Kleiber Manuskript 01 - Vorwort - Pflanzenwelt Turkestans, item 26

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

26.

Schon zur Zeit der Fruchtreife begann sein Laub u. Rankenwerk 

zu welken u. dahinzuschwinden. Der Rest wurde erstickt durch 

eine neue Schlingpflanzenform, eine Clematisart (Clematis 

orientalis, Tafel 3./2a-c.), die eine nahe Verwandte unserer 

Waldrebe (Clematis  glandulosa) ist. Die orientalische Klematis, 

ebenfalls ein Kind des Tugai, löste den Kendyr im wahren Sinne 

des Wortes ab. Anfang Juli zeigten sich die ersten blühenden 

Pflanzen; je weiter jedoch der Kendyr seinem Ende entgegengieng [sic.], 

desto üppiger u. rascher entwickelte sich das Rankengewirr 

der Klematis, bis diese schließlich als Siegerin überall die Büsche 

u. Strauchmassen mit ihren gelben Blüten übersäete. Sie blühte bis 

in den September hinein u. entwickelte den ganzen Spätsommer u. 

Frühherbst hindurch ihre schönen, bis zur Reife verschiedenen 

Stadien durchmachenden Flugfrüchte (siehe Fig. 2b-c). Bald 

nach dem Abblühen einer Blüte enstand entstand aus dem grünen Büschel 

in ihrer Mitte ein länglicher weiß u. grüner Pinsel, der 

sich in eine sehr schöne, wie otreergrüne Seide schimmernde 

Fadenkrone auflöste. Beim Reifevorgang verwandelten sich die 

rundlichen Fäden derselben in zierliche, nun trockene, weiße 

Federchen auf, die bei voller Reife die überaus leichte Federkrone 

zusammensetzten u. den Samen als Steuer u. Segel auf ihrer 

Luftreise dienen sollten.  Die grünlichen Fäden u. reinweißen 

Federkronen der Klematis gaben dem Landschaftsbild des Steppenstreifens 

ein ganz eigenartiges Gepräge. Im Auffallenden 

Lichte sahen die Büsche wie mit einem weißen Blütenmeer 

übergossen aus oder es nickten die reifenden Fadenkronen 

mit ihren herabhängenden grünen Perücken wie kleine, 

gespenstische Meergreisköpfe von ihren luftigen Sitzen herab - 

wenigstens war dies der Eindruck, den sie auf mich hervorbrachten. 

Die allerdings selten auf dem Boden kriechenden 

Pflanzen erschienen mit weißen, duftigen Federballen überdeckt,

die bei windigem Wetter lustig nach allen Richtungen hin zustiebten.


Transcription saved

26.

Schon zur Zeit der Fruchtreife begann sein Laub u. Rankenwerk 

zu welken u. dahinzuschwinden. Der Rest wurde erstickt durch 

eine neue Schlingpflanzenform, eine Clematisart (Clematis 

orientalis, Tafel 3./2a-c.), die eine nahe Verwandte unserer 

Waldrebe (Clematis  glandulosa) ist. Die orientalische Klematis, 

ebenfalls ein Kind des Tugai, löste den Kendyr im wahren Sinne 

des Wortes ab. Anfang Juli zeigten sich die ersten blühenden 

Pflanzen; je weiter jedoch der Kendyr seinem Ende entgegengieng [sic.], 

desto üppiger u. rascher entwickelte sich das Rankengewirr 

der Klematis, bis diese schließlich als Siegerin überall die Büsche 

u. Strauchmassen mit ihren gelben Blüten übersäete. Sie blühte bis 

in den September hinein u. entwickelte den ganzen Spätsommer u. 

Frühherbst hindurch ihre schönen, bis zur Reife verschiedenen 

Stadien durchmachenden Flugfrüchte (siehe Fig. 2b-c). Bald 

nach dem Abblühen einer Blüte enstand entstand aus dem grünen Büschel 

in ihrer Mitte ein länglicher weiß u. grüner Pinsel, der 

sich in eine sehr schöne, wie otreergrüne Seide schimmernde 

Fadenkrone auflöste. Beim Reifevorgang verwandelten sich die 

rundlichen Fäden derselben in zierliche, nun trockene, weiße 

Federchen auf, die bei voller Reife die überaus leichte Federkrone 

zusammensetzten u. den Samen als Steuer u. Segel auf ihrer 

Luftreise dienen sollten.  Die grünlichen Fäden u. reinweißen 

Federkronen der Klematis gaben dem Landschaftsbild des Steppenstreifens 

ein ganz eigenartiges Gepräge. Im Auffallenden 

Lichte sahen die Büsche wie mit einem weißen Blütenmeer 

übergossen aus oder es nickten die reifenden Fadenkronen 

mit ihren herabhängenden grünen Perücken wie kleine, 

gespenstische Meergreisköpfe von ihren luftigen Sitzen herab - 

wenigstens war dies der Eindruck, den sie auf mich hervorbrachten. 

Die allerdings selten auf dem Boden kriechenden 

Pflanzen erschienen mit weißen, duftigen Federballen überdeckt,

die bei windigem Wetter lustig nach allen Richtungen hin zustiebten.



Transcription history
  • November 10, 2018 16:13:15 Eva Anna Welles (AUT)

    26.

    Schon zur Zeit der Fruchtreife begann sein Laub u. Rankenwerk 

    zu welken u. dahinzuschwinden. Der Rest wurde erstickt durch 

    eine neue Schlingpflanzenform, eine Clematisart (Clematis 

    orientalis, Tafel 3./2a-c.), die eine nahe Verwandte unserer 

    Waldrebe (Clematis  glandulosa) ist. Die orientalische Klematis, 

    ebenfalls ein Kind des Tugai, löste den Kendyr im wahren Sinne 

    des Wortes ab. Anfang Juli zeigten sich die ersten blühenden 

    Pflanzen; je weiter jedoch der Kendyr seinem Ende entgegengieng [sic.], 

    desto üppiger u. rascher entwickelte sich das Rankengewirr 

    der Klematis, bis diese schließlich als Siegerin überall die Büsche 

    u. Strauchmassen mit ihren gelben Blüten übersäete. Sie blühte bis 

    in den September hinein u. entwickelte den ganzen Spätsommer u. 

    Frühherbst hindurch ihre schönen, bis zur Reife verschiedenen 

    Stadien durchmachenden Flugfrüchte (siehe Fig. 2b-c). Bald 

    nach dem Abblühen einer Blüte enstand entstand aus dem grünen Büschel 

    in ihrer Mitte ein länglicher weiß u. grüner Pinsel, der 

    sich in eine sehr schöne, wie otreergrüne Seide schimmernde 

    Fadenkrone auflöste. Beim Reifevorgang verwandelten sich die 

    rundlichen Fäden derselben in zierliche, nun trockene, weiße 

    Federchen auf, die bei voller Reife die überaus leichte Federkrone 

    zusammensetzten u. den Samen als Steuer u. Segel auf ihrer 

    Luftreise dienen sollten.  Die grünlichen Fäden u. reinweißen 

    Federkronen der Klematis gaben dem Landschaftsbild des Steppenstreifens 

    ein ganz eigenartiges Gepräge. Im Auffallenden 

    Lichte sahen die Büsche wie mit einem weißen Blütenmeer 

    übergossen aus oder es nickten die reifenden Fadenkronen 

    mit ihren herabhängenden grünen Perücken wie kleine, 

    gespenstische Meergreisköpfe von ihren luftigen Sitzen herab - 

    wenigstens war dies der Eindruck, den sie auf mich hervorbrachten. 

    Die allerdings selten auf dem Boden kriechenden 

    Pflanzen erschienen mit weißen, duftigen Federballen überdeckt,

    die bei windigem Wetter lustig nach allen Richtungen hin zustiebten.


  • November 6, 2018 18:45:47 Gabriele Kister-Schuler

    26.

    Schon zur Zeit der Fruchtreife begann sein Laub u. Rankenwerk 

    zu welken u. dahinzuschwinden. Der Rest wurde erstickt durch 

    eine neue Schlingpflanzenform, eine Clematisart (Clematis 

    orientalis, Tafel 3./2a-c.), die eine nahe Verwandte unserer 

    Waldrebe (Clematis plamdulosa) ist. Die orientalische Klematis, 

    ebenfalls ein Kind des Tugai, löste den Kendyr im wahren Sinne 

    des Wortes ab. Anfang Juli zeigten sich die ersten blühenden 

    Pflanzen; je weiter jedoch der Kendyr seinem Ende entgegengieng [sic.], 

    desto üppiger u. rascher entwickelte sich das Rankengeworr 

    der Klematis, bis diese schließlich als Siegerin überall die Büsche 

    u. Strauchmassen mit ihren gelben Blüten übersäete. Sie blieb bis 

    in den September hinein u. entwickelte den ganzen Spätsommer u. 

    Frühhebst hindurch ihre schönen, bis zur Reife verschiedenen 

    Stadien durchmachenden Flugfrüchte (siehe Fig. 2b-c). Bald 

    nach dem Abblühen einer Blüte enstand entstand aus dem grünen Büschel 

    in ihrer Mitte ein länglicher weiß u. grüner Pinsel, der 

    sich in eine sehr schöne, wie otreergrüne Seide schimmernde 

    Fadenkrone auflöste. Beim Reifevorgang verwandelten sich die 

    rundlichen Fäden derselben in zierliche, nun trockene, weiße 

    Federchen auf, die bei voller Reife die u. heraus leichten Federkrone 

    zusammensetzten u. den Samen als Steuer u. Segel auf ihrer 

    Luftreise dienen sollten. (schwer verständlicher Satz)  Die grünlichen Fäden u. reinweißen 

    Federkronen der Klematis gaben dem Landschaftsbild des Steppenstreifens 

    ein ganz eigenartiges Gepräge. Im Auffallenden 

    Lichte sahen die Büsche wie mit einem weißen Blütenmeer 

    übergossen aus oder es nickten die reifenden Fadenkronen 

    mit ihren herabhängenden grünen Perücken wie kleine, 

    gespenstische Meergreisköpfe von ihren luftigen Sitzen herab - 

    wenigstens war dies der Eindruck, den sie auf mich hervorbrachten. 

    Die allerdings selten auf dem Boden kriechenden 

    Pflanzen erschienen mit weißen, duftigen Federballen überdeckt,

    die bei windigem Wetter lustig nach allen Richtungen hin zustiebten.



Description

Save description
  • 44.817607||65.5140073||

    Perowsk/Turkestan

    ||1
Location(s)
  • Story location Perowsk/Turkestan
Login and add location


ID
20836 / 235806
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
F&F
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Eastern Front

Login to add keywords
  • Prisoners of War

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note