Wucht der feindl. Angriffe gebrochen zu haben: was die Gegner nun tun werden, lässt sich noch nicht übersehen. Da der U - Bootkrieg sehr am Lebensnerv der Entente zehrt, wird wohl in absehbarer Zeit eine Krisis eintre-ten. die wir unter allen Umständen abwarten müssen, ehe wir unsere Kriegsziele preisgeben. Es wäre ein grober Fehler, jetzt damit herauszurücken, wo alles so günstig fur uns zu stehen scheint, wenn auch die Lebensmittel etwas knapp sind. Russland muss im eigenen Schlamm ersticken und unter keinen Umständen darf durch die Gnade der Sozialdemokraten aller Länder jetzt ein Friede erstehen, der doch nur ein fauler werden kann. Jetzt arbeitet wieder einmal die Zeit besonders in Russland und auch in England für uns. Wer weiß, ob nicht die Engländer jetzt hinter den Ententesozialisten stecken, die in Stockholm einen Frieden schmieden sollen, der natürlich nur ungünstig für uns ausfallen könnte.

Mein Sohn, dem das Scheiden aus der Div. gerade vor den Kämpfen so schwer gefallen ist. fängt nun an. in den Karpaten sich wohl zu fühlen. Er schreibt vergnügter. Er versieht nun selbständig im Gen.Kdo. des Karpatenkorps die Abt.lc. da die Herren, die sonst dort arbeiten, entweder beurlaubt oder abkommandiert sind; er hat Nachschub. Verpflegung u.s.w. zu bearbeiten. Major v.Unruh schrieb recht befriedigt über sein Schaffen. Köhler ist nicht mehr Gen.St.O. einer K.D.. sondern Oberquartiermeister Adj. bei Gen. v.Hahndorf; es scheint mit Gen. v.Mutius gar nicht gegangen zu sein, so wechselte er mit dem G.O. der 6. K.D. Jetzt ist Hauptmann Fentz hier G.O.

Ich denke in allernächster Zeit an Fürsten Wittgenstein zu schreiben, zu seinem Geb.tage; inzwischen bitte ich. ihn vielmals zu grüßen, wie ich auch bitte, an alle Herren des Stabes Hptm. Stahl. Gen.Ob.arzt Dr Pfeiffer, die Felddiv. Geistlichen u.s.w. beste Grüße zu übermitteln und mich Seiner Exzellenz mit bestem Dank für die Übersendung der Berichte angelegentlichst empfehlen zu wollen.

In alter treuer Kameradschaft Ihr aufrichtig ergebener Wilhelm.

22.5.17 Liebe Mutter! Meine herzlichsten Wünsche zu Deinem Geburtstag möchte ich Dir hier schicken. Es ist der 3. Kriegsglückwunschbrief und ich weiß, dass es auch Dein Hauptwunsch ist. dass ich den nächsten Glückwunsch Dir im Frieden aussprechen kann, dann sicher mit Hedwig zusammen. Das kleine Ruthle wird Dir ja ein nettes Geburtstagstischle richten
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<Brief (maschinengeschrieben) von Herzog v.Urach>

K.H.Qu.Gen.Kdos.z.b. V.64 15.5.17 Lieber Hauptmann Hahn!

Da ich weiß, dass Seine Exzellenz im Urlaub ist. möchte ich an Sie den Dank für die freundliche Übersendung der Berichte über die Schlacht von Arras vom 28.April richten mit der Bitte, meinen Dank seiner Zeit Seiner Exzellenz zu übermitteln. Gottlob sind die Verluste ja nicht so hohe, als man nach der Heftigkeit des Kampfes hätte annehmen müssen. Zufällig traf ich bei einer kurzen Abwesenheit in Stuttgart, zur Firmung von 3 meiner Kinder, im Lindenmuseum den Stabsarzt Fritz, der mir schon mitgeteilt hatte, dass etwa 1000 Verwundete den H.V.PI. <Hauptverbandsplatz> passiert hätten. Die Mitteilungen des Berichts decken sich vollständig damit. Was uns hier besonders interessieren würde, wäre etwas über die Art und Weise, wie das Zusammenarbeiten von Infanterie und Artillerie, das mustergültig gearbeitet haben soll, organisiert war. Vielleicht wird auch darüber, zu Nutz und Frommen der am toten Gleis Sitzenden, etwas bekannt gegeben werden können. Ich sammle an Material, was ich kann, von Vorträgen und Karten, die für die Übungskurse in Sedan und sonst veröffentlicht werden: vielleicht haben auch Sie die Güte, gelegentlich in dieser Beziehung an mich zu denken.

Wir werden hier zu Gunsten der Hauptkampffronten in einer Weise geplündert, die nicht mehr schön ist. Ich habe eine ganze Ldw.D. abgeben müssen und bekam eine KD. dafür, in welcher mein alter Drag. Verband steht, den ich 1908 - 1912 geführt habe. Lupin. Wehl. Ebner. Gültlingen sind nun ganz in der Nähe mir unterstellt.

Gottlob scheint die Tapferkeit der Württemberger die Wucht der feindl. Angriffe gebrochen zu haben: was die Gegner nun tun werden, lässt sich noch nicht übersehen. Da der U - Bootkrieg sehr am Lebensnerv der Entente zehrt, wird wohl in absehbarer Zeit eine Krisis eintre-ten. die wir unter allen Umständen abwarten müssen, ehe wir unsere Kriegsziele preisgeben. Es wäre ein grober Fehler, jetzt damit herauszurücken, wo alles so günstig fur uns zu stehen scheint, wenn auch die Lebensmittel etwas knapp sind. Russland muss im eigenen Schlamm ersticken und unter keinen Umständen darf durch die Gnade der Sozialdemokraten aller Länder jetzt ein Friede erstehen, der doch nur ein fauler werden kann. Jetzt arbeitet wieder einmal die Zeit besonders in Russland und auch in England für uns. Wer weiß, ob nicht die Engländer jetzt hinter den Ententesozialisten stecken, die in Stockholm einen Frieden schmieden sollen, der natürlich nur ungünstig für uns ausfallen könnte.

Mein Sohn, dem das Scheiden aus der Div. gerade vor den Kämpfen so schwer gefallen ist. fängt nun an. in den Karpaten sich wohl zu fühlen. Er schreibt vergnügter. Er versieht nun selbständig im Gen.Kdo. des Karpatenkorps die Abt.lc. da die Herren, die sonst dort arbeiten, entweder beurlaubt oder abkommandiert sind; er hat Nachschub. Verpflegung u.s.w. zu bearbeiten. Major v.Unruh schrieb recht befriedigt über sein Schaffen. Köhler ist nicht mehr Gen.St.O. einer K.D.. sondern Oberquartiermeister Adj. bei Gen. v.Hahndorf; es scheint mit Gen. v.Mutius gar nicht gegangen zu sein, so wechselte er mit dem G.O. der 6. K.D. Jetzt ist Hauptmann Fentz hier G.O.

Ich denke in allernächster Zeit an Fürsten Wittgenstein zu schreiben, zu seinem Geb.tage; inzwischen bitte ich. ihn vielmals zu grüßen, wie ich auch bitte, an alle Herren des Stabes Hptm. Stahl. Gen.Ob.arzt Dr Pfeiffer, die Felddiv. Geistlichen u.s.w. beste Grüße zu übermitteln und mich Seiner Exzellenz mit bestem Dank für die Übersendung der Berichte angelegentlichst empfehlen zu wollen.

In alter treuer Kameradschaft Ihr aufrichtig ergebener Wilhelm.

22.5.17 Liebe Mutter! Meine herzlichsten Wünsche zu Deinem Geburtstag möchte ich Dir hier schicken. Es ist der 3. Kriegsglückwunschbrief und ich weiß, dass es auch Dein Hauptwunsch ist. dass ich den nächsten Glückwunsch Dir im Frieden aussprechen kann, dann sicher mit Hedwig zusammen. Das kleine Ruthle wird Dir ja ein nettes Geburtstagstischle richten
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  • November 2, 2018 06:34:43 Zafiro Marti

    <Brief (maschinengeschrieben) von Herzog v.Urach>

    K.H.Qu.Gen.Kdos.z.b. V.64 15.5.17 Lieber Hauptmann Hahn!

    Da ich weiß, dass Seine Exzellenz im Urlaub ist. möchte ich an Sie den Dank für die freundliche Übersendung der Berichte über die Schlacht von Arras vom 28.April richten mit der Bitte, meinen Dank seiner Zeit Seiner Exzellenz zu übermitteln. Gottlob sind die Verluste ja nicht so hohe, als man nach der Heftigkeit des Kampfes hätte annehmen müssen. Zufällig traf ich bei einer kurzen Abwesenheit in Stuttgart, zur Firmung von 3 meiner Kinder, im Lindenmuseum den Stabsarzt Fritz, der mir schon mitgeteilt hatte, dass etwa 1000 Verwundete den H.V.PI. <Hauptverbandsplatz> passiert hätten. Die Mitteilungen des Berichts decken sich vollständig damit. Was uns hier besonders interessieren würde, wäre etwas über die Art und Weise, wie das Zusammenarbeiten von Infanterie und Artillerie, das mustergültig gearbeitet haben soll, organisiert war. Vielleicht wird auch darüber, zu Nutz und Frommen der am toten Gleis Sitzenden, etwas bekannt gegeben werden können. Ich sammle an Material, was ich kann, von Vorträgen und Karten, die für die Übungskurse in Sedan und sonst veröffentlicht werden: vielleicht haben auch Sie die Güte, gelegentlich in dieser Beziehung an mich zu denken.

    Wir werden hier zu Gunsten der Hauptkampffronten in einer Weise geplündert, die nicht mehr schön ist. Ich habe eine ganze Ldw.D. abgeben müssen und bekam eine KD. dafür, in welcher mein alter Drag. Verband steht, den ich 1908 - 1912 geführt habe. Lupin. Wehl. Ebner. Gültlingen sind nun ganz in der Nähe mir unterstellt.

    Gottlob scheint die Tapferkeit der Württemberger die Wucht der feindl. Angriffe gebrochen zu haben: was die Gegner nun tun werden, lässt sich noch nicht übersehen. Da der U - Bootkrieg sehr am Lebensnerv der Entente zehrt, wird wohl in absehbarer Zeit eine Krisis eintre-ten. die wir unter allen Umständen abwarten müssen, ehe wir unsere Kriegsziele preisgeben. Es wäre ein grober Fehler, jetzt damit herauszurücken, wo alles so günstig fur uns zu stehen scheint, wenn auch die Lebensmittel etwas knapp sind. Russland muss im eigenen Schlamm ersticken und unter keinen Umständen darf durch die Gnade der Sozialdemokraten aller Länder jetzt ein Friede erstehen, der doch nur ein fauler werden kann. Jetzt arbeitet wieder einmal die Zeit besonders in Russland und auch in England für uns. Wer weiß, ob nicht die Engländer jetzt hinter den Ententesozialisten stecken, die in Stockholm einen Frieden schmieden sollen, der natürlich nur ungünstig für uns ausfallen könnte.

    Mein Sohn, dem das Scheiden aus der Div. gerade vor den Kämpfen so schwer gefallen ist. fängt nun an. in den Karpaten sich wohl zu fühlen. Er schreibt vergnügter. Er versieht nun selbständig im Gen.Kdo. des Karpatenkorps die Abt.lc. da die Herren, die sonst dort arbeiten, entweder beurlaubt oder abkommandiert sind; er hat Nachschub. Verpflegung u.s.w. zu bearbeiten. Major v.Unruh schrieb recht befriedigt über sein Schaffen. Köhler ist nicht mehr Gen.St.O. einer K.D.. sondern Oberquartiermeister Adj. bei Gen. v.Hahndorf; es scheint mit Gen. v.Mutius gar nicht gegangen zu sein, so wechselte er mit dem G.O. der 6. K.D. Jetzt ist Hauptmann Fentz hier G.O.

    Ich denke in allernächster Zeit an Fürsten Wittgenstein zu schreiben, zu seinem Geb.tage; inzwischen bitte ich. ihn vielmals zu grüßen, wie ich auch bitte, an alle Herren des Stabes Hptm. Stahl. Gen.Ob.arzt Dr Pfeiffer, die Felddiv. Geistlichen u.s.w. beste Grüße zu übermitteln und mich Seiner Exzellenz mit bestem Dank für die Übersendung der Berichte angelegentlichst empfehlen zu wollen.

    In alter treuer Kameradschaft Ihr aufrichtig ergebener Wilhelm.

    22.5.17 Liebe Mutter! Meine herzlichsten Wünsche zu Deinem Geburtstag möchte ich Dir hier schicken. Es ist der 3. Kriegsglückwunschbrief und ich weiß, dass es auch Dein Hauptwunsch ist. dass ich den nächsten Glückwunsch Dir im Frieden aussprechen kann, dann sicher mit Hedwig zusammen. Das kleine Ruthle wird Dir ja ein nettes Geburtstagstischle richten
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Sibylle Schreiber
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