Erinnerungsbuch, item 136

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

- 8 -


Dann hatten wir einen, der zweifelte stark,

Ob sein Unterricht gut sei, vielleicht -

Sein Brillenglas war so gross wie drei Mark,

An Mundschiefe hat ihn keiner erreicht.

Man weiss nicht, was in seinem Kopf sich verbarg,

Ob er tief war oder ob seicht -

Er war furchtbar vornehm und distinguiert,

Drum hat ihm auch niemals einer pariert.


Anjetzt erscheine der brave Mann,

Dem 6 Jahre lang wir untergeben,

Er langweilte uns zwar dann und wann

Und vermiesste uns unser Leben

Und "fasste zusammen" als Gewohnheitstyrann

Langsschnitten galt all sein Streben.

Doch reist er auch mit uns meilenweit

Und förderte so die Gemütlichkeit.


Getzo erhebt sich in voller Breite

Der Böhm vor unseren Augen,

Der stets uns in Physik erfreute,

Mocht der Unterricht auch nichts taugen.

Bei ihm gabs durch Lachen so manche Pleite,

Bei Telephon, Linsen und Laugen -

Physik war auch Stunde der Poesie,

Sie dichteten alle - aber wie!


Nun komm ich zu uns, herauf steigt Lieck -

Er erzählt von des Pyrrhus Elefanten,

Die Klasse wälzt sich in Krämpfen - sie -

Während sie die Römer berannten.

Es dauerte lange bis endlich er schwieg,

Er verstand nicht, was komisch wir fanden.

Dann setzte er sich indigniert, empört,

Dass wir ihm seinen Vortag zerstört.


Einstmal hat Fritzchen - es soll öfter geschehn,

In Mathematik was vergessen -

Böhm wollte keinen Spass verstehn

Und wurde wütend - besessen -

Um die peinlichkeit  sic!  der Situation zu erhöhn,

Platzten alle los unterdessen,

Und Böhn schrie mit Augen wie glühenden Kohlen:

"Soll ich Ihnen getzt das Buch vielleicht holen"


Doch ich sehe, ich muss beenden das Lied,

Es nimmt ein zu grosses Format an

Die Blüte des Geistes hat ausgeblüht,

Nun nehmt noch zuletzt einen Rat an:

Macht mir selbst so'n Gedicht und wisst, ich briet

In Schweiss in der Hölle der Satan.

Prosit! Uns allen zum Wohle!

Stets oben - das sei die Parole!


Transcription saved

- 8 -


Dann hatten wir einen, der zweifelte stark,

Ob sein Unterricht gut sei, vielleicht -

Sein Brillenglas war so gross wie drei Mark,

An Mundschiefe hat ihn keiner erreicht.

Man weiss nicht, was in seinem Kopf sich verbarg,

Ob er tief war oder ob seicht -

Er war furchtbar vornehm und distinguiert,

Drum hat ihm auch niemals einer pariert.


Anjetzt erscheine der brave Mann,

Dem 6 Jahre lang wir untergeben,

Er langweilte uns zwar dann und wann

Und vermiesste uns unser Leben

Und "fasste zusammen" als Gewohnheitstyrann

Langsschnitten galt all sein Streben.

Doch reist er auch mit uns meilenweit

Und förderte so die Gemütlichkeit.


Getzo erhebt sich in voller Breite

Der Böhm vor unseren Augen,

Der stets uns in Physik erfreute,

Mocht der Unterricht auch nichts taugen.

Bei ihm gabs durch Lachen so manche Pleite,

Bei Telephon, Linsen und Laugen -

Physik war auch Stunde der Poesie,

Sie dichteten alle - aber wie!


Nun komm ich zu uns, herauf steigt Lieck -

Er erzählt von des Pyrrhus Elefanten,

Die Klasse wälzt sich in Krämpfen - sie -

Während sie die Römer berannten.

Es dauerte lange bis endlich er schwieg,

Er verstand nicht, was komisch wir fanden.

Dann setzte er sich indigniert, empört,

Dass wir ihm seinen Vortag zerstört.


Einstmal hat Fritzchen - es soll öfter geschehn,

In Mathematik was vergessen -

Böhm wollte keinen Spass verstehn

Und wurde wütend - besessen -

Um die peinlichkeit  sic!  der Situation zu erhöhn,

Platzten alle los unterdessen,

Und Böhn schrie mit Augen wie glühenden Kohlen:

"Soll ich Ihnen getzt das Buch vielleicht holen"


Doch ich sehe, ich muss beenden das Lied,

Es nimmt ein zu grosses Format an

Die Blüte des Geistes hat ausgeblüht,

Nun nehmt noch zuletzt einen Rat an:

Macht mir selbst so'n Gedicht und wisst, ich briet

In Schweiss in der Hölle der Satan.

Prosit! Uns allen zum Wohle!

Stets oben - das sei die Parole!



Transcription history
  • April 20, 2018 12:51:33 Chrissie Lutze

    - 8 -


    Dann hatten wir einen, der zweifelte stark,

    Ob sein Unterricht gut sei, vielleicht -

    Sein Brillenglas war so gross wie drei Mark,

    An Mundschiefe hat ihn keiner erreicht.

    Man weiss nicht, was in seinem Kopf sich verbarg,

    Ob er tief war oder ob seicht -

    Er war furchtbar vornehm und distinguiert,

    Drum hat ihm auch niemals einer pariert.


    Anjetzt erscheine der brave Mann,

    Dem 6 Jahre lang wir untergeben,

    Er langweilte uns zwar dann und wann

    Und vermiesste uns unser Leben

    Und "fasste zusammen" als Gewohnheitstyrann

    Langsschnitten galt all sein Streben.

    Doch reist er auch mit uns meilenweit

    Und förderte so die Gemütlichkeit.


    Getzo erhebt sich in voller Breite

    Der Böhm vor unseren Augen,

    Der stets uns in Physik erfreute,

    Mocht der Unterricht auch nichts taugen.

    Bei ihm gabs durch Lachen so manche Pleite,

    Bei Telephon, Linsen und Laugen -

    Physik war auch Stunde der Poesie,

    Sie dichteten alle - aber wie!


    Nun komm ich zu uns, herauf steigt Lieck -

    Er erzählt von des Pyrrhus Elefanten,

    Die Klasse wälzt sich in Krämpfen - sie -

    Während sie die Römer berannten.

    Es dauerte lange bis endlich er schwieg,

    Er verstand nicht, was komisch wir fanden.

    Dann setzte er sich indigniert, empört,

    Dass wir ihm seinen Vortag zerstört.


    Einstmal hat Fritzchen - es soll öfter geschehn,

    In Mathematik was vergessen -

    Böhm wollte keinen Spass verstehn

    Und wurde wütend - besessen -

    Um die peinlichkeit  sic!  der Situation zu erhöhn,

    Platzten alle los unterdessen,

    Und Böhn schrie mit Augen wie glühenden Kohlen:

    "Soll ich Ihnen getzt das Buch vielleicht holen"


    Doch ich sehe, ich muss beenden das Lied,

    Es nimmt ein zu grosses Format an

    Die Blüte des Geistes hat ausgeblüht,

    Nun nehmt noch zuletzt einen Rat an:

    Macht mir selbst so'n Gedicht und wisst, ich briet

    In Schweiss in der Hölle der Satan.

    Prosit! Uns allen zum Wohle!

    Stets oben - das sei die Parole!


  • April 20, 2018 12:41:17 Chrissie Lutze

    - 8 -


    Dann hatten wir einen, der zweifelte stark,

    Ob sein UNterricht gut sei, vielleicht -

    Sein Brillenglas war so gross wie drei Mark,

    An Mundschiefe hat ihn keiner erreicht.

    Man weiss nicht, was in seinem Kopf sich verbarg,

    Ob er tief war oder ob seicht -

    Er war furchtbar vornehm und distinguiert,

    Drum hat ihm auch niemals einer pariert.


    Anjetzt erscheine der brave Mann,

    Dem 6 Jahre lang wir untergeben,

    Er langweilte uns zwar dann und wann

    Und vermiesste uns unser Leben

    Und "fasste zusammen" als Gewohnheitstyrann

    Langsschnitten galt all sein Streben.

    Doch reist er auch mit uns meilenweit

    Und förderte so die Gemütlichkeit.






Description

Save description
  • 52.5234051||13.4113999||

    Berlin

    ||1
Location(s)
  • Story location Berlin
Login and add location


ID
1285 / 10879
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Rheinboldt, Sigrid
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages
  • Deutsch

Login to edit the fronts

Login to add keywords
  • Remembrance
  • Schüler

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note