Erinnerungsbuch, item 37

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   In Breslau lernte ich zunächst einmal Omas Schwester,

Tante Alma kennen, außerdem eine neue Base, Hanna Stosch, sowie

meinen "Neffen" Fritz Müller, der in Breslau gerade die ersten Studien-

Anfänge machte. Auch Mutti kam wieder mal hin. Sie wohnte bei

Hanna und deren Freundin, einem Frl. Kießling. Zweimal bekam

ich Urlaub, den ich mir nach Breslau nahm, da er mir nach

Berlin verweigert wurde. Stadturlaub hatte ich fast jeden Abend.

   Am 28. 5. ging es nun wirklich fort, ins Feldart. [=Feldartillerie]

Rekr. Dep. [=Rekruten-Depot] 18. Und zwar fuhren wir von Breslau ab abends 1/2 11 h

über Liegnitz - Sagan - Kottbus - Kalau - Torgau - Halle (wo

ich Tante Elli besuchte) - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Northeim

- Uslar - Brakel - Paderborn - Soest - Unna - Hagen - Barmen - Köln

- Kall - Jünkerath - Malmedy - Trois Ponts - Lüttich - Namur - Charleroi  

- Jeumont - Maubeuge nach Hautmont, wo wir am 1. 6. eintrafen.

Eingeteilt zur 2. Batterie sollten wir schon nach kaum 3 Tagen fortkommen.

Ich hatte aber Glück und wurde dem Nachrichtenkursus unter Herrn

Leutnant Weiß zugeteilt.

   Es gefiel uns in Hautmont sehr gut. Ich wohnte zusammen

mit Chwieralski, Jansen und Krumm. Dienst bestand nur aus

ein paar Stunden Unterricht, ab und zu einer Übung im Gelände. Sonntags

wanderten wir oder vielmehr fuhren nach Maubeuge. Einmal mußten

wir, um Gerät abzuholen nach St. Quentin. Ich hatte zwar schon allerhand

kaputte Dörfer gesehen, eine Stadt in derartigem Zustande aber doch

noch nicht. ".... Fensterscheiben sind Fremdwort; die Kathedrale ist überhaupt

abgesperrt. Von einem eisernen Warenhaus steht nur noch das gänzlich

verbogene Eisengerüst. Ein Bild: 1. Stock. Eingerichtet: Bett, Stühle,

Kommode, Tisch. Ein Volltreffer. Die ganze Pastete [Redensart, veralt.: alles Vorhandene] von oben herunter, so

daß die Inneneinrichtung von außen tadellos zu sehen ist, bloß daß statt

Gläsern, Tellern u. s. w. auf den Gegenständen die Klamotten von Dach und Seitenwänden

liegen. Mit anderen Worten: St. Quentin  hat aufgehört,

eine Stadt zu sein. Das beste wäre, man zöge eine Strippe drum herum

und zeigte dann gegen Eintrittsgeld diese innerhalb Jahresfrist durch den

Krieg vernichtete Stadt. Bis zu unserm Rückzuge war sie fast unversehrt

(1917)!" (16.6.18.) Das sagte ich damals! Montdidier und Roye sehen

noch wüster aus! -

   Am 6./7. wurden wir für Regimenter eingeteilt, Wir

4 zum Feldart. Rgt. 1. Feierlich mit Musik zum Bahnhof begleitet

ging es in noch Sauerkohl stinkenden Güterwagen über St. Quentin  -

Ham - Nesle nach Roye, von dort zu Fuß über St. Mard nach Laboissière.  

- 28. -

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   In Breslau lernte ich zunächst einmal Omas Schwester,

Tante Alma kennen, außerdem eine neue Base, Hanna Stosch, sowie

meinen "Neffen" Fritz Müller, der in Breslau gerade die ersten Studien-

Anfänge machte. Auch Mutti kam wieder mal hin. Sie wohnte bei

Hanna und deren Freundin, einem Frl. Kießling. Zweimal bekam

ich Urlaub, den ich mir nach Breslau nahm, da er mir nach

Berlin verweigert wurde. Stadturlaub hatte ich fast jeden Abend.

   Am 28. 5. ging es nun wirklich fort, ins Feldart. [=Feldartillerie]

Rekr. Dep. [=Rekruten-Depot] 18. Und zwar fuhren wir von Breslau ab abends 1/2 11 h

über Liegnitz - Sagan - Kottbus - Kalau - Torgau - Halle (wo

ich Tante Elli besuchte) - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Northeim

- Uslar - Brakel - Paderborn - Soest - Unna - Hagen - Barmen - Köln

- Kall - Jünkerath - Malmedy - Trois Ponts - Lüttich - Namur - Charleroi  

- Jeumont - Maubeuge nach Hautmont, wo wir am 1. 6. eintrafen.

Eingeteilt zur 2. Batterie sollten wir schon nach kaum 3 Tagen fortkommen.

Ich hatte aber Glück und wurde dem Nachrichtenkursus unter Herrn

Leutnant Weiß zugeteilt.

   Es gefiel uns in Hautmont sehr gut. Ich wohnte zusammen

mit Chwieralski, Jansen und Krumm. Dienst bestand nur aus

ein paar Stunden Unterricht, ab und zu einer Übung im Gelände. Sonntags

wanderten wir oder vielmehr fuhren nach Maubeuge. Einmal mußten

wir, um Gerät abzuholen nach St. Quentin. Ich hatte zwar schon allerhand

kaputte Dörfer gesehen, eine Stadt in derartigem Zustande aber doch

noch nicht. ".... Fensterscheiben sind Fremdwort; die Kathedrale ist überhaupt

abgesperrt. Von einem eisernen Warenhaus steht nur noch das gänzlich

verbogene Eisengerüst. Ein Bild: 1. Stock. Eingerichtet: Bett, Stühle,

Kommode, Tisch. Ein Volltreffer. Die ganze Pastete [Redensart, veralt.: alles Vorhandene] von oben herunter, so

daß die Inneneinrichtung von außen tadellos zu sehen ist, bloß daß statt

Gläsern, Tellern u. s. w. auf den Gegenständen die Klamotten von Dach und Seitenwänden

liegen. Mit anderen Worten: St. Quentin  hat aufgehört,

eine Stadt zu sein. Das beste wäre, man zöge eine Strippe drum herum

und zeigte dann gegen Eintrittsgeld diese innerhalb Jahresfrist durch den

Krieg vernichtete Stadt. Bis zu unserm Rückzuge war sie fast unversehrt

(1917)!" (16.6.18.) Das sagte ich damals! Montdidier und Roye sehen

noch wüster aus! -

   Am 6./7. wurden wir für Regimenter eingeteilt, Wir

4 zum Feldart. Rgt. 1. Feierlich mit Musik zum Bahnhof begleitet

ging es in noch Sauerkohl stinkenden Güterwagen über St. Quentin  -

Ham - Nesle nach Roye, von dort zu Fuß über St. Mard nach Laboissière.  

- 28. -


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  • May 13, 2018 14:14:26 Chrissie Lutze

       In Breslau lernte ich zunächst einmal Omas Schwester,

    Tante Alma kennen, außerdem eine neue Base, Hanna Stosch, sowie

    meinen "Neffen" Fritz Müller, der in Breslau gerade die ersten Studien-

    Anfänge machte. Auch Mutti kam wieder mal hin. Sie wohnte bei

    Hanna und deren Freundin, einem Frl. Kießling. Zweimal bekam

    ich Urlaub, den ich mir nach Breslau nahm, da er mir nach

    Berlin verweigert wurde. Stadturlaub hatte ich fast jeden Abend.

       Am 28. 5. ging es nun wirklich fort, ins Feldart. [=Feldartillerie]

    Rekr. Dep. [=Rekruten-Depot] 18. Und zwar fuhren wir von Breslau ab abends 1/2 11 h

    über Liegnitz - Sagan - Kottbus - Kalau - Torgau - Halle (wo

    ich Tante Elli besuchte) - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Northeim

    - Uslar - Brakel - Paderborn - Soest - Unna - Hagen - Barmen - Köln

    - Kall - Jünkerath - Malmedy - Trois Ponts - Lüttich - Namur - Charleroi  

    - Jeumont - Maubeuge nach Hautmont, wo wir am 1. 6. eintrafen.

    Eingeteilt zur 2. Batterie sollten wir schon nach kaum 3 Tagen fortkommen.

    Ich hatte aber Glück und wurde dem Nachrichtenkursus unter Herrn

    Leutnant Weiß zugeteilt.

       Es gefiel uns in Hautmont sehr gut. Ich wohnte zusammen

    mit Chwieralski, Jansen und Krumm. Dienst bestand nur aus

    ein paar Stunden Unterricht, ab und zu einer Übung im Gelände. Sonntags

    wanderten wir oder vielmehr fuhren nach Maubeuge. Einmal mußten

    wir, um Gerät abzuholen nach St. Quentin. Ich hatte zwar schon allerhand

    kaputte Dörfer gesehen, eine Stadt in derartigem Zustande aber doch

    noch nicht. ".... Fensterscheiben sind Fremdwort; die Kathedrale ist überhaupt

    abgesperrt. Von einem eisernen Warenhaus steht nur noch das gänzlich

    verbogene Eisengerüst. Ein Bild: 1. Stock. Eingerichtet: Bett, Stühle,

    Kommode, Tisch. Ein Volltreffer. Die ganze Pastete [Redensart, veralt.: alles Vorhandene] von oben herunter, so

    daß die Inneneinrichtung von außen tadellos zu sehen ist, bloß daß statt

    Gläsern, Tellern u. s. w. auf den Gegenständen die Klamotten von Dach und Seitenwänden

    liegen. Mit anderen Worten: St. Quentin  hat aufgehört,

    eine Stadt zu sein. Das beste wäre, man zöge eine Strippe drum herum

    und zeigte dann gegen Eintrittsgeld diese innerhalb Jahresfrist durch den

    Krieg vernichtete Stadt. Bis zu unserm Rückzuge war sie fast unversehrt

    (1917)!" (16.6.18.) Das sagte ich damals! Montdidier und Roye sehen

    noch wüster aus! -

       Am 6./7. wurden wir für Regimenter eingeteilt, Wir

    4 zum Feldart. Rgt. 1. Feierlich mit Musik zum Bahnhof begleitet

    ging es in noch Sauerkohl stinkenden Güterwagen über St. Quentin  -

    Ham - Nesle nach Roye, von dort zu Fuß über St. Mard nach Laboissière.  

    - 28. -

  • May 13, 2018 13:35:24 Chrissie Lutze

       In Breslau lernte ich zunächst einmal Omas Schwester,

    Tante Alma kennen, außerdem eine neue Base, Hanna Stosch, sowie

    meinen "Neffen" Fritz Müller, der in Breslau gerade die ersten Studien-

    Anfänge machte. Auch Mutti kam wieder mal hin. Sie wohnte bei

    Hanna und deren Freundin, einem Frl. Kießling. Zweimal bekam

    ich Urlaub, den ich mir nach Breslau nahm, da er mir nach

    Berlin verweigert wurde. Stadturlaub hatte ich fast jeden Abend.

       Am 28. 5. ging es nun wirklich fort, ins Feldart. [=Feldartillerie]

    Rekr. Dep. [=Rekruten-Depot] 18. Und zwar fuhren wir von Breslau ab abends 1/2 11 h

    über Liegnitz - Sagan [Żagań, PL] - Kottbus - Kalau [Calau] - Torgau - Halle (wo

    ich Tante Elli besuchte) - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Northeim

    - Uslar - Brakel - Paderborn - Soest - Unna - Hagen - Barmen - Köln

    - Kall - Jünkerath - Malmedy - Trois Ponts - Lüttich - Namur -  Charleroi  

    - Jeumont - Maubeuge nach Hautmont, wo wir am 1. 6. eintrafen.

    Eingeteilt zur 2. Batterie sollten wir schon nach kaum 3 Tagen fortkommen.

    Ich hatte aber Glück und wurde dem Nachrichtenkursus unter Herrn

    Leutnant Weiß zugeteilt.

       Es gefiel uns in Hautmont sehr gut. Ich wohnte zusammen

    mit Charierallki, Jansen und Krumm . Dienst bestand nur aus

    ein paar Stunden Unterricht, ab und zu einer Übung im Gelände. Sonntags

    wanderten wir oder vielmehr fuhren nach Maubeuge. Einmal mußten

    wir, um Gerät abzuholen nach St. Quentin. Ich hatte zwar schon allerhand

    kaputte Dörfer gesehen, eine Stadt in derartigem Zustande aber doch

    noch nicht. ".... Fensterscheiben sind Fremdwort; die Kathedrale ist überhaupt

    abgesperrt. Von einem eisernen Warenhaus steht nur noch das gänzlich

    verbogene Eisengerüst. Ein Bild: 1. Stock. Eingerichtet: Bett, Stühle,

    Kommode, Tisch. Ein Volltreffer. Die ganze Pastete [Redensart, veralt.: alles Vorhandene] von oben herunter, so

    daß die Inneneinrichtung von außen tadellos zu sehen ist, bloß daß statt

    Gläsern, Tellern u. s. w. auf den Gegenständen die Klamotten von Dach und Seitenwänden

    liegen. Mit anderen Worten: St. Quentin  hat aufgehört,

    eine Stadt zu sein. Das beste wäre, man zöge eine Strippe drum herum

    und zeigte dann gegen Eintrittsgeld diese innerhalb Jahresfrist durch den

    Krieg vernichtete Stadt. Bis zu unserm Rückzuge war sie fast unversehrt

    (1917)!" (16.6.18.) Das sagte ich damals! Montdidier und Roye sehen

    noch wüster aus! -

       Am 6./7. wurden wir für Regimenter eingeteilt, Wir

    4 zum Feldart. Rgt. 1. Feierlich mit Musik zum Bahnhof begleitet

    ging es in noch Sauerkohl stinkenden Güterwagen über St. Quentin  -

    Ham - Nesle nach Roye, von dort zu Fuß über St. Mard nach Laboissière.  

    - 28. -


  • May 13, 2018 13:34:33 Chrissie Lutze

       In Breslau lernte ich zunächste einmal Omas Schwester,

    Tante Alma kennen, außerdem eine neue Base, Hanna Stosch, sowie

    meinen "Neffen" Fritz Müller, der in Breslau gerade die ersten Studien-

    Anfänge machte. Auch Mutti kam wieder mal hin. Sie wohnte bei

    Hanna und deren Freundin, einem Frl. Kießling. Zweimal bekam

    ich Urlaub, den ich mir nach Breslau nahm, da er mir nach

    Berlin verweigert wurde. Stadturlaub hatte ich fast jeden Abend.

       Am 28. 5. ging es nun wirklich fort, ins Feldart. [=Feldartillerie]

    Rekr. Dep. [=Rekruten-Depot] 18. Und zwar fuhren wir von Breslau ab abends 1/2 11 h

    über Liegnitz - Sagan [Żagań, PL] - Kottbus - Kalau [Calau] - Torgau - Halle (wo

    ich Tante Elli besuchte) - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Northeim

    - Uslar - Brakel - Paderborn - Soest - Unna - Hagen - Barmen - Köln

    - Kall - Jünkerath - Malmedy - Trois Ponts - Lüttich - Namur -  Charleroi  

    - Jeumont - Maubeuge nach Hautmont, wo wir am 1. 6. eintrafen.

    Eingeteilt zur 2. Batterie sollten wir schon nach kaum 3 Tagen fortkommen.

    Ich hatte aber Glück und wurde dem Nachrichtenkursus unter Herrn

    Leutnant Weiß zugeteilt.

       Es gefiel uns in Hautmont sehr gut. Ich wohnte zusammen

    mit Charierallki, Jansen und Krumm . Dienst bestand nur aus

    ein paar Stunden Unterricht, ab und zu einer Übung im Gelände. Sonntags

    wanderten wir oder vielmehr fuhren nach Maubeuge. Einmal mußten

    wir, um Gerät abzuholen nach St. Quentin. Ich hatte zwar schon allerhand

    kaputte Dörfer gesehen, eine Stadt in derartigem Zustande aber doch

    noch nicht. ".... Fensterscheiben sind Fremdwort; die Kathedrale ist überhaupt

    abgesperrt. Von einem eisernen Warenhaus steht nur noch das gänzlich

    verbogene Eisengerüst. Ein Bild: 1. Stock. Eingerichtet: Bett, Stühle,

    Kommode, Tisch. Ein Volltreffer. Die ganze Pastete [Redensart, veralt.: alles Vorhandene] von oben herunter, so

    daß die Inneneinrichtung von außen tadellos zu sehen ist, bloß daß statt

    Gläsern, Tellern u. s. w. auf den Gegenständen die Klamotten von Dach und Seitenwänden

    liegen. Mit anderen Worten: St. Quentin  hat aufgehört,

    eine Stadt zu sein. Das beste wäre, man zöge eine Strippe drum herum

    und zeigte dann gegen Eintrittsgeld diese innerhalb Jahresfrist durch den

    Krieg vernichtete Stadt. Bis zu unserm Rückzuge war sie fast unversehrt

    (1917)!" (16.6.18.) Das sagte ich damals! Montdidier und Roye sehen

    noch wüster aus! -

       Am 6./7. wurden wir für Regimenter eingeteilt, Wir

    4 zum Feldart. Rgt. 1. Feierlich mit Musik zum Bahnhof begleitet

    ging es in noch Sauerkohl stinkenden Güterwagen über St. Quentin  -

    Ham - Nesle nach Roye, von dort zu Fuß über St. Mard nach Laboissière.  

    - 28. -


  • May 13, 2018 13:34:18 Chrissie Lutze

       In Breslau lernte ich zunächste einmal Omas Schwester,

    Tante Alma kennen, außerdem eine neue Base, Hanna Stosch, sowie

    meinen "Neffen" Fritz Müller, der in Breslau gerade die ersten Studien-

    Anfänge machte. Auch Mutti kam wieder mal hin. Sie wohnte bei

    Hanna und deren Freundin, einem Frl. Kießling. Zweimal bekam

    ich Urlaub, den ich mir nach Breslau nahm, da er mir nach

    Berlin verweigert wurde. Stadturlaub hatte ich fast jeden Abend.

       Am 28. 5. ging es nun wirklich fort, ins Feldart. [=Feldartillerie]

    Rekr. Dep. [=Rekruten-Depot] 18. Und zwar fuhren wir von Breslau ab abends 1/2 11 h

    über Liegnitz - Sagan [Żagań, PL] - Kottbus - Kalau [Calau] - Torgau - Halle (wo

    ich Tante Elli besuchte) - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Northeim

    - Uslar - Brakel - Paderborn - Soest - Unna - Hagen - Barmen - Köln

    - Kall - Jünkerath - Malmedy - Trois Ponts - Lüttich - Namur -  Charleroi  

    - Jeumont - Maubeuge nach Hautmont, wo wir am 1. 6. eintrafen.

    Eingeteilt zur 2. Batterie sollten wir schon nach kaum 3 Tagen fortkommen.

    Ich hatte aber Glück und wurde dem Nachrichtenkursus unter Herrn

    Leutnant Weiß zugeteilt.

       Es gefiel uns in Hautmont sehr gut. Ich wohnte zusammen

    mit Charierallki, Jansen und Krumm . Dienst bestand nur aus

    ein paar Stunden Unterricht, ab und zu einer Übung im Gelände. Sonntags

    wanderten wir oder vielmehr fuhren nach Maubeuge. Einmal mußten

    wir, um Gerät abzuholen nach St. Quentin. Ich hatte zwar schon allerhand

    kaputte Dörfer gesehen, eine Stadt in derartigem Zustande aber doch

    noch nicht. ".... Fensterscheiben sind Fremdwort; die Kathedrale ist überhaupt

    abgesperrt. Von einem eisernen Warenhaus steht nur noch das gänzlich

    verbogene Eisengerüst. Ein Bild: 1. Stock. Eingerichtet: Bett, Stühle,

    Kommode, Tisch. Ein Volltreffer. Die ganze Pastete [Redensart, veralt.: alles Vorhandene] von oben herunter, so

    daß die Inneneinrichtung von außen tadellos zu sehen ist, bloß daß statt

    Gläsern, Tellern u. s. w. auf den Gegenständen die Klamotten von Dach und Seitenwänden

    liegen. Mit anderen Worten: St. Quentin  hat aufgehört,

    eine Stadt zu sein. Das beste wäre, man zöge eine Strippe drum herum

    und zeigte dann gegen Eintrittsgeld diese innerhalb Jahresfrist durch den

    Krieg vernichtete Stadt. Bis zu unserm Rückzuge war sie fast unversehrt

    (1917)!" (16.6.18.) Das sagte ich damals! Montdidier und Roye sehen

    noch wüster aus! -

       Am 6./7. wurden wir für Regimenter eingeteilt, Wir

    4 zum Feldart. Rgt. 1. Feierlich mit Musik zum Bahnhof begleitet

    ging es in noch Sauerkohl stinkenden Güterwagen über St. Quentin  -

    Ham - Nesle nach Roye, von dort zu Fuß über St. Mard nach Laboissière.  

    - 28. -


  • January 25, 2018 16:02:00 Daniela Z

       In Breslau lernte ich zunächste einmal Annas Schwester,

    Tante Alma kennen, außerdem eine neue Base, Hanna Stosch, sowie

    meinen "Neffen" Fritz Müller, der in Breslau gerade die ersten Studien-

    Anfänge machte. Auch Mutti kam wieder mal hin. Sie wohnte bei

    Hanna und deren Freundin, einem Frl. Kießling. Zweimal bekam

    ich Urlaub, den ich mir nach Breslau nahm, da er wir nach

    Berlin verweigert wurde. Stadturlaub hatte ich fast jeden Abend.

       Am 28. 5. ging es nun wirklich fort, ins Feldart. [=Feldartillerie]

    Rekr. [=Rekruten] Dep. [=Depot] 18. Und zwar fuhren wir von Breslau [Wrocław, PL] ab abends 1/2 11 h

    über Liegnitz [Legnica, PL] - Sagan [Żagań, PL] - Kottbus [Cottbus] - Kalau [Calau] - Torgau - Halle (wo

    ich Tante Elli besuchte) - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Northeim

    - Uslar - Brakel - Paderborn - Soest - Unna - Hagen - Barmen - Köln

    - Kall - Jünkerath - Malmedy - Trois Ponts - Lüttich - Namur -  Charleroi  

    - Jeumont - Maubeuge nach Hautmont, wo wir am 1. 6. eintrafen.

    Eingeteilt zur 2. Batterie sollten wir schon nach kaum 3 Tagen fortkommen.

    Ich hatte aber Glück und wurde dem Nachrichtenkursus unter Herrn

    Leutnant Weiß zugeteilt.

       Es gefiel uns in Hautmont sehr gut. Ich wohnte zusammen

    mit Charierallki, Jansen und Krawen . Dienst bestand nur aus

    ein paar Stunden Unterricht, ab und zu einer Übung im Gelände. Sonntags

    wanderten wir oder vielmehr fuhren nach Maubeuge. Einmal mußten

    wir, um Gerät abzuholen nach St. Quentin. Ich hatte zwar schon allerhand

    kaputte Dörfer gesehen, eine Stadt in derartigem Zustande aber doch

    noch nicht. ".... Fensterscheiben sind Fremdwort; die Kathedrale ist überhaupt

    abgesperrt. Von einem eisernen Warenhaus steht nur noch das gänzlich

    verbogene Eisengerüst. Ein Bild: 1. Stock. Eingerichtet: Bett, Stühle,

    Kommode, Tisch. Ein Volltreffer. Die ganze Pastete [Redensart, veralt.: alles Vorhandene] von oben herunter, so

    daß die Inneneinrichtung von außen tadellos zu sehen ist, bloß daß statt

    Gläsern, Tellern u. s. w. auf den Gegenständen die Klamotten von Dach und Seitenwänden

    liegen. Mit anderen Worten: St. Quentin  hat aufgehört,

    eine Stadt zu sein. Das beste wäre, man zöge eine Strippe drum herum

    und zeigte dann gegen Eintrittsgeld diese innerhalb Jahresfrist durch den

    Krieg vernichtete Stadt. Bis zu unserm Rückzuge war sie fast unversehrt

    (1917)!" (16.6.18.) Das sagte ich damals! Montdidier und Roye sehen

    noch wüster aus! -

       Am 6./7. wurden wir für Regimenter eingeteilt, Wir

    4 zum Feldart. Rgt. 1. Feierlich mit Musik zum Bahnhof begleitet

    ging es in noch Sauerkohl stindenden Güterwagen über St. Quentin  -

    Ham - Nesle nach Roye, von dort zu Fuß über St. Mard nach Laboissière.  


  • January 25, 2018 16:00:11 Daniela Z

       In Breslau lernte ich zunächste einmal Annas Schwester,

    Tante Alma kennen, außerdem eine neue Base, Hanna Stosch, sowie

    meinen "Neffen" Fritz Müller, der in Breslau gerade die ersten Studien-

    Anfänge machte. Auch Mutti kam wieder mal hin. Sie wohnte bei

    Hanna und deren Freundin, einem Frl. Kießling. Zweimal bekam

    ich Urlaub, den ich mir nach Breslau nahm, da er wir nach

    Berlin verweigert wurde. Stadturlaub hatte ich fast jeden Abend.

       Am 28. 5. ging es nun wirklich fort, ins Feldart. [=Feldartillerie]

    Rekr. [=Rekruten] Dep. [=Depot] 18. Und zwar fuhren wir von Breslau [Wrocław, PL] ab abends 1/2 11 h

    über Liegnitz [Legnica, PL] - Sagan [Żagań, PL] - Kottbus [Cottbus] - Kalau [Calau] - Torgau - Halle (wo

    ich Tante Elli besuchte) - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Northeim

    - Uslar - Brakel - Paderborn - Soest - Unna - Hagen - Barmen - Köln

    - Kall - Jünkerath - Malmedy - Trois Ponts - Lüttich - Namur -  Charleroi  

    - Jeumont - Maubeuge nach Hautmont, wo wir am 1. 6. eintrafen.

    Eingeteilt zur 2. Batterie sollten wir schon nach kaum 3 Tagen fortkommen.

    Ich hatte aber Glück und wurde dem Nachrichtenkursus unter Herrn

    Leutnant Weiß zugeteilt.

       Es gefiel uns in Hautmont sehr gut. Ich wohnte zusammen

    mit Charierallki, Jansen und Krawen . Dienst bestand nur aus

    ein paar Stunden Unterricht, ab und zu einer Übung im Gelände. Sonntags

    wanderten wir oder vielmehr fuhren nach Maubeuge. Einmal mußten

    wir, um Gerät abzuholen nach St. Quentin. Ich hatte zwar schon allerhand

    kaputte Dörfer gesehen, eine Stadt in derartigem Zustande aber doch

    noch nicht. ".... Fensterscheiben sind Fremdwort; die Kathedrale ist überhaupt

    abgesperrt. Von einem eisernen Warenhaus steht nur noch das gänzlich

    verbogene Eisengerüst. Ein Bild: 1. Stock. Eingerichtet: Bett, Stühle,

    Kommode, Tisch. Ein Volltreffer. Die ganze Pastete [Redensart, veralt.: alles Vorhandene] von oben herunter, so

    daß die Inneneinrichtung von außen tadellos zu sehen ist, bloß daß statt

    Gläsern, Tellern u. s. w. auf den Gegenständen die Klamotten von Dach und Seitenwänden

    liegen. Mit anderen Worten: St. Quentin  hat aufgehört,

    eine Stadt zu sein. Das beste wäre, man zöge eine Strippe drum herum

    und zeigte dann gegen Eintrittsgeld diese innerhalb Jahresfrist durch den

    Krieg vernichtete Stadt. Bis zu unserm Rückzuge war sie fast unversehrt

    (1917)!" (16.6.18.) Das sagte ich damals! Montdidier und Roye sehen

    noch wüster aus! -

       Am 6./7. wurden wir für Regimenter eingeteilt, Wir

    4 zum Feldart. Rgt. 1. Feierlich mit Musik zum Bahnhof begleitet

    ging es in noch Sauerkohl stindenden Güterwagen über St. Quentin  -

    Ham  - Nesle nach   Roye  , von dort zu Fuß über  St. Mard nach Laboissière.  


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  • 51.11||17.032222||

    Breslau/Wrocław

  • 52.518611||13.408333||

    Berlin

  • 51.208333||16.160278||

    Liegnitz/Legnica

  • 51.616667||15.316667||

    Sagan/Żagań

  • 51.760556||14.334167||

    Cottbus

  • 51.745833||13.950833||

    Calau

  • 51.558333||13.004167||

    Torgau

  • 51.482778||11.97||

    Halle (Saale)

  • 51.528072||11.545759||

    Eisleben

  • 51.473056||11.298056||

    Sangerhausen

  • 51.500278||10.791389||

    Nordhausen

  • 51.706667||10.001111||

    Northeim

  • 51.659167||9.640556||

    Uslar

  • 51.716667||9.183333||

    Brakel

  • 51.719444||8.757222||

    Paderborn

  • 51.571111||8.109167||

    Soest

  • 51.534722||7.688889||

    Unna

  • 51.359444||7.475||

    Hagen

  • 51.269444||7.191667||

    Barmen

  • 50.938056||6.956944||

    Köln

  • 50.540833||6.554444||

    Kall

  • 50.341389||6.585833||

    Jünkerath

  • 50.425556||6.033333||

    Malmedy

  • 50.371389||5.870278||

    Trois-Ponts

  • 50.6425||5.57||

    Lüttich/Liége

  • 50.463889||4.860278||

    Namur

  • 50.411667||4.444722||

    Charleroi

  • 50.294444||4.101111||

    Jeumont

  • 50.276944||3.9725||

    Maubeuge

  • 50.248056||3.924444||

    Hautmont

  • 49.847778||3.285556||

    Saint-Quentin

  • 49.648056||2.57||

    Montdidier (Somme)

  • 49.7||2.790278||

    Roye (Somme)

  • 49.747222||3.073611||

    Ham (Somme)

  • 49.758056||2.909722||

    Nesle

  • 49.693889||2.763611||

    Saint-Mard (Somme)

  • 49.6664||2.6783||

    Laboissière-en-Santerre

  • 52.5234051||13.4113999||

    Berlin

    ||1
Location(s)
  • Story location Berlin
  • Document location Breslau/Wrocław
  • Additional document location Berlin
  • Additional document location Liegnitz/Legnica
  • Additional document location Sagan/Żagań
  • Additional document location Cottbus
  • Additional document location Calau
  • Additional document location Torgau
  • Additional document location Halle (Saale)
  • Additional document location Eisleben
  • Additional document location Sangerhausen
  • Additional document location Nordhausen
  • Additional document location Northeim
  • Additional document location Uslar
  • Additional document location Brakel
  • Additional document location Paderborn
  • Additional document location Soest
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  • Additional document location Barmen
  • Additional document location Köln
  • Additional document location Kall
  • Additional document location Jünkerath
  • Additional document location Malmedy
  • Additional document location Trois-Ponts
  • Additional document location Lüttich/Liége
  • Additional document location Namur
  • Additional document location Charleroi
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  • Additional document location Saint-Mard (Somme)
  • Additional document location Laboissière-en-Santerre
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ID
1285 / 10780
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Rheinboldt, Sigrid
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


May 28, 1918 – July 6, 1918
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