Erinnerungsbuch, item 96
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linke Spalte, links teilweise abgeschnitten, Vermutungen in Klammern
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze Wilhelm II und der
(d)eutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
(d)er Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dicksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
(w)ürden, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynastischer und militärischer Geist läßt sich nicht mit
(e)inem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Corps und ihre Mitläufer
(u)nd nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
(m)an von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
(g)leich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Republik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
(d)ie gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rheinbaben
standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
(z)u sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. Die ganze Verschwörung befindet sich noch
(i)m Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
(d)er Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
(d)er Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
(b)efinden sich angeblich auch junge Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Diese Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
(o)der dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
(t)atsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung ergeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
(d)okumentiert, was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
(s)tellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
(W)er die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
(Wi)rklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
(d)en größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
(po)litisch verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
(aber) wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
(in) einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
(wo)rden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
(die)ser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack-
es Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
(wi)ederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studentenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wo einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo [sic] den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. [wiederholte Ziffer] Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihreshandschriftlich man erf die lürgedem Grunde der weiteren Inhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleicht ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9. Wahr ist, daß nach Aussage eines Polizeikommissars und
mehrerer Wachmannschaften die Spartakusleute rät den Fall eines
studentischen Demonstrationszuges Maschinengewehre bereitstellen
und versuchen wollten, durch in den Zug eingeschmuggelte Leute
eine Schießerei hervorzurufen!
10. Wahr ist, daß somit Polizeipräsident Eichhorn,
statt als Behörde über den Parteien zu stehen, innerhalb der Regierung
offenbare Geschäfte der Spartakusleute - wissentlich oder
unwissentlich - besorgt und auch eine Behörde gegen die andere
ausspielt! Seinen Polizeibericht bekommt auch als erste und einzige
Zeitung auffälli(gerw)eise die "Rote Fahne"!
Das sind unhaltbare, die Allgemeinheit aufs Schwerste gefährdende
Zustände! Wir legen deshalb die schärfste Verwahrung ein
gegen die widerrechtliche Form der am 7. Dezember erfolgten Verhaftungen
von Studierenden der Berliner Universität. Es entspricht
nicht der neuen Freiheit, einerseits Volksgenossen, die ihre
ganze Persönlichkeit in den Dienst der polizeilichen Regierung
stellen wollen, festzunehmen und andererseits Leute, die offenen
Kampf gegen die Regierung predigen, frei herumlaufen zu lassen!
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linke Spalte, links teilweise abgeschnitten, Vermutungen in Klammern
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze Wilhelm II und der
(d)eutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
(d)er Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dicksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
(w)ürden, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynastischer und militärischer Geist läßt sich nicht mit
(e)inem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Corps und ihre Mitläufer
(u)nd nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
(m)an von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
(g)leich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Republik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
(d)ie gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohen lohe ,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
(z)u sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. Die ganze Verschwörung befindet sich noch
(i)m Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
(d)er Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
(d)er Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
(b)efinden sich angeblich auch junge Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Diese Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
(o)der dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
(t)atsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung ergeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
(d)okumentiert, was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
(s)tellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
(W)er die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
(Wi)rklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
(d)en größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
(po)litisch verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
(aber) wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
(in) einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
(wo)rden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
(die)ser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack-
es Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
(wi)ederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studentenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wo einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo [sic] den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. [wiederholte Ziffer] Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihreshandschriftlich man erf die lürgedem Grunde der weiteren Inhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleicht ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9. Wahr ist, daß nach Aussage eines Polizeikommissars und
mehrerer Wachmannschaften die Spartakusleute rät den Fall eines
studentischen Demonstrationszuges Maschinengewehre bereitstellen
und versuchen wollten, durch in den Zug eingeschmuggelte Leute
eine Schießerei hervorzurufen!
10. Wahr ist, daß somit Polizeipräsident Eichhorn,
statt als Behörde über den Parteien zu stehen, innerhalb der Regierung
offenbare Geschäfte der Spartakusleute - wissentlich oder
unwissentlich - besorgt und auch eine Behörde gegen die andere
ausspielt! Seinen Polizeibericht bekommt auch als erste und einzige
Zeitung auffälli(gerw)eise die "Rote Fahne"!
Das sind unhaltbare, die Allgemeinheit aufs Schwerste gefährdende
Zustände! Wir legen deshalb die schärfste Verwahrung ein
gegen die widerrechtliche Form der am 7. Dezember erfolgten Verhaftungen
von Studierenden der Berliner Universität. Es entspricht
nicht der neuen Freiheit, einerseits Volksgenossen, die ihre
ganze Persönlichkeit in den Dienst der polizeilichen Regierung
stellen wollen, festzunehmen und andererseits Leute, die offenen
Kampf gegen die Regierung predigen, frei herumlaufen zu lassen!
-
linke Spalte, links teilweise abgeschnitten, Vermutungen in Klammern
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze Wilhelm II und der
(d)eutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
(d)er Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dicksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
(w)ürden, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynastischer und militärischer Geist läßt sich nicht mit
(e)inem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Corps und ihre Mitläufer
(u)nd nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
(m)an von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
(g)leich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Republik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
(d)ie gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohen lohe ,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
(z)u sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. Die ganze Verschwörung befindet sich noch
(i)m Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
(d)er Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
(d)er Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
(b)efinden sich angeblich auch junge Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Diese Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
(o)der dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
(t)atsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung ergeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
(d)okumentiert, was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
(s)tellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
(W)er die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
(Wi)rklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
(d)en größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
(po)litisch verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
(aber) wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
(in) einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
(wo)rden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
(die)ser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack-
es Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
(wi)ederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo [sic] den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. [wiederholte Ziffer] Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihresman est die lügerdem Grunde der weiteren Inhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleicht ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9. Wahr ist, daß nach Aussage eines Polizeikommissars und
mehrerer Wachmannschaften die Spartakusleute rät den Fall eines
studentischen Demonstrationszuges Maschinengewehre bereitstellen
und versuchen wollten, durch in den Zug eingeschmuggelte Leute
eine Schießerei hervorzurufen!
10. Wahr ist, daß somit Polizeipräsident Eichhorn,
statt als Behörde über den Parteien zu stehen, innerhalb der Regierung
offenbare Geschäfte der Spartakusleute - wissentlich oder
unwissentlich - besorgt und auch eine Behörde gegen die andere
ausspielt! Seinen Polizeibericht bekommt auch als erste und einzige
Zeitung auffälligerweise die "Rote Fahne"!
Das sind unhaltbare, die Allgemeinheit aufs Schwerste gefährdende
Zustände! Wir legen deshalb die schärfste Verwahrung ein
gegen die widerrechtliche Form der am 7. Dezember erfolgten Verhaftungen
von Studierenden der Berliner Universität. Es entspricht
nicht der neuen Freiheit, einerseits Volksgenossen, die ihre
ganze Persönlichkeit in den Dienst der polizeilichen Regierung
stellen wollen, festzunehmen und andererseits Leute, die offenen
Kampf gegen die Regierung predigen, frei herumlaufen zu lassen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze Wilhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dicksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würden, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynastischer und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Corps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Republik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. Die ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junge Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Diese Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung ergeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
dokumentiert, was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo [sic] den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. [wiederholte Ziffer] Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihresman est die lügerdem Grunde der weiteren Inhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleicht ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9. Wahr ist, daß nach Aussage eines Polizeikommissars und
mehrerer Wachmannschaften die Spartakusleute rät den Fall eines
studentischen Demonstrationszuges Maschinengewehre bereitstellen
und versuchen wollten, durch in den Zug eingeschmuggelte Leute
eine Schießerei hervorzurufen!
10. Wahr ist, daß somit Polizeipräsident Eichhorn,
statt als Behörde über den Parteien zu stehen, innerhalb der Regierung
offenbare Geschäfte der Spartakusleute - wissentlich oder
unwissentlich - besorgt und auch eine Behörde gegen die andere
ausspielt! Seinen Polizeibericht bekommt auch als erste und einzige
Zeitung auffälligerweise die "Rote Fahne"!
Das sind unhaltbare, die Allgemeinheit aufs Schwerste gefährdende
Zustände! Wir legen deshalb die schärfste Verwahrung ein
gegen die widerrechtliche Form der am 7. Dezember erfolgten Verhaftungen
von Studierenden der Berliner Universität. Es entspricht
nicht der neuen Freiheit, einerseits Volksgenossen, die ihre
ganze Persönlichkeit in den Dienst der polizeilichen Regierung
stellen wollen, festzunehmen und andererseits Leute, die offenen
Kampf gegen die Regierung predigen, frei herumlaufen zu lassen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo [sic] den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. [wiederholte Ziffer] Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihresman est die lügerdem Grunde der weiteren Inhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleicht ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9. Wahr ist, daß nach Aussage eines Polizeikommissars und
mehrerer Wachmannschaften die Spartakusleute rät den Fall eines
studentischen Demonstrationszuges Maschinengewehre bereitstellen
und versuchen wollten, durch in den Zug eingeschmuggelte Leute
eine Schießerei hervorzurufen!
10. Wahr ist, daß somit Polizeipräsident Eichhorn,
statt als Behörde über den Parteien zu stehen, innerhalb der Regierung
offenbare Geschäfte der Spartakusleute - wissentlich oder
unwissentlich - besorgt und auch eine Behörde gegen die andere
ausspielt! Seinen Polizeibericht bekommt auch als erste und einzige
Zeitung auffälligerweise die "Rote Fahne"!
Das sind unhaltbare, die Allgemeinheit aufs Schwerste gefährdende
Zustände! Wir legen deshalb die schärfste Verwahrung ein
gegen die widerrechtliche Form der am 7. Dezember erfolgten Verhaftungen
von Studierenden der Berliner Universität. Es entspricht
nicht der neuen Freiheit, einerseits Volksgenossen, die ihre
ganze Persönlichkeit in den Dienst der polizeilichen Regierung
stellen wollen, festzunehmen und andererseits Leute, die offenen
Kampf gegen die Regierung predigen, frei herumlaufen zu lassen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo [sic] den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. [wiederholte Ziffer] Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihresman est die lügerdem Grunde der weiteren Inhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleicht ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9. Wahr ist, daß nach Aussage eines Polizeikommissars und
mehrerer Wachmannschaften die Spartakusleute rät den Fall eines
studentischen Demonstrationszuges Maschinengewehre bereitstellen
und versuchen wollten, durch in den Zug eingeschmuggelte Leute
eine Schießerei hervorzurufen!
10. Wahr ist, daß somit Polizeipräsident EIchhorn,
statt als Behörde über den Parteien zu stehen, innerhalb der Regierung
offenbare Geschäfte der SPartakusleute - wissentlich oder
unwissentlich - besorgt und auch eine Behörde gegen die andere
ausspielt! Seinen Polizeibericht bekommt auch als erste und einzige
Zeitung auffällig
die "Rote Fahne"!
Das sind unhaltbare, die Allgemeinheit aufs Schwerste gefährdende
Zustände! Wir legen deshalb die schärfste Verwahrung ein
gegen die widerrechtliche Form der am 7. Dezember erfolgten Verhaftungen
von Studierenden der Berliner Universität. Es entspricht
nicht der neuen Freiheit, einerseits Volksgenossen, die ihre
ganze Persönlichkeit in den Dienst der polizeilichen Regierung
stellen wollen, festzunehmen und andererseits Leute, die offenen
Kampf gegen die Regierung predigen, frei herumlaufen zu lassen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihresman est die lügerdem Grunde der weiteren Unhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleict ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9. Wahr ist, daß nach Aussage eines Polizeikommissars und
mehrerer Wachmannschaften die Spartakusleute rät den Fall eines
studentischen Demonstrationszuges Maschinengewehre bereitstellen
und versuchen wollten, durch in den Zug eingeschmuggelte Leute
eine Schießerei hervorzurufen!
10. Wahr ist, daß somit Polizeipräsident EIchhorn,
statt als Behörde über den Parteien zu stehen, innerhalb der Regierung
offenbare Geschäfte der SPartakusleute - wissentlich oder
unwissentlich - besorgt und auch eine Behörde gegen die andere
ausspielt! Seinen Polizeibericht bekommt auch als erste und einzige
Zeitung auffällig
die "Rote Fahne"!
Das sind unhaltbare, die Allgemeinheit aufs Schwerste gefährdende
Zustände! Wir legen deshalb die schärfste Verwahrung ein
gegen die widerrechtliche Form der am 7. Dezember erfolgten Verhaftungen
von Studierenden der Berliner Universität. Es entspricht
nicht der neuen Freiheit, einerseits Volksgenossen, die ihre
ganze Persönlichkeit in den Dienst der polizeilichen Regierung
stellen wollen, festzunehmen und andererseits Leute, die offenen
Kampf gegen die Regierung predigen, frei herumlaufen zu lassen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihresman est die lügerdem Grunde der weiteren Unhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleict ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9. Wahr ist, daß nach Aussage eines Polizeikommissars und
mehrerer Wachmannschaften die Spartakusleute rät den Fall eines
studentischen Demonstrationszuges Maschinengewehre bereitstellen
und versuchen wollten, durch in den Zug eingeschmuggelte Leute
eine Schießerei hervorzurufen!
10. Wahr ist, daß somit Polizeipräsident EIchhorn,
statt als Behörde über den Parteien zu stehen, innerhalb der Regierung
offenbare Geschäfte der SPartakusleute - wissentlich oder
unwissentlich - besorgt und auch eine Behörde gegen die andere
ausspielt! Seinen Polizeibericht bekommt auch als erste und einzige
Zeitung auffällig
die "Rote Fahne"!
Das sind unhaltbare, die Allgemeinheit aufs Schwerste gefährdende
Zustände! Wir legen deshalb die schärfste Verwahrung ein
gegen die widerrechtliche Form der am 7. Dezember erfolgten Verhaftungen
von Studierenden der Berliner Universität. Es entspricht
nicht der neuen Freiheit, einerseits Volksgenossen, die ihre
ganze Persönlichkeit in den Dienst der polizeilichen Regierung
stellen wollen, festzunehmen und andererseits Leute, die offenen
Kampf gegen die Regierung predigen, frei herumlaufen zu lassen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
7. Wahr ist, daß von den Verhafteten
viele einen Teile ihresman est die lügerdem Grunde der weiteren Unhaftierung des Herrn Dr. Sack sagte:
Ein rechtlicher Grund liege nicht vor, aber vielleict ließe es sich
mit dem preußischen Landrecht machen!
9.
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
7. Wahr ist, daß vo den Verhafteten viele einen Teil ihres
Eigentums nicht zurückerhielten, mit der Begründung: Die
Sachen (Garderobe, Papiere, Pistolen usw.) seien auf dem Wege
zum Präsidium verloren gegangen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
3. Wahr ist, daß die Eingedrungenen sich durchweg als Spartakusleute
bezeichneten und daß ihr Führer wiederholt
äußerte: So arbeitet Spartakus!
4. Wahr ist, daß Polizeipräsident Eichhorn beim Hinweis auf
den Kommandanten Wels erklärte, "derselbe habe gar nichts mehr
zu sagen", und daß derselbe jeden anderen Hinweis auf eine andere
Regierungsbehörde nur als besonders belastend bezeichnete!
5. Wahr ist, daß die Verhafteten, ungefähr 20 Studenten, ohne
Angabe eines Grundes, größtenteils ohne Verhör in Haft behalten
wurden, wobei sie häufig den größten Beschimpfungen und
Beschuldigungen ausgesetzt waren!
6. Wahr ist, daß Polizeiüräsident EIchhorn erklärt hat, er verhafte
jeden, der eine Waffe bei sich trüge; wenn jedoch Spartakusleute
mit Maschinengewehren bewaffnet Umzüge veranstalteten, so
sei das etwas anderes! Auf eindringliche Vorhaltungen des Studentenrates
konnte er diese Inkonsequenz seiner Handlungsweise
nicht einsehen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
handschriftlich
Und die neue Zeit!
Die Berliner Studentenwehr.
Der Studentenrat der Universität Berlin
und der Vorstand der sog. Studenenwehr erlassen eine Erklärung,
die zunächst sich gegen die Behauptung wendet, die Studentenwehr
sei ein gegenrevolutionärer Geheimbund, während
sie in Wahrheit offen für die Regierung eintrete. Weiter wird
erklärt:
1. Daß in der Nacht zum Sonntag, dem 8. Dezember, Polizeipräsident
Eichhorn an der Spitze von Zililisten, Matrosen und
Sicherheutssoldaten in das Hotel Bristol eindrang, wi einige
Herren der "Studentenwehr versammelt waren, um das Ergebnis
einer Unterredung des abwesenden Dr. Sack mit dem Herrn Kriegsminister
und dem Herrn Volksbeauftragten Ebert abzuwarten!
2. Wahr ist, daß die Eingedrungenen das Vorweisen jeglicher
Leigitimationen und Angabe der Gründe ihres Erscheinen schroff
zurückwiesen!
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
handschriftlich
(Weimärer)
rechte Spalte
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
Ueber die Person des Dr. Sack wird uns mitgeteilt, daß
dieser Herr der Studentenschaft als Reaktionsführer
sehr bekannt ist. Er hat sich durch seinen "Korps"-
- er ist Vertrauensmann und Vertreter aller Korpsstudenten -
in den Studentenversammlungen durch lärmende Zwischenrufe,
schneidige Ansprachen im "völkischen" Sinne und geschmack
Auftreten gegen den seit der Revolution bei der überwiegenden
Mehrheit der Studentenschaft sich dickernden freidenklichen Zug
wiederholt recht übel bemerkbar gemacht.
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
Gast des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
-
linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert , was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
handschriftlich
( Abend-Hgred. )
Die Vorgänge im Hotel Bristol.
Wer die auch wir im gestrigen Abendblatt berichteten, scheinen in
Wirklichkeit jeglicher Bedeutung zu entbehren. Von der Direktion
des Hotels Bristol wird uns dazu folgendes mitgeteilt:
Tatsache ist, daß im Hotel Bristol, wie es verschiedentlich in
den größeren Hotels vorkommt, Mannschaften erschienen, um nach
...tlich verdächtigen Personen zu fahnden; daß sie ferner einen
...st des Hotels, Dr. Sack, auf Zimmer 211 mit ca. 5 bis
Freunden in Haft nahmen, bereits Sonntag nachmittag
... wieder aus derselben entlassen mußten. Unrichtig ist, daß
... einem Nebenzimmer oder sonst im Hotel 300 Gewehre gefunden
worden seien.
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Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
...zelten . Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
Es genügt, wenn die Regierung aufmerksamen Auges
die gegenrevolutionäre Propaganda verfolgt und ihr entgegentritt.
Daß sie auf der Hut ist, beweist die Aushebung des
Verschwörer-Salons im Hotel Bristol.
Ueber das vorgebliche Komplott wurde erzählt:
Eine Gruppe von konservativen Studenten unter Führung
junger Aristokraten, an deren Spitze Prinz Hohenlohe,
Graf Matuschka und der Attachee von Rhein-
haben standen, hatten beschlossen, größere Waffenmengen
zu sammeln und eine gegenrevolutionäre Garde aus Adel und
Bürgern zu bilden. DIe ganze Verschwörung befindet sich noch
im Stadium der höchsten Unreife, und das gesamte Arsenal
der Putschregisseure besteht in den 300 Gewehren, die in einer
Kammer des Hotels Bristol beschlagnahmt wurden. Die Liste
der Verschwörer ist zum größten Teile der Regierung bekannt.
Außer den 22 Verhafteten kommen nur mehr wenige Personen
in Frage, die von dem Komplott wußten. Darunter
befinden sich angeblich auch junde Adelige, die mit dem Er-
kronprinzen auf Wieringen im geheimen Verkehr standen
Die Verbindung ist jedoch nicht feststehend.
Wie es heißt, war geplant, dem früheren Kornprinzen
oder dessen Sohn den Hohenzollernthron zurückzuerobern. Den
tatsächlichen Umfang der Verschwörung wird die sorgfältig geführte
Untersuchung regeben, eine ernstere Bedeutung scheint
jedoch dem Komplott nicht zuzukommen.
Berlin, 9. Dezember.
Bis auf den Referendar Dr. Sack sind heute alle im Hotel
Bristol Festgenommenen enthaftet worden. Damit ist am besten
..olomentiert, was an der ganzen "Verschwörung" dran ist. Sie
stellt sich als eine sehr harmlose dar.
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Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
... dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
... Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
und nicht rot geworden und blitzblau geblieben. Damit mußte
man von allem republikanischen Anfang her rechnen, ohne
gleich ein zeterndes Geschrei über den Untergang der Reüublik
erheben zu müssen.
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Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
... dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
... Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
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Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen . Jahrezehnte-
... dynasticher und militärischer Geist läßt sich nicht mit
einem Schlage aus Köpfen und Herzen jener ausrotten, deren
Glanz und bevorzugte Lebensführung im Boden der Monarchie
... Auch ein gewaltiger Teil der deutschen Studentenschaft,
die feudalen, farbentragenden Korps und ihre Mitläufer
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linke Spalte
Salon No. 211.
Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
der Monarchie nicht ausbleiben würden, lag klar auf der Hand.
An dem Bestehen dieser Bewegung kann kein Zweifel sein,
wenn sie auch die extremen Elemente der Revolutionsparteien
gleich in den dichksten Farben auftragen und die junge Republik
bereits als verloren geben, wenn sie nicht der Terror
rettet. Es konnte niemand zweifelhaft sein, daß ein 70 Millionen-
Volk und eine Millionenarmee nicht restlos zur Revolution
übergehen, sondern daß größere Volksteile versuchen
würde, daß alte Regime aufs Neue einzuführen. Jahrezehnte
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Berlin, 9. Dezember.
Daß unmittelbar nach dem Sturze WIlhelm II und der
deutschen Bundesfürsten Bestrebungen zur Wiederherstellung
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Save description- 52.516152||13.383456||
Hotel Bristol, Unter den Linden
- 52.5234051||13.4113999||||1
Berlin
Location(s)
Story location Berlin
Document location Hotel Bristol, Unter den Linden
- ID
- 1285 / 10839
- Contributor
- Rheinboldt, Sigrid
December 9, 1918
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- Deutsch
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Von WIkipedia: “Am 15. Februar 1944 zerstörte ein Luftangriff der Alliierten auf Berlin das Hotel Bristol. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Sowjetunion auf dem Gelände des einstigen Hotels ihre Botschaft in Berlin.”
(https://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_Bristol_(Berlin))