Kleiber Manuskript 01 - Vorwort - Pflanzenwelt Turkestans, item 40

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40. 

Örtlichkeiten völlig ausgerottet worden, doch habe ich später Saxaúl 

mit der Sandakazie zusammen auf Dünen zahlreich gesehen. Außer 

dem Kujan-Súck sah ich auf dem Dünenfelde noch verschiedene, 

allerdings durchwegs niedrige Wüstensträucher, die sich im Habitus 

nur wenig von Fliederdorn u. Charmyk unterschieden, die 

ich jedoch, da sie weder blühten noch Frucht trugen, nicht näher 

bestimmen konnte. 

Eine der hauptsächlichsten Besondernheiten [sic.] der Sandflora besteht 

darin, daß ihr sichtbarsten Vertreter Bäume u. Sträucher sind, 

alle von 1/2 - 6 m Höhe. Sie haben viel Eigentümliches in Bezug 

auf äußere Erscheinung, Bau u. Wuchs. Die Stämme sind gewöhnlich 

nicht hoch, oft knorrig u. knotig u. tief gefurcht. 

Die Zweige sind größtenteils weißlich oder grau, die Blätter schmal, 

graugrün oder stark reduziert, oft fehlen sie ganz u. ihre Rolle 

erfüllen die jungen, grünen, chlorophyllhaltigen Zweige. (Siehe 

Wüstenakazie, Tamariske, Saxaúl!) Das Wurzelsystem ist ungewöhnlich 

stark entwickelt u. angepasst für das Aufsaugen der 

Feuchtigkeit aus den tiefen Sandschichten; alle Pflanzenteile sind 

äußerst fest u. mit der Fähigkeit versehen, eine Verdunstung auf 

ein Minimum zu reduzieren. Der größte Teil dieser Gewächse 

wächst langsam u. hat ein äußerst hartes Holz, besonders der 

Saxaúl u. Mirjan-Súek. Die Bäume u. Sträucher wachsen schütter 

auf den Dünen u. geben nur geringen Schatten, so daß der Boden 

unter ihnen genau so trocken u. erhitzt ist wie an den freien Stellen. 

Diese Bestände werden oft als Steppenwälder bezeichnet, aber man 

kann sie weder mit Wäldern noch mit Strauchformationen 

der gemäßigten Zone vergleichen u. für sie überhaupt keinen 

der in der Wissenschaft üblichen Termini anwenden. Nach berechtigter 

Bezeichnung mancher Forscher stellen sie eine besondere 

Vegetationstype vor, die so selbständig u. eigenartig ist, 

daß sie eine eigene Bezeichnung verdienen würde. Die gelben 

Sandhügel mit den auf ihnen verstreuten Sträuchern u. Bäumen, 


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40. 

Örtlichkeiten völlig ausgerottet worden, doch habe ich später Saxaúl 

mit der Sandakazie zusammen auf Dünen zahlreich gesehen. Außer 

dem Kujan-Súck sah ich auf dem Dünenfelde noch verschiedene, 

allerdings durchwegs niedrige Wüstensträucher, die sich im Habitus 

nur wenig von Fliederdorn u. Charmyk unterschieden, die 

ich jedoch, da sie weder blühten noch Frucht trugen, nicht näher 

bestimmen konnte. 

Eine der hauptsächlichsten Besondernheiten [sic.] der Sandflora besteht 

darin, daß ihr sichtbarsten Vertreter Bäume u. Sträucher sind, 

alle von 1/2 - 6 m Höhe. Sie haben viel Eigentümliches in Bezug 

auf äußere Erscheinung, Bau u. Wuchs. Die Stämme sind gewöhnlich 

nicht hoch, oft knorrig u. knotig u. tief gefurcht. 

Die Zweige sind größtenteils weißlich oder grau, die Blätter schmal, 

graugrün oder stark reduziert, oft fehlen sie ganz u. ihre Rolle 

erfüllen die jungen, grünen, chlorophyllhaltigen Zweige. (Siehe 

Wüstenakazie, Tamariske, Saxaúl!) Das Wurzelsystem ist ungewöhnlich 

stark entwickelt u. angepasst für das Aufsaugen der 

Feuchtigkeit aus den tiefen Sandschichten; alle Pflanzenteile sind 

äußerst fest u. mit der Fähigkeit versehen, eine Verdunstung auf 

ein Minimum zu reduzieren. Der größte Teil dieser Gewächse 

wächst langsam u. hat ein äußerst hartes Holz, besonders der 

Saxaúl u. Mirjan-Súek. Die Bäume u. Sträucher wachsen schütter 

auf den Dünen u. geben nur geringen Schatten, so daß der Boden 

unter ihnen genau so trocken u. erhitzt ist wie an den freien Stellen. 

Diese Bestände werden oft als Steppenwälder bezeichnet, aber man 

kann sie weder mit Wäldern noch mit Strauchformationen 

der gemäßigten Zone vergleichen u. für sie überhaupt keinen 

der in der Wissenschaft üblichen Termini anwenden. Nach berechtigter 

Bezeichnung mancher Forscher stellen sie eine besondere 

Vegetationstype vor, die so selbständig u. eigenartig ist, 

daß sie eine eigene Bezeichnung verdienen würde. Die gelben 

Sandhügel mit den auf ihnen verstreuten Sträuchern u. Bäumen, 



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  • November 23, 2018 15:31:30 Gabriele Kister-Schuler

    40. 

    Örtlichkeiten völlig ausgerottet worden, doch habe ich später Saxaúl 

    mit der Sandakazie zusammen auf Dünen zahlreich gesehen. Außer 

    dem Kujan-Súck sah ich auf dem Dünenfelde noch verschiedene, 

    allerdings durchwegs niedrige Wüstensträucher, die sich im Habitus 

    nur wenig von Fliederdorn u. Charmyk unterschieden, die 

    ich jedoch, da sie weder blühten noch Frucht trugen, nicht näher 

    bestimmen konnte. 

    Eine der hauptsächlichsten Besondernheiten [sic.] der Sandflora besteht 

    darin, daß ihr sichtbarsten Vertreter Bäume u. Sträucher sind, 

    alle von 1/2 - 6 m Höhe. Sie haben viel Eigentümliches in Bezug 

    auf äußere Erscheinung, Bau u. Wuchs. Die Stämme sind gewöhnlich 

    nicht hoch, oft knorrig u. knotig u. tief gefurcht. 

    Die Zweige sind größtenteils weißlich oder grau, die Blätter schmal, 

    graugrün oder stark reduziert, oft fehlen sie ganz u. ihre Rolle 

    erfüllen die jungen, grünen, chlorophyllhaltigen Zweige. (Siehe 

    Wüstenakazie, Tamariske, Saxaúl!) Das Wurzelsystem ist ungewöhnlich 

    stark entwickelt u. angepasst für das Aufsaugen der 

    Feuchtigkeit aus den tiefen Sandschichten; alle Pflanzenteile sind 

    äußerst fest u. mit der Fähigkeit versehen, eine Verdunstung auf 

    ein Minimum zu reduzieren. Der größte Teil dieser Gewächse 

    wächst langsam u. hat ein äußerst hartes Holz, besonders der 

    Saxaúl u. Mirjan-Súek. Die Bäume u. Sträucher wachsen schütter 

    auf den Dünen u. geben nur geringen Schatten, so daß der Boden 

    unter ihnen genau so trocken u. erhitzt ist wie an den freien Stellen. 

    Diese Bestände werden oft als Steppenwälder bezeichnet, aber man 

    kann sie weder mit Wäldern noch mit Strauchformationen 

    der gemäßigten Zone vergleichen u. für sie überhaupt keinen 

    der in der Wissenschaft üblichen Termini anwenden. Nach berechtigter 

    Bezeichnung mancher Forscher stellen sie eine besondere 

    Vegetationstype vor, die so selbständig u. eigenartig ist, 

    daß sie eine eigene Bezeichnung verdienen würde. Die gelben 

    Sandhügel mit den auf ihnen verstreuten Sträuchern u. Bäumen, 


  • November 8, 2018 19:58:55 Gabriele Kister-Schuler

    40. 

    Örtlichkeiten völlig ausgerottet worden, doch habe ich später Saxaúl 

    mit der Sandakazie zusammen auf Dünen zahlreich gesehen. Außer 

    dem Kujan-Suek sah ich auf dem Dünenfelde noch verschiedene, 

    allerdings durchwegs niedrige Wüstensträucher, die sich im Habitus 

    nur wenig von Fliederdorn u. Charmyk unterschieden, die 

    ich jedoch, da sie weder blühten noch Frucht trugen, nicht näher 

    bestimmen konnte. 

    Eine der hauptsächlichsten Besondernheiten [sic.] der Sandflora besteht 

    darin, daß ihr sichtbarsten Vertreter Bäume u. Sträucher sind, 

    alle von 1/2 - 6 m Höhe. Sie haben viel Eigentümliches in Bezug 

    auf äußere Erscheinung, Bau u. Wuchs. Die Stämme sind gewöhnlich 

    nicht hoch, oft knorrig u. knotig u. tief gefurcht. 

    Die Zweige sind größtenteils weißlich oder grau, die Blätter schmal, 

    graugrün oder stark reduziert, oft fehlen sie ganz u. ihre Rolle 

    erfüllen die jungen, grünen, chlorophyllhaltigen Zweige. (Siehe 

    Wüstenakazie, Tamariske, Saxaúl!) Das Wurzelsystem ist ungewöhnlich 

    stark entwickelt u. angepasst für das Aufsaugen der 

    Feuchtigkeit aus den tiefen Sandschichten; alle Pflanzenteile sind 

    äußerst fest u. mit der Fähigkeit versehen, eine Verdunstung auf 

    ein Minimum zu reduzieren. Der größte Teil dieser Gewächse 

    wächst langsam u. hat ein äußerst hartes Holz, besonders der 

    Saxaúl u. Mirjan-Súek. Die Bäume u. Sträucher wachsen schütter 

    auf den Dünen u. geben nur geringen Schatten, so daß der Boden 

    unter ihnen genau so trocken u. erhitzt ist wie an den freien Stellen. 

    Diese Bestände werden oft als Steppenwälder bezeichnet, aber man 

    kann sie weder mit Wäldern noch mit Strauchformationen 

    der gemäßigten Zone vergleichen u. für sie überhaupt keinen 

    der in der Wissenschaft üblichen Termini anwenden. Nach berechtigter 

    Bezeichnung mancher Forscher stellen sie eine besondere 

    Vegetationstype vor, die so selbständig u. eigenartig ist, 

    daß sie eine eigene Bezeichnung verdienen würde. Die gelben 

    Sandhügel mit den auf ihnen verstreuten Sträuchern u. Bäumen, 



  • November 8, 2018 19:53:50 Gabriele Kister-Schuler

    40. 

    Örtlichkeiten völlig ausgerottet worden, doch habe ich später Saxaúl 

    mit der Sandakazie zusammen auf Dünen zahlreich gesehen. Außer 

    dem Kujan-Suek sah ich auf dem Dünenfelde noch verschiedene, 

    allerdings durchwegs niedrige Wüstensträucher, die sich im Habitus 

    nur wenig von Fliederdorn u. Charmyk unterschieden, die 

    ich jedoch, da sie weder blühten noch Frucht trugen, nicht näher 

    bestimmen konnte. 

    Eine der hauptsächlichsten Besondernheiten [sic.] der Sandflora besteht 

    darin, daß ihr sichtbarsten Veretreter Bäume u. Sträucher sind, 

    alle von 1/2 - 6 m Höhe. Sie haben viel Eingentümliches in Bezug 

    auf äußere Erscheinung, Bau u. Wuchs. Die Stämme sind gewöhnlich 

    nicht hoch, oft knorrig u. knotig u. tief gefurcht. 

    Die Zweige sind größtenteils weißlich oder grau, die Blätter schmal, 

    graugrün oder stark reduziert, oft fehlen sie ganz u. ihre Rolle 

    erfüllen die jungen, grünen, chlorophyllhaltigen Zweige. (Siehe 

    Wüstenakazie, Tamariske, Saxaúl!) Das Wurzelsystem ist ungewöhnlich 

    stark entwickelt u. angepasst für das Aufsaugen der 

    Feuchtigkeit aus den tiefen Sandschichten; alle Pflanzenteile sind 

    äußerst fest u. mit der Fähigkeit versehen, eine Verdunstung auf 

    ein Minimum zu reduzieren. Der größte Teil dieser Gewächse 

    wächst langsam u. hat ein äußerst hartes Holz, besonders der 

    Saxaúl u. Mirjan-Súek. Die Bäume u. Sträucher wachsen schütter 

    auf den Dünen u. geben nur geringen Schatten, so daß der Boden  










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