Kleiber Manuskript 01 - Vorwort - Pflanzenwelt Turkestans, item 39

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Wüstensees von ca 600 m Durchmesser. Er war an allen Seiten von hohen 

Dünen umgeben, die ziemlich steil zum Wasser abfielen u. zwischen 

diesem nur einen 1 - 2 m breiten Saum freiließen der spärlich mit 

Gras bedeckt war u. flach im Wasser verlief; gegen die Dünen zu 

war er stellenweise durch Tamarisken abgeschoßen. Wir lagerten nun 

an einer etwas breiteren Stelle u. ich begann gleich nach einer kleinen 

Stärkung u. Ruhepause meine Exkursion in die Dünen, in denen 

ich, die kurze Mittagsrast abgerechnet, Vor u. Nachmittag ca 4 h lang 

herumstrich. Sofort nach wenigen Schritten vom Ufer befand ich 

mich Mitten [sic.] in einem Bestande von Wüstenakazien (Ammodendron 

Conollyi; russ.  Kyrill. Text ..... kirg.turk. Kujan-Suck, Taf. 5/2a-c) 

die mit Tamarisken gemischt, oder in reinen Beständen das ganze 

weite Dünenfeld besiedelt hatten. Nennt man den Saxaúl den 

König der Wüstenflora, so kann man die Wüsten- oder Sandakazie 

mit der Königin der Wüste vergleichen. Von schlankem, vornehmen 

Wuchs mit silbrig graugrün schimmernden Gewande fällt sie angenehm 

in die Augen: königlich muß sie aussehen in der Blüte. 

Diese findet im Mai statt; leider hatte ich nicht die Gelegenheit die 

Sandakazie jemals blühend zu sehen; trotz eifrigen Suchens fand 

ich nur wenige halbvertrocknete Blütenstände vor, nur eine einzige 

Traube war noch halbwegs frisch. Die Blütentrauben sind ähnlich 

denen unseres Goldregens, nur sind die Blüten etwas kleiner u. von 

tief dunkelpurpurroter bis schwarzvioletter Farbe. Nach den zahlreichen 

vorgefundenen, dunklen u. noch unreifen Schoten zu schließen, 

müssen die Bäume mit Blüten dicht übersät gewesen sein u. es 

müssen Purpurrot u. Silbergrün prächtig mit dem weißen Sand u. 

dem tiefblauen Himmel harmoniert haben. Die Wüstenakazien waren 

hier nicht allzu hoch - 1 - 2 m - doch erreichen sie abseits von 

menschlichen Ansiedlungen bei ungestörtem Wachstum mehrere 

Meter Höhe. Saxaúl fand ich auf dem ganzen Wüstenfelde überhaupt 

nicht, vielleicht habe ich auch solchen übersehen; er war 

hier wie überall in Turkestan in der Nähe von dichten bewohnten 


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Wüstensees von ca 600 m Durchmesser. Er war an allen Seiten von hohen 

Dünen umgeben, die ziemlich steil zum Wasser abfielen u. zwischen 

diesem nur einen 1 - 2 m breiten Saum freiließen der spärlich mit 

Gras bedeckt war u. flach im Wasser verlief; gegen die Dünen zu 

war er stellenweise durch Tamarisken abgeschoßen. Wir lagerten nun 

an einer etwas breiteren Stelle u. ich begann gleich nach einer kleinen 

Stärkung u. Ruhepause meine Exkursion in die Dünen, in denen 

ich, die kurze Mittagsrast abgerechnet, Vor u. Nachmittag ca 4 h lang 

herumstrich. Sofort nach wenigen Schritten vom Ufer befand ich 

mich Mitten [sic.] in einem Bestande von Wüstenakazien (Ammodendron 

Conollyi; russ.  Kyrill. Text ..... kirg.turk. Kujan-Suck, Taf. 5/2a-c) 

die mit Tamarisken gemischt, oder in reinen Beständen das ganze 

weite Dünenfeld besiedelt hatten. Nennt man den Saxaúl den 

König der Wüstenflora, so kann man die Wüsten- oder Sandakazie 

mit der Königin der Wüste vergleichen. Von schlankem, vornehmen 

Wuchs mit silbrig graugrün schimmernden Gewande fällt sie angenehm 

in die Augen: königlich muß sie aussehen in der Blüte. 

Diese findet im Mai statt; leider hatte ich nicht die Gelegenheit die 

Sandakazie jemals blühend zu sehen; trotz eifrigen Suchens fand 

ich nur wenige halbvertrocknete Blütenstände vor, nur eine einzige 

Traube war noch halbwegs frisch. Die Blütentrauben sind ähnlich 

denen unseres Goldregens, nur sind die Blüten etwas kleiner u. von 

tief dunkelpurpurroter bis schwarzvioletter Farbe. Nach den zahlreichen 

vorgefundenen, dunklen u. noch unreifen Schoten zu schließen, 

müssen die Bäume mit Blüten dicht übersät gewesen sein u. es 

müssen Purpurrot u. Silbergrün prächtig mit dem weißen Sand u. 

dem tiefblauen Himmel harmoniert haben. Die Wüstenakazien waren 

hier nicht allzu hoch - 1 - 2 m - doch erreichen sie abseits von 

menschlichen Ansiedlungen bei ungestörtem Wachstum mehrere 

Meter Höhe. Saxaúl fand ich auf dem ganzen Wüstenfelde überhaupt 

nicht, vielleicht habe ich auch solchen übersehen; er war 

hier wie überall in Turkestan in der Nähe von dichten bewohnten 



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  • November 23, 2018 15:21:08 Gabriele Kister-Schuler

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    Wüstensees von ca 600 m Durchmesser. Er war an allen Seiten von hohen 

    Dünen umgeben, die ziemlich steil zum Wasser abfielen u. zwischen 

    diesem nur einen 1 - 2 m breiten Saum freiließen der spärlich mit 

    Gras bedeckt war u. flach im Wasser verlief; gegen die Dünen zu 

    war er stellenweise durch Tamarisken abgeschoßen. Wir lagerten nun 

    an einer etwas breiteren Stelle u. ich begann gleich nach einer kleinen 

    Stärkung u. Ruhepause meine Exkursion in die Dünen, in denen 

    ich, die kurze Mittagsrast abgerechnet, Vor u. Nachmittag ca 4 h lang 

    herumstrich. Sofort nach wenigen Schritten vom Ufer befand ich 

    mich Mitten [sic.] in einem Bestande von Wüstenakazien (Ammodendron 

    Conollyi; russ.  Kyrill. Text ..... kirg.turk. Kujan-Suck, Taf. 5/2a-c) 

    die mit Tamarisken gemischt, oder in reinen Beständen das ganze 

    weite Dünenfeld besiedelt hatten. Nennt man den Saxaúl den 

    König der Wüstenflora, so kann man die Wüsten- oder Sandakazie 

    mit der Königin der Wüste vergleichen. Von schlankem, vornehmen 

    Wuchs mit silbrig graugrün schimmernden Gewande fällt sie angenehm 

    in die Augen: königlich muß sie aussehen in der Blüte. 

    Diese findet im Mai statt; leider hatte ich nicht die Gelegenheit die 

    Sandakazie jemals blühend zu sehen; trotz eifrigen Suchens fand 

    ich nur wenige halbvertrocknete Blütenstände vor, nur eine einzige 

    Traube war noch halbwegs frisch. Die Blütentrauben sind ähnlich 

    denen unseres Goldregens, nur sind die Blüten etwas kleiner u. von 

    tief dunkelpurpurroter bis schwarzvioletter Farbe. Nach den zahlreichen 

    vorgefundenen, dunklen u. noch unreifen Schoten zu schließen, 

    müssen die Bäume mit Blüten dicht übersät gewesen sein u. es 

    müssen Purpurrot u. Silbergrün prächtig mit dem weißen Sand u. 

    dem tiefblauen Himmel harmoniert haben. Die Wüstenakazien waren 

    hier nicht allzu hoch - 1 - 2 m - doch erreichen sie abseits von 

    menschlichen Ansiedlungen bei ungestörtem Wachstum mehrere 

    Meter Höhe. Saxaúl fand ich auf dem ganzen Wüstenfelde überhaupt 

    nicht, vielleicht habe ich auch solchen übersehen; er war 

    hier wie überall in Turkestan in der Nähe von dichten bewohnten 


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