Kriegstagebuch von Peter Arabin, item 15
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... linke Seite
1 ½ Uhr mittags boten sich in einigen Straßen-
zügen Blicke auf die in diesen beschädigten
und zusammengeschossenen Häuser. Auf dem
Bahnhof war deutsches Militär im Dienst,
belgische Einwohner verkauften allerhand
Gebrauchtes und Eßartikel für verhältnismäßig
billiges Geld. Beim Weiterfahren in der Richtung
Brüssel bekamen wir vom höher gelegenen
Stadtteil aus einen besseren Rundblick
über die ganze Stadt, welche bei den Kämpfen
anscheinend wenig gelitten hat, von hier
oben aus waren auch einige zerschossene Forts
zu sehen. Ueberall am Bahndamm standen
neugierige Landeseinwohner, die uns mit
düsteren Blicken musterten, teilweise betrunken
und arbeitslos zu sein schienen. Nicht allein die
arbeitslose und untätige Bevölkerung fiel
auffallend ins Auge sondern auch vor allem
die vielen stillliegenden verlassenen Fabriken
und industriellen Anlagen. Hinter Lüttich
bot sich eine Ebene mit sehr schönem Ackergelände,
das größtenteils abgeerntet war und auf dem
nur wenige Leute arbeiteten unserem Auge
... rechte Seite
dar. Ab und zu deutete breit und festgetretenes
Gelände auf die Marschwege von Truppen.
Nachmittags 5 Uhr lief der Zug im Bahnhof Landen
ein, dort lieferte uns die Kriegsverpflegungs-
anstalt halbharte Bohnen und Reissuppe als
Abendmahlzeit. Dicht neben der Bahnstrecke
an einem Straßeneingang zum Dorf kaufte
ich mir von dort stehenden Händlern einiges
Obst und ging zum Zug zurück, der sich um
6 3/4 Uhr abends in Bewegung setzte, 8 ½ Uhr
wurde Thiene und 12 ½ Uhr bei völliger 8.10.1914
Dunkelheit Löwen passiert. Einige Stationen
hinter Loewen hielt der Zug auf freier
Strecke zur Nachtruhe. Aus weiter Ferne
schlug dumpfer Kanonendonner, der erste im
Feldzug, an unser Ohr. Es schallte aus der Richtung
Antwerpen zu uns herüber und hielt
die ganze Nacht hindurch an, bei vielen eigen-
artige Empfindungen auslösend. Noch vor
Tagesgrauen erfolgte die Weiterfahrt bis Schaerbeek,
einer Vorstadt von Brüssel, Ankunft
7 Uhr morgens. Auf ein Nebengleiß geschoben
dient der Zug, wie bisher den ganzen Tag und
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... linke Seite
1 ½ Uhr mittags boten sich in einigen Straßen-
zügen Blicke auf die in diesen beschädigten
und zusammengeschossenen Häuser. Auf dem
Bahnhof war deutsches Militär im Dienst,
belgische Einwohner verkauften allerhand
Gebrauchtes und Eßartikel für verhältnismäßig
billiges Geld. Beim Weiterfahren in der Richtung
Brüssel bekamen wir vom höher gelegenen
Stadtteil aus einen besseren Rundblick
über die ganze Stadt, welche bei den Kämpfen
anscheinend wenig gelitten hat, von hier
oben aus waren auch einige zerschossene Forts
zu sehen. Ueberall am Bahndamm standen
neugierige Landeseinwohner, die uns mit
düsteren Blicken musterten, teilweise betrunken
und arbeitslos zu sein schienen. Nicht allein die
arbeitslose und untätige Bevölkerung fiel
auffallend ins Auge sondern auch vor allem
die vielen stillliegenden verlassenen Fabriken
und industriellen Anlagen. Hinter Lüttich
bot sich eine Ebene mit sehr schönem Ackergelände,
das größtenteils abgeerntet war und auf dem
nur wenige Leute arbeiteten unserem Auge
... rechte Seite
dar. Ab und zu deutete breit und festgetretenes
Gelände auf die Marschwege von Truppen.
Nachmittags 5 Uhr lief der Zug im Bahnhof Landen
ein, dort lieferte uns die Kriegsverpflegungs-
anstalt halbharte Bohnen und Reissuppe als
Abendmahlzeit. Dicht neben der Bahnstrecke
an einem Straßeneingang zum Dorf kaufte
ich mir von dort stehenden Händlern einiges
Obst und ging zum Zug zurück, der sich um
6 3/4 Uhr abends in Bewegung setzte, 8 ½ Uhr
wurde Thiene und 12 ½ Uhr bei völliger 8.10.1914
Dunkelheit Löwen passiert. Einige Stationen
hinter Loewen hielt der Zug auf freier
Strecke zur Nachtruhe. Aus weiter Ferne
schlug dumpfer Kanonendonner, der erste im
Feldzug, an unser Ohr. Es schallte aus der Richtung
Antwerpen zu uns herüber und hielt
die ganze Nacht hindurch an, bei vielen eigen-
artige Empfindungen auslösend. Noch vor
Tagesgrauen erfolgte die Weiterfahrt bis Schaerbeek,
einer Vorstadt von Brüssel, Ankunft
7 Uhr morgens. Auf ein Nebengleiß geschoben
dient der Zug, wie bisher den ganzen Tag uns
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... linke Seite
1 ½ Uhr mittags boten sich in einigen Straßen-
zügen Blicke auf die in diesen beschädigten
und zusammengeschossenen Häuser. Auf dem
Bahnhof war deutsches Militär im Dienst,
belgische Einwohner verkauften allerhand
Gebrauchtes und Eßartikel für verhältnismäßig
billiges Geld. Beim Weiterfahren in der Richtung
Brüssel bekamen wir vom höher gelegenen
Stadtteil aus einen besseren Rundblick
über die ganze Stadt, welche bei den Kämpfen
anscheinend wenig gelitten hat, von hier
oben aus waren auch einige zerschossene Forts
zu sehen. Ueberall am Bahndamm standen
neugierige Landeseinwohner, die uns mit
düsteren Blicken musterten, teilweise betrunken
und arbeitslos zu sein schienen. Nicht allein die
arbeitslose und untätige Bevölkerung fiel
auffallend ins Auge sondern auch vor allem
die vielen stillliegenden verlassenen Fabriken
und industriellen Anlagen. Hinter Lüttich
bot sich eine Ebene mit sehr schönem Ackergelände,
das größtenteils abgeerntet war und auf dem
nur wenige Leute arbeiteten unserem Auge
... rechte Seite
dar. Ab und zu deutete breit und festgetretenes
Gelände auf die Marschwege von Truppen.
Nachmittags 5 Uhr lief der Zug im Bahnhof Landen
ein, dort lieferte uns die Kriegsverpflegungs-
anstalt halbharte Bohnen und Reissuppe als
Abendmahlzeit. Dicht neben der Bahnstrecke
an einem Straßeneingang zum Dorf kaufte
ich mir von dort stehenden Händlern einiges
Obst und ging zum Zug zurück, der sich um
6 3/4 Uhr abends in Bewegung setzte, 8 ½ Uhr
wurde Thiene und 12 ½ Uhr bei völliger
Dunkelheit Löwen passiert. Einige Stationen
hinter Loewen hielt der Zug auf freier
Strecke zur Nachtruhe. Aus weiter Ferne
schlug dumpfer Kanonendonner, der erste im
Feldzug, an unser Ohr. Es schallte aus der Richtung
Antwerpen zu uns herüber und hielt
die ganze Nacht hindurch an, bei vielen eigen-
artige Empfindungen auslösend. Noch vor
Tagesgrauen erfolgte die Weiterfahrt bis Schaerbeek,
einer Vorstadt von Brüssel, Ankunft
7 Uhr morgens. Auf ein Nebengleiß geschoben
dient der Zug, wie bisher den ganzen Tag uns
Description
Save description- 50.6325574||5.5796662||
Lüttich
- 50.75534||5.08081||
Landen
- 50.8798438||4.7005176||
Löwen
- 50.8674164||4.3772981||
Schaerbeek
- 51.0744299||4.72926659999996||||1
Heist-op-den-Berg, Belgien
Location(s)
Story location Heist-op-den-Berg, Belgien
Document location Lüttich
-
Additional document location Landen
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Additional document location Löwen
-
Additional document location Schaerbeek
- ID
- 6461 / 106258
- Contributor
- Sigrid Arabin-Möhrer
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- Western Front
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- Trench Life
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