Kleiber Manuskript 02 - Pflanzenwelt der Oase Osch, item 8

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erschien mir besonders interessant, weil erstens einmal die Berggruppen

völlig isoliert dastehen u. daher ein Vorkommen von alpinen Relikten wahrscheinlich

schien u. zweitens in Folge ihrer geringen Höhe eine Mischung

mit der Löss- bzw. Bergsteppenflora des unter ihnen liegenden Landes

zu erwarten war; beide Voraussetzungen trafen auch ein, denn Bergazalee,

Winterling, Wolfsmilch u. sicherlich auch eine oder die andere Liliacee

sind zweifellos Bewohner höherer u. felsiger Gebirgsregionen, ebenso

ist der Einfluß der Bergsteppenflora unverkennbar. Es hat mir sehr

leid getan, daß sich, obwohl ich beide Horste das ganze Jahr sozusagen

vor der Nase hatte, ihre Pflanzenwelt nicht in den verschiedenen

Jahreszeiten beobachten konnte u. nur so Weniges von ihr gesehen habe.

           Die wenigen, vorschriftsmäßigen, gemeinsamen Spaziergänge

des Frühlings 1917, die mich auf den geheiligten Berg Salomons gebracht

hatten, führten mich auch in die nähere Umgebung der Stadt Osch,

an den Ak-buré u. auf die nächstliegenden, mit Feldern u. Kischlatts

bedeckten Lösshügel. Die wenigen noch vielfach kahlen Hänge der

letzteren, sowie die Weg- u. Arikränder waren von einer Pflanzenwelt

bedeckt, die zum Teil aus den weit über den gemässigten Teil der alten

Welt verbreiteten, gemeinsamen Unkrauten bestand, zum Teil jedoch Angehörige

einer mittelländischen, südlichen Flora aufwies, von denen

einzelne sicherlich den turanischen Bergsteppen eigentümlich waren.

Eine mir von Perowsk her gänzlich unbekannte Erscheinung war das

Vorhandensein einer, wenn auch manchmal spärlichen Grasnarbe, die

sowohl die lössigen Areale, als auch namentlich die Weg- u. Arikränder - u. hier

oft üppig u. sich teilweise bis in den Herbst erhaltend - bedeckte.

Von den an allen Ecken u. Enden, besonders jedoch in der Nähe von Feldern

wachsenden, weitverbreiteten Unkräutern sind besonders zu erwähnen

die schon Ende März blühenden: stengelumfassende Taubnessel,

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erschien mir besonders interessant, weil erstens einmal die Berggruppen

völlig isoliert dastehen u. daher ein Vorkommen von alpinen Relikten wahrscheinlich

schien u. zweitens in Folge ihrer geringen Höhe eine Mischung

mit der Löss- bzw. Bergsteppenflora des unter ihnen liegenden Landes

zu erwarten war; beide Voraussetzungen trafen auch ein, denn Bergazalee,

Winterling, Wolfsmilch u. sicherlich auch eine oder die andere Liliacee

sind zweifellos Bewohner höherer u. felsiger Gebirgsregionen, ebenso

ist der Einfluß der Bergsteppenflora unverkennbar. Es hat mir sehr

leid getan, daß sich, obwohl ich beide Horste das ganze Jahr sozusagen

vor der Nase hatte, ihre Pflanzenwelt nicht in den verschiedenen

Jahreszeiten beobachten konnte u. nur so Weniges von ihr gesehen habe.

           Die wenigen, vorschriftsmäßigen, gemeinsamen Spaziergänge

des Frühlings 1917, die mich auf den geheiligten Berg Salomons gebracht

hatten, führten mich auch in die nähere Umgebung der Stadt Osch,

an den Ak-buré u. auf die nächstliegenden, mit Feldern u. Kischlatts

bedeckten Lösshügel. Die wenigen noch vielfach kahlen Hänge der

letzteren, sowie die Weg- u. Arikränder waren von einer Pflanzenwelt

bedeckt, die zum Teil aus den weit über den gemässigten Teil der alten

Welt verbreiteten, gemeinsamen Unkrauten bestand, zum Teil jedoch Angehörige

einer mittelländischen, südlichen Flora aufwies, von denen

einzelne sicherlich den turanischen Bergsteppen eigentümlich waren.

Eine mir von Perowsk her gänzlich unbekannte Erscheinung war das

Vorhandensein einer, wenn auch manchmal spärlichen Grasnarbe, die

sowohl die lössigen Areale, als auch namentlich die Weg- u. Arikränder - u. hier

oft üppig u. sich teilweise bis in den Herbst erhaltend - bedeckte.

Von den an allen Ecken u. Enden, besonders jedoch in der Nähe von Feldern

wachsenden, weitverbreiteten Unkräutern sind besonders zu erwähnen

die schon Ende März blühenden: stengelumfassende Taubnessel,


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  • October 17, 2018 19:41:00 Gabriele Kister-Schuler

    erschien mir besonders interessant, weil erstens einmal die Berggruppen

    völlig isoliert dastehen u. daher ein Vorkommen von alpinen Relikten wahrscheinlich

    schien u. zweitens in Folge ihrer geringen Höhe eine Mischung

    mit der Löss- bzw. Bergsteppenflora des unter ihnen liegenden Landes

    zu erwarten war; beide Voraussetzungen trafen auch ein, denn Bergazalee,

    Winterling, Wolfsmilch u. sicherlich auch eine oder die andere Liliacee

    sind zweifellos Bewohner höherer u. felsiger Gebirgsregionen, ebenso

    ist der Einfluß der Bergsteppenflora unverkennbar. Es hat mir sehr

    leid getan, daß sich, obwohl ich beide Horste das ganze Jahr sozusagen

    vor der Nase hatte, ihre Pflanzenwelt nicht in den verschiedenen

    Jahreszeiten beobachten konnte u. nur so Weniges von ihr gesehen habe.

               Die wenigen, vorschriftsmäßigen, gemeinsamen Spaziergänge

    des Frühlings 1917, die mich auf den geheiligten Berg Salomons gebracht

    hatten, führten mich auch in die nähere Umgebung der Stadt Osch,

    an den Ak-buré u. auf die nächstliegenden, mit Feldern u. Kischlatts

    bedeckten Lösshügel. Die wenigen noch vielfach kahlen Hänge der

    letzteren, sowie die Weg- u. Arikränder waren von einer Pflanzenwelt

    bedeckt, die zum Teil aus den weit über den gemässigten Teil der alten

    Welt verbreiteten, gemeinsamen Unkrauten bestand, zum Teil jedoch Angehörige

    einer mittelländischen, südlichen Flora aufwies, von denen

    einzelne sicherlich den turanischen Bergsteppen eigentümlich waren.

    Eine mir von Perowsk her gänzlich unbekannte Erscheinung war das

    Vorhandensein einer, wenn auch manchmal spärlichen Grasnarbe, die

    sowohl die lössigen Areale, als auch namentlich die Weg- u. Arikränder - u. hier

    oft üppig u. sich teilweise bis in den Herbst erhaltend - bedeckte.

    Von den an allen Ecken u. Enden, besonders jedoch in der Nähe von Feldern

    wachsenden, weitverbreiteten Unkräutern sind besonders zu erwähnen

    die schon Ende März blühenden: stengelumfassende Taubnessel,

  • October 12, 2018 14:29:05 Gabriele Kister-Schuler

    erschien mir besonders interessant, weil erstens einmal die Berggruppen

    völlig isoliert dastehen u. daher ein Vorkommen von alpinen Relikten wahrscheinlich

    schien u. zweitens in Folge ihrer geringen Höhe eine Mischung

    mit der Löss- bzw. Bergsteppenflora des unter ihnen liegenden Landes

    zu erwarten war; beide Voraussetzungen trafen auch ein, denn Bergazalee,

    Winterling, Wolfsmilch u. sicherlich auch eine oder die andere Liliacee

    sind zweifellos Bewohner höherer u. felsiger Gebirgsregionen, ebenso

    ist der Einfluß der Bergsteppenflora unverkennbar. Es hat mir sehr

    leid getan, daß sich, obwohl ich beide Horste das ganze Jahr sozusagen

    vor der Nase hatte, ihre Pflanzenwelt nicht in den verschiedenen

    Jahreszeiten beobachten konnte u. nur so Weniges von ihr gesehen habe.

               Die wenigen, vorschriftsmäßigen, gemeinsamen Spaziergänge

    des Frühlings 1917, die mich auf den geheiligten Berg Salomons gebracht

    hatten, führten mich auch in die nähere Umgebung der Stadt Osch,

    an den Ak-buré u. auf die nächstliegenden, mit Feldern u. Kischlatts

    bedeckten Lösshügel. Die wenigen noch vielfach kahlen Hänge der

    letzteren, sowie die Weg- u. Arikränder waren von einer Pflanzenwelt

    bedeckt, die zum Teil aus den weit über den gemässigten Teil der alten

    Welt verbreiteten, gemeinsamen Unkrauten bestand, zum Teil jedoch Angehörige

    einer mittelländischen, südlichen Flora aufwies, von denen

    einzelne sicherlich den turanischen Bergsteppen eigentümlich waren.

    Eine mir von Perowsk her gänzlich unbekannte Erscheinung war das

    Vorhandensein einer, wenn auch manchmal spärlichen Grasnarbe, die

    sowohl die lössigen Areale, als auch namentlich die Weg- u. Arikränder - u. hier

    oft üppig u. sich teilweise bis in den Herbst erhaltend - bedeckte.

    Von den an allen Ecken u. Enden, besonders jedoch in der Nähe von Feldern

    wachsenden, weitverbreiteten Unkrauten sind besonders zu erwähnen

    die schon Ende März blühenden: stengelumfassende Taubnessel,


  • October 11, 2018 22:01:29 Gabriele Kister-Schuler

    erschien mir besonders interessant, weil erstens einmal die Berggruppen

    völlig isoliert dastehen u. daher ein Vorkommen von alpinen Relikten wahrscheinlich

    schien u. zweitens in Folge ihrer geringen Höhe eine Mischung

    mit der Löss- bzw. Bergsteppenflora des unter ihnen liegenden Landes

    zu erwarten war; beide Voraussetzungen trafen auch ein, denn Bergazalee,

    Winterling, Wolfsmilch u. sicherlich auch eine oder die andere Liliacee

    sind zweifellos Bewohner höherer u. felsiger Gebirgsregionen, ebenso

    ist der Einfluß der Bergsteppenflora unverkennbar. Es hat mir sehr

    leid getan, daß sich, obwohl ich beide Horste das ganze Jahr sozusagen

    vor der Nase hatte, ihre Pflanzenwelt nicht in den verschiedenen

    Jahreszeiten beobachten konnte u. nur so Weniges von ihr gesehen habe.

           













  • October 11, 2018 22:01:14 Gabriele Kister-Schuler

    erschien mir besonders interessant, weil erstens einmal die Berggruppen

    völlig isoliert dastehen u. daher ein Vorkommen von alpinen Relikten wahrscheinlich

    schien u. zweitens in Folge ihrer geringen Höhe eine Mischung

    mit der Löss- bzw. Bergsteppenflora des unter ihnen liegenden Landes

    zu erwarten war; beide Voraussetzungen trafen auch ein, denn Bergazalee,

    Winterling, Wolfsmilch u. sicherlich auch eine oder die andere Liliacee

    sind zweifellos Bewohner höherer u. felsiger Gebirgsregionen, ebenso

    ist der Einfluß der Bergsteppenflora unverkennbar. Es hat mir sehr

    leid getan, daß sich, obwohl ich beide Horste das ganze Jahr sozusagen

    vor der Nase hatte, ihre Pflanzenwelt nicht in den verschiedenen

    Jahreszeiten beobachten konnte u. nur so Weniges von ihr gesehen habe.














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20834 / 235718
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