Foto, Militärpass und Kriegstagebuch von Hans Julius Kähler (09.12.1895-19.02.1972) , item 20

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left side

Nun folgt meine Ausbildung bei der

Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

deren von unserem Depot hierher und

mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

Hier wurde gleich neu eingeteilt und

ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

Noch am selben Tage wurden wir ein-

gekleidet und zu unserer aller Freude

in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

das ewige Putzen der blauen aus.

Am Montag ging es los mit dem MG.

Erst eine St. Unterricht, dann

MG exerzieren. Au Backe,hier hieß´s

immer darf dem ... . der Vormittag

3 St. und Nachmittags 2 St. exerzieren.

... ... ... Doch schon am

ersten Tage merkte ich, daß ich es

doch besser hatte wie bei der Inf.,

es gab fast gar nichts zu putzen, wofür man

... Nur das Exer-

zieren war stramm, es dauerte aber

gewöhnlich nicht lange. Und dann das

Lernen. Oh weh, was für eine komplizierte

Sache. Jede Schraube hatte ihren Namen, da

hieß es tüchtig lernen. Gott sei Dank

gibt es hier keine Tornister, keine Gewehr-

keine Patronentaschen, daß macht doch

viel aus. Nun habe ich heute schon eine

Woche herum und morgen sollen


right side

wir schon zum Scharfschießen. Zum

Schießstand geht jedenfalls mit dem

Gewehrwagen. Na, ich habe jedenfalls

meine erste Übung vorschriftsmäßig erfüllt,

5 Schuß, 5 Treffer. Hatten gestern Marsch und haben

alle etwas abgekriegt. Es ging nach Griesheim,

dort war Gefecht. Die ganze Strecke einschließl.

Gefecht betrug ungefähr 45 km. Wir haben

12 Stunden mit 2 St. Unterbrechung marschiert.

Freitag bei Parole hieß es, heute gehts noch los

zum Nachtmarsch. O weh, und ich hatte schon

einige Tage solche heftigen Zahnschmerzen und

was mir noch nie passiert ist, geschah jetzt. Ich ließ

mich befreien von dem Marsch, da ich

mich am nächsten morgen krank melden wollte,

um zur Zahnstation zu gehen, wo ich

von meinen Schmerzen einigermaßen

befreit wurde. Sonntag, 20.7.1916 sind hier 90 Mann

ausgesucht, die in kurzer Zeit ins Feld
kommen, auch unsere fünf richtigen MG

sind telegraphisch zur Front gerufen. Na,

mich soll wundern, ob ich wirklich noch

10 Wochen bleibe, glaube ich nicht. Bin

gestern 30.7. mal nach Schiltigheim gewesen

und habe dort ein wüstes Tanzlokal auf-

gestöbert, den Bavaria-Keller, wo Straß-

burgs halbstarke Jugend und auch viel

Militär sich austoben. Muß sagen,

ich hätte auch schändlich gern mal getanzt,

aber hatte nicht den Mut, da ich allein

war, und zu schüchtern. Vorgestern

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left side

Nun folgt meine Ausbildung bei der

Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

deren von unserem Depot hierher und

mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

Hier wurde gleich neu eingeteilt und

ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

Noch am selben Tage wurden wir ein-

gekleidet und zu unserer aller Freude

in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

das ewige Putzen der blauen aus.

Am Montag ging es los mit dem MG.

Erst eine St. Unterricht, dann

MG exerzieren. Au Backe,hier hieß´s

immer darf dem ... . der Vormittag

3 St. und Nachmittags 2 St. exerzieren.

... ... ... Doch schon am

ersten Tage merkte ich, daß ich es

doch besser hatte wie bei der Inf.,

es gab fast gar nichts zu putzen, wofür man

... Nur das Exer-

zieren war stramm, es dauerte aber

gewöhnlich nicht lange. Und dann das

Lernen. Oh weh, was für eine komplizierte

Sache. Jede Schraube hatte ihren Namen, da

hieß es tüchtig lernen. Gott sei Dank

gibt es hier keine Tornister, keine Gewehr-

keine Patronentaschen, daß macht doch

viel aus. Nun habe ich heute schon eine

Woche herum und morgen sollen


right side

wir schon zum Scharfschießen. Zum

Schießstand geht jedenfalls mit dem

Gewehrwagen. Na, ich habe jedenfalls

meine erste Übung vorschriftsmäßig erfüllt,

5 Schuß, 5 Treffer. Hatten gestern Marsch und haben

alle etwas abgekriegt. Es ging nach Griesheim,

dort war Gefecht. Die ganze Strecke einschließl.

Gefecht betrug ungefähr 45 km. Wir haben

12 Stunden mit 2 St. Unterbrechung marschiert.

Freitag bei Parole hieß es, heute gehts noch los

zum Nachtmarsch. O weh, und ich hatte schon

einige Tage solche heftigen Zahnschmerzen und

was mir noch nie passiert ist, geschah jetzt. Ich ließ

mich befreien von dem Marsch, da ich

mich am nächsten morgen krank melden wollte,

um zur Zahnstation zu gehen, wo ich

von meinen Schmerzen einigermaßen

befreit wurde. Sonntag, 20.7.1916 sind hier 90 Mann

ausgesucht, die in kurzer Zeit ins Feld
kommen, auch unsere fünf richtigen MG

sind telegraphisch zur Front gerufen. Na,

mich soll wundern, ob ich wirklich noch

10 Wochen bleibe, glaube ich nicht. Bin

gestern 30.7. mal nach Schiltigheim gewesen

und habe dort ein wüstes Tanzlokal auf-

gestöbert, den Bavaria-Keller, wo Straß-

burgs halbstarke Jugend und auch viel

Militär sich austoben. Muß sagen,

ich hätte auch schändlich gern mal getanzt,

aber hatte nicht den Mut, da ich allein

war, und zu schüchtern. Vorgestern


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  • August 20, 2018 21:33:32 Miriam Bartsch

    left side

    Nun folgt meine Ausbildung bei der

    Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

    an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

    deren von unserem Depot hierher und

    mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

    Hier wurde gleich neu eingeteilt und

    ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

    I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

    Noch am selben Tage wurden wir ein-

    gekleidet und zu unserer aller Freude

    in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

    das ewige Putzen der blauen aus.

    Am Montag ging es los mit dem MG.

    Erst eine St. Unterricht, dann

    MG exerzieren. Au Backe,hier hieß´s

    immer darf dem ... . der Vormittag

    3 St. und Nachmittags 2 St. exerzieren.

    ... ... ... Doch schon am

    ersten Tage merkte ich, daß ich es

    doch besser hatte wie bei der Inf.,

    es gab fast gar nichts zu putzen, wofür man

    ... Nur das Exer-

    zieren war stramm, es dauerte aber

    gewöhnlich nicht lange. Und dann das

    Lernen. Oh weh, was für eine komplizierte

    Sache. Jede Schraube hatte ihren Namen, da

    hieß es tüchtig lernen. Gott sei Dank

    gibt es hier keine Tornister, keine Gewehr-

    keine Patronentaschen, daß macht doch

    viel aus. Nun habe ich heute schon eine

    Woche herum und morgen sollen


    right side

    wir schon zum Scharfschießen. Zum

    Schießstand geht jedenfalls mit dem

    Gewehrwagen. Na, ich habe jedenfalls

    meine erste Übung vorschriftsmäßig erfüllt,

    5 Schuß, 5 Treffer. Hatten gestern Marsch und haben

    alle etwas abgekriegt. Es ging nach Griesheim,

    dort war Gefecht. Die ganze Strecke einschließl.

    Gefecht betrug ungefähr 45 km. Wir haben

    12 Stunden mit 2 St. Unterbrechung marschiert.

    Freitag bei Parole hieß es, heute gehts noch los

    zum Nachtmarsch. O weh, und ich hatte schon

    einige Tage solche heftigen Zahnschmerzen und

    was mir noch nie passiert ist, geschah jetzt. Ich ließ

    mich befreien von dem Marsch, da ich

    mich am nächsten morgen krank melden wollte,

    um zur Zahnstation zu gehen, wo ich

    von meinen Schmerzen einigermaßen

    befreit wurde. Sonntag, 20.7.1916 sind hier 90 Mann

    ausgesucht, die in kurzer Zeit ins Feld
    kommen, auch unsere fünf richtigen MG

    sind telegraphisch zur Front gerufen. Na,

    mich soll wundern, ob ich wirklich noch

    10 Wochen bleibe, glaube ich nicht. Bin

    gestern 30.7. mal nach Schiltigheim gewesen

    und habe dort ein wüstes Tanzlokal auf-

    gestöbert, den Bavaria-Keller, wo Straß-

    burgs halbstarke Jugend und auch viel

    Militär sich austoben. Muß sagen,

    ich hätte auch schändlich gern mal getanzt,

    aber hatte nicht den Mut, da ich allein

    war, und zu schüchtern. Vorgestern


  • August 20, 2018 19:39:08 Miriam Bartsch

    linke Seite

    Nun folgt meine Ausbildung bei der

    Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

    an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

    deren von unserem Depot hierher und

    mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

    Hier wurde gleich neu eingeteilt und

    ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

    I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

    Noch am selben Tage wurden wir ein-

    gekleidet und zu unserer aller Freude

    in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

    das ewige Putzen der blauen aus.

    Am Montag ging es los mit dem MG.

    Erst eine St. Unterricht, dann

    MG exerzieren. Au Backe,hier hieß´s

    immer darf dem ... . der Vormittag

    3 St. und Nachmittags 2 St. exerzieren.

    ... ... ... Doch schon am

    ersten Tage merkte ich, daß ich es

    doch besser hatte wie bei der Inf.,

    es gab fast gar nichts zu putzen, wofür man

    ... Nur das Exer-

    zieren war stramm, es dauerte aber

    gewöhnlich nicht lange. Und dann das

    Lernen. Oh weh, was für eine komplizierte

    Sache. Jede Schraube hatte ihren Namen, da

    hieß es tüchtig lernen. Gott sei Dank

    gibt es hier keine Tornister, keine Gewehr-

    keine Patronentaschen, daß macht doch

    viel aus. Nun habe ich heute schon eine

    Woche herum und morgen sollen


    rechte Seite

    wir schon zum Scharfschießen. Zum

    Schießstand geht jedenfalls mit dem

    Gewehrwagen. Na, ich habe jedenfalls

    meine erste Übung vorschriftsmäßig erfüllt,

    5 Schuß, 5 Treffer. Hatten gestern Marsch und haben

    alle etwas abgekriegt. Es ging nach Griesheim,

    dort war Gefecht. Die ganze Strecke einschließl.

    Gefecht betrug ungefähr 45 km. Wir haben

    12 Stunden mit 2 St. Unterbrechung marschiert.

    Freitag bei Parole hieß es, heute gehts noch los

    zum Nachtmarsch. O weh, und ich hatte schon

    einige Tage solche heftigen Zahnschmerzen und

    was mir noch nie passiert ist, geschah jetzt. Ich ließ

    mich befreien von dem Marsch, da ich

    mich am nächsten morgen krank melden wollte,

    um zur Zahnstation zu gehen, wo ich

    von meinen Schmerzen einigermaßen

    befreit wurde. Sonntag, 20.7.1916 sind hier 90 Mann

    ausgesucht, die in kurzer Zeit ins Feld
    kommen, auch unsere fünf richtigen MG

    sind telegraphisch zur Front gerufen. Na,

    mich soll wundern, ob ich wirklich noch

    10 Wochen bleibe, glaube ich nicht. Bin

    gestern 30.7. mal nach Schiltigheim gewesen

    und habe dort ein wüstes Tanzlokal auf-

    gestöbert, den Bavaria-Keller, wo Straß-

    burgs halbstarke Jugend und auch viel

    Militär sich austoben. Muß sagen,

    ich hätte auch schändlich gern mal getanzt,

    aber hatte nicht den Mut, da ich allein

    war, und zu schüchtern. Vorgestern


  • August 20, 2018 19:37:28 Miriam Bartsch

    Nun folgt meine Ausbildung bei der

    Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

    an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

    deren von unserem Depot hierher und

    mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

    Hier wurde gleich neu eingeteilt und

    ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

    I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

    Noch am selben Tage wurden wir ein-

    gekleidet und zu unserer aller Freude

    in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

    das ewige Putzen der blauen aus.

    Am Montag ging es los mit dem MG.

    Erst eine St. Unterricht, dann

    MG exerzieren. Au Backe,hier hieß´s

    immer darf dem ... . der Vormittag

    3 St. und Nachmittags 2 St. exerzieren.

    ... ... ... Doch schon am

    ersten Tage merkte ich, daß ich es

    doch besser hatte wie bei der Inf.,

    es gab fast gar nichts zu putzen, wofür man

    ... Nur das Exer-

    zieren war stramm, es dauerte aber

    gewöhnlich nicht lange. Und dann das

    Lernen. Oh weh, was für eine komplizierte

    Sache. Jede Schraube hatte ihren Namen, da

    hieß es tüchtig lernen. Gott sei Dank

    gibt es hier keine Tornister, keine Gewehr-

    keine Patronentaschen, daß macht doch

    viel aus. Nun habe ich heute schon eine

    Woche herum und morgen sollen


    rechte Seite

    wir schon zum Scharfschießen. Zum

    Schießstand geht jedenfalls mit dem

    Gewehrwagen. Na, ich habe jedenfalls

    meine erste Übung vorschriftsmäßig erfüllt,

    5 Schuß, 5 Treffer. Hatten gestern Marsch und haben

    alle etwas abgekriegt. Es ging nach Griesheim,

    dort war Gefecht. Die ganze Strecke einschließl.

    Gefecht betrug ungefähr 45 km. Wir haben

    12 Stunden mit 2 St. Unterbrechung marschiert.

    Freitag bei Parole hieß es, heute gehts noch los

    zum Nachtmarsch. O weh, und ich hatte schon

    einige Tage solche heftigen Zahnschmerzen und

    was mir noch nie passiert ist, geschah jetzt. Ich ließ

    mich befreien von dem Marsch, da ich

    mich am nächsten morgen krank melden wollte,

    um zur Zahnstation zu gehen, wo ich

    von meinen Schmerzen einigermaßen

    befreit wurde. Sonntag, 20.7.1916 sind hier 90 Mann

    ausgesucht, die in kurzer Zeit ins Feld
    kommen, auch unsere fünf richtigen MG

    sind telegraphisch zur Front gerufen. Na,

    mich soll wundern, ob ich wirklich noch

    10 Wochen bleibe, glaube ich nicht. Bin

    gestern 30.7. mal nach Schiltigheim gewesen

    und habe dort ein wüstes Tanzlokal auf-

    gestöbert, den Bavaria-Keller, wo Straß-

    burgs halbstarke Jugend und auch viel

    Militär sich austoben. Muß sagen,

    ich hätte auch schändlich gern mal getanzt,

    aber hatte nicht den Mut, da ich allein

    war, und zu schüchtern. Vorgestern


  • August 20, 2018 19:32:18 Miriam Bartsch

    Nun folgt meine Ausbildung bei der

    Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

    an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

    deren von unserem Depot hierher und

    mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

    Hier wurde gleich neu eingeteilt und

    ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

    I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

    Noch am selben Tage wurden wir ein-

    gekleidet und zu unserer aller Freude

    in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

    das ewige Putzen der blauen aus.

    Am Montag ging es los mit dem MG.

    Erst eine St. Unterricht, dann

    MG exerzieren. Au Backe, mit dem exerzieren hatten sie es aber. Vormittags

    3 St. und Nachmittags 2 St. exerzieren.

    ... Doch schon am

    ersten Tage merkte ich, daß ich es

    doch besser hatte wie bei der Inf.,

    es gab fast gar nichts zu putzen, wofür man

    ... Nur das Exer-

    zieren war stramm, es dauerte aber

    gewöhnlich nicht lange. Und dann das

    Lernen. Oh weh, was für eine komplizierte

    Sache. Jede Schraube hatte ihren Namen, da

    hieß es tüchtig lernen. Gott sei Dank

    gibt es hier keine Tornister, keine Gewehr-

    keine Patronentaschen, daß macht doch

    viel aus. Nun habe ich heute schon eine

    Woche herum und morgen sollen


    rechte Seite

    wir schon zum Scharfschießen. Zum

    Schießstand geht jedenfalls mit dem

    Gewehrwagen. Na, ich habe jedenfalls

    meine erste Übung vorschriftsmäßig erfüllt,

    5 Schuß, 5 Treffer. Hatten gestern Marsch und haben

    alle etwas abgekriegt. Es ging nach Griesheim,

    dort war Gefecht. Die ganze Strecke einschließl.

    Gefecht betrug ungefähr 45 km. Wir haben

    12 Stunden mit 2 St. Unterbrechung marschiert.

    Freitag bei Parole hieß es, heute gehts noch los

    zum Nachtmarsch. O weh, und ich hatte schon

    einige Tage solche heftigen Zahnschmerzen und

    was mir noch nie passiert ist, geschah jetzt. Ich ließ

    mich befreien von dem Marsch, da ich

    mich am nächsten morgen krank melden wollte,

    um zur Zahnstation zu gehen, wo ich

    von meinen Schmerzen einigermaßen

    befreit wurde. Sonntag, 20.7.1916 sind hier 90 Mann

    ausgesucht, die in kurzer Zeit ins Feld
    kommen, auch unsere fünf richtigen MG

    sind telegraphisch zur Front gerufen. Na,

    mich soll wundern, ob ich wirklich noch

    10 Wochen bleibe, glaube ich nicht. Bin

    gestern 30.7. mal nach Schiltigheim gewesen

    und habe dort ein wüstes Tanzlokal auf-

    gestöbert, den Bavaria-Keller, wo Straß-

    burgs halbstarke Jugend und auch viel

    Militär sich austoben. Muß sagen,

    ich hätte auch schändlich gern mal getanzt,

    aber hatte nicht den Mut, da ich allein

    war, und zu schüchtern. Vorgestern


  • August 20, 2018 19:28:55 Miriam Bartsch

    Nun folgt meine Ausbildung bei der

    Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

    an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

    deren von unserem Depot hierher und

    mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

    Hier wurde gleich neu eingeteilt und

    ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

    I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

    Noch am selben Tage wurden wir ein-

    gekleidet und zu unserer aller Freude

    in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

    das ewige Putzen der blauen aus.

    Am Montag ging es los mit dem MG.

    Erst eine St. Unterricht, dann

    MG exerzieren. Au Backe, mit dem exerzieren hatten sie es aber. Vormittags

    3 St. und Nachmittags 2 St. exerzieren.

    ... Doch schon am

    ersten Tage merkte ich, daß ich es

    doch besser hatte wie bei der Inf.,

    es gab fast gar nichts zu putzen, wofür man

    ... Nur das Exer-

    zieren war stramm, es dauerte aber

    gewöhnlich nicht lange. Und dann das

    Lernen. Oh weh, was für eine komplizierte

    Sache. Jede Schraube hatte ihren Namen, da

    hieß es tüchtig lernen. Gott sei Dank

    gibt es hier keine Tornister, keine Gewehr-

    keine Patronentaschen, daß macht doch

    viel aus. Nun habe ich heute schon eine

    Woche herum und morgen sollen


    rechte Seite

    wir schon zum Scharfschießen. Zum

    Schießstand geht jedenfalls mit dem

    Gewehrwagen. Na, ich habe jedenfalls

    meine erste Übung vorschriftsmäßig erfüllt,

    5 Schuß, 5 Treffer. Hatten gestern Marsch und haben

    alle etwas abgekriegt. Es ging nach Griesheim,

    dort war Gefecht. Die ganze Strecke einschließl.

    Gefecht betrug ungefähr 45 km. Wir haben

    12 Stunden mit 2 St. Unterbrechung marschiert.

    Freitag bei Parole hieß es, heute gehts noch los

    zum Nachtmarsch. O weh, und ich hatte schon

    einige Tage solche heftigen Zahnschmerzen und

    was mir noch nie passiert ist, geschah jetzt. Ich ließ

    mich befreien von dem Marsch, da ich

    mich am nächsten morgen krank melden wollte,

    um zur Zahnstation zu gehen, wo ich

    von meinen Schmerzen einigermaßen

    befreit wurde.


  • August 20, 2018 19:25:21 Miriam Bartsch

    Nun folgt meine Ausbildung bei der

    Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

    an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

    deren von unserem Depot hierher und

    mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

    Hier wurde gleich neu eingeteilt und

    ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

    I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

    Noch am selben Tage wurden wir ein-

    gekleidet und zu unserer aller Freude

    in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

    das ewige Putzen der blauen aus.

    Am Montag ging es los mit dem MG.

    Erst eine St. Unterricht, dann

    MG exerzieren. Au Backe, mit dem exerzieren hatten sie es aber. Vormittags

    3 St. und Nachmittags 2 St. exerzieren.

    ... Doch schon am

    ersten Tage merkte ich, daß ich es

    doch besser hatte wie bei der Inf.,

    es gab fast gar nichts zu putzen, wofür man

    ... Nur das Exer-

    zieren war stramm, es dauerte aber

    gewöhnlich nicht lange. Und dann das

    Lernen. Oh weh, was für eine komplizierte

    Sache. Jede Schraube hatte ihren Namen, da

    hieß es tüchtig lernen. Gott sei Dank

    gibt es hier keine Tornister, keine Gewehr-

    keine Patronentaschen, daß macht doch

    viel aus. Nun habe ich heute schon eine

    Woche herum und morgen sollen


    rechte Seite

    wir schon zum Scharfschießen. Zum

    Schießstand geht jedenfalls mit dem

    Gewehrwagen. Na, ich habe jedenfalls

    meine erste Übung vorschriftsmäßig erfüllt,

    5 Schuß, 5 Treffer. Hatten gestern Marsch und haben

    alle etwas abgekriegt.


  • August 20, 2018 19:16:25 Miriam Bartsch

    Nun folgt meine Ausbildung bei der

    Masch. Gewehr Komp., die vom 15.7.16

    an rechnet. Ich kam mit noch 24 an-

    deren von unserem Depot hierher und

    mit Nielsen aus meiner Korp. zusammen.

    Hier wurde gleich neu eingeteilt und

    ich kam zur 4. Korp. der III. Abtlg. der

    I. Ers. Masch. Gew. Komp. des 15. AK.

    Noch am selben Tage wurden wir ein-

    gekleidet und zu unserer aller Freude

    in 2 grauen Anzügen. Hierdurch fiel

    das ewige Putzen der blauen aus.

    Am Montag ging es los mit dem MG.



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    Straßburg

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ID
1864 / 22037
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Jürgen Kähler
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


July 15, 1916 – July 30, 1916
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