Foto, Militärpass und Kriegstagebuch von Hans Julius Kähler (09.12.1895-19.02.1972) , item 44
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gewöhnt war, wie eine Art Heimweh überkam. Und nun das unendlich viele Militär aller
möglich Truppengattungen. In der Kaserne angekommen, wurden wir in zwei Depots verteilt.
Ich hatte das Glück, wie mir die schon älteren Kameraden sagten, in das erst Rekrutendepot zu
kommen. Nun erhielten wir noch unseren Korporalschaftsführer, mit dem hatte ich nicht
gerade das meiste Glück, wie ich später bemerken mußte. Die ersten Tage, die nun folgten,
gingen schnell vorüber. 3 Tage lang wurden wir eingekleidet und am Montag ging es im
strömenden Regen zum erstenmal zum Exerzierplatz. Daran reihten sich die ersten 14 Tage,
die in sengender Sonnenglut stattfanden und die uns stets in Schweiß badeten. Außerdem
konnten wir des Morgens beim Aufstehen kaum unsere Glieder rühren. Nun wurde der Dienst
ziemlich regelmäßig. Morgens um 4,30 Uhr Wecken (das fiel mir noch etwas schwer). Dann
eine Stunde Unterricht, von 7,30 bis 11 Uhr exerzieren nachmittags von 14,30 bis 17,30 Uhr
wieder exerzieren, eine Stunde Gewehrreinigen und um 18,45 Uhr Parole. Dann wurde sich
nach dem Abendessen hingesetzt bis 21 Uhr. Der Dienst war stramm. Außerdem hatten wir
viel zu leiden unter der Schwerfälligkeit einiger meiner Kameraden, für deren Fehler wirverantwortlich gemacht wurden. Nun kann ich weitere Einzelheiten nicht anführen, da es zuviel
werden würde und ich nicht rechtzeitig angefangen habe, die Ereignisse aufzuschreiben. Ich
werde nur das aufschreiben, was mir gerade einfällt.
Schon nach kurzer Zeit fing die Korporalschaft an zusammenzuschmelzen, da einige unserer
Kameraden den Anstrengungen des Dienstes nicht gewachsen waren und z.T. auch durch das
Impfen krank wurden. Nach 6 Wochen ungefähr waren wir von den anfangs 17 Mann nur noch
6 - 8 Aktive. Das Scharfschießen ging verhä1tnismäßig schnell. Ich habe sämtliche Übungen
gleich erfüllt. Auch das Exerzieren fiel mir leichter als den anderen, da ich doch früh geturnt
und mich an den Landsturmübungen beteiligt habe. Ich genoß sogar den Vorzug, von dem
Unteroffizier zu seinen zwei bis drei Besten zu zählen. Ich kann mich aber ohne
Selbstüberhebung rühmen, daß ich allen anderen etwas vormachen konnte. Um von derKameradschaftlichkeit noch etwas zu schreiben, muß ich sagen, daß diese sehr viel zu
wünschen übrig ließ. Da kam eines Tages Befehl, vom Depot müßten 50 Mann fort ins Feldrekrutendepot Beverloo in Belgien. Daran müßten auch drei Mann von uns glauben
und zwar Rieck, Pink und Mirykl 10 Tage später kam Uhrmeyer zur Maschinengewehr-Abteilung
Am 1. Juli 1916 hieß es plötzlich es geht morgen nach Oberhofen, was dann auch wahr wurde.
Morgens um 3 Uhr feldmarschmäßig mit allem möglichen Klimbim im Tornister ging es los
und um 11 Uhr waren wir da und hatten 32 km zurückgelegt. In Oberhofen wurden wir in
großen Baracken untergebracht. Nun begann für uns eine grausame Woche. Der ganze
ungeheuere Truppenübungsplatz bestand ans Sandboden und glich einer Wüste. Es hat uns
mächtig Schweiß gekostet, in dem Sand zu marschieren und zu laufen. Wir waren froh, am
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gewöhnt war, wie eine Art Heimweh überkam. Und nun das unendlich viele Mi1itär aller
möglich Truppengattungen. In der Kaserne angekommen, wurden wir in zwei Depots verteilt.
Ich hatte das Glück, wie mir die schon älteren Kameraden sagten, in das erst Rekrutendepot zu
kommen. Nun erhielten wir noch unseren Korporalschaftsführer, mit dem hatte ich nicht
gerade das meiste Glück, wie ich später bemerken mußte. Die ersten Tage, die nun folgten,
gingen schnell vorüber. 3 Tage lang wurden wir eingekleidet und am Montag ging es im
strömenden Regen zum erstenmal zum Exerzierplatz. Daran reihten sich die ersten 14 Tage,
die in sengender Sonnenglut stattfanden und die uns stets in Schweiß badeten. Außerdem
konnten wir des Morgens beim Aufstehen kaum unsere Glieder rühren. Nun wurde der Dienst
ziemlich rege1mäßig. Morgens um 4,30 Uhr Wecken (das fiel mir noch etwas schwer). Dann
eine Stunde Unterricht, von 7,30 bis 11 Uhr exerzieren nachmittags von 14,30 bis 17,30 Uhr
wieder exerzieren, eine Stunde Gewehrreinigen und um 18,45 Uhr Parole. Dann wurde sich
nach dem Abendessen hingesetzt bis 21 Uhr. Der Dienst war stramm. Außerdem hatten wir
viel zu leiden unter der Schwerfälligkeit einiger meiner Kameraden, für deren Fehler wirverantwortlich gemacht wurden. Nun kann ich weitere Einzelheiten nicht anführen, da es zuviel
werden würde und ich nicht rechtzeitig angefangen habe, die Ereignisse aufzuschreiben. Ich
werde nur das aufschreiben, was mir gerade einfällt.
Schon nach kurzer Zeit fing die Korporalschaft an zusammenzuschmelzen, da einige unserer
Kameraden den Anstrengungen des Dienstes nicht gewachsen waren und z.T. auch durch das
Impfen krank wurden. Nach 6 Wochen ungefähr waren wir von den anfangs 17 Mann nur noch
6 - 8 Aktive. Das Scharfschießen ging verhä1tnismäßig schnell. Ich habe sämtliche Übungen
gleich erfüllt. Auch das Exerzieren fiel mir leichter als den anderen, da ich doch früh geturnt
und mich an den Landsturmübungen beteiligt habe. Ich genoß sogar den Vorzug, von dem
Unteroffizier zu seinen zwei bis drei Besten zu zählen. Ich kann mich aber ohne
Selbstüberhebung rühmen, daß ich allen anderen etwas vormachen konnte. Um von derKameradschaftlichkeit noch etwas zu schreiben, muß ich sagen, daß diese sehr viel zu
wünschen übrig ließ. Da kam eines Tages Befehl, vom Depot müßten 50 Mann fort ins Feldrekrutendepot Beverloo in Belgien. Daran müßten auch drei Mann von uns glauben
und zwar Rieck, Pink und Mirykl 10 Tage später kam Uhrmeyer zur Maschinengewehr-Abteilung
Am 1. Juli 1916 hieß es plötzlich es geht morgen nach Oberhofen, was dann auch wahr wurde.
Morgens um 3 Uhr feldmarschmäßig mit allem möglichen Klimbim im Tornister ging es los
und um 11 Uhr waren wir da und hatten 32 km zurückgelegt. In Oberhofen wurden wir in
großen Baracken untergebracht. Nun begann für uns eine grausame Woche. Der ganze
ungeheuere Truppenübungsplatz bestand ans Sandboden und glich einer Wüste. Es hat uns
mächtig Schweiß gekostet, in dem Sand zu marschieren und zu laufen. Wir waren froh, am
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gewöhnt war, wie eine Art Heimweh überkam. Und nun das unendlich viele Mi1itär aller
möglich Truppengattungen. In der Kaserne angekommen, wurden wir in zwei Depots verteilt.
Ich hatte das Glück, wie mir die schon älteren Kameraden sagten, in das erst Rekrutendepot zu
kommen. Nun erhielten wir noch unseren Korporalschaftsführer, mit dem hatte ich nicht
gerade das meiste Glück, wie ich später bemerken mußte. Die ersten Tage, die nun folgten,
gingen schnell vorüber. 3 Tage lang wurden wir eingekleidet und am Montag ging es im
strömenden Regen zum erstenmal zum Exerzierplatz. Daran reihten sich die ersten 14 Tage,
die in sengender Sonnenglut stattfanden und die uns stets in Schweiß badeten. Außerdem
konnten wir des Morgens beim Aufstehen kaum unsere Glieder rühren. Nun wurde der Dienst
ziemlich rege1mäßig. Morgens um 4,30 Uhr Wecken (das fiel mir noch etwas schwer). Dann
eine Stunde Unterricht, von 7,30 bis 11 Uhr exerzieren nachmittags von 14,30 bis 17,30 Uhr
wieder exerzieren, eine Stunde Gewehrreinigen und um 18,45 Uhr Parole. Dann wurde sich
nach dem Abendessen hingesetzt bis 21 Uhr. Der Dienst war stramm. Außerdem hatten wir
viel zu leiden unter der Schwerfälligkeit einiger meiner Kameraden, für deren Fehler wirverantwortlich gemacht wurden. Nun kann ich weitere Einzelheiten nicht anführen, da es zuviel
werden würde und ich nicht rechtzeitig angefangen habe, die Ereignisse aufzuschreiben. Ich
werde nur das aufschreiben, was mir gerade einfäl1t.
Schon nach kurzer Zeit fing die Korporalschaft an zusammenzuschmelzen, da einige unserer
Kameraden den Anstrengungen des Dienstes nicht gewachsen waren und z.T. auch durch das
Impfen krank wurden. Nach 6 Wochen ungefähr waren wir von den anfangs 17 Mann nur noch
6 - 8 Aktive. Das Scharfschießen ging verhä1tnismäßig schnell. Ich habe sämtliche Übungen
gleich erfüllt. Auch das Exerzieren fiel mir leichter als den anderen, da ich doch früh geturnt
und mich an den Landsturmübungen beteiligt habe. Ich genoß sogar den Vorzug, von dem
Unteroffizier zu seinen zwei bis drei Besten zu zählen. Ich kann mich aber ohne
Selbstüberhebung rühmen, daß ich allen anderen etwas vormachen konnte. Um von derKameradschaftlichkeit noch etwas zu schreiben, muß ich sagen, daß diese sehr viel zu
wünschen übrig ließ. Da kam eines Tages Befehl, vom Depot müßten 50 Mann fort ins Feldrekrutendepot Beverloo in Belgien. Daran müßten auch drei Mann von uns glauben
und zwar Rieck, Pink und Mirykl 10 Tage später kam Uhrmeyer zur Maschinengewehr-Abteilung
Am 1. Juli 1916 hieß es plötzlich es geht morgen nach Oberhofen, was dann auch wahr wurde.
Morgens um 3 Uhr feldmarschmäßig mit allem möglichen Klimbim im Tornister ging es los
und um 11 Uhr waren wir da und hatten 32 km zurückgelegt. In Oberhofen wurden wir in
großen Baracken untergebracht. Nun begann für uns eine grausame Woche. Der ganze
ungeheuere Truppenübungsplatz bestand ans Sandboden und glich einer Wüste. Es hat uns
mächtig Schweiß gekostet, in dem Sand zu marschieren und zu laufen. Wir waren froh, am
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- Jürgen Kähler
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