Kleiber Manuskript 01 - Vorwort - Pflanzenwelt Turkestans, item 7

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Steppenflora ist der Mangel einer geschlossenen Pflanzendecke. So fand

ich in der ganzen Oase Perowsk Rasen nach heimischen Begriffen 

bloß im Ausmaße von einigen m² vor einem Hause gegenüber dem

Bahnhof, sonst in der Steppe höchstens hie u. da an einer tiefer

liegenden Stelle im Schatten eines Busches einen ganz kleinen Rasenfleck.

In der Steppe glaubt man oft von weitem eine zusammenhängende

grüne Vegetationsmasse zu sehen, doch findet man 

bald beim Näherkommen, daß die einzelnen Pflanzen in größeren

Zwischenräumen sitzen. Diese hervorstehende Eigenschaft ist es

besonders, welche den trostlosen Eindruck bedingt, den das Land

in seinem weitaus größten Teile auf den Fremden macht. Wie

schon gesagt, gehört die Herrschaft im Lande der Wüsten- u. Steppenvegetation.

Zwischen den Begriffen Steppe u. Wüste läßt sich

keine scharfe Grenze ziehen, aber mancherlei Anzeichen stellen die

zentralasiatischen Ebenen eher zu den Wüsten. Das Fehlen der Grasbedeckung,

die sich stellenweise bloß im ersten Frühling zeigt, der

Reichtum der Bodenschichten an lösbaren Salzen, die weite Verbreitung

der Flugsande u. die Seltenheit der Baumformen

nähern die turkestanischen Ebenen an die Wüsten an u. machen

sie den parmatischen u. ungarischen Steppen durchaus unähnlich,

doch stehen letzteren Steppen näher die lössigen Areale. 

       Die frühe Jahreszeit (erste Hälfte April 1915) während

meiner Reise von den Grenzen Europas nach Taschkent war zu

Naturbeobachtung wenig geeignet. Erst hinter Orenburg

begann die Schneedecke, die ganz Russland noch bedeckte, zu

verschwinden, doch waren die Ufer des Aralsees, einige vorjährige,

vertrocknete Büschel abgerechnet, vollkommen kahl. Hinter dem

Aral bekam die braune Tonsteppe einen schwachen, grünlichen

Schimmer, der nach Süden zu immer stärker wurde. Schon in den

letzten russischen Städten wie Samara u. Orenburg sah ich bei den

Passagieren der aus Taschkent kommenden Zuge blühenden Flie-

der u. andere Blumen u. stellte ich mir, wohl auch infolge der

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Steppenflora ist der Mangel einer geschlossenen Pflanzendecke. So fand

ich in der ganzen Oase Perowsk Rasen nach heimischen Begriffen 

bloß im Ausmaße von einigen m² vor einem Hause gegenüber dem

Bahnhof, sonst in der Steppe höchstens hie u. da an einer tiefer

liegenden Stelle im Schatten eines Busches einen ganz kleinen Rasenfleck.

In der Steppe glaubt man oft von weitem eine zusammenhängende

grüne Vegetationsmasse zu sehen, doch findet man 

bald beim Näherkommen, daß die einzelnen Pflanzen in größeren

Zwischenräumen sitzen. Diese hervorstehende Eigenschaft ist es

besonders, welche den trostlosen Eindruck bedingt, den das Land

in seinem weitaus größten Teile auf den Fremden macht. Wie

schon gesagt, gehört die Herrschaft im Lande der Wüsten- u. Steppenvegetation.

Zwischen den Begriffen Steppe u. Wüste läßt sich

keine scharfe Grenze ziehen, aber mancherlei Anzeichen stellen die

zentralasiatischen Ebenen eher zu den Wüsten. Das Fehlen der Grasbedeckung,

die sich stellenweise bloß im ersten Frühling zeigt, der

Reichtum der Bodenschichten an lösbaren Salzen, die weite Verbreitung

der Flugsande u. die Seltenheit der Baumformen

nähern die turkestanischen Ebenen an die Wüsten an u. machen

sie den parmatischen u. ungarischen Steppen durchaus unähnlich,

doch stehen letzteren Steppen näher die lössigen Areale. 

       Die frühe Jahreszeit (erste Hälfte April 1915) während

meiner Reise von den Grenzen Europas nach Taschkent war zu

Naturbeobachtung wenig geeignet. Erst hinter Orenburg

begann die Schneedecke, die ganz Russland noch bedeckte, zu

verschwinden, doch waren die Ufer des Aralsees, einige vorjährige,

vertrocknete Büschel abgerechnet, vollkommen kahl. Hinter dem

Aral bekam die braune Tonsteppe einen schwachen, grünlichen

Schimmer, der nach Süden zu immer stärker wurde. Schon in den

letzten russischen Städten wie Samara u. Orenburg sah ich bei den

Passagieren der aus Taschkent kommenden Zuge blühenden Flie-

der u. andere Blumen u. stellte ich mir, wohl auch infolge der


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  • October 14, 2018 11:40:03 Gabriele Kister-Schuler

    Steppenflora ist der Mangel einer geschlossenen Pflanzendecke. So fand

    ich in der ganzen Oase Perowsk Rasen nach heimischen Begriffen 

    bloß im Ausmaße von einigen m² vor einem Hause gegenüber dem

    Bahnhof, sonst in der Steppe höchstens hie u. da an einer tiefer

    liegenden Stelle im Schatten eines Busches einen ganz kleinen Rasenfleck.

    In der Steppe glaubt man oft von weitem eine zusammenhängende

    grüne Vegetationsmasse zu sehen, doch findet man 

    bald beim Näherkommen, daß die einzelnen Pflanzen in größeren

    Zwischenräumen sitzen. Diese hervorstehende Eigenschaft ist es

    besonders, welche den trostlosen Eindruck bedingt, den das Land

    in seinem weitaus größten Teile auf den Fremden macht. Wie

    schon gesagt, gehört die Herrschaft im Lande der Wüsten- u. Steppenvegetation.

    Zwischen den Begriffen Steppe u. Wüste läßt sich

    keine scharfe Grenze ziehen, aber mancherlei Anzeichen stellen die

    zentralasiatischen Ebenen eher zu den Wüsten. Das Fehlen der Grasbedeckung,

    die sich stellenweise bloß im ersten Frühling zeigt, der

    Reichtum der Bodenschichten an lösbaren Salzen, die weite Verbreitung

    der Flugsande u. die Seltenheit der Baumformen

    nähern die turkestanischen Ebenen an die Wüsten an u. machen

    sie den parmatischen u. ungarischen Steppen durchaus unähnlich,

    doch stehen letzteren Steppen näher die lössigen Areale. 

           Die frühe Jahreszeit (erste Hälfte April 1915) während

    meiner Reise von den Grenzen Europas nach Taschkent war zu

    Naturbeobachtung wenig geeignet. Erst hinter Orenburg

    begann die Schneedecke, die ganz Russland noch bedeckte, zu

    verschwinden, doch waren die Ufer des Aralsees, einige vorjährige,

    vertrocknete Büschel abgerechnet, vollkommen kahl. Hinter dem

    Aral bekam die braune Tonsteppe einen schwachen, grünlichen

    Schimmer, der nach Süden zu immer stärker wurde. Schon in den

    letzten russischen Städten wie Samara u. Orenburg sah ich bei den

    Passagieren der aus Taschkent kommenden Zuge blühenden Flie-

    der u. andere Blumen u. stellte ich mir, wohl auch infolge der

  • October 10, 2018 09:03:36 Gabriele Kister-Schuler

    Steppenflora ist der Mangel einer geschlossenen Pflanzendecke. So fand

    ich in der ganzen Oase Perowsk Rasen nach heimischen Begriffen 

    bloß im Ausmaße von einigen m² vor einem Hause gegenüber dem

    Bahnhof, sonst in der Steppe höchstens hie u. da an einer tiefer

    liegenden Stelle im Schatten eines Busches einen ganz kleinen Rasen-

    fleck. In der Steppe glaubt man oft von weitem eine zusammen-

    hängende grüne Vegetationsmasse zu sehen, doch findet man 

    bald beim Näherkommen, daß die einzelnen Pflanzen in größeren

    Zwischenräumen sitzen. Diese hervorstehende Eigenschaft ist es

    besonders, welche den trostlosen Eindruck bedingt, den das Land

    in seinem weitaus größten Teile auf den Fremden macht. Wie

    schon gesagt, gehört die Herrschaft im Lande der Wüsten- u. Step-

    penvegetation. Zwischen den Begriffen Steppe u. Wüste läßt sich

    keine scharfe Grenze ziehen, aber mancherlei Anzeichen stellen die

    zentralasiatischen Ebenen eher zu den Wüsten. Das Fehlen der Gras-

    bedeckung, die sich stellenweise bloß im ersten Frühling zeigt, der

    Reichtum der Bodenschichten an lösbaren Salzen, die weite Ver-

    breitung der Flugsande u. die Seltenheit der Baumformen

    nähern die turkestanischen Ebenen an die Wüsten an u. ma-

    chen sie den parmatischen u. ungarischen Steppen durchaus un-

    ähnlich, doch stehen letzteren Steppen näher die lössigen Areale. 

           Die frühe Jahreszeit (erste Hälfte April 1915) während

    meiner Reise von den Grenzen Europas nach Taschkent war zu

    Naturbeobachtung wenig geeignet. Erst hinter Orenburg

    begann die Schneedecke, die ganz Russland noch bedeckte, zu

    verschwinden, doch waren die Ufer des Oralsees, einige vorjährige,

    vertrocknete Büschel abgerechnet, vollkommen kahl. Hinter dem

    Oral bekam die braune Tonsteppe einen schwachen, grünlichen

    Schimmer, der nach Süden zu immer stärker wurde. Schon in den

    letzten russischen Städten wie Samara u. Orenburg sah ich bei den

    Passagieren der aus Taschkent kommenden Zuge blühenden Flie-

    der u. andere Blumen u. stellte ich mir, wohl auch infolge der


  • October 9, 2018 13:56:12 Gabriele Kister-Schuler

    Steppenflora ist der Mangel einer geschlossenen Pflanzendecke. So fand

    ich in der ganzen Oase Perowsk Rasen nach heimischen Begriffen 

    bloß im Ausmaße von einigen m² vor einem Hause gegenüber dem

    Bahnhof, sonst in der Steppe höchstens hie u. da an einer tiefer

    liegenden Stelle im Schatten eines Busches einen ganz kleinen Rasen-

    fleck. In der Steppe glaubt man oft von weitem eine zusammen-

    hausende grüne Vegetationsmasse zu sehen, doch findet man 

    bald beim Näherkommen, daß die einzelnen Pflanzen in größeren

    Zwischenräumen sitzen. Diese hervorstehende Eigenschaft ist es

    besonders, welche den trostlosen Eindruck bedingt, den das Land

    in seinem weitaus größten Teile auf den Fremden macht. Wie

    schon gesagt, gehört die Herrschaft im Lande der Wüsten- u. Step-

    penvegetation. Zwischen den Begriffen Steppe u. Wüste läßt sich

    keine scharfe Grenze ziehen, aber mancherlei Anzeichen stellen die

    zentralasiatischen Ebenen eher zu den Wüsten. Das Fehlen der Gras-

    bedeckung, die sich stellenweise bloß im ersten Frühling zeigt, der

    Reichtum der Bodenschichten an lösbaren Salzen, die weite Ver-

    breitung der Flugsande u. die Seltenheit der Baumformen

    nähern die turkestanischen Ebenen an die Wüsten an u. ma-

    chen sie den parmatischen u. ungarischen Steppen durchaus un-

    ähnlichen, doch stehen letzteren Steppen näher die lössigen Areale. 

           Die frühe Jahreszeit (erste Hälfte April 1915) während

    meiner Reise von den Grenzen Europas nach Taschkent war zu

    Naturbeobachtung wenig geeignet. Erst hinter Orenburg

    begann die Schneedecke, die ganz Russland noch bedeckte, zu

    verschwinden, doch waren die Ufer des Oralsees, einige vorjährige,

    vertrocknete Büschel abgerechnet, vollkommen kahl. Hinter dem

    Oral bekam die braune Tonsteppe einen schwachen, grünlichen

    Schimmer, der nach Süden zu immer stärker wurde. Schon in den

    letzten russischen Städten wie Samara u. Orenburg sah ich bei den

    Passagieren der aus Taschkent kommenden Zuge blühenden Flie-

    der u. andere Blumen u. stellte ich mir, wohl auch infolge der


  • October 8, 2018 15:31:54 Johanna Rustler

    Steppenflora ist der Mangel einer geschlossenen Pflanzendecke. So fand

    ich in der ganzen Oase Perowsk Rasen nach heimischen Begriffen 

    bloß im Ausmaße von einigen missingvor einem Hause gegenüber dem

    Bahnhof, sonst in der Steppe höchstens hie u. da an einer tiefer

    liegenden Stelle im Schatten eines Busches einen ganz kleinen Rasen-

    fleck. In der Steppe glaubt man oft von weitem eine zusammen-

    hausende grüne Vegetationsmasse zu sehen, doch findet man 

    bald beim Näherkommen, daß die einzelnen Pflanzen in größeren

    Zwischenräumen sitzen. Diese hervorstehende Eigenschaft ist es

    besonders, welche den trostlosen Eindruck bedingt, den das Land

    in seinem weitaus größten Teile auf den Fremden macht. Wie

    schon gesagt, gehört die Herrschaft im Lande der Wüsten- u. Step-

    penvegetation. Zwischen den Begriffen Steppe u. Wüste läßt sich

    keine scharfe Grenze ziehen, aber mancherlei Anzeichen stellen die

    zentralasiatischen Ebenen eher zu den Wüsten. Das Fehlen der Gras-

    bedeckung, die sich stellenweise bloß im ersten Frühling zeigt, der

    Reichtum der Bodenschichten an lösbaren Salzen, die weite Ver-

    breitung der Flugsande u. die Seltenheit der Baumformen

    nähern die turkestanischen Ebenen an die Wüsten an u. ma-

    chen sie den parmatischen u. ungarischen Steppen durchaus un-

    ähnlichen, doch stehen letzteren Steppen näher die lössigen Areale. 

           Die frühe Jahreszeit (erste Hälfte April 1915) während

    meiner Reise von den Grenzen Europas nach Taschkent war zu

    Naturbeobachtung wenig geeignet. Erst hinter Orenburg

    begann die Schneedecke, die ganz Russland noch bedeckte, zu

    verschwinden, doch waren die Ufer des Oralsees, einige vorjährige,

    vertrocknete Büschel abgerechnet, vollkommen kahl. Hinter dem

    Oral bekam die braune Tonsteppe einen schwachen, grünlichen

    Schimmer, der nach Süden zu immer stärker wurde. Schon in den

    letzten russischen Städten wie Samara u. Orenburg sah ich bei den

    Passagieren der aus Taschkent kommenden Zuge blühenden Flie-

    der u. andere Blumen u. stellte ich mir, wohl auch infolge der


Description

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  • 53.2415041||50.2212463||

    Samara

  • 51.7666482||55.1004538||

    Orenburg

  • 44.817607||65.5140073||

    Perowsk/Turkestan

    ||1
Location(s)
  • Story location Perowsk/Turkestan
  • Document location Samara
  • Additional document location Orenburg
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ID
20836 / 235775
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
F&F
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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