Briefe, item 26

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 .linke Seite des Briefes:

wirkte. Nicht  unähnlich manchen Strichen

Nordddeutschlands, - nur dass die Dörfer viel

ärmlicher, geschmackloser gebaut sind.

Meist gibt  es nur einstöckige Häuser aus

rotem Backstein, Schiefer als Dach, vielfach

findet man auch noch Strohdächer. In

den Decken sieht man oft die Deckbalken

gar nicht bearbeitet, sondern krumm,

wie man sie gefunden, nur so ungefähr

vierkantig behauen. Und erst die Kirchen!

Man stelle sich große viereckige Kästen vor,

ein Turm eben drauf; froh darf man

sein, wenn sie wenigstens ein anständiges

Harmonium enthalten. /Natürlich gibt

es auch  Ausnahmen, besonders in Städten) ..

Dafür gibt es an Strassenkreuzungen

genug  schöne hohe Cruzifixe, die in-

mitten Ihrer Baumgruppen nicht un-

hübsch wirken. Charakteristisch ist, dass fast

jedes Dorf, jeder Weiler in seiner Mitte einen

Herrensitz, ein Schloss, ein Lordhaus,

mit weitläufigen Parkanlagen hat. Um das

Schloss oder in der Nähe befindet sich ein

großer Gutshof. - Wie die Gegend,


 .rechte Seite des Briefes:

so die Bevölkerung; wenig gebildet

verwahrlost, zeigt sie weniger den franzö-

sischen Typus, sie ist überwiegend

blond. Schönheiten sind sehr selten. -


Doch nun zu den Ereignissen!

Nachdem wir in diese Gegend gekom-

men, blieben wir zunächst  noch ei-

nige Tage hinter der Front und dienten

als Reserve. Von Stufe zu Stufe wurden

wir vorgezogen. Die Quartien wurden

immer schlechter. Im letzten machten

wir recht unliebsame Bekanntschaft mit

Fliegerbomben. Eines Abends hiess es plötz-

lich: "Sturmgepäck machen, Handgrana-

ten fassen!"  Wir fürchteten schon das

Schlimmste, zumal  da kurz vorher ein

furchtbares Artillerieduell angefangen

hatte; doch sollte es nicht soweit kom-

men, wir hatten nur ein schwer zusam-

men geschossenes Bataillon in vorder-

ster Linie ab zulösen. Der Vormarsch

war recht interessant. Bei einem

schwer zusammen geschossenen Dorfe

bogen wir von der breiten Landstrasse

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 .linke Seite des Briefes:

wirkte. Nicht  unähnlich manchen Strichen

Nordddeutschlands, - nur dass die Dörfer viel

ärmlicher, geschmackloser gebaut sind.

Meist gibt  es nur einstöckige Häuser aus

rotem Backstein, Schiefer als Dach, vielfach

findet man auch noch Strohdächer. In

den Decken sieht man oft die Deckbalken

gar nicht bearbeitet, sondern krumm,

wie man sie gefunden, nur so ungefähr

vierkantig behauen. Und erst die Kirchen!

Man stelle sich große viereckige Kästen vor,

ein Turm eben drauf; froh darf man

sein, wenn sie wenigstens ein anständiges

Harmonium enthalten. /Natürlich gibt

es auch  Ausnahmen, besonders in Städten) ..

Dafür gibt es an Strassenkreuzungen

genug  schöne hohe Cruzifixe, die in-

mitten Ihrer Baumgruppen nicht un-

hübsch wirken. Charakteristisch ist, dass fast

jedes Dorf, jeder Weiler in seiner Mitte einen

Herrensitz, ein Schloss, ein Lordhaus,

mit weitläufigen Parkanlagen hat. Um das

Schloss oder in der Nähe befindet sich ein

großer Gutshof. - Wie die Gegend,


 .rechte Seite des Briefes:

so die Bevölkerung; wenig gebildet

verwahrlost, zeigt sie weniger den franzö-

sischen Typus, sie ist überwiegend

blond. Schönheiten sind sehr selten. -


Doch nun zu den Ereignissen!

Nachdem wir in diese Gegend gekom-

men, blieben wir zunächst  noch ei-

nige Tage hinter der Front und dienten

als Reserve. Von Stufe zu Stufe wurden

wir vorgezogen. Die Quartien wurden

immer schlechter. Im letzten machten

wir recht unliebsame Bekanntschaft mit

Fliegerbomben. Eines Abends hiess es plötz-

lich: "Sturmgepäck machen, Handgrana-

ten fassen!"  Wir fürchteten schon das

Schlimmste, zumal  da kurz vorher ein

furchtbares Artillerieduell angefangen

hatte; doch sollte es nicht soweit kom-

men, wir hatten nur ein schwer zusam-

men geschossenes Bataillon in vorder-

ster Linie ab zulösen. Der Vormarsch

war recht interessant. Bei einem

schwer zusammen geschossenen Dorfe

bogen wir von der breiten Landstrasse


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  • May 29, 2017 15:11:58 Eva Anna Welles (AUT)

     .linke Seite des Briefes:

    wirkte. Nicht  unähnlich manchen Strichen

    Nordddeutschlands, - nur dass die Dörfer viel

    ärmlicher, geschmackloser gebaut sind.

    Meist gibt  es nur einstöckige Häuser aus

    rotem Backstein, Schiefer als Dach, vielfach

    findet man auch noch Strohdächer. In

    den Decken sieht man oft die Deckbalken

    gar nicht bearbeitet, sondern krumm,

    wie man sie gefunden, nur so ungefähr

    vierkantig behauen. Und erst die Kirchen!

    Man stelle sich große viereckige Kästen vor,

    ein Turm eben drauf; froh darf man

    sein, wenn sie wenigstens ein anständiges

    Harmonium enthalten. /Natürlich gibt

    es auch  Ausnahmen, besonders in Städten) ..

    Dafür gibt es an Strassenkreuzungen

    genug  schöne hohe Cruzifixe, die in-

    mitten Ihrer Baumgruppen nicht un-

    hübsch wirken. Charakteristisch ist, dass fast

    jedes Dorf, jeder Weiler in seiner Mitte einen

    Herrensitz, ein Schloss, ein Lordhaus,

    mit weitläufigen Parkanlagen hat. Um das

    Schloss oder in der Nähe befindet sich ein

    großer Gutshof. - Wie die Gegend,


     .rechte Seite des Briefes:

    so die Bevölkerung; wenig gebildet

    verwahrlost, zeigt sie weniger den franzö-

    sischen Typus, sie ist überwiegend

    blond. Schönheiten sind sehr selten. -


    Doch nun zu den Ereignissen!

    Nachdem wir in diese Gegend gekom-

    men, blieben wir zunächst  noch ei-

    nige Tage hinter der Front und dienten

    als Reserve. Von Stufe zu Stufe wurden

    wir vorgezogen. Die Quartien wurden

    immer schlechter. Im letzten machten

    wir recht unliebsame Bekanntschaft mit

    Fliegerbomben. Eines Abends hiess es plötz-

    lich: "Sturmgepäck machen, Handgrana-

    ten fassen!"  Wir fürchteten schon das

    Schlimmste, zumal  da kurz vorher ein

    furchtbares Artillerieduell angefangen

    hatte; doch sollte es nicht soweit kom-

    men, wir hatten nur ein schwer zusam-

    men geschossenes Bataillon in vorder-

    ster Linie ab zulösen. Der Vormarsch

    war recht interessant. Bei einem

    schwer zusammen geschossenen Dorfe

    bogen wir von der breiten Landstrasse

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  • 48.1391265||11.5801863||

    München

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1348 / 12722
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Stauß, Christian
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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